Nachdem die verkehrsgefährdenden Bierbikes inzwischen glücklicherweise verboten sind, kann man nun ein sogenanntes „Cobi“ mieten – ein „Conference Bike“, das so konstruiert ist, daß sieben Fahrer im Kreis sitzen und treten müssen, während einer von ihnen lenkt. Der Vorteil für die anderen Verkehrsteilnehmer: Es ist keine Bierzapf- und Musikanlage vorhanden. Schlappe 99 Euro kostet das Gefährt für die erste Stunde, für 30 Euro mehr kann man es zwei Stunden behalten, und will man noch einen albern kostümierten Lenker dazu, muß man pro Stunde nochmal 30 Euro drauflegen.
Schlagwort: Altstadt Nord
Gegensätze
Laut einer Meldung der Presseagentur dpa-AFX haben die Deutschen ein Privatnettovermögen (Geld, ohne Immobilien und Sachwerte) von 4,93 Billionen Euro (4.930.000.000.000,00).
Seit 1998 sind die Anzahl der „Tafeln“ zur Abgabe von gespendeten Lebensmitteln an Bedürftige von 100 auf ca. 890 im Jahr 2011 gestiegen.
Mittelstr.
Fahrradfahrer, das ist ja allgemein bekann, haben eine höhere Lebenserwartung, wenn sie während der Fahrt einen Helm tragen. Wer leben will, muß zu Opfern bereit sein, deshalb hat man lange Zeit nur extra häßliche Helme hergestellt. Die Verkäufer in den Fahrradläden haben nie eine lustigere Zeit, wenn mal wieder ein Käufer mit einem Helm den Laden verläßt, den selbst ein Karnevalist bei größter Trunkenheit verschmähen würde. Das ist nun endlich vorbei: Sicherheit muß nicht abschreckend sein! Für Fußgänger ist das Design auch als Ganzkörpervariante erhältlich.
Neumarkt
In vielen Städten Deutschlands, so auch in Köln, wurden in der vergangenen Woche Ausgaben des Korans kostenlos an Interessierte abgegeben. Obwohl weder auf den Plakaten noch in den jeweiligen Exemplaren steht, von welcher Gruppierung die Bücher verschenkt werden, weiß man inzwischen, daß es sich dabei um Salafisten handelt, eine, wie es in den Nachrichten heißt, konservativ-fundamentalistische oder sogar militante Strömung des Islams mit Kontakt zu terroristischen Islamisten. Große Aufregung. Dürfen die das? „Guten Tag, ich bin Terrorist von Beruf, darf ich Ihnen einen Koran schenken?“ Das ist doch Quatsch, die Redaktionen sollten sich etwas zurückhalten mit ihren Unterstellungen. Soweit ich mich erinnere, ist Terrorismus gesetzlich verboten.
Allerdings bin ich der Meinung, daß religiösen Schriften nicht an Minderjährige abgegeben werden sollten, das gilt aber auch für die Bibel. Solange man dieses Werk nicht unterm Ladentisch verkaufen muß, gilt das gleiche Recht für den Koran oder die Mao-Bibel.
Hohenzollernring
Lifestyle von anderer Art, als man sich auf dem Lifestyle-Markt vorstellen kann und will: Nun schon seit ein paar Wochen haben sich hier unter dem schützenden Dach des geschlossenen Filmpalasts mitten in der Stadt ein paar Obdachlose häuslich eingerichtet: Schlafsäcke auf Matratzen, Nachtschränke mit Büchern, die Jacken ordentlich aufgehängt, und sogar ein paar Bilder hängen an der einen Wand. Wenn ich es nicht besser wüßte, könnte ich glauben, das wäre eine Kunstaktion, ein „Lie-In“ oder sowas, denn es gäbe keinen besseren Ort dafür, hier kommen täglich ein paar tausend Menschen vorbei. Mich wundert, daß die sichtbare Armut hier so lange geduldet wird, in Bahnhofsnähe werden Obdachlose gern mal mit dem Wasserschlauch weggespritzt. Und wenn die sich dann verziehen, hat man das Problem gelöst, so einfach ist das.
Ina-Gschlössl-Weg
Kirche und Kommerz, die innige Verbindung soll ja ein typisch rheinländisches Merkmal sein, und in Köln wird sie im Stadtbild sinnfällig. Das Fenster, in dem sich die Konsumtempel spiegeln, gehört zum Café/Restaurant „Stanton“ hinter der Antoniterkirche in der Fußgängerzone. Trotz hoher Sichtbetonwände ist es dort nicht ungemütlich, und der Kaffee schmeckt auch ganz gut – was man leider vom Essen nicht unbedingt behaupten kann: Nichts Besonderes, und das zu stolzen Preisen, nach ein paar Versuchen gehe ich lieber woanders hin, wenn ich Hunger habe. Dazu kommt noch folgende Eigenheit: Die Bedienung läßt lange lange auf sich warten, erst beim Bestellen, dann beim Bezahlen – wenn man sich mal richtig schön aufregen will, ist man hier richtig.
Am Domhof
Ich hatte mir überlegt, mir einen roten Schirm zu kaufen, aber dann fiel mir ein, daß ich gar keinen Schirm brauche, meistens habe ich keine Hand frei, um ihn zu halten, außerdem reicht mir meine Anorakkapuze. Aber wenn ich König wäre, dürfte es in meinem Reich keine anderen Schirme geben als rote. Das hebt einfach die Stimmung bei grauem Wetter.
In der Innenstadt
Überall in der Stadt stehen diese jahreszeitbedingten Tollwutwarnmännchen, hat aber nicht viel Zweck, ein Blick aus dem Fenster reicht, um zu sehen, daß die Befallenen zombiehaft über die Gehwege torkeln. Ich bringe mich in Sicherheit – heute fahre ich nach Berlin.
Rote Nasen gibt es dieses Jahr übrigens auch in Blau und Schwarz – irre lustig, paßt zu jedem Gesichtsausdruck.
Bis nächste Woche.
Apostelnstr.
Eins muß man dem Bundespräsidenten lassen: Er schafft es, sich weit über Wert zu verkaufen. Die Bundeskanzlerin bringt es dagegen nur auf magere 16,95 und muß sich dann noch gefallen lassen, daß man Zitronen auf ihr ausdrückt. Gut, das mag dann natürlich keiner mehr trinken: „Frisch ausgepreßt mit Angies Hilfe!“ – allein die Ankündigung stößt einem schon sauer auf, wie die meisten Ankündigungen, die mit ihr zusammenhängen. Aber diese Funktionalität zeigt mehr praktischen Nutzen, als der Bundespräsident jemals haben wird – von dem für seine Millionärsfreunde mal abgesehen.

