Urlaub Hermannsweg: 7. Etappe – Leopoldstal

Da ist er endlich, der Namensgeber des Wanderweges.

Um zu ihm zu gelangen, müssen wir die steilste Steigung der ganzen Wanderung bewältigen – uff!

Von hinten …

… und von vorn. Äh … pardon, falsches Foto …

… nochmal: Und von vorn. Für 3 Euro kann man den Sockel besteigen. Auch die Figur hat innen eine Treppe, aber die ist nicht mehr öffentlich zugänglich, seitdem einmal ein Tourist aus einem der Nasenlöcher gefallen sei, wird augenzwinkernd behauptet.

Könnte stimmen, der Kopf allein hat eine Höhe von 4,50 m.

Der Grund für seine Verehrung: Hermann/Arminius einte die untereinander feindlichen Germanenstämme, dezimierte so die römischen Besatzer erheblich und drängte sie zurück bis an den Rhein – und gab so ein Beispiel für die Kraft eines geeinten Volkes, dessen man sich im 19. Jahrhundert nur zu gern erinnerte: Große Teile des heutigen Deutschlands bestanden aus Kleinstaaten, mit jeweils eigener adliger Führung, eigener Wirschaft, eigenem Heer usw. Das war nicht nur in Kriegszeiten ineffektiv, auch wirtschaftlich warf es nur wenig Gewinn ab, wenn man z.B. Waren vom Süden in den Norden transportierte, mußte man x-mal Zoll bezahlen. Außerdem fühlte man sich den anderen „großen“ Nationen gegenüber minderwertig. Um die Einheit voranzutreiben und der Sehnsucht danach Nahrung zu geben, beschwor man „deutsche“ Großtaten und „deutsche“ Größen, was langfristig in einen chauvinistischen Nationalismus führte, der 1945 endete, jedenfalls vorerst. Die Bundesregierung im Verein mit Bundespräsident Gauck macht gerade den Versuch, die militärische Rolle Deutschlands neu zu definieren – es scheint ihnen nicht klar zu sein, daß wir vor dem Hintergrund unserer Geschichte allen Grund haben, uns zurückzuhalten. Oder es ist ihnen egal.

Weitere Beispiele für die Beschwörung und Feier des Deutschtums sind übrigens die Walhalla bei Regensburg und auch – die Vollendung des Kölner Doms.

Ernst von Bandel hieß der Bildhauer, der ein paar Jahre in einer Hütte auf der Baustelle gelebt hat. Woher der Name „Hermann“ für Arminius herkam, weiß man nicht mehr genau, nur, daß er ungefähr um 1500 zum ersten Mal auftauchte. Heer und Mann – das schafft Respekt, Arminius hingegen klingt nach kraftlosem Schriftgelehrten aus Italien, ausgerechnet!

Die Italiener, die verhacken wir zu Wurst, hoho! Varus, der römische Verlierer der Schlacht 9 nach Chr., kann hier in kleinen Dosen mit nach Hause genommen werden.

Nicht mehr weit, und wir erreichen die Externsteine. Der Wanderführer möchte uns noch ein paar Kilometer weiterschicken, auf den Velmerstot, aber da waren wir schon, ihr erinnert euch vielleicht: Der Eggeweg beginnt hier bei den Externsteinen, wir sind ihn vor zwei Jahren bereits gegangen (wer will, liest hier weiter).

Wir kürzen ab. In Leopoldstal, einem Ortsteil von Horn-Bad Meinberg, steht die Pension „Alte Schule„, die schönste Unterkunft unserer Wanderung. Hier könnte man glatt eine Woche logieren, als Station für kleine Ausflüge in die Umgebung.

Das war’s – eine empfehlenswerte Wanderung, auch anstrengend, aber mit der richtigen lustigen Begleitung ein Vergnügen. Hm – wo wandern wir als nächstes hin?

Ende.

Urlaub Hermannsweg: 6. Etappe – Hörste

Wieder mal ein Turm, „Eiserner Anton“ wird er genannt, warum, habe ich nicht herausgefunden. Der Fabrikant, der ihn gestiftet hat, nannte ihn Bismarck-Turm, zu Ehren des Otto von. Wir warten, bis die Mountainbike-Fahrer genug geguckt haben.

Apropos: Links hoch ist wirklich sehr steil, daß schafft selbst der geübte Biker kaum. Man begegnet relativ vielen Moutain-Bikern, aber man verträgt sich, auch wenn die Wege manchmal schmal sind.

Ein sehr großes „Ehrenmal“, für die „Gefallenen“ (gemeint sind die Dahingemetzelten) des 1. Weltkrieges.

Einer der letzten überlebenden Offiziere des hier geehrten Regiments, Curt Roß, sagte 1978 in einer Ansprache: „… unsere vorausgegangenen Brüder werden uns einmal fragen, ob wir genug dafür getan haben, daß ihr Opfer den Sinn erhalten hat, daß sich solche Gewaltsamkeit nicht wiederhole.“ Das kann man schnell beantworten: Im Gegenteil. Der Bundespräsident schlägt schon die Trommel, es sei „manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen“ – und sie erstmal anderen in die Hände zu drücken, die ersten Maschinengewehre sind geölt und verpackt fürs wilde Kurdistan.

Wenn man Wald im Hintergrund hat, hat man Platz, um alle möglichen Denkmäler hinzustellen, sagt man sich offenbar in den anliegenden Städtchen, denn da wollen sowieso keine Autos parken. Im Ort ist das ja anders. Dieser Steinhaufen ist für Hermann Löns, der hier auch mal wanderte (ich darf auf keinen Fall berühmt werden, sonst ehrt der nächste Haufen Videbitis). Der Dichter war eher keine angenehme Person, wenn man dem interessanten Wikipedia-Artikel glauben darf. Lesenswert!

Über Hörste, unserem Etappenziel, kann ich nicht viel sagen, die Häuser vermitteln den Eindruck eines Speckgürtelortes, wo Leute in Häusern mit großen Vorgärten schlafen. Über das Hotel schweigen wir lieber, ist ja klar, daß nicht alle Hotels 5 Sterne haben können. Aber das Essen war gut.

Fortsetzung folgt.

Urlaub Hermannsweg: 5. Etappe – Bielefeld

Die Gegend, durch die wir laufen, ist die alte Grafschaft Ravensberg, über 600 Jahre (bis 1807) regierten hier die Grafen und ihre Nachfolger. Fünf Burgen hatten sie, die bekannteste ist die Sparrenburg in Bielefeld. Turm und Haus oben sind die Reste der Burg Ravensberg. Heute gibt es einen Biergarten und ein kleines Open-Air-Theater. Auf Schildern wird man gebetenangewiesen, sein Fahrrad vor den Toren an einer bestimmten Stelle zu deponieren, die Gaststätte nicht durch eine bestimmte Tür zu betreten, sondern durch eine andere usw., sonst …

… kommt man an den Pranger. Der Ton hier in der Gegend ist etwas rauer als im Rheinland (und auch als in jeder anderen Gegend, die ich kenne). Als wir in Bielefeld essen waren, servierte die Bedienung uns unsere Speisen mit einem Gesichtsausdruck, der mit „Abscheu“ nicht übertrieben bezeichnet werden kann. Als ich sie nach der Mahlzeit fragte, ob ich vielleicht noch einen Schnaps bekommen könne, brachte sie mir nicht etwa die Karte, sondern raunzte mich an: „Obst oder Kräuter!“ – oder Pranger!? – schwang da unheilvoll mit, ich war froh, daß kurz vorher am Nebentisch jemand Bommerlunder bestellt hatte, und obwohl ich keine Ahnung hatte, was das war, bestellte ich das auch schnell. Puh – nochmal davongekommen. Und wie der schmeckt, weiß ich jetzt auch.

Kennt jemand noch Karl Carstens? Anfang der 80er war er Bundespräsident von Deutschland. Ob er sich wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP in den 40ern geschämt hat, weiß ich nicht, jedenfalls war die Scham nicht groß genug, ihn davon Abstand nehmen zu lassen, sich ins höchste Amt Deutschlands wählen zu lassen. Da er als Bundespräsident offenbar nicht viel zu tun hatte, wanderte er mit seinen Bodyguards und den Honoratioren der jeweiligen Gegenden durch die Bundesrepublik. Hier hat er offenbar eine Eiche gepflanzt – Eichen können über 1000 Jahre alt werden. Diese hat es allerdings so wenig geschafft, wie das Tausendjährige Reich, dessen Anhänger Carstens in jüngeren Jahren war.

Da müssen wir hoch – in der Karte steht irgendwas von Kaffeemühle.

Zu früh gefreut, kein Latte macchiato: Der „Lustpavillon“ wird nur so genannt, weil er so ähnlich aussieht und außerdem von einem Kaffeehändler errichtet wurde, der hier um 1800 einen Landschaftspark besaß.

Eine geschichtsträchtige Etappe: Dieser Haufen von 1930 ist ein Denkmal für Walther von der Vogelweide, dem berühmten mittelalterlichen Minnesänger, zu dessen 700. Todesjahr. Der Sänger war zwar nie hier in der Gegend, aber egal; als letzter Satz steht auf dem Stein:
„Walther von der Vogelweide,
wer sein vergäße, tät mir leide!“
Weia!

Und noch ein Denkmal: „Lerne leiden, ohne zu klagen.“ Was sich nach dem üblichen christlichen Masochismus anhört, soll angeblich ein Satz aus dem Munde Kaiser Friedrich III. sein, ihr wißt ja alle, wer das ist … nein? Kaiser Friedrich war einer der Kaiser im sogenannten Dreikaiserjahr 1888. Nachdem sein Vater, der erste deutsche Kaiser Wilhelm I., (endlich) gestorben war, übernahm er dessen Amt für genau 99 Tage, dann starb auch er, an Kehlkopfkrebs. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Wilhelm II., der Deutschland in den 1. WK führte.

Nach so viel Bildung brauchen wir erstmal eine Erfrischung. Äh – hallo, Bedienung, was macht der Strohhalm in meinem Kaffee?

Endlich! – Bielefeld.

Das ist die Sparrenburg, von der ich schon geredet habe, das Wahrzeichen der Stadt, allerdings haben wir sie nicht genauer angesehen, denn wir sind platt: 25 hügelreiche Kilometer, das war bis jetzt die schwerste Etappe.

Einen Park bei der Kunsthalle …

… eine geschniegelte Fußgängerzone, die ganz gemütlich wirkt …

… und einen sogenannten Gnadenstuhl, der auf sympathische Weise mißbraucht wird, viel mehr haben wir nicht gesehen von Bielefeld.

Plus diesen optimistischen Spruch einer Schuhfirma – wir hoffen, sie hat recht.

Fortsetzung folgt.

Urlaub Hermannsweg: 4. Etappe – Borgholzhausen

Nur die Harten kommen in den Garten, heißt es ja, also die Kinder in den Kindergarten, die sich von Totenmasken nicht abschrecken lassen. Kindheit in Niedersachsen ist hart, das weiß ich aus eigener Anschauung.

Keine Frage, Zecken sind gemeine Biester, in dieser Gegend aber eher ungefährlich.

Bibendum heißt das Michelin-Reifenmännchen, von dem Satz „Nunc est bibendum!“, übersetzt: Jetzt laßt uns einen trinken. Den Spruch haben die Gestalter von einer Brauerei geklaut, auf dem Werbeplakat für die Reifenfirma schluckt die Figur keinen Alkohol, sondern die Hindernisse, die auf dem Weg liegen. Kurios.

An ein paar Schilder kann ich mich noch erinnern.

Noch ein Schritt, vorbei an diesem Grenzstein mitten im Wald, und wir sind wieder in Nordrhein-Westfalen, genau gesagt, in OWL. Selbst der Moderator des TV-Regionalprogramms spricht nur von OWL, und es dauert etwas, bis wir darauf kommen: Ostwestfalen-Lippe. Das H auf dem Stein steht übrigens für Hannover, auf der anderen Seite ein P für Preußen. Da hat sich also die Grenze zwischen diesen beiden Ländern seit der Zeit, als das Rheinland und Westfalen preußisch waren, nicht verändert.

Auch in OWL gibt es Kunst, Landart.

Manchmal steht ein Turm am Wegesrand, von dem aus man sich einen Überblick verschaffen kann – über Wald und Siedlungen. Viel zu sehen ist also nicht, aber das Gefühl von Weite ist mal ganz schön, unten sieht man ja immer nur bis zur nächsten Wegbiegung. Früher war hier nur Wald, ohne gut ausgebaute und markierte Wanderwege, aber die Römer haben schon ganz andere Dinge gemeistert, dachten sie wohl. Einer ihrer Verbündeten, der Cheruskerfürst Arminius, den man später Hermann nannte, führte sie hier in der Gegend in einen Hinterhalt, wobei 15.000 bis 20.000 Römer ihr Leben verloren. Für diese Großtat ist man Arminius/Hermann heute noch so dankbar, daß man (nicht nur) diesen Wanderweg nach ihm benannte. Nach Varus hingegen, dem römischen Verlierer, nannte man die Schlacht – und eine Leberwurst. Dazu später mehr.

Borgholzhausen, unser nächstes Etappenziel, macht einen seltsam leblosen Eindruck. Gegenüber der Kirche gibt es ein Imbißrestaurant mit Pizza und Falafel, eine Attraktion, die von der Jugend der Gegend und uns gern genutzt wird.

Eine große Tankstelle, ein riesiger Supermarkt, daneben noch Aldi und Kik – was braucht man mehr? Touristen wissen wahrscheinlich nicht, was sie hier sollen, also wird hier nur gewohnt. Das Restaurant in unserem Hotel wurde bereits aufgegeben.

Sehr schade – das Hotel macht einen wirklich guten Eindruck und hätte mehr Kundschaft verdient. Beim Frühstück waren wir die einzigen Gäste und durften uns trotzdem von einem großen, liebevoll angerichteten Buffet bedienen – großartig! Hotel Meyer, zentral in Borgholzhausen – wer mal zufällig vorbeikommt, sollte unbedingt hier übernachten, allein schon wegen des Frühstücks!

Man nennt den Ort übrigens auch Honig- und Lebkuchenstadt, da von hier aus die ganze Republik und viele Kirmisse und Kramermärkte mit diesen Backwaren beliefert wurden. Inzwischen gibt es aber nur noch einen Betrieb, der sie herstellt. Wo die Liebesherzen wohl jetzt herkommen? Aus China vielleicht? Chinesische Fabrikarbeiter müssen zu Niedrigstlöhnen Schriftzüge aus Zuckerguß auf Lebkuchenherzen schreiben, von denen sie kein Wort begreifen, „Schnucki, gib mir einen Bussi“ und „Herzilein, du allein“? Gut, da ist es vielleicht eine Gnade, daß sie nicht wissen, was sie da schreiben.

Ah – hier gibt es also doch Menschen! Die sind bloß gerade beschäftigt mit der Herstellung von Wurst und Brot. Oder mit ihrer Vertilgung, und das macht man ja zu Hause.

Fortsetzung folgt

Urlaub Hermannsweg: 3. Etappe – Bad Iburg

Da hat doch auf den Grünstreifen, wo der Anwohner das Gras für seine Kaninchen schneidet, ein Hund hingekackt. Flugs wird ein Schild aufgestellt (rechts unten). Am nächsten Tag wundert sich der Hund, wieso auf seinem Klo so ein komisches Schild steht, macht sein Geschäft zwei Meter weiter – und stellt seinerseits ein Schild auf mit einer harmlosen Frage (rechts oben). Der Anwohner schäumt und antwortet gepfeffert (in blau). Der Hund geht noch zwei Meter weiter … usw. Wir wissen nicht, wie viele Schilder noch folgen, denn: Wir müssen weiter.

Hügel auf, Hügel ab, Hügel auf, Hügel ab … anstrengend, da muß man aufpassen, daß man den Halt nicht verliert vor lauter Schwäche. Oft hört man in dieser Gegend übrigens Holländisch, auch Beschriftungen sind häufig in dieser Sprache. Offenbar sind unsere Flachlandnachbarn gern hier, im Teutoburger Wald.

Ein Stück unseres Weges säumt riesige Tagebauareale, hier wird Kalkstein abgebaut.

Aber meistens sieht es so aus. Wir haben Glück – es ist trocken und nicht zu heiß, genau das richtige Wanderwetter.

Bei aller Natur brauchen wir auf Kultur nicht zu verzichten: Urban Rural knitting.

So oft ich dieses Foto ansehe, frage ich mich, welcher Buchstabe oder Buchstabengruppe in dem Wort „Schaun’s“ fehlt – Schaunes? Schaunts? Schaunschs? Habt ihr eine Idee? Malepartus, der Name bedeutet in Tierfabeln einen Fuchsbau. Die „Jausenstation'“ bezeichnet sich als die nördlichste Almhütte Deutschlands, tatsächlich gibt es Bier in Maßkrügen, Hax’n und mittelmäßigen Apfelkuchen.

Anhäger mieten kann man hier auch, so scheint es.


Foto c Die Störchin

Hurra, das nächste Etappenziel ist erreicht – Bad Iburg in Niedersachsen, wieder so eine Kleinstadt, die sich durch Eingemeindungen nach allen Seiten ausdehnt. Der Stadtkern um die Burg herum ist hübsch, auch wenn man schnell merkt, daß die Stadt schon bessere Zeiten gesehen hat, in den beiden Hauptgeschäftsstraßen habe ich vier leerstehende Ladenlokale gesehen.

Wahrscheinlich ein Schicksal, daß Bad Iburg mit vielen Kurstädten teilt. Es gibt noch eine Rehabilitationsklinik sowie ein Sanatorium für psychisch Kranke, ich vermute, in privater Hand – und weit angelegte Parks, wirklich nett. Nur in einem hat Bad Iburg wirklich Pech: So wie sich andere Städte in eine Flußschleife schmiegen, liegt die Kurstadt in einer Schleife der Bundesstraße 51, die von Bremen weit bis in den Süden an die französische Grenze führt und in diesem Abschnitt parallel zur Autobahn A1 verläuft: Manchmal folgt ein Brummi auf den anderen, und man hat Mühe, über die Straße zu kommen.

Da wir hier einen Tag Pause machen, können wir uns alle Attraktionen genauer ansehen.

Das ist die größte Taschenuhr der Welt, sie steht sogar im Guiness-Buch der Rekorde, wie man uns stolz versichert. Aber sollte eine Taschenuhr neben ihres Aussehens nicht mindestens zwei Grundeigenschaften haben, nämlich erstens, daß sie eine Uhr ist, und zweitens, daß sie in eine Tasche paßt? Okay, manchmal bin ich ein Spielverderber, ich meine ja nur …

Das Uhrenmuseum mit über 800 Uhren ist sehr liebevoll getaltet. Hier gibt es alles …

… von mächtigen Kirchturmuhren …

… bis zu winzigen Uhren in Manschettenknöpfen. Wenn man durch die Räume läuft, hört es sich so an:

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Hier noch ein kleines Kuriosum: Als in den 60ern die ersten Schwarzweißfernsehgeräte auf dem Markt kamen, hatten viele Leute kein Geld für die Anschaffung. Also kaufte man es auf Pump und ließ sich dieses Zeitschaltgerät dazwischen installieren, für 1 Mark konnte man eine zeitlang fernsehen – irgendwann war das Gerät dann abbezahlt. Ich erinne mich: Noch in den 80ern habe ich solche Zeitschaltuhren in England an Heizkörpern gesehen.

Fortsetzung folgt.

Urlaub Hermannsweg: 1. Etappe – Riesenbeck – 2. Etappe – Tecklenburg

Auf geht’s! 156 Kilometer liegen vor uns. Der Weg ist mit einem H bezeichnet – eine gute Karte ist trotzdem unbedingt nötig, denn nicht immer ist die Wegbezeichnung vorhanden oder eindeutig.

Der Hermannsweg sei einer der schönsten Deutschlands, habe ich gelesen – die erste Etappe geht erstmal weitgehend über flaches Land, das überall sein könnte. Nicht schlecht als Auftakt, schließlich laufen wir nicht jeden Tag bis zu 25 km.

Das Schild ist alt, wir haben jedenfalls keine Geräte gesehen (muß es nicht heißen: Die Standortaltistin?).

Könnte auch mal wieder zum Frisör gehen (nein, das ist kein Selfie).

Wald bei … äh, Dingenskirchen, wie heißt der Ort noch gleich …

… ah ja, „Nasses Dreieck“, hier fließen der Mittellandkanal und der Ems-Dortmund-Kanal zusammen.

In der Nähe liegt Riesenbeck, Ende der ersten Etappe, über das ich weiter gar nichts sagen kann, außer daß es hier Bewohner gibt, die ihre Strümpfe zum Trocknen rund ums Haus hängen. Merkwürdig.

Der Barfüßige, der hier im Wald hängt, brauchte nie Strümpfe.

Die Leute, die hier wohnen oder wandern, müssen lange Arme haben.

Wir müssen zum „Hockenden Weib“ – wir sind gespannt!

Da ist es – vom Wanderweg aus ist die Form nicht erkennbar, daher müssen wir uns mit der Abbildung begnügen. Vor 135 Millionen Jahren schlug hier die Meeresbrandung an die Felsen.

Mit Kapuzenjacke und sozialistischem Gruß hockt hier ein anderer – Karl der Große war hier, auf seinem Weg von Goslar nach Aachen, im Jahre 813. Man nannte ihn auch gern den Sachsenschlächter, weil er die Sachsen lieber totschlug, als ihren Glauben zuzulassen, aber davon will man hier nichts wissen.
Dagegen weiß ich jetzt auch, für wen die Raststätte ist, die die langen Arme erfordert.

Nachdem wir uns erfolgreich an unheimlichen Waldtieren vorbeigeschlichen haben …

… gelangen wir endlich zum mittelalterlichen Tecklenburg, ein kleines Städtchen auf einem Hügel. Wirklich nett hier.


Foto c Die Störchin

Ah! – das haben wir uns verdient. Obwohl die zweite Etappe nur 15 km lang war, sind wir erschöpfter als am Vortag.

Fortsetzung folgt.

Urlaub Hermannsweg: Ankunftstag Rheine

Rheine, eine Stadt 40 km nördlich von Münster und der Ausgangsort unserer Wanderung auf dem Hermannsweg, müßte eigentlich Emse heißen, denn sie liegt gar nicht am Rhein, sondern an der Ems.

Sonntagnachmittag in einer typischen Fußgängerzone, viel los ist hier nicht …

… aber es gibt nette Plätze mit Cafés. Eine Kleinstadt, genau richtig für einen Halbtagesbesuch.

Eine Stimmung zwischen Idyll und Tristesse, wie sie wahrscheinlich vielen Kleinstädten zueigen ist, das hat der Bildhauer dieser Brunnenskulptur schon ganz richtig erkannt.

Rheine hat allerdings mehr zu bieten als eine Fußgängerzone: Man muß ein bißchen entlang der Ems laufen, vorbei an rätselhaften Kunstwerken …

… zur Saline „Gottesgabe“, wo bis 1952 Salz gewonnen wurde. Seitdem hat man den „Salinenpark“ angelegt, der auch ein Museum beherbergt, wo man die Techniken der Salzgewinnung kennenlernen kann. Oben sieht man ein sogenanntes Gradierwerk:

Das salzhaltige Wasser, die Sole, wird oben über das dicht aufgeschichtete Astwerk geleitet. Durch Wind und Sonne verdunstet ein Teil des Wassers, so daß das restliche Wasser, das unten wieder aufgefangen wird, einen viel größeren Salzanteil hat. Das wiederum hat zur Folge, daß man in der Salzsiederei mit gleicher Energie eine viel größere Ausbeute erzielt. Geschickt!

Gleich neben der Saline befindet sich ein großer Zoo – eigentlich finde ich Zoos doof, eingesperrte Tiere, die einen strengen Geruch verbreiten, das ist nicht mein Fall, selbst wenn frisch frisierte Punkervögel um Aufmerksamkeit bitten. Dieser Zoo hat jedoch eine besondere Attraktion:

Störche2

150 Störche, so viele haben wir noch nie auf einmal gesehen. Das Gif zeigt eine Fütterung, eine Zoomitarbeiterin hat gerade zwei Eimer mit männlichen Kükenleichen aus einem nahen Legebetrieb auf den Rasen geschüttet.

Viel Grün um Rheine, wenn man seine Ruhe haben will, kann man hier wahrscheinlich gut Urlaub machen, man muß nur aufpassen, daß man nicht von den zahlreichen älteren Herrschaften mit ihren angemieteten E-Bikes über den Haufen gefahren wird.

Fortsetzung folgt.

Urlaub, Ausflug nach Münster

So, es ist wieder soweit, alle Urlaubsfotos sind abgespeichert und gesichtet, und ihr müßt sie nun alle ansehen. Keine Angst, da ich blöderweise das falsche Ladegerät eingepackt hatte und mir unterwegs ein neues übers Internet bestellen mußte, sind es nicht viele Fotos geworden, nur 1.200, die schafft ihr an einem Nachmittag.

Weil sie in der Nähe unserer Wanderungsstartstadt liegt, besuchten wir für einen Tag die schöne Stadt Münster, deren größte Kirche nicht Münster heißt (wie z.B. in Ulm und Freiburg), sondern Dom. Die Empfangsdame in unserem Hotel schickte uns sofort zum Wochenmarkt, das müsse man gesehen haben. Ja, stimmt, ganz nett …

… aber der Platz ist auch ohne Stände imposant.

Am Rand des Marktes gibt es ein großes Café, in dem man auch Eis essen kann.

Die beiden Türme sind romanische Architektur, das Langhaus dagegen ist gotisch, was man wegen der breiten Wuchtigkeit erst auf dem zweiten Blick sieht – der gotische Kölner Dom sieht anders aus.

Früher war im Westwerk ein großes gotisches Portal, das der 2. WK zerstörte. Die Kirche wurde in der Nachkriegszeit weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut, nur hier sträubte sich der damalige Bischof Keller, den Wünschen der Denkmalpfleger und der Münsteraner Bürger entgegenzukommen. Die Bürger rächten sich, indem sie die 16 kleinen Fenster verächtlich „Kellerfenster“, „Wählscheibe Gottes“ und „Seelenbrause“ nannten.

Einen Kreuzgang gibt es auch, laut Wikipedia einer der wichtigsten Aufenthaltsräume eines Klosters. Hier trafen sich die Mönche, um ein kleines Schwätzchen zu halten oder beim Kartenspiel ein kühles Bier zu trinken – stelle ich mir vor.

In der Innenstadt wimmelt es von Kirchen, man kann kaum um eine Ecke gehen, ohne schon wieder eine neue zu entdecken. Dieses Foto zeige ich aber aus einem anderen Grund: Münster ist genau wie Köln im 2. WK von den Engländern fast komplett zerstört worden, sodaß man hinterher vor der Frage stand, ob man der Stadt das alte Gesicht wiedergeben oder radikal neu bauen sollte. Auf den ersten Blick ist die Mischung aus Restaurierung und Neubauten einigermaßen gelungen, man fühlt sich wohl, wenn man durch die Straßen läuft. In Köln hat man leider viel zu viel dem Autoverkehr und anderen kommerziellen Interessen geopfert.

Sehr schön (und sehr touristisch natürlich) die historischen Kaufmannshäuser am Prinzipalmarkt …

… mit ihren mächtigen Arkadengängen …

… in denen man sich wunderbar unterstellen kann, wenn ein Wolkenbruch vom Himmel kommt.

Souvenier gefällig? Das Geschäft war schon geschlossen, sonst hätte ich mir vielleicht eine Klingel gekauft aus der Fahrradstadt Münster. So viele Fahrradfahrer haben wir allerdings gar nicht gesehen – vielleicht liegt es an den Semesterferien, 17% (=ca. 50.000) der Einwohner sind Studenten, die z.Z. im Straßenbild fehlen.

Apropos Studenten: Dieses herrschaftliche Schloß aus dem 18. Jahrhundert beherbergt heute die Universität. Gut, daraus zu schließen, man sei geadelt durch ein Studium an diesem Ort, ist wahrscheinlich übertrieben. Aber immerhin eine schöne „Location“ zum AbhängenLernen.
Für den von Kyrill stark gebeutelten Schloßpark kann man übrigens auch Bäume spenden, 350 Euro bezahlt man hier für eine Steinstele, die am Fuß des Baums eingelassen wird. Ihr erinnert euch: Die gierige Kölner Verwaltung verlangt 600 Euro für eine Plakette für drei Jahre!

Fortsetzung folgt.