Urlaub 2. Station: Regensburg (3)

Dieser von außen unscheinbare Klotz war der Grund, weshalb wir überhaupt nach Regensburg gefahren sind: Meine Begleiterin hatte im TV eine Doku darüber gesehen.

Das Gebäude ist eine moderne Kirche – wow! Wenn man sie betritt, kommt man sich vor wie in einem futuristischen Film.

Großartige Architektur. 2004 wurde St. Franziskus im Stadtteil Burgweinting fertiggstellt.

Sehr sehenswert auch das „Kunstforum Ostdeutsche Galerie“ mit Bildern und Skulpturen von der Romantik bis heute. Das Museum ist klein, aber sehr fein. Die Pfeilerummantelung ist übrigens aus Velours.

Wenn ich das richtig verstanden habe, müssen die ausgestellten Künstler irgendeine Verbindung in den Osten haben, Otto Dix z.B. ist in einem Kaff bei Gera geboren worden, Lovis Corinth in Ostpreußen. Merkwürdiges Auswahlkriterium, aber egal: Ein Besuch ist unbedingt empfehlenswert.

Dann ist da ja noch das Schloß derer von Thurn und Taxis, ein riesiger Gebäudekomplex mit viel abgesperrtem Park drumherum. Die Fürstin Gloria verkauft Gummis (nur! die zum Kauen), Bier und anderes aus eigener Herstellung.

Gegen eine relativ hohe Gebühr darf man die fürstlichen Räume teilweise besichtigen – wir haben darauf verzichtet. Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis ist eine der wenigen Personen, die ich nicht persönlich kenne und gegen die ich trotzdem eine heftige Abneigung empfinde. An der obszönen Höhe ihres Vermögens kann es nicht liegen (laut Forbes-Liste ist sie 2,3 Milliarden US-Dollar wert), da hätte ich ja viel zu tun, wenn mich alle Reichen so berühren würden. Es hat eher mit ihrer Dummheit zu tun. Gut, wie kann man jemandem seine Dummheit vorwerfen, das macht man doch bei anderen Behinderungen auch nicht … ah – jetzt weiß ich: Es ist ihre Dummheit gepaart mit ihrer großen Klappe, was mich anwidert.

Stattdessen gehen wir lieber zu „Dampfnudel-Uli“, laut Sternekoch Alfons Schuhbeck der beste Dampfnudelkoch. Das ist ein zweifelhaftes Kompliment, denn Schuhbeck macht auch Werbung für Fertigsuppen. Ich habe die Dampfnudel probiert: Ja, okay. Ja, kann man essen. Mit Vanillesoße. Außerdem gibt es da einen leckeren Saft, irgenwas besonderes, was genau, habe ich vergessen. Und Stoiber war auch schon da, und gaaanz viele andere Prominente.

Hier waren wir zwar nicht essen, aber der Versuch, sich dem mittelalterlichen Brauch anzupassen, den Häusern Namen zu geben, rührt mich.

Das war Regensburg, ich kann es nur empfehlen. Was war noch? Ach ja:

Nächstes Mal bestimmt.

Urlaub 2. Station: Regensburg (2)

In Regensburg gibt es Geschlechtertürme, die kannte ich bisher nur aus Italien. Geschlecht ist hier im Sinne von Sippe/Familie/Clan zu verstehen. Wenn ein wohlhabender Regensburger Händler im Mittelalter seine Waren vor Diebstahl schützen wollte, lagerte er sie in einem Turm, dessen erster Stock nur durch eine Leiter erreichbar war, die einfach nach oben gezogen wurde, um die Güter unberechtigtem Zugriff zu entziehen. Je höher der Turm, desto mehr Waren und damit einhergehend, auch mehr Renommee des Händlers. Das machte die Konkurrenz neidisch, das wollen wir erstmal sehen, wer hier den Längsten hat, mag der Nachbar gedacht haben und setzte ein weiteres Stockwerk auf seinen Turm, was dann den nächsten neidisch machte, und so wuchsen die Türme in die Höhe.

Ein weiteres Angebergebäude kann man besichtigen, wenn man mit dem Ausflugsschiff die Donau hinabfährt: Die Walhalla. Völlig verrückt, wie da ein griechischer Tempel (dem Parthenon in Athen nachempfunden) in den bayerischen Wäldern steht.

Ludwig I., König von Bayern, hat die Walhalla 1830-42 erbauen lassen (nicht zu verwechseln mit dem Märchenkönig Ludwig II.), eine Ruhmeshalle, die die deutsch-germanischen Personen rühmen soll, die von besonderer Bedeutung waren und sind.

Innen findet man inzwischen 130 Büsten und 65 Gedenktafeln: Komponisten, Philosophen, Schriftsteller, Adelige, Militärs, eben alles, was Rang und Namen hat und mindestens 20 Jahre tot ist (die Liste findet man hier). Ihr könnt auch mich vorschlagen, wenn es soweit ist, der Bayerische Ministerrat entscheidet dann über die Aufnahme.

Turnvater Jahn neben Franz Schubert – die Nachbarschaft ist manchmal etwas willkürlich.

Und was macht Gollum hier? Ist der auch aus Deutschland? *räusper* Etwas mehr Ehrfurcht, Herr Videbitis! Das hier ist eine ernste Angelegenheit. Gut, das ist natürlich Immanuel Kant, den kennt doch jeder.

Zwischen den mächtigen Säulen hat man einen guten Blick auf die Donauumgebung.

Die Idee dieses Gebäudes ist vor dem Hintergrund der politischen Situation im 19. Jahrhundert zu sehen: Die Sehnsucht, aus den vielen deutschen Kleinstaaten ein einheitliches Gebilde zu machen, war groß, und so kam es oft zu einer Überbetonung alles Deutschen. Dennoch erscheint mir die Ruhmeshalle größenwahnsinnig und ist somit unfreiwillig wahrscheinlich kein schlechter Repräsentant dessen, was später alles in deutschem Namen angerichtet wurde.
Wer aus der Walhalla heraustritt, soll sich „teutscher“ fühlen als vorher, so war der Plan, die geballte Konfrontation mit den deutschen Größen sollte den Nationalcharakter bilden. Nationalcharakter ist ein merkwürdiger Begriff, ich vermute, daß es sowas gar nicht gibt, aber wenn man ihn finden will, sollte man eher in der Kleingartenverordnung des Schrebergartens am Fuße des Hügels suchen als in der Ruhmeshalle.

Urlaub 2. Station: Regensburg (1)

Wie jetzt – schon wieder zu Hause? Nee, dieser Dom steht nicht in Köln, sondern in Regensburg. Er ist ein wenig kleiner, hat aber eine ähnliche Geschichte wie der Kölner Dom: Im 13. Jahrhundert hat man angefangen mit dem Bau, zwischendurch ist das Geld ausgegangen, und erst im 19. Jahrhundert wurde er fertiggestellt.

Die Regensburger Altstadt wurde 2006 auf die Welterbeliste der UNESCO gesetzt – finde ich gut, denn sie ist wirklich sehr schön.

Viele Touristen laufen natürlich herum, aber hier wird auch gewohnt. Mittelalterliche Städte laufen ja leicht Gefahr, zu Museumsstädtchen zu werden, in denen man außer Besuchern und Personal niemand sieht, aber das ist hier nicht der Fall, was der Atmosphäre sehr gut tut.

Warten auf den Bus – der hier merkwürdigerweise durch die Fußgängerzone fährt.

Regensburg ist eine Universitätsstadt, was sich dadurch bemerkbar macht, daß die weitläufigen Grünanlagen und Biergärten von jungen Leuten bevölkert werden.

In der Donau liegen zwei bebaute Inseln, die von der „Steinernen Brücke“ überspannt werden, einem Wunderbauwerk des späten Mittelalters (1146), denn sowas hatte man bisher noch nicht gesehen. Die Brücke ist mitverantwortlich für die große wirtschaftliche und politische Bedeutung der Stadt zu der Zeit.
Erst seit ein paar Jahren ist sie für Autos und Busse gesperrt – das war eine gute Idee, die man auf die ganze Altstadt übertragen sollte.

Das „Bruckmandl“ (Brückenmännchen) soll der Brückenbaumeister sein, um den sich folgende Legende rankt: Brückenbaumeister und Dombaumeister wetteten miteinander, welches Gebäude zuerst fertig wird. Der Brückenbaumeister sah bald, daß der Dom unerwartet schnell in den Himmel wuchs, also machte er einen Deal mit dem Teufel: Teuflische Hilfe gegen die Seelen derjenigen drei, die die fertige Brücke als erstes überqueren. In kürzester Zeit stand die Brücke, die Wette war gewonnen, und Bischof und andere Würdenträger meldeten sich an, das Wunderwerk zu eröffnen … Der Brückenbaumeister mußte seinen Teil des Handels noch erfüllen – also schickte er einen Hahn, eine Henne und einen Hund über die Brücke. Der Teufel war über diese List so erbost, daß er den Bau wieder zerstören wollte, er stellte sich unter einen der Bögen und versuchte, ihn mit seien Schultern zu sprengen, schaffte aber nur eine Delle, die noch heute zu sehen ist.

Am Fuß der Brücke gibt es den ältesten Schnellimbiß der Welt: Die „Wurstlküche“. Hier war schon vor 800 Jahren eine Garküche. Heute ist es ein touristisches Highlight, aber angeblich essen auch die Regensburger hier gern.

Und das gibt es hier: Schweinswürstl mit Sauerkraut und süßem Senf. Doch, kann man essen, aber ehrlich? – muß man nicht unbedingt.

Essen kann man auch hier, in dem Biergarten „Alte Linde“ auf einer der Donauinseln, was man aber unbedingt unterlassen sollte. Aber sitzen und trinken kann man hier sehr schön. Wenn man sich ein kleines Bier bestellt, bekommt man einen halben Liter. Bayern eben.

Wenn man will, kann man seinen eigenen Bierseidel mitbringen: