Seid mir nur nicht gar zu traurig

Yann Tiersen: Eté l’après midi

Herbstgedicht

Seid mir nur nicht gar zu traurig,
Daß die schöne Zeit entflieht,
Daß die Welle kühl und schaurig
Uns in ihre Wirbel zieht;

Daß des Herzens süße Regung,
Daß der Liebe Hochgenuß,
Jene himmlische Bewegung,
Sich zur Ruh begeben muß.

Laßt uns lieben, singen, trinken,
Und wir pfeifen auf die Zeit;
Selbst ein leises Augenwinken
Zuckt durch alle Ewigkeit.

(Wilhelm Busch)

Sonnenweg

In einer Straße, die so heißt, möchte man natürlich erst recht nicht, daß da Tiere und Kinder überfahren werden. Und Vatis natürlich auch nicht.


Quelle: Google-Maps

Ganz anders verhält es sich im „Fegefeuer“ in Lübeck, vermutlich ist der Straßenname der Grund dafür, daß hier einige Ärzte ansässig sind, die versprechen sich ein gutes Geschäft. Wenn man in die Einbahnstraße (ganz klar, da muß man durch, ein Zurück gibt es nicht) einbiegt, passiert man erst eine Kosmetikschule (sagen ja schon die Pfaffen, daß das des Teufels ist), die nächste Straße rechts heißt „Hölle“ (kein Scherz) und ist – na? – richtig, eine Sackgasse. Wahrscheinlich enden die roten Buslinien direkt hier. Kurz bevor man das Ende des Fegefeuers erreicht hat, liegt links das Gebäude der katholischen Caritas – eine vielsagende Adresse, ich habe es immer schon geahnt. Wenn man dann am Ende angekommen ist, sieht man schräg gegenüber den „Lichtladen“ – ist das dann der Himmel, oder was? Ich weiß nur eins: So schnell sieht man mich nicht in Lübeck. Lieber laß ich mich im Sonnenweg nicht überfahren.

Wetter

Bei so einem Wetter ist es gut, wenn man von netten Freunden eingeladen wird, die am Stadtrand wohnen, einem den Platz auf der Hollywood-Schaukel überlassen und kühle Getränke und leckeren Salat servieren, ohne daß man selbst einen Finger krümmen muß.

Wieder zu Hause, klopfte jemand gestern Abend plötzlich an mein Fenster, was bemerkenswert ist, da ich im dritten Stock wohne. Als ich nachsehen wollte, riß heftiger Sturmwind mir fast die Fensterflügel aus den Händen.

Ich war froh, daß ich nicht unterwegs war, umgestürzte Bäume verursachten ein mittleres Chaos, Züge hatten Verspätung, Straßenbahnen blieben stehen und mußten die Fahrgäste auf offener Strecke herauslassen, wie mir eine Freundin erzählte.