Fast ein Drittel der 125.000 Einwohner Würzburgs sind Studenten, von denen viele Mitglieder von Studentenverbindungen sind, die Stadt gilt als eine Hochburg von Burschenschaften, von denen ca. die Hälfte schlagende Verbindungen sind, d.h., ihre Mitglieder versuchen, sich mit Säbeln gegenseitig Schmisse ins Gesicht zu schneiden, die dann mit Stolz getragen werden. Tja, es gibt idiotische Rituale, die nie eingehen.
Gesoffen wird bei diesen Veranstaltungen wahrscheinlich auch wie seit eh und je, aber man bleibt unter sich. Hier ist (noch) nicht viel los …
… am nächsten Tag um so mehr: Ein Weinfest, getrunken wird natürlich der berühmte Frankenwein.
Da man für den Rest des Jahres nicht auf das Getränk verzichten will – einen guten Grund, das Glas zu heben, gibt es immer – ist es inzwischen Brauch, sich auf der steinernen Brücke gegen Abend ein, zwei Schoppen zu genehmigen. Der „Abend“ beginnt bereits am frühen Nachmittag, der Wein kommt aus einer Zapfanlage – eine Goldgrube für die beiden Weinstuben.
Wir haben es auch ausprobiert, aber wirklich abends – nicht übel, eine angenehme Stimmung.
Wer keinen Wein mag, kann auch Seelen kaufen, im Angebot. Es soll ja immer wieder Leute geben, die ihre Seele verkaufen, in der Politik häufig anzutreffen – hier gibt’s billig Nachschub. Tatsächlich sind hier Bioeiskugeln gemeint. Merkwürdig, aber lecker.
Eine „living doll“ zählt die mageren Einkünfte, ich befürchte, es wird nicht reichen, weder für Seelen noch für Wein.
Etwas weiter stomabwärts, beim „Alter Kranen“ (ist klar, wieso das so heißt, oder?), sitzen die Studenten gern, so erzählt man uns, trinken Bier aus Flaschen und …
… verputzen wagenradgroße Pizzas, die man oberhalb der Promenade in einem weitläufigen Biergarten kaufen kann.
Wer seine Ruhe haben will, findet hier einen Platz: Die Altstadt ist von einem Grüngürtel umgeben, da, wo früher die Stadtmauer stand, hat man nach der Schleifung Parks angelegt, allerdings, ähnlich wie in Köln, in unterschiedlicher Breite und sehr oft von Ausfallstraßen durchbrochen, so daß kein sehr einheitlicher Eindruck entsteht (das schönste Beispiel eines solchen Grüngürtel habe ich in Krakau gesehen).
Aber trotzdem schön. An einer Stelle gibt es mehrere Stelen, mit denen die Stadt ihren Stolz auf die vielen Nobelpreisträger ausdrückt, 14 an der Zahl, die hier an der Universität gelehrt haben.
Wilhelm Conrad Röntgen war 1901 der erste von ihnen, der den Nobelpreis bekommen hat. Das Zitat braucht einen nicht zu wundern, wenn man weiß, daß Röntgen nie einen Schulabschluß gemacht hat – daß er später in Zürich studieren konnte, verdankte er den dortigen Zulassungsbestimmungen: Er bestand eine Aufnahmeprüfung.