Leverkusener Brücke, Abb. ähnlich

„Abb. ähnlich“ liest man ja manchmal in Werbeblättern unter einem Produkt, das in Wirklichkeit nicht genau so aussieht wie gezeigt. Das Foto oben ist gar nicht die Leverkusener Brücke, sondern die Zoobrücke, um die es hier aber gar nicht geht.

Die Leverkusener Brücke ist weiter im Norden und verbindet nicht nur Leverkusen mit Köln, sondern den Nordosten Europas mit dem Westen – alle Autos und Laster, die aus Polen, Skandinavien oder Varel (Jadebusen) nach Belgien, Frankreich, Spanien oder durch den Tunnel nach England wollen, überqueren auf der A1 diese Brücke. Und da man in Deutschland Kfz- und Benzinsteuern nicht für den Straßenverkehr einsetzt, sondern für Diätenerhöhungen und andere wichtige Sachen, werden die Straßen und Brücken nicht ausreichend gewartet, und irgendwann hat man dann den Salat. Während man bei fehlerhaftem Straßenbelag noch sagen kann, daß die Fahrzeughalter ihre Fahrweise eben entsprechend anpassen müssen, sieht das bei Brücken schon anders aus, die müssen in Ordnung sein, sonst geht gar nichts mehr. Also hat man beschlossen, eine neue Leverkusener Brücke zu bauen, aber vor 2023 frühestens wird die nicht fertig sein. Was tun angesichts eines maroden Bauwerks, das unbedingt gebraucht wird? Man stellt Schilder auf mit Geschwindigkeitsreduzierung, 60 km/h darf man hier in beiden Richtungen nur noch fahren.

Nun hat man festgestellt, daß sich kaum jemand an die Reduzierung hält – ein Grund ist ja auch nicht ersichtlich, keine Baustelle, keine Fahrbahnverengung, stattdessen frei Bahn, warum soll man da langsam fahren? Das brachte die beiden Stadtverwaltungen auf einen guten Plan: Wir stellen Blitzgeräte auf, sogenannte Starenkästen, zwei in jeder Richtung, aber nicht, wie man meinen könnte, um die Geschwindigkeit zu reduzieren, sondern um den Stadtetat zu bereichern. In Köln erhofft man sich 640.000 Verstöße im Jahr allein auf den drei Fahrspuren Richtung Osten, das bringt zusätzliche Einnahmen von 12,7 Millionen Euro. Die Prognose für Leverkusen, das für die Fahrspuren in die andere Richtung abkassieren darf, ist nicht ganz so gut, aber auch dort reibt man sich die Hände, ca. 500.000 erwartete Verstöße bringen auch hier gutes Geld. Nun laufen die Starenkästen seit knapp zwei Wochen, und was ist: Die Autofahrer fahren tatsächlich langsamer. Mist! Lange Gesichter in den Verwaltungen. Wegen der ausbleibenden Einnahmen erwägt man in Leverkusen – kein Witz – Schadenersatzforderungen an die Kölner Regierungspräsidentin zu stellen, die die ganze Sache ins Rollen gebracht hat. Dabei hat die doch wirklich keine Schuld daran, daß die uneinsichtigen Autofahrer sich der Planung so entgegenstellen und sich einfach weigern zu rasen.

Die Idee ist doch aber noch ausbaufähig: Man könnte z.B. in der Stadt bei Einbahnstraßen in unregelmäßigen Abständen die Fahrtrichtung ändern, das bringt Bußgelder ohne Ende. Oder Sackgassen zu Einbahnstraßen deklarieren – wer da wieder raus will, begeht automatisch eine Ordnungswidrigkeit.

In diesem Sinne findig war auch der Leiter des Ordungsamtes: Im Stadtteil Nippes gibt es seit ein paar Jahren eine autofreie Siedlung. Besonders die Bewohner finden das gut. Nun muß aber ein Ehepaar hoch in den 70ern in ein Seniorenheim umziehen, weil sie es allein nicht mehr schaffen. Die Ausnahmebewilligung für den Umzugswagen beträgt genau 1 Stunde. Auf Nachfrage, wie das denn gehen soll, sagte der Amtsleiter wörtlich: „Das sind halt die Nachteile, wenn man unbedingt in einer autofreien Siedlung leben möchte.“ Mit anderen Worten: Ätsch, selbst Schuld, ihr blöden Ökos. Ich vermute ja, der spekuliert auf Bußgeld, entweder für die Überschreitung der Frist, oder für zurückgelassenen Hausrat, oder für das ungenehmigte Abfackeln von Möbeln, die man wegen der Frist nicht mehr transportieren kann.

PS: Wahrscheinlich aufgrund der Berichterstattung wurde die Frist auf drei Stunden verlängert. Wie großzügig.

Rheinaue

Im Kölner Norden, zwischen den Stadtteilen Worringen und Merkenich, gibt es eine schmale Rheinauenlandschaft, in und an der man sehr schön spazieren gehen kann. Pferde, Felder, Streuobstwiesen – alles was das ländliche Herz begehrt.

An der Fähre bei Langel, die den Rhein nach Leverkusen überquert, kann man neben traditioneller deutscher Küche wie Pizza, Spaghetti und Pommes auch Kuchen verzehren, der ganz annehmbar ist …

… oder man jagt kleine Stoffpüppchen – jeder nach seinem Geschmack.

MPS am Fühlinger See

Neulich habe ich eine Freundin zum Mittelalterfestival begleitet – und war froh, daß ich einen Schirm dabei hatte.

Da kommt man sich näher als geplant.

Aber glücklicherweise hat es nicht die ganze Zeit geregnet. Das „Mittelalterliche Phantasie Spectaculum“ ist das größte reisende Mittelalterfestival der Welt und tourt schon seit 19 Jahren jeweils von April bis Oktober durch die Republik.

Ganz wunderbar, die Atmosphäre am Fühlinger See im Norden Kölns. Auf mehreren Bühnen spielen Bands am laufenden Band. Ich kenne die alle nicht, aber Rockmusik mit Dudelsack, das hat was.

Außerdem gibt es viel zu sehen, viele Gäste sind „gewandet“, sprich: Irgendwie mittelalterlich gekleidet.

Das Festival ist gut durchkommerzialisiert, viele Verkaufsstände bieten ihre Waren feil: Der Herr möchte eine Ritterrüstung, die Dame ein Adelskleid: Bitte sehr, kein Problem.

Korsetts en gros – wer sich das nicht antun will, geht eben als Nonne oder Bäuerin.

In Leder gebundene Notizbücher, als Alchemist sollte man sowas immer dabei haben.

Bis zu 2500 Mitarbeiter sind hier pro Saison beschäftigt, ob die alle ihr Essen überm Lagerfeuer kochen? Für die Gäste gibt es jedenfalls leckere Sachen: Viel Fleisch natürlich, der Renner sind große Spieße mit Grillfleisch, aber auch Stockbrot, Schupfnudelpfanne mit Gemüse und noch viele andere Leckereien – mal was anderes als Fritten mit Currywurst.

Abends werden auf dem ganzen Gelände große Lagerfeuer entzündet – sehr schön! Insgesamt ein schöner Tag: Lauter entspannte Menschen, die Spaß haben, auf einem riesigen Gelände, so daß nur selten Gedränge entsteht. Nächstes Jahr gehe ich gern wieder mit.

Kölnpfad, Etappe 5

Der Kölnpfad ist eine gekennzeichneter Wanderweg rund um Köln und ist 171 Kilometer lang – locker an einem Tag zu schaffen, wenn man früh genug losgeht. Quatsch natürlich: Er ist in elf Etappen unterteilt, und der Start-/Endpunkt einer jeden Etappe ist durch öffentliche Verkehrsmittel erreichbar.

Letztes Jahr bin ich schon zwei Etappen gelaufen, diesmal geht es los im nördlichen Merkenich. In der Nähe der Ford-Werke liegt der Fühlinger See, eine weitläufige alte Kiesgrube mit Schwimmbad, Angelsee und einer Regattastrecke von über 2 km Länge. 1998 wurde hier die Ruderweltmeisterschaft abgehalten.

Auf der gesamten Strecke sind gut sichtbar Markierungen an allen Abzweigungen angebracht, aber zur Sicherheit haben wir einen Wanderführer und eine Karte dabei. Nicht immer läuft man durchs Grün, Wälder, Felder und Auen – immer wieder muß man an mehr oder weniger breiten Straßen entlanggehen, oder man passiert Industriegebiete, bevor man wieder in ein kleines Wäldchen geführt wird.

Natürlich wird dafür gesorgt, daß man unterwegs nicht verhungert, im Buch werden streckennahe Futterstellen empfohlen. Der Biergarten der „Kantine“ hat leider noch geschlossen, vielleicht ist es noch zu früh. Macht nix – weiter geht’s.

Wir landen am Rhein, nun ist es nicht mehr weit bis Mühlheim auf der anderen Seite. Am Niehler Hafen müssen wir aber erstmal über die Molenbrücke …

… um auf die Rheinwiesen zu kommen.

Freundinnen, die sich wichtige Dinge erzählen, die nicht für fremde Ohren geeignet sind …

… Platz genug haben sie jedenfalls.

Hurra! Ziel erreicht, nach ca. 18 Kilometern qualmen die Füße, aber es gibt eine angemessene Belohnung: Das rechtsrheinische Mülheim ist jetzt nicht gerade ein Viertel, in dem ich mich viel herumtreiben würde, es gibt einfach keinen Grund – außer vielleicht einen: Das „Café Vreiheit“ hat ausgezeichnetes, preisgünstiges Essen in Bio-Qualität (sein Biergarten liegt im Schatten einer evangelischen Kirche, aber das muß einen ja nicht stören).