Ausflug nach Essen (3)

Nanu? War das Fensterglas im Sonderangebot, allerdings mit der Auflage, daß man alles so nimmt wie es ist?

Das Sanaa-Gebäude (nach dem vielfach preisgekrönten Architekturbüro SANAA) ist das erste, das auf dem Zechengelände nach der Stilllegung gebaut wurde. Es beherbergt die „Zollverein School of Management and Design“.

Zur Zeit ist die Ruhrregion ja eine der Kulturhauptstädte Europas 2010 (für die schräge Formulierung kann ich nichts), und in diesem Rahmen findet auf der 1. Etage eine Fotoausstellung namhafter Fotokünstler statt, die sich mit dem Ruhrgebiet beschäftigt haben.

In dieser Koje findet man Beispiele aus dem Werk von Bernd und Hilla Becher, die zu einer Zeit Industrieanlagen fotografiert haben, als noch niemand sonst daran dachte. Ihr Einfluß auf nachfolgende Fotografen war immens, und aus ihren Kursen an der Düsseldorfer Kunstakademie kamen viele heute international renommierte Fotografen.

Die großzügige Hängung der Fotos in diesem Umfeld ist toll, abwechselnd kann man die großformatigen Kunstwerke und und die ungewöhnlichen Fensterausschnitte bewundern.

Diese junge Frau ist mir völlig unbekannt, aber sie tut mir den Gefallen und bleibt ruhig stehen – danke!

Da hinten schimmert eins der Bilder von Andreas Gurski durch – auch ein Becher-Schüler. Genauer sieht es so aus:

„Dortmund“ ist der Titel und zeigt die Fankurve von Borussia Dortmund. Allein durch die Größe ist es beeindruckend: 3,07 x 2,23 m.

Eine kleine perfekt inszenierte Ausstellung – nur schade, daß Kaffee und Kakao im Café eine so miese Plörre waren, daß man es nicht austrinken konnte.

Ausflug nach Essen (2)

Die Zeche Zollverein, zwischen 1847 und 1986 ein Steinkohlebergwerk, ist inzwischen ein Industriedenkmal und zählt seit 2001 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Das Areal ist riesig, ein paar Stunden lang kann man hier herumlaufen. Überall sieht man geführte Gruppen, denen von Mitarbeitern des Besucherzentrums erklärt wird, was im Einzelnen abgelaufen ist.

Die mächtigen Gebäude rosten vor sich hin …

… alles sieht alt und ein wenig gammelig aus, hat aber durchaus Charme. Ob man den Hebel da einfach umlegen kann? Besser nicht, wer weiß, was man damit noch in Gang setzt.

Die Natur hat da weniger Skrupel: An den unmöglichsten Stellen wachsen kleine Bäume und Sträucher, wenn hier keine Menschen hinkämen, wäre die ganze Anlage wahrscheinlich innerhalb kurzer Zeit komplett zugewachsen.

Hier geht’s hoch zum Ruhrmuseum, das in einem der Gebäude untergebracht ist, in dem wir aber nicht waren. Der Imbiß war leider überfüllt, aber es gibt noch mehr Lokalitäten auf dem Gelände, wo man eine Kleinigkeit essen kann (Tipp: Der Salat im „Café Kokerei“ ist ausgezeichnt).

Und wieder der Impuls, einfach mal die Knöpfe zu drücken …

Die einzelnen Gebäudeteile sind natürlich abgesperrt, es ist wohl einfach zu gefährlich, unvernünftige Besucher unbeaufsichtigt überall herumturnen zu lassen – man kennt das ja, irgendein Tourist aus Köln kann seine Finger nicht bei sich behalten und drückt den Startknopf für die ganze Anlage …
Hier komme ich aber bestimmt nochmal her, möglichst bei blauem Himmel, dann werden die Fotos auch besser, oder zu einer der zahlreichen Veranstaltungen.

Ausflug nach Essen (1)

Das Folkwang-Museum in Essen sammelt moderne Kunst seit dem 19. Jahrhundert, inzwischen auch Fotografie und Plakate. Weil es aus den Nähten zu platzen drohte, hat man gerade einen Erweiterungsbau eröffnet und sich eine schöne erste Sonderausstellung geleistet, die viele Besucher lockt, aber es staut sich hauptsächlich an den Eingängen, vor den Bildern kann man sich gut arrangieren.

Die Sonderausstellung heißt „Das schönste Museum der Welt: Museum Folkwang bis 1933″ und geht zurück auf den Ausspruch des Mitbegründers des ‚Museum of Modern Art New York‘ Paul J. Sachs 1932. Der zu dieser Zeit absolut bemerkenswerte Bestand an moderner Kunst wurde von den Nazis nachhaltig zerstört, der von ihnen eingesetzte Direktor verkaufte über 1400 Werke als „entartete Kunst“ ins Ausland.

Ein Teil konnte nach 1945 wieder zurückgekauft werden, einige bedeutende allerdings nicht. Und genau die hat man nun für diese Ausstellung ausgeliehen, es ist alles dabei, was Rang und Namen hat: Matisse, Kirchner, Macke etc. Natürlich durfte ich keine Fotos machen und habe mich auch nicht getraut, aber da, wo wegen des Neubaus noch keine Bilder hängen, hatte niemand was dagegen.

Ein lichtdurchfluteter Saal schließt sich an den nächsten, die Architektur ist einfach klasse. Ganz sicher war ich nicht zum letzten Mal hier.

Wie ein Solitär steht diese Skulptur der Videokunstpioniers Nam June Paik in einem Duchgang. Offenbar hat man der Ausstrahlung des Kunstwerks nicht getraut, denn auf dem Zettel davor steht nicht nur, daß man es nicht berühren soll, sondern auch, daß man nichts dazu stellen soll – alte Fernsehapparate vermutlich, die man zufällig dabei hat, oder anderen Müll. Gut, ich habe schon bessere Werke Paiks gesehen, aber das wird ihm nicht gerecht.

PS: Eine liebe Freundin wies mich darauf hin: Auf dem Zettel steht: „Kunstwerk. Bitte nicht berühren und nichts abstellen.“ Das kann natürlich auch bedeuten, daß man die Monitore nicht abstellen soll, wenn sie denn laufen. Die Vorstellung, ein Museumsmitarbeiter könnte die Befürchtung haben, daß da jemand noch einen alten Röhrenfernseher dazu stellt, finde ich allerdings amüsanter.