
Die Innenstadt von Hamburg ist häßlich, was vermutlich zu einem guten Teil daran liegt, daß die Stadt im 2. WK weitgehend zerstört wurde: Eine uneinheitliche Bebauung, viele Autostraßen, und selbst wenn man mal eine schöne Ecke hat wie am Rathaus, verheißen die Gebäude am Rande oder am Ende der Blickachsen nichts Gutes.

Zur Elbe hin hat man immerhin die Speicherstadt aus dem Jahre 1883 stehen lassen, zwei Gebäuderiegel von einer Länge von 1,5 km, zwischen denen Wasser fließt, und die früher als Lagerhäuser genutzt wurden. Seit 1991 stehen sie unter Denkmalschutz und werden sanft renoviert und vielfach als Museumsräume, aber natürlich auch als Büros und Lagerhallen genutzt.

Auf der anderen Seite jedoch geht es wenig sensibel weiter: Hier entsteht die neue Hafen-City. „Eine Stadt zerstört sich selbst“, dachte ich spontan, als ich hier durchging. Die Gebäude die hier schon zigfach stehen (es sollen bis 2020 noch jede Menge andere hinzukommen), haben nur eins gemeinsam: Sie sind häßlich und abstoßend, unorganisch, getrennt voneinander durch windige Häuserschluchten und leblose große Plätze. Ein Gesamtplan, was die ästhetisch-städtebauliche Erscheinungsweise betrifft, ist nicht erkennbar.

Wohnungen für 12.000 und Arbeitsplätze für 40.000 Menschen sollen hier entstehen, Büros, die man dringend braucht, wenn auch keiner weiß, wofür. Im Haus oben ist noch was frei, 2-4-Zimmer-Wohnungen in einer Größe von 43 bis ca. 200 m². Ich vermute mal, Hartz-IV-Familien werden hier nicht einziehen, aber das ist für die auch besser so – ich möchte nicht wissen, was ein solches Wohnumfeld auf Dauer mit den Menschen macht, die hier hausen.

Sie an, da ist sogar jemand. Wenn er Kinder hat, kann er sie …

… auf diesem Spielplatz im Innenhof beschäftigen, der reinste Abenteuerspielplatz. Hier lernt der Nachwuchs früh, sich in der „Schönen neuen Welt“ zurechtzufinden.

Das Verrückte ist: Die Planer und Investoren wissen natürlich ganz genau, wie urbanes Leben menschenwürdig aussehen könnte und machen mit großen Plakaten dafür Werbung – mitten in dieser Steinwüste, wo die Menschen in Käfighaltung untergebracht werden.

Auf dem Gelände liegt übrigens auch die neue Elbphilharmonie, die ursprünglich 77 Millionen Euro kosten sollte. Inzwischen ist man bei mindestens 351,3 Millionen Euro – aber keine Sorge, das sind nur Steuergelder.

Der architektonische Größenwahn beschränkt sich allerdings nicht auf die Hafen-City, überall am Fluß entstehen surreal anmutende Gegenden …
