Man fährt mit dem Bummelzug ins ca. 50 km entfernte Eifeldörfchen Satzvey. Von dort sind es zur Bruder-Klaus-Kapelle noch ca. 4 km Fußmarsch durch Felder und kleine Dörfer, nur einmal muß man kurz an der Straße entlanglaufen.
Unterwegs gibt es natürlich auch schon Religionsstätten älteren Datums – ca. 400 Leute leben in dem Dorf Lessenich, da braucht man natürlich eine große Kirche.
Weiter geht’s nach Wachendorf. Nanu – was sollen uns denn diese Schilder sagen?
„Achtung, fliehende Kinder, wer sie noch erwischen will, sollte mindestens 70 km/h fahren“ – da kann man 10 Meter vorm nächsten Ortsschild nochmal ordentlich auf die Tube drücken. Gefährliches Landleben!
Aber da kommt auch schon das eigentliche Ziel in Sicht:
Da hinten links, das ist die Bruder-Klaus-Kapelle von einem der renommiertesten zeitgenössischem Architekten, dem Schweizer Peter Zumthor, 2008 mit dem Pritzker-Preis, dem „Nobel-Preis“ der Architektur, ausgezeichnet.
Puh, die schicken einen ganz schon Zickzack hier, leicht bergauf geht’s auch – was soll das eigentlich, dieser Betonklotz mitten in der Walachei? Das war so: Der Bauer, dem das Feld gehört, schrieb 1998 einen Brief an den berühmten Architekten, der gerade damit beschäftigt war, das neue Diözesan-Museum in Köln zu bauen, man könne doch dem einzigen Heiligen der Schweiz Niklaus von Flüe (=Bruder Klaus) eine Gedenkstätte errichten. Zumthor lehnte zunächst mit dem Hinweis auf seine Gage ab, da der Heilige aber der Lieblingsheilige seiner Mutter war, besichtigte er den Eifeler Ort – und sagte zu, eine Kapelle quasi zum Selbstkostenpreis zu bauen. 2005 fing man damit unter viel Eigenleistung an, 2007 wurde die Kapelle schließlich geweiht.
Sieht merkwürdig aus, oder? Nichts besonderes … das ändert sich aber, sobald man das Gebäude betritt:
Hinter der Dreieckstür betritt man einen dunklen kurzen Gang, bevor man in den kleinen runden Innenraum kommt. Der erste Blick wandert nach oben: Die 12 Meter in die Höhe spitz zulaufenden Wände haben kein Dach. Die Wände haben eine seltsame Rippenstruktur, schwarz-fleckig, alles macht einen sehr archaischen, höhlenartigen Eindruck. Es ist beeindruckend!
Ein kleine Bank, auf der gerade 2 Personen sitzen können, steht neben dem Kerzenständer und einer modernen Plastik, die den Heiligen darstellen soll – man sitzt und staunt, Andacht stellt sich von ganz allein ein.
Die Rippenwände sind durch die Innenverschalung mit Baumstämmen entstanden, nach Fertigstellung hat man sie in Schwelbrand gesetzt, was dann zu dieser Verfärbung führte. Genial! Hier ist ein Foto aus der Entstehungszeit.
Und was sagen die 600 Bewohner aus dem nahen Wachendorf dazu? Sie beschweren sich über die Besucherströme (als ich da war, war allerdings nichts los). Dabei könnte man die Berühmtheit doch auch nutzen – ich hätte gar nichts gegen eine Frittenbude gehabt, die am Dorfrand hätte auftauchen können. Oder belegte Brötchen? Ein Apfel vielleicht? Nichtmal der Frisör ist noch da, nur sein Schild hat er stehenlassen.