Rochusstr.

LitfaßsäuleDrebusch

Litfaßsäulenkunst, die dritte (hier und hier habe ich bereits über die anderen beiden Werke berichtet): Seit mehreren Wochen wird nun an über 100 Litfaßsäulen in der Stadt dieses Bild von Vera Drebusch gezeigt. Bei den anderen beiden war ich ja eher skeptisch, dieses finde ich ganz schön, im besten Sinne dekorativ: Erdige Farben, organische Formen, dynamische Landschaften – meine Wohnung würde ich damit nicht tapezieren, aber als Stadtschmuck, für eine gewisse Zeit, ist es doch nicht schlecht.

Und mit den Begriffen Tapete und Landschaft ist man auch schon nahe dran: Die Vorlage für das Plakat ist ein Teppich (2 x 1,40 m), den die Künstlerin selbst hergestellt hat. Ich zitiere aus der Pressemitteilung der Kunsthochschule für Medien Köln: „Die Farbflächen des Teppichs beziehen sich auf eine Luftansicht von bunten Feldern am Hang eines Vulkans, wo Ackerbau betrieben wird. Aus der todbringenden Lava ist eine blühende, aber prekäre Landschaft entstanden, die zwar jederzeit unter dem nächsten Ausbruch zu verschwinden droht, zunächst aber Leben spendend ist.“ Das würde mir als Erklärung völlig reichen, aber ein bißchen Drama (Baby!) soll das Werk wohl noch würzen: „Mit dem extrem körperlichen Herstellungsverfahren des Teppichs […] erlebte die Künstlerin einen Bruchteil der tellurischen Vulkankräfte nach und ging dabei bis an ihre physischen Grenzen.“ – sie hat mit einer Garnpistole Garn in ein Trägergewebe geschossen. Das ist natürlich nicht ungefährlich.

Der Kollege, der diese Version geklebt hat, wurde vermutlich schon im Kindergarten gehänselt, weil er das Puzzle nie fertig gekriegt hat – manche Traumata verfolgen einen ein Leben lang. Dabei ist es doch auch ganz schön. Anders eben.

Joseph-Roesberg-Platz

Die „Schnüsse Tring“ (es würde mich nicht wundern, wenn der Kölner „dat Schnüsse Tring“ sagt) war Mitte des 19. Jahrhunderts eine junge Dienstmagd namens Katharina (kölsch: Tring) mit einem großen Mundwerk (kölsch: Schnüss), mit anderen Worten: Sie war selbstbewußt und konnte sich artikulieren. Über den Rand des heutigen Stadtteils Ossendorf hinaus wurde sie durch ein Karnevalslied bekannt, das der Heimatdichter und Senator Joseph Roesberg 1859 schrieb – Katharina arbeitete auf dem Hof seiner Schwester. In dem Lied werden ihre Forderungen aufgezählt: Sie will nur als Köchin arbeiten, für Putzen, Wäschewaschen und Wasser- und Kohlenholen sollen noch andere Knechte und Mägde eingestellt werden; außerdem möchte sie neben einem freien Wochentag jeden zweiten Sonntag frei haben, jeden anderen halb frei, eine Woche Urlaub zu Kirmeszeit, bei Herrenbesuchen die Erlaubnis, das Gästezimmer zu benutzen, und das alles bei überdurchschnittlich guter Bezahlung – zur damaligen Zeit ungeheuerliche Forderungen, die der jungen Frau nicht nur Empörung, sondern auch belustigte Bewunderung einbrachten. Heute dagegen wird sie auch als Beispiel einer emanzipierten Frau gefeiert.

Das Lied wurde gleich zu einem Hit (hier kann man es hören, ich möchte es aber nicht empfehlen). 1901 nannte sich eine Ossendorfer Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“, und in den 80ern ließ sie diesen Brunnen errichten.

Butzweilerstr.

So devot, wie diese beiden Herren die Kundschaft am Eingang eines Möbelgeschäfts empfangen, möchte ich gar nicht behandelt werden, freundlich und sachkundig reicht mir völlig. Und nach meinen Erfahrungen sind die meisten VerkäuferInnen auch so. Wenn Erscheinungen der sprichwörtlichen Servicewüste auftreten, dann meistens nicht, weil die Mitarbeiter in den Geschäften sich bewußt dazu entschieden haben, sondern weil sie wegen Unterbesetzung überarbeitet oder wegen schlechter Einarbeitung sachunkundig und deshalb vorsorgend defensiv sind. Nervig sind ja eher die superfreundlichen Verkaufskanonen, die auch keine Ahnung haben, aber einem mit Laberei irgendwas andrehen wollen.