Litfaßsäulenkunst, die dritte (hier und hier habe ich bereits über die anderen beiden Werke berichtet): Seit mehreren Wochen wird nun an über 100 Litfaßsäulen in der Stadt dieses Bild von Vera Drebusch gezeigt. Bei den anderen beiden war ich ja eher skeptisch, dieses finde ich ganz schön, im besten Sinne dekorativ: Erdige Farben, organische Formen, dynamische Landschaften – meine Wohnung würde ich damit nicht tapezieren, aber als Stadtschmuck, für eine gewisse Zeit, ist es doch nicht schlecht.
Und mit den Begriffen Tapete und Landschaft ist man auch schon nahe dran: Die Vorlage für das Plakat ist ein Teppich (2 x 1,40 m), den die Künstlerin selbst hergestellt hat. Ich zitiere aus der Pressemitteilung der Kunsthochschule für Medien Köln: „Die Farbflächen des Teppichs beziehen sich auf eine Luftansicht von bunten Feldern am Hang eines Vulkans, wo Ackerbau betrieben wird. Aus der todbringenden Lava ist eine blühende, aber prekäre Landschaft entstanden, die zwar jederzeit unter dem nächsten Ausbruch zu verschwinden droht, zunächst aber Leben spendend ist.“ Das würde mir als Erklärung völlig reichen, aber ein bißchen Drama (Baby!) soll das Werk wohl noch würzen: „Mit dem extrem körperlichen Herstellungsverfahren des Teppichs […] erlebte die Künstlerin einen Bruchteil der tellurischen Vulkankräfte nach und ging dabei bis an ihre physischen Grenzen.“ – sie hat mit einer Garnpistole Garn in ein Trägergewebe geschossen. Das ist natürlich nicht ungefährlich.
Der Kollege, der diese Version geklebt hat, wurde vermutlich schon im Kindergarten gehänselt, weil er das Puzzle nie fertig gekriegt hat – manche Traumata verfolgen einen ein Leben lang. Dabei ist es doch auch ganz schön. Anders eben.