Bartholomäus-Schink-Str.

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Leute – meidet die Weihnachtsmärkte in der Kölner Innenstadt, besonders am Wochenende, es sei denn, ihr mögt das Herumgeschiebe in einer großen Menschenmenge. Auch in diesem Jahr habe ich das für euch überprüft, und muß sagen: Es hat sich nichts geändert, es ist einfach grauenvoll. Gut, um die Wahrheit zu sagen: Wir wollten unbedingt die leckeren Schupfnudeln mit Sauerkraut und die Maultaschen probieren, die man so nur an einem Stand auf dem Alter Markt bekommt, und da wir in der Woche nie Zeit haben, blieb nur der Samstag – wer schön essen will, muß leiden.

Ganz anders der Weihnachtsmarkt in  der Bartholomäus-Schink-Str. in Köln-Ehrenfeld: Nur ein paar provisorisch, aber mit Geschick zusammengehämmerte Buden, eine kleine Bühne – und keine Touristen!

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An den Buden wird natürlich auch Schnickschnack verkauft, den kein Mensch wirklich braucht, aber immerhin sind es Läden aus dem Viertel, die hier ihre Waren anbieten. An einem Stand gab es sogar Unterwäsche für sie und ihn, für die Pragmatiker unter den Weihnachtsschenkern.

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Daß dieser Markt etwas Besonderes ist, kann man sich von kleinen Details bestätigen lassen: Die Knoblauch-Krakauer liegen nicht etwa kontaminierend neben den normalen Bratwürsten, sondern in entgegengesetzter Richtung, beim Grillkäse, der vermutlich aus eigenen Mitteln gegen sie anstinken kann. Und wer immer noch nicht überzeugt ist – bittesehr: Da unten stehen zwei Fotos mit wahrscheinlich irre bekannten Leuten, und auf dem linken Foto steht: „Mit die beste Wurst Deutschlands“. Wer so was sagt, muß sich richtig, richtig gut auskennen, was ein Sommelier für Wein, das ist dieser Spezialist für deutsche Würste. Vielleicht hat er deswegen eigene Autogrammkarten.

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Und für die Vegetarier gibt es auch was: Crepes und Galettes, das sind Crepes aus Buchweizenmehl. Leider haben wir weder Hunger noch Durst, wissen also auch nicht, ob der Glühwein hier besser schmeckt als auf den anderen Märkten, aber macht nichts, wenigstens waren wir mal hier.

Venloer Str./Akazienweg

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Wenn man auf die Zwischenebene der Ubahnhaltestelle Akazienweg kommt, sieht man eine große goldene Kugel, die einen anleuchtet – und fragt sich, was das soll. Ich dachte sogleich an einen Riesen, der mich mit seinen ausgebreiteten Armen empfängt.

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Es ist aber ein Tor, das der Künstler Heinrich Brummack hier am Ende des Bahnsteigs im Auftrag der Kölner Verkehrsbetriebe 1992 errichtet hat. Soll es vielleicht an die römische Vergangenheit Kölns erinnern? Oder ist es gar das Tor zur Unterwelt? Wir überlegen, nach Hause zu laufen …
Draußen, am Eingang, soll es noch ein Torgebilde geben, habe ich gelesen (aber nicht gesehen), auf dem stehen die Wörter: „VIATORI ILLEGALI“ (Dem unrechtmäßig Reisenden) und „IANVA IVDICII“ (Tor des Gerichts) – die Kölner Tageszeitung glaubt, daß sei vielleicht eine Mahnung an Schwarzfahrer. Ohne den Schwarzfahrern zu nahe treten zu wollen, aber ich vermute, daß sie in der Überzahl eher kein Latein können. Ich glaube dagegen, der  erste Spruch ist eine sympathisierende und solidarische Widmung an genau die, die ohne Fahrkarte reisen, und wenn sie durch das Tor des Gerichts die Station verlassen, wissen sie, daß sie keine Strafe mehr zu erwarten haben, da sie offensichtlich nicht erwischt wurden. Und da man bei den KVB auch kein Latein kann, haben die das so durchgehen lassen.

 

CityLeaks

Wie wahrscheinlich viele von euch wissen, bin ich ein Freund der Graffiti-Kunst, schon seit Anfang der 90er Jahre fotografiere ich sie, wenn ich sie sehe, und manchmal mache ich mich sogar auf die Pirsch, durchstreife Straßen und Viertel und schaue in jeden Winkel, um neue „Beute“ zu machen.

Immer öfter darf man den Blick aber nicht zu sehr in die Winkel fallen lassen, sondern sollte den Kopf heben, damit einem solche Meisterwerke nicht entgehen. „Murals“ nennt der Fachmann solche großen, wandüberspannenden Bilder. Alle zwei Jahre findet in Köln das sogenannte CityLeaks-Festival statt, nun schon zum dritten Mal, zu dem weltweit Streetart-Künstler eingeladen werden. Es wird ein Kongreß abgehalten, es werden Aktionen durchgeführt, und vor allem: Es entstehen viele neue Murals. Das Bild oben ist von 2013, wenn man heute zu der Stelle geht, offenbart sich leider eine Eigenheit vieler Graffiti-Kunstwerke …

… sie sind vergänglich. Manchmal sorgen die Künstler allerdings auch selbst dafür, daß ihr Werk verschwindet:

Wahrscheinlich wollte der Künstler genau diese Vergänglichkeit thematisieren, als er erst dieses Bild sprayte …

… und es kurz darauf von einem anderen Künstler mit diesem QR-Code übermalen ließ. Wenn man den Code nun mit seinem Smartphone und einer entsprechenden App einscannt, erscheint auf dem Bildschirm wieder das Originalbild. Letzteres wußte ich gar nicht, ich habe ja kein Smartphone, aber neulich erzählte eine begeisterte Moderatorin im Fernsehen so aufgeregt davon, daß ich schon dachte, sie näßt sich gleich ein. Ich hoffe nur, das macht keine Schule (also jetzt nicht das Einnässen), denkbar ist ja, daß in den Museen demnächst nur noch QR-Codes hängen, die man dann einscannen muß, um sich die Originale auf dem Handy ansehen zu können.

Ich werde also in der nächsten Zeit zeigen, was es für neue Kunstwerke gibt in der Stadt, und zwar auf meinem Streetart-Blog, der nun ebenfalls bei WordPress zu finden ist:
https://koelnstreetart.wordpress.com/
Wer sich das nicht merken will: Oben in der rechten Spalte unter „Neuste Einträge im Blog: Streetart“ werden automatisch immer die letzten fünf Einträge verlinkt, ein Klick genügt.

Venloer Str.

Gut, da könnte man bald mal wieder was machen, aber das Foto ist schon ein paar Tage alt, und der Frühling fängt ja gerade erst an. In Köln-Ehrenfeld können Anwohner oder Firmen die Patenschaft für eine Baumscheibe übernehmen. Sie übernehmen die Kosten für Erde und Pflanzen und bekommen dafür die tatkräftige Unterstützung vom „Ehrenfelder Verein für Arbeit und Qualifizierung“ (eva.eV), der beratend zur Seite steht. Als Teil von „urban gardening“ soll das helfen, die Stadt l(i)ebenswerter zu machen – da kann man nur hoffen, daß die Hundebesitzer darauf Rücksicht nehmen.
Die Paten dürfen auf einem Schild an der Baumscheibe ihre gute Tat bekannt machen. Die Patenschaft für diese Baumscheibe teilen sich zwei Unternehmen: Eine Apotheke und eine milliardenschwere Brillen-Kette. Immerhin.

Venloer Str.

Eine große, tropfende Nase ist ja eher keine schöne Erscheinung, kann aber Grund genug sein für ein Denkmal. Der Nasenbrunnen in Ehrenfeld ist dem Kölner Original Andreas Leonhard Lersch (1840–1887) gewidmet, der seinen Zinken in Vieles steckte: Er war nicht nur Soldat, Metzger, Schauspieler, Abdecker und Geheimpolizist, sondern auch Hundefänger, ein Beruf, in dem er besonders erfolgreich war. Seine Methode war berühmt und gefürchtet: Er benutzte ein Netz, um die scheinbar herrenlosen Streuner einzufangen. In seiner Amtszeit soll die Höhe der eingezahlten Hundesteuer stark gestiegen sein – vielleicht ist das der Grund, weshalb der Brunnen vor dem Bezirksrathaus steht, man erhofft sich höhere Einnahmen. Scharfrichter war „Läsche Nas“ übrigens auch, aber das Amt brauchte er nie auszuführen.

Körnerstr.

Wer sagt, daß geben immer seliger sei denn nehmen? Hier darf auch gern einfach was genommen werden: In diesen kleinen Verschlag kann man Dinge stellen, die man nicht mehr braucht, die aber noch völlig in Ordnung und sauber sind und zum Wegwerfen zu schade. Nicht zu viele Bücher sollten es sein (dafür gibt es ja andere Tauschstationen), und wenn es nach zwei Wochen keiner mitgenommen hat, so wird man gebeten, es wieder abzuholen, die Station ist ja kein Müllplatz. Wer ein sperriges Teil zu verschenken hat, etwa Möbel oder ein TV-Gerät, sollte das natürlich auch nicht in den Verschlag quetschen, sondern ein Foto davon ausdrucken und mit Angabe der Telefonnummer an diesem Ort aushängen. Und, wie gesagt, einfach etwas mitnehmen darf man auch.

Venloer Str.

Ein Café/Kneipe, wie ich es von früher kenne: Das Mobiliar sieht aus wie von Haushaltsauflösungen zusammengeklaubt, insgesamt herrscht der Stil der Stillosigkeit vor, etwas, was ich mit Lockerheit und Gelassenheit verbinde. Mir gefällt sowas, ich finde es gemütlich im „Weltempfänger“. Es gibt selbstgemachten Kuchen, sehr lecker, und vegetarische Suppen und Salate, auch aus eigener Herstellung. Und kinderfreundlich ist man hier natürlich auch – muß man heutzutage sein, sonst kommt die Moralpolizei. Wenn Kinder laut sind, ist das kein Lärm, das ist per Gesetzt so festgelegt (kein Scherz). Wenn Kinder also in einem Café lärmen äh, Geräusche mit einer hohen Schallintensität verursachen, dann darf ein Elternteil leise bitten: „Bitte, Luca-Finn-Elias, wärst du so lieb und spielst etwas leiser mit Lara-Maya-Mia? Mama und Papa wollen sich unterhalten.“ Wenn Maximilian-Ben-Jonas dann laut „Nee!“ brüllt, hat sich die Angelegenheit erledigt, da kann man nichts machen. Und man darf sich auch nur klammheimlich freuen, wenn die Kleinfamilie 10 Minuten später das Café verläßt, sonst ist man ein Kinderfeind.

Leyendecker Str.

Ein Schulhof – ein Ort unschuldiger Kinderspiele, wo Kinder sich in den Pausen unbeschwert von der Mühsal stundenlangen Lernens in stickigen Klassenzimmern erholen können? Weit gefehlt! Wie Pädagogik-Spezialisten aus der Türkei jüngst herausgefunden haben, sind Schulen alles andere als Orte der Bildung und des Spiels glücklicher Kinder, besonders, wenn Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet oder untergebracht werden. So hat einer der Spezialisten, der Premierminister Erdogan, zu Bedenken gegeben, in gemischten Studentenheimen könne „alles Mögliche passieren“ – er meint damit natürlich nicht, daß die Schüler und Studenten ihre Zeit faul vertrödeln, Mau Mau statt Mathe, pokern statt pauken.

Sein Co-Spezialist, der Innenminister Güler, präzisiert: Gemischte Unterkünfte seien Keimzellen für Terrorismus, Prostitution und Kriminalität. Parlamentsvizepremierminister Yakut, offenbar eine weitere pädagogische Koryphäe, gibt konsequent zu bedenken, daß es schon immer ein Fehler gewesen sei, Mädchen und Jungen in gemeinsamen Schulen zu unterrichten.

Ich hatte ja keine Ahnung! Das ist doch unverantwortlich, dieses System aufrechtzuerhalten, nicht nur in der Türkei, sondern weltweit. Man stelle sich das mal vor: Keine Terroristen, Prostituierten und Kriminelle mehr, nur durch diesen kleinen organisatorischen Eingriff! Gut, die Frage ist natürlich, ob das ausreicht, Mädchen und Jungen nur in der Ausbildung voneinander zu trennen, hinterher treffen sie sich ja doch wieder, und dem Terror wird Tür und Tor geöffnet. Ist es nicht besser, die Geschlechter komplett voneinander zu trennen? Da passiert doch sonst „alles Mögliche“, und schon wird wieder irgendwas in die Luft gesprengt.

Schrittweise separieren wir Männer und Frauen als erstes im öffentlichen Bereich, Frauen dürfen die Straßen von 8 bis 12 betreten, Männer von 12 bis 16 Uhr, bis 19 Uhr nochmal die Frauen, dann wieder Männer für den Rest des Abends, einer muß sich ja um die Geschäfte kümmern, und das kann man am besten abends in der Kneipe. Es gibt nur noch Frauen- und Männerbusse und -U-Bahnen, und das Verkaufspersonal in den Geschäften muß jeweils ausgewechselt werden. Büros sind natürlich nur getrenntgeschlechtlich zu betreiben. Am besten werden Männer- und Frauenbereiche komplett voneinander getrennt, um jegliche Kriminalität auszuschließen und jeden Terror zu vermeiden – auch im privaten Bereich, es gibt nur noch Frauenhäuser und Männerhäuser, die man in Stadtvierteln bündeln kann.

Und was ist mit der Fortpflanzung? Aber darum geht es doch gerade, das ist es doch, was Premierminister Erdogans erregend schmutzigen äh… – edlen Einsichten zugrunde liegt und was er meint, wenn er „alles Mögliche“ unbedingt unterbinden will. Und er hat Recht: Wenn Männer und Frauen endlich aufhören mit diesen Geshlechtsteilsauereien, ist die natürliche Konsequenz, daß sie sich nicht mehr fortpflanzen, und das führt dann natürlich automatisch zu einem Verschwinden von Kriminalität und Terrorismus – wieso sollte man noch eine Bombe werfen, wenn keiner mehr da ist, den man damit treffen kann? Und ganz zum Schluß, wenn es keinen Mann mehr gibt, hat sich die Prostitution auch erledigt.

Man sollte Herrn Erdogan und seinen Mitstreitern den Friedensnobelpreis verleihen.

Weinsbergstr.

Das ist doch immer zu begrüßen, wenn den Firmen unsere Umwelt am Herzen liegt.

Umwelt, liebe Leute von Max Bahr, fängt allerdings schon vor der Haustür an. Was? Das ist sowieso nur so ein Spruch, die anderen sagen das auch, und deshalb so ein Slogan, in Wirklichkeit geht euch die Umwelt am A… vorbei? Ach so.