Habsburgerring

Letzten Samstag am Rudolfplatz – wir waren gerade in der Nähe einkaufen – plötzlich ein großes Polizeiaufgebot, ein Mannschaftswagen nach dem anderen rauschte mit lautem Getöse an uns vorbei. Es war etwas passiert, was es so hier noch nicht gegeben hat: Zwischen 150 und 200 junge Männer sind auf der vierspurigen Straße vor dem Rudolfplatz übereinander hergefallen, um sich gegenseitig zu verprügeln. Die Polizei war sehr schnell zur Stelle – man hatte wohl schon von dem Plan gehört, wußte nur nicht, wo – die ganze Prügelei hat wohl keine Minute gedauert, dennoch blieb ein Schwerverletzter zurück, der blutend und ohnmächtig auf der Straße lag. Von den Flüchtenden wurden in den umliegenden Straßen über 50 festgenommen.

Wie sich herausstellte, sind die jungen Männer Anhänger gegnerischer Fußballclubs, die verabredet hatten, sich vor einem Freundschaftsspiel vom 1. FC Köln und Schalke 04 zu dieser Schlägerei zu treffen. In der Zeitung steht, daß solche Treffen wohl schon öfter stattgefunden haben, aber immer irgendwo auf einem Acker, unbeobachtet von unbeteiligten Personen.

Männlichkeitsrituale in ihrer primitivsten Form, weit unterhalb auch jeder Ritualentwicklung im Tierreich, in dem Rituale immer einen bestimmten übergeordneten Zweck haben. Die lebensgefährlichen Prügeleien der jungen Männer dienen nur einer tumben Aggressionsabfuhr im Gruppenverband – der Versuch einer Männlichkeitsselbstinzenierung, deren Umsetzung ein solch hohes Maß an Dummheit zeigt, daß es kaum zu fassen ist. Deshalb wird auch gutes Zureden oder Appelle an die Vernunft nichts nützen. Was soll’s, könnte man meinen, wenn blöde junge Männer sich im gegenseitigen Einvernehmen krankenhausreif schlagen und bereit sind, die Folgekosten zu übernehmen – bitte sehr. Aber dann bitte wieder auf dem Acker. Was ein solches Phänomen über die Zivilisiertheit und Kultur einer Gesellschaft aussagt, steht auf einem anderen Blatt.

Möbelmesse

Gestern ging die „imm cologne“ zu Ende, die Internationale Möbelmesse Köln, eine der weltweit größten ihrer Art. Ich selbst war nicht da, aber eine Freundin, die es ganz interessant fand, wenn auch anstrengend: Rund 1.500 Aussteller, das muß man erstmal schaffen. Das Ganze ähnelt einem sehr großen Möbelhaus, meinte sie, in dem man nichts kaufen kann. So eine Messe wird ja in erster Linie für Fachpublikum veranstaltet: Die Hersteller und Designer zeigen die neuesten Produkte, und die Händler schauen sich alles an und bestellen dann fleißig. Wie heute zu lesen ist, haben die Geschäfte gut geklappt.

Ich stelle mir das schwierig vor, immer neue Formen zu finden für Dinge, die das Kriterium ihrer ursprünglichen Funktion ja auf keinen Fall verlieren dürfen. Ein Sessel, egal wie er aussieht, muß immer eine Sitzfläche und eine Lehne haben und außerdem irgendwie gepolstert sein. Darüber hinaus ist alles möglich: Wer einen Schaukelsessel in einer Form haben möchte, die an einen überdimensionierten häßlichen Pantoffel erinnert – bitte schön. Und der rote Ledersessel, ist der als Lesesessel gedacht? Rechts könnte man den Arm, deren Hand das Buch hält, auf die abfallende Lehne legen. Oder wie? Einen Cognacschwenker? Jedenfalls finde ich in beiden Fällen: Schön ist anders. Außerdem brauchen beide Modelle viel Platz, den habe ich sowieso nicht.

Die „imm“ ist aber nicht nur Fachmesse für Möbel, sondern auch für Innenraumgestaltung, Lampen, wie diese quecksilbrigen Hängeleuchter, und andere Accessoirs gehören also auch dazu – wie z.B. dieses undefinierbare Objekt:

Was soll das sein, ein alternativer Weihnachtsbaum? Ein Totempfahl? Eine Lampe ist es definitv nicht. Aber immerhin ist es mal etwas Außergewöhnliches. Ich verstehe nicht, wieso die vielen großräumigen Möbelgeschäfte an den Ringstraßen ihre Schaufenster zur „imm“ nicht mit lustigen, interessanten Installationen dekorieren, wie es vor einigen Jahren hier mal der Fall gewesen ist. Das würde nicht nur auswärtige Messebesucher in die Stadt locken, sondern auch die Kölner würden sich freuen, weil sie was zu gucken haben. Aber wahrscheinlich sind die Händler zu gedankenlos, oder sie haben es nicht nötig.

Hahnenstr.

Dieser ein Meter hohe Stiefel wurde vor einem Schuhgeschäft gestohlen. Der Täter müßte eigentlich leicht zu ermitteln sein, oder? Ein einbeiniger Riese mit Schuhgröße 90, davon kann es doch nicht so viele geben. Sachdienliche Hinweise gebe ich gern weiter.

Barbarossaplatz

Als ich vor knapp 30 Jahren nach Köln gezogen war, war ich überrascht, daß alle Gaststätten pünktlich um 1.00 Uhr die Rollläden herunterließen. Die Straßen waren leer, nur vereinzelt torkelten ein paar Zecher über die Bürgersteige. Selbst in der Stadt, aus der ich kam, gab es zum Wochenende längere Öffnungszeiten. Wie ich inzwischen weiß, gab es durchaus Spelunken, wo hinter dem Rolladen kräftig weiter gebechert wurde, und wenn man zu den Eingeweihten gehörte, konnte man sich mit einem Klopfzeichen Einlaß verschaffen. Aber die meisten Kneipen, Szenelokale und auch die Touristenfallen in der Altstadt waren sorgsam darauf bedacht, um 1 Uhr alles geschlossen zu haben, da half kein Betteln und kein Flehen. Damals fand ich das total provinziell – heute sehne ich mich manchmal danach zurück. Heutzutage wird die ganze Nacht gefeiert, die Kneipen und Discos schließen erst in den frühen Morgenstunden, auch viele Imbisse haben sich angepaßt. Daß ein Geschäft aber überhaupt nicht mehr schließt am Wochenende, ist neu. Wann gibt es endlich den ersten 24-Stunden-Supermarkt? Nur für den Fall, daß ich mal morgens um 5 Hunger bekomme auf einen Joghurt.

Holzmarkt

Und hier, persönlich von mir ausgewählt und preisgekrönt: Der dümmste und absurdeste Weihnachtsmarktartikel, den ich je gesehen habe. Was soll man damit bloß machen? Als Kaminholz ist es doch ein wenig teuer …

Für 12 Euro kann man wahlweise den Dom abfackeln – ach, ich weiß nicht, ich glaube, darauf verzichte ich auch.

Frittenbude, Südkai

Da ist sie wieder, die berühmte Frittenbude, die immer im Kölner Tatort auftaucht, auf der anderen Rheinseite, damit man den Dom schön im Hintergrund zeigen kann, während die Kommissare Currywurst und Fritten verputzen. Nachdem man den Imbiß aus ästhetischen Gründen gegen ein gemauertes Häuschen in der Nähe des Schokoladenmuseums ausgetauscht hat, ist er nun am anderen Ende des Rheinauhafens wieder aufgetaucht: Man geht einfach Richtung Süden am Rhein entlang, läßt die schicken Schickimickiwohnungen rechts liegen, und steht schließlich vor der Wahl, ob man sich wirklich so was Fettiges antun will.

Barbarossaplatz / Zülpicher Platz

Die Strickguerilla hat wieder zugeschlagen. Die Ampel wird zwar nicht grün, wenn man auf den Knopf drückt, aber das ist bei den anderen Ampeldrückern ja auch so, wenn man die betätigt, erscheint über der roten Ampel ein Schriftzug: Bitte warten. Ach was! Rot bedeutet also warten?!

Na – das paßt doch ganz gut zu Halloween …

… gleich neben einer Kirche, dem Ort des gesellschaftlich geförderten Obskurantismus („Obskurantismus (lat.), Gegensatz zu Aufklärung (s. d.), sowohl die Hinneigung zur geistigen Dämmerung als das System, alle Aufklärung von andern abzuhalten. Die Anhänger des O. heißen Obskuranten (Finsterlinge).“ Meyers Konversationslexikon, 1888).

CityLeaks

„Mural“ (=Wandbild) sagt der Fachmann treffend, wenn ein Graffiti-Künstler eine ganze Wand gestaltet.

Und einige dieser Murals werden in den nächsten Wochen in Köln neu entstehen, denn noch bis zum 22.09. findet in der Stadt das zweite „Cologne Urban Art Festival CityLeaks“ statt. Neben Graffiti kann man Licht- und andere Installationen bewundern, es werden Lehrgänge veranstaltet und Führungen angeboten, und eine Binnen-Ausstellung gibt es auch.

Wer mehr wissen will, schaut einfach auf die Homepage: cityleaks-festival.de.

Nach und nach werde ich aber auch in meinem Blog „Kunstgeschichten“ alle Bilder und Werke dokumentieren, die mir vor die Linse kommen. Wer sich die Fotos von „CityLeaks 2011“ anschauen möchte, klickt einfach hier.

Severinstr.

Ikarus hängt hier ausgerechnet an der Wand eines Gymnasiums, als Sinnbild, zu welchen Höheflügen der Mensch fähig ist – und wie schnell er wieder abstürzen kann, wenn er zu hochmütig wird. Also, mich hätte diese platte didaktische Symbolik als Jugendlicher genervt. Aber gestalterisch finde ich die drei Meter hohe Bronzeskulptur aus dem Jahre 1957 von dem Bildhauer Kurt-Wolf von Borries gut gelungen.

Hohenstaufenring

Wahnsinnig gemütlich finde ich es nicht im „Café & Chocolaterie 20°“ …

… aber der Kuchen entschädigt für vieles: Alle hausgemacht, weiß man gar nicht wofür man sich entscheiden soll. Der Apfelkuchen war sogar leicht angewärmt und sehr lecker, und auch die anderen Angebote sahen interessant aus. Qualität hat allerdings ihren Preis: 4,80 Euro für ein Stück mit Sahne mag angemessen sein, aber wird bei mir jedenfalls eher die Ausnahme bleiben.