Als ich vor knapp 30 Jahren nach Köln gezogen war, war ich überrascht, daß alle Gaststätten pünktlich um 1.00 Uhr die Rollläden herunterließen. Die Straßen waren leer, nur vereinzelt torkelten ein paar Zecher über die Bürgersteige. Selbst in der Stadt, aus der ich kam, gab es zum Wochenende längere Öffnungszeiten. Wie ich inzwischen weiß, gab es durchaus Spelunken, wo hinter dem Rolladen kräftig weiter gebechert wurde, und wenn man zu den Eingeweihten gehörte, konnte man sich mit einem Klopfzeichen Einlaß verschaffen. Aber die meisten Kneipen, Szenelokale und auch die Touristenfallen in der Altstadt waren sorgsam darauf bedacht, um 1 Uhr alles geschlossen zu haben, da half kein Betteln und kein Flehen. Damals fand ich das total provinziell – heute sehne ich mich manchmal danach zurück. Heutzutage wird die ganze Nacht gefeiert, die Kneipen und Discos schließen erst in den frühen Morgenstunden, auch viele Imbisse haben sich angepaßt. Daß ein Geschäft aber überhaupt nicht mehr schließt am Wochenende, ist neu. Wann gibt es endlich den ersten 24-Stunden-Supermarkt? Nur für den Fall, daß ich mal morgens um 5 Hunger bekomme auf einen Joghurt.
Es gibt eine herrliche Doku über einen Pennyladen in Hamburg, der 24 h geöffnet hat.
Läden, die die Welt nicht braucht, denkt man doch. Vielleicht zum Studien treiben. Man ist versucht zu sagen „die armen Anwohner“, aber die sind vermutlich Schlimmeres gewohnt.
Dazu noch eine Reeperbahngeschichte, die nett ist: Ich sah irgendwann mal eine Doku über den Eros-Grill dort, betrieben von zwei witzigen Schwestern, so richtig Kiez. Da D. ja mal Werbeanlagen auf der Reeperbahn gewartet hat (höhö, der Traum eines jeden Mannes), hab ich gesagt: „Geh doch mal in den Grill und grüß mal schön, ich hätte die Doku gesehen und drücke die Daumen, daß es mit dem Lottogewinn mal klappt.“
Das hat er tatsächlich gemacht und die Frauen waren richtig nett, unser Hund hat ne dicke Bulette bekommen und D. noch’n Kaffee umsonst.
Ich glaube aber, nun gibt es den nicht mehr. Ich weiß nicht genau.
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Hi Videbitis,
einerseits nett und schön, dass sowas ÜBERHAUPT möglich und machbar IST.
Andererseits echt erschreckend.
LG mosi
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alles von den USA abgeguckt,
dort war das schon in den siebzigern so,
als ich dort ein paar jahre lang lebte…
also: rund um die Uhr jogis frisch aus dem laden holbar…
das rad der zeit, der globalisierungszeit ist wohl nimmer
zurückdrehbar…
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Ah, danke für den Link (der Penny-Laden hat bis 23 Uhr geöffnet, aber Krach ist auf der Reeperbahn wahrscheinlich rund um die Uhr). Ich habe mal eine Doku über die Esso-Tankstelle dort gesehen, gestern sah ich zufällig im Fernsehen, daß sie geschlossen wurde und das ganze Haus abgerissen wird, um Platz zu machen für teure Wohnungen und Büros. Und den Eros-Grill gibt es leider auch nicht mehr, schau hier:
http://www.abendblatt.de/hamburg/article510126/Eros-Lunch-wird-Doener-Laden.html
Gentrifizierung überall in den Städten, man kann froh sein, wenn man eine Wohnung hat, die noch einigermaßen bezahlbar ist.
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Ich bin gespannt, ob sich das auf Dauer lohnt. Im Sommer zumindest sind nachts schon viele Leute auf der Straße, das habe ich verwundert festgestellt, als es mal bei mir selbst spät wurde.
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Immerhin, drei Supermärkte, die sich auf dem Ring gegenseitig Konkurrenz machen, schließen jetzt samstagabends nicht mehr um 24.00 Uhr, sondern machen schon um 22.00 Uhr dicht, hat sich wohl nicht gelohnt, die Läden für die Flachensammler geöffnet zu halten.
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Wie Dein Besucher finbar, kenne auch ich 24 Stunden geöffnete Supermärkte aus den USA der Siebziger. Wie lange es sie dort womöglich schon vorher gab, weiß ich nicht. In jedem Fall machten sie Sinn, denn auch in der Fabriken wurde 24 Stunden gearbeitet (3 Schichten), und die Leute, die um Mitternacht Feierabend hatten, wollten auf dem Heimweg ebenso ihre Einkäufe machen, wie die, die morgens um 8 oder nachmittags um 16 Uhr Schluss hatten. Man traf in den Supermärkten also zu jeder Tages- und Nachtzeit den ganz normalen Durchschnittsverbraucher (nachts halt ohne Kind im Sitz des Einkaufswagens). Solche Ladenöffnungszeiten 1:1 nach Deutschland zu übernehmen, ist ebensolcher Quatsch, wie hier ein Einkaufszentrum nach dem anderen zu bauen und die Geschäftsstraßen kaputtgehen zu lassen. In den USA haben oft riesige Städte nur ein winziges urbanes Zentrum. Der Rest sind 1-Familien-Häuser auf gewaltigen Flächen, und eine Mall ist die einzige Möglichkeit, so viele Menschen mit einer Diversität von Einkaufsmöglichkeiten zu versorgen. Die hätten ja sonst schon vor 40 Jahren alles im Versandhaus bestellen müssen.
In Deutschland werden Marktlücken gesehen, wo überhaupt keine sind, und ist eine solche Marktlücke entdeckt, stürzen sich sofort weit mehr Betreiber darauf als davon existieren können. In Berlin öffnet im Moment ein Fitness- und Wellness-Center nach dem anderen. Habe mich gerade gestern in einem angemeldet (sehr neu, sehr schick!), wo ich den verordneten Reha-Sport machen kann, und hoffe nun, der Laden geht nicht pleite, bevor ich meine 50 Trainingseinheiten abgearbeitet habe.
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Ist der nicht mittlerweile auch ein 24 Stunden Laden, zumindestens am WE? Ich bin nicht ganz sicher…
Ah siehste genau (leider nicht lesbar, sie wollen Knete sehen).
Da sagst du was, wirklich erschreckend. Dann läuft man noch mehr Gefahr als Mieter der Rest aus der Kanne zu sein, denn man kann nicht wie früher mal eben sagen: ach leckt mich doch, zieh ich eben woanders hin…
Ich bin sehr dankbar, nicht mehr zur Miete zu wohnen.
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Ein Klischee-Bild aus den USA, das ich sofort vor Augen habe: Eine Kleinfamilie, deren adipösen Mitglieder zeltgroße T-Shirts tragen, mit großen Einkaufswagen voller minderwertiger Supermarktwaren auf dem Weg über den Parkplatz zu ihrem Van, und das, obwohl alle arbeitslos sind. Aber sie brauchen das Auto, sie wüßten sonst ja gar nicht, wie sie den Einkauf nach Hause bringen sollten. Tja, andere Verhältnisse.
In manchen Straßen wechseln die Geschäfte so schnell, da kommt man kaum nach. In Köln sind mir in letzter Zeit viele Neueröffnungen kleiner Cafés aufgefallen: Relativ kleine Räume mit ein paar Sitzplätzen und jeweils einem riesigen Kaffeevollautomaten. Geworben wird meistens mit einem besonderen Kaffee, eigene Röstung oder irgendwas Spezielles, dazu kleine teure Küchlein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß die Leute, die früher ihren Kaffee bei Tschibo im Stehen für 50 Pfennig getrunken haben (gibt’s das eigentlich noch?), nun alle bereit sind, viel Geld für einen Espresso oder Café Latte „to go“ zu zahlen.
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Das kann natürlich sein, ich habe in der Doku relativ zu Anfang ein Schild gesehen mit den Öffnungszeiten.
Merkwürdig. Versuch mal das, der zweite Link von oben:
https://www.google.de/#q=Eros-Lunch+Hamburg
Wenn ich jetzt umziehen wollte, müßte ich für etwas Vergleichbares ca. 200 Euro mehr bezahlen.
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Ah, jetzt geht’s (die Wege des Webs sind unergründlich).
Gut! „und ein Mettbrötchen“, jau, wenn dat nix is, dann weiß ich nicht.
200 Euro, das geht ja sogar noch! (Aber natürlich viel zu viel) Am Schlimmsten aber natürlich die Energiepreise. Das geht eigentlich gar nicht mehr. Ärgernis für uns: Alle Nachteile der Windräder erdulden müssen, aber für Strom dasselbe zahlen müssen wie alle anderen auch.
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Naja, in den amerikanischen Städten, wie die, die mir hier vorschwebten, kann man ohne Auto tatsächlich nicht existieren. Du kriegst nicht nur die Einkäufe nicht nach Hause, Du erreichst erst gar keinen Supermarkt (oder vielleicht nach zwei Stunden Fußmarsch).
Ich glaube, man kann bei Tschibo noch Kaffee trinken. Was er kosten? Keine Ahnung. Man sollte es mal ausprobieren und dann, während man seinen Kaffee schlürft, gleich die Weihnachtsgeschenke für die ganze Familie auswählen. Nächstes Jahr vielleicht. 😉
In die teuren Coffee Shops gehe ich übrigens nur noch, wenn sie wirklich extrem guten Kaffee bzw. Cappuccino anbieten. Starbucks und Konsorten sind einfach nur teuer, ohne gut zu sein, und ich hasse es, wenn so ein Barista mich nach meinem Vornamen fragt, damit sein Kollege den dann über den Tresen brüllen kann, wenn mein Kaffee fertig ist.
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Wenn man Pech hat, gibt es zu der Zeit dann nur Damenunterwäsche – meine männlichen Verwandten würden schön blög gucken. 😉
Ich war bisher zweimal in einem Starbucks, positiv sind da nur die gemütlichen Sessel, wenn man einen erwischt. Die Getränke finde ich auch eher mau. Und ich hasse diese schleimige Masche, wenn der Kassierer einen mit einer Stimme, als wenn er was verschenken wollte, fragt, ob man vielleicht noch einen Muffin dazu möchte. Da ich keinen wollte, habe ich sowieso verneint, aber erst hinterher ging mir auf, daß ich den natürlich auch hätte bezahlen müssen.
Früher bin ich gern gezielt in Cafés gegangen, heute nur noch, wenn ich unterwegs bin. So gut, wie bei mir zu Hause, kann der Kaffee nirgendwo sein.
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Du bringst mich ins Grübeln… Aber nein, ich lasse es erst mal dabei, mir vorerst keine tolle Espressomaschine anzuschaffen. Wenn ich zu Hause mal richtig genießen will, mache ich mir Kaffee in der französischen Kanne.
Die Standardfrage bei Starbucks, ob man noch einen Muffin oder Brownie möchte, nervt mich immer dann besonders, wenn ich mit Tüten beladen bin und kaum noch weiß, wie ich den Kaffee tragen soll. In solchen Fällen habe ich schon geantwortet: „Gerne, wenn Sie auch noch eine zusätzliche Hand für mich hätten.“ Du muss aber jetzt nicht denken, dass man mir daraufhin angeboten hätte, mir das Zeug an den Tisch zu bringen. Das heißt… im Moment würde es vielleicht klappen. Ich genieße ja zurzeit so eine Art Behindertenstatus. Trotzdem werde ich froh sein, wenn das vorbei ist.
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