Letzte Woche war die 22. Internationale Möbel-Messe in Köln. Ich bin die zahlreichen Möbelhäuser an den Ringen abgelaufen in der Erwartung, ich würde noch mehr lustig-absurd gestaltete Schaufenster – wie neulich das Apfelbett – entdecken, aber bis auf die mäßig originellen Teppichmonster vom Designer Jan Kath war nichts Besonderes zu sehen. Okay, macht nichts, gebe ich also in Zukunft meine Millionen bei Franta im belgischen Viertel aus, meine Villa hat noch ein Zimmer frei, und so ein überlebensgroßer Oscar fehlt mir noch in meiner Sammlung überflüssiger Dinge.
Schlagwort: Altstadt Nord
Hohenzollernring
Das WDR-Radio hat kürzlich eine Umfrage veranstaltet, „50 Dinge, die ein Nordrhein-Westfale in seinem Leben getan haben muss“. Blutwurst essen ist gottseidank nicht dabei. Fast alles, was auf der Liste steht, könnte ich bedenkenlos machen, nur eins nicht: Einmal Schützenkönig sein. Auf Platz 9 steht: „Eine gemischte Tüte am Büdchen kaufen.“ Kein Problem, wird sofort erledigt.
Ruhender Verkehr
… heißt diese Plastik des Künstlers Wolf Vostell aus dem Jahre 1969: Ein ursprünglich fahrtüchtiger, einbetonierter Opel Kapitän, der auf dem Mittelstreifen des vierspurigen Hohenzollernrings steht. Wie man sehen kann, darf man auch darauf herumturnen.
Hier ist ein kleiner Film über die Entstehung des Kunstwerks zu sehen. Vostell sagte später in einem Interview zu seiner Zeit in Köln: „Es sind Dinge passiert in einer Zeit, als ein außergewöhnlicher Freiheitsbegriff für die Künstler politisch wirksam war. Es gab eine große Bereitschaft und Neugier bei den Medien, und sie unterstützten uns auch. Es war Aufbruchsstimmung: die Vorzeit der Studentenrebellion, die ich für eine der besten Sachen im Nachkriegsdeutschland halte. Das ist der Humus, auf dem in den sechziger Jahren alles wachsen und später gedeihen konnte.“(Kunstforum 117,1992)
Historisch betrachtet steht die Aktionskunst (auch Fluxus und Happening) in der Tradition der DADA-Künstler um 1920: Zum Teil völlig sinnfrei, zum Teil mit politischem und gesellschaftskritischem Hintergrund versuchten Künstler wie z.B. Vostell, Beuys und Paik, den traditionellen Kunstbegriff infrage zu stellen. Spaß an der Provokation war natürlich immer dabei, aber man täuscht sich, wenn man glaubt, die Kunst würde sich darin erschöpfen.
Teil der Plastik ist eigentlich, daß sie einen Parkplatz besetzt, ursprünglich geplant vor dem damaligen Wallraf-Richartz-Museum. Das ging der Stadtverwaltung nun aber doch zu weit: Kunst schön und gut, aber nur, wenn sie nicht wehtut. Also steht der „Ruhende Verkehr“ seit 1989 an einer Stelle, wo man ihn getrost vergessen kann. Und genau aus diesem Grund, um das Kunstwerk zumindest zeitweise wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken, haben letztes Jahr drei Architekten (im Rahmen von ‚plan 10‚) einen sogenannten „Verstärker“ installiert: Eine Garage, wie sinnig.
Was jetzt allerdings diesen älteren Herren dazu veranlaßt, Kunststückchen auf dem Verstärkerkunstwerk aufzuführen, entzieht sich meiner Kenntnis. Wahrscheinlich völlig gagadada.
Am Neumarkt / Hohenstaufenring
Wenn man Äpfel über den Winter bringen will, sollte man sie möglichst so lagern, daß sie sich nicht berühren. Aber ob das Bett der richtige Ort dafür ist? Oder was gibt es sonst für eine Verbindung Bett/Äpfel? Ich hab’s: Ohne Äpfel gäbe es uns nicht. Hätten Adam und Eva nicht vom Apfel der Erkenntnis gegessen, säßen sie immer noch allein im Paradies, hätten keine Ahnung, was sie mit ihrer jeweiligen körperlichen Ausstattung anfangen sollten und würden sich langweilen. Kurz gesagt: Ohne Äpfel kein Sex. Das Bett wäre allenfalls ein Ort zum Schlafen. Äpfel im Bett sind also eine mehr oder weniger subtile Aufforderung zum … äh, ja.
Mich in ein Gesicht zu setzen, und sei es auch von hinten, würde mir allerdings im Traume nicht einfallen.
PS: Vom 18.01 – 23.01. findet in Köln die Möbelmesse „imm cologne“ statt. Die Möbelhäuser buhlen entsprechend um Aufmerksamkeit.
Balanceakt über dem Rhein
Die Balance zu finden und auch zu halten ist ja grundsätzlich erstmal positiv und eignet sich hervorragend als guter Vorsatz für das neue Jahr. Wer Hilfe dabei braucht, kann sich auch für einiges Geld entsprechende Ratgeber im Buchhandel kaufen, die heißen dann „30 Minuten für deine Work-Life-Balance“ oder „Metabolic Balance Gourmetküche“ – aber ob sie einem wirklich helfen? Es gibt ja auch Entspannungstechniken, die man z.B. jeden Tag zwischen 16.00 Uhr und 16.30 Uhr durchführen kann, sofern es der Terminkalender zuläßt. Unter einem entspannten Leben verstehe ich allerdings etwas anderes: Entspannung ist erst dann von größtem Nutzen, wenn sie bar jeder Nützlichkeitserwägung gewonnen wird.
Die perfekte Balance kann man auch dadurch erreichen, daß man seinen linken Fuß fest verschraubt, den Rest des Körpers austariert und in dieser Haltung erstarrt. Daß das nicht gesund ist, weiß jedes Kind. Seine Balance zu finden kann also nur bedeuten, in Bewegung zu sein. Das Leben pendelt: Zwischen angenehm und unangenehm, Trübheit und guter Laune, Niedergeschlagenheit und Glück. Schlägt das Pendel zur positiven Seite, braucht man sich keine Sorgen zu machen über die Balance: Die weniger gute Zeit kommt von ganz allein, und alles ist im schönsten Gleichgewicht. Schwieriger ist es, aus einem Tief wieder herauszukommen (das ist die Stunde der wohlfeilen Ratgeber), aber wenn man es als das ansieht, was es ist und nicht aufgibt, schlägt das Pendel irgendwann wieder in die andere Richtung.
Aussichten
Wenn die Weihnachtszeit endlich erreicht ist, hat das nur Vorteile: Die kitschige Beleuchtung wird nun bald wieder ausgestellt.
Die vermaledeiten Heizpilze können eingemottet werden, weil die Leute ihren Glühwein wieder inhäusig trinken – wenn sie überhaupt noch welchen trinken, eigentlich kann man ja froh sein, das man den guten Roten endlich wieder so zu sich nehmen kann, wie es sich gehört: Ungezuckert und leicht gekühlt.
StudentInnen können wieder einen würdevolleren Job annehmen.
Und die Musik, die in aller Öffentlichkeit Passanten belästigt, wird endlich endlich abneh … bald vom Karneval beherrscht. Oh Graus!
Stadt im Schnee
Mist – wo ist man Fahrrad? Egal, es ist eh zu gefährlich zum Fahren.
Mein Fahrzeug scheint nicht das einzige zu sein, daß Schwierigkeiten mit dem Vorwärtskommen hat. Im Hauptbahnhof fährt kaum ein Zug pünktlich.
Und auch das Laufen ist mehr ein Rutschen, anstrengend. Aber was soll’s, wenn man nur langsam vorankommt, hat man um so mehr Zeit, sich über die Stromverschwendung zu wundern.
In der Fußgängerzone sitzt tatsächlich jemand bei ca. null Grad am Klavier und spielt Musik von Richard Clayderman. Verrückt!
Nicht so voll wie sonst am Wochenende, der Weihnachtsmarkt. In den letzten Jahren waren jeweils 10 Millionen Menschen in Köln, um die Märkte zu besuchen, sogar aus England sind sie angereist. Ich nehme an, in diesem Jahr werden es weniger.
Ehrenstr./Brüsseler Str.
Graffiti sind in der Großstadt immer noch ein großes Thema: Als Teil der Jugendkultur greifen Firmen diese Kunst auf, um ihre Sachen zu verkaufen. In Berlin veranstaltet Adidas Stadtführungen zu Streetart und installiert im Netz einen „Urban art guide“ – das Muster kennt man spätestens seit der Entwicklung der Pop-Musik und allem, was damit zusammenhängt: Subkulturelle Erscheinungen werden von der Wirtschaft aufgegriffen, um Geld damit zu verdienen.
Die Gefahr, daß Graffiti-Kunst komplett kommerzialisiert wird, ist allerdings relativ gering. Wenn sie nämlich ohne Erlaubnis angebracht wird, fühlen sich Hauseigentümer in ihrem Recht auf Privateigentum verletzt und reagieren sauer. Aber: Jedes Haus gehört irgendjemandem, die Stadtbewohner sind aber zumeist Mieter. Wem gehört die Stadt: Denen, die die Häuser besitzen, oder denen, die in ihr wohnen? Sind Mieter nur Gäste in ihrer Stadt? Ist Öffentlichkeit und Umwelt in Privatbesitz? Die Häuser, so die Argumentation vieler Streetartisten, mögen in privatem Besitz sein, die öffentliche Umwelt aber, die sie erzeugen, gehört uns genauso. Also gestalten wir sie mit.
Leider nicht immer mit glücklicher Hand, ich kann den Zorn, der sich in dem kleinen Plakat äußert, verstehen, denn es hängt hier:
Nur, weil einer einen Stift halten kann, macht ihn das noch nicht zum Künstler. „Kuck mal, ich kann einen Buchstaben schreiben!“ – oder was soll uns das sagen? Anders natürlich das Klebegraffito unten rechts: Die künstlerische Umsetzung eines Zeitphänomens.
Wer noch mehr küstlerische Graffiti sehen will, empfehle ich mein anderes Blog.
Wallraf-Richartz-Museum
Neulich war wieder mal lange Museumsnacht. Das ist nett, wenn man nicht unbedingt da hingeht, wo alle hingehen, jedenfalls nicht zur selben Zeit. Spät erst waren wir im Wallraf-Richartz-Museum. Das war zwar immer noch voll, aber die Reihen lichteten sich. „Auf Leben und Tod“ heißt die interessante Ausstellung, in der Fotografien neben Gemälden hängen. Der Tod darf natürlich in der Werbung nicht vorkommen, sonst hieße es analog: „Lebe Ramazzotti und stirb.“ Aber wer würde das dann noch trinken?
Wir trinken lieber Bier und Kakao im Museumscafé, Platz genug ist inzwischen.
Der Umgang des Museums mit seinen Meisterwerken ist recht respektlos – in gutem Sinne, finde ich, denn warum soll man etwas anstaunen, nur weil Museumsautoritäten einem das sagen? Da braucht man noch Deko fürs Café? Da wird einfach ein Ausschnitt von einem Hodler-Bild abfotografiert, ins Monumentale aufgeblasen und an die Wand gehängt. Bitteschön! Wer das Original sehen will: Kein Problem, Eintritt zahlen, schon ist man drin. Und hinterher kann man sich noch eine Tasse mit dem selben Motiv kaufen.
Gestern auf dem Weihnachtsmarkt
Immer wieder schön.
Bei dem Wetter läßt sich übrigens ganz angenehm über den Weihnachtsmarkt schlendern. Wenn’s nur nicht regnen würde.




