Spaziergänge in Zeiten von Corona (8)

Ein Haufen Fanpost erreicht mich: Was denn nun los gewesen sei in Köln am 11.11. Ich sag’s euch: Nicht viel. Natürlich war ich als rasender Reporter unterwegs, um alles genau zu dokumentieren. Der Rathenauplatz, ein kleiner Park im Studentenviertel, war wie jedes Jahr zu den Karnevalsausschreitungen komplett umzäunt und bewacht, da er sonst gern von den Saufenden als großes Klo benutzt wird.

Allerdings, wie man ein paar Meter weiter sehen kann: Völlig umsonst, kein Wildpinkler zu sehen. Das ist die Hauptstraße des Studentenviertels, einer der Feierhotspots der Stadt. Wenn die Sauferei beginnt, ist es so voll, daß die Straßenbahn ihre Fahrten einstellt, und sein Auto sollte man vorher unbedingt woanders parken. Kneipe neben Kneipe, durchsetzt mit Imbissen – alle geschlossen oder mit Außer-Haus-Verkauf. Alkoholtrinkverbot in der Öffentlichkeit und Alkoholverkaufsverbot für 24 Stunden, selbst im Supermarkt bekam man kein Bier. An der Ecke standen ein paar Ordnungskräfte und warteten … und warteten …
Später habe ich gehört, daß 53 Ordnungswidrigkeiten aufgenommen wurden – gegen Falschparker.

Auf dem Ring, wie in der ganzen Innenstadt, viel Polizei. Ist ihnen doch zu gönnen, daß sie auch mal eine ruhige Kugel schieben können.

Am Zülpicher Platz, dem Eingang zum Studentenviertel, war ein großer LED-Bildschirm mit wechselnden Motiven angebracht, alle mit der Aussage: Heute nicht, kein Singen, Saufen, Herumgrölen, Wildpinkeln, In-Hauseingänge-Kotzen und -Kacken. Och, wie schade. Gut, da stand nur Singen, aber das andere war mitgemeint.

Da! Erwischt, doch ein paar Unermüdliche, allerdings auf Fahrrädern. Als ich da so herumstand, hörte ich mit einem Ohr, wie sich zwei von ihnen mit Passanten unterhielten: Man war sich einig, so ein Quatsch, wegen einer Erkältung den ganzen Karneval abzusagen, gestorben werde immer, das sei doch überhaupt kein Unterschied, und da jetzt so ein Aufhebens wegen eines Schnupfenvirus‘ … usw. Das höre ich öfter: Stirbt doch gar keiner, höchstens ein ganz paar, wenn das nicht Beweis genug ist für finstere Machenschaften im Hintergrund. Können die Leute nicht lesen? Haben sie vielleicht kein Internet, können nicht mit einer Suchmaschine umgehen?

Das ist ein Screenshot von einer Tabelle, die die Anzahl der Gestorbenen in Europa seit 2017 anzeigt. Die schwarze gestrichelte Linie ist der erwartete Verlauf, der sich aus dem Durchschnitt vorhergehender Jahre ergibt, die durchgehende blaue zeigt den tatsächlichen Verlauf. Zwischen der 8. und der 14. Woche 2020 (Mitte Februar bis Ende März/Anfang April) schnellt die Kurve nach oben: Statt der erwarteten 53.600 starben in der 14. Woche 89.000 Menschen. Coronaleugner, was ist da wohl passiert? Plötzliche Flugzeugabstürze? Unfälle? Eine spontane Suizidwelle? Dank der Regierungsmaßnahmen europaweit normalisierte sich die Übersterblichkeit zwischen der 14. und der 23. Woche (Anfang Juni) langsam. In der 36. Woche (Anfang September) ging es wieder los, bis zur 45. Woche (Anfang November) stieg die Todeskurve wieder an, und wenn man nicht darauf reagiert hätte, würde sie wahrscheinlich heute noch steigen. (Quelle: https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps)

In den USA sind zwischen März und heute über 250.000 Menschen an und mit Corona gestorben. Aber – ist das ein Argument? In den USA feiert man doch gar keinen Karneval.

Spaziergänge in Zeiten von Corona (7)

Nach meinem Eindruck schwankt die Stimmung in der Stadt in diesem „kleinen“ Lockdown zwischen Gelassenheit und leichter Hysterie, die besonders die öffentlichen Anordnungen betrifft. In dieser Konditorei nimmt man die Situation mit angemessenem Humor und ist hocherfreut über die Aufmerksamkeit, als ich frage, ob ich ein Foto machen darf.

Ich hatte mir angewöhnt, erst nach 22 Uhr einzukaufen, kaum Leute im Supermarkt, da ist man schnell durch, und das Ansteckungsrisiko ist gleich Null. Als ich vor ein paar Tagen eine Flasche Bier zu meinen anderen Einkäufen aufs Band legte, sagte mir der Kassierer, das könne er leider nicht mehr verbuchen, den Grund kenne er auch nicht. Ich machte ein bißchen Rabatz, der Türsteher eilte herbei und gab mir recht: Seit Monaten gab es ein Alkoholverkaufsverbot ab 23 Uhr, es war erst kurz nach zehn, aber was soll man machen, der Filialleiter war nicht mehr da, die Kasse nahm das einfach nicht an, also zog ich verdrossen von dannen. Wie sich später herausstellte, hatte die Stadtverwaltung bereits eine Woche vorher neue Corona-bedingte Einschränkungen in einem Amtsblatt verkündet, ohne das weiter mitzuteilen. Vielleicht stand es im „Kölner Stadtanzeiger“, aber wenn man den nicht mehr liest, blieb man uninformiert. Und in dem Amtsblatt steht, daß Alkohol seit dem 2. November bereits nach 22 Uhr nicht mehr verkauft werden darf. Natürlich ist das kompletter Blödsinn: Die Straßen sind leer, da alle Kneipen, Bars und Restaurants geschlossen sind. Wer unbedingt privat Parties feiern will, für den ist es egal, ob er sich vor 22 oder vor 23 Uhr mit Alkoholika eindeckt. Selbst ich, der nur ein Feierabendbier trinken möchte, weiß jetzt, daß ich früher einkaufen muß – blöderweise mit erhöhtem Risiko, da viel mehr Kunden im Supermarkt sind. Eine kleine und völlig sinnlose Anordnung – glücklicherweise wußte mein Stammkiosk auch noch nichts davon, so daß ich an dem Abend doch noch zu meinem Bier kam.

Alkoholverzehrverbot in der Öffentlichkeit herrscht heute bereits seit 6 Uhr, bis morgen 6 Uhr: Es ist der 11.11., Beginn der Karnevalssession, was normalweise mit tausenden Feiernden, also Saufenden, gefeiert wird. Wie jedes Jahr stellt die Stadt schon mal am Rand des Studentenviertels Absperrungen bereit, die normalerweise dazu dienen, die Straßen vom Autoverkehr abzusperren. In diesem Jahr – die Stadt traut ihren Bürgern nicht – rechnet man trotz des Karnevalsverbots mit unverbesserlich Feierwilligen, die es abzuhalten gilt. Alles hat zu, keine Karnevalsschlager, keine „superjeile Zick“, kein Alkohol – was sollte hier jemand suchen? Gut, wer das Amtsblatt nicht gelesen hat, weiß vielleicht nichts davon. Egal, die Stadt ist gewappnet. Und vielleicht hat sie recht: Es gibt leider viele, denen es völlig egal ist, ob sie jemanden anstecken und eventuell umbringen, solange es nur nicht sie selbst oder die eigene Familie betrifft.

Wer hier ohne Maske eintritt, wird erschossen. Der Laden ist inzwischen dicht, die Drohung geht ins Leere. Aber auch in bestimmten Straßen gilt die Maskenpflicht, und welche das sind – steht in dem Amtsblatt. Am besten macht man sich einen Ausdruck, um kein Bußgeld zu riskieren, oder macht es wie ich, sobald ich die Haustür verlasse, setze ich die Maske auf.

Damit man mich nicht mißversteht: Ich halte die Maske für wichtig und sinnvoll, und ich habe kein Verständnis für die 20.000 Covidioten, die neulich in Leipzig überwiegend maskenlos gegen die Corona-bedingten Einschränkungen demonstrierten. Moment – „Covidioten“ soll man nicht mehr sagen, habe ich kürzlich im Fernsehen gehört, das sei beleidigend und verhindere den Dialog mit Coronamaßnahmenkritikern, die ja zum Teil berechtigte Einwände hätten. Okay.

Im Oktober hat es in Tokyo eine Studie gegeben, in der nachgwiesen wurde, daß schon eine einfache Baumwollmaske bis zu 70% der Viren einer infizierten Person abhält, aber viel weniger, wenn man als Maskenträger einer infizierten Person gegenüber steht. Eine Maske schützt also vor allem die anderen, wenn man – vielleicht ohne Symptome und ohne eigenes Wissen – selbst infiziert ist. Das ist den … Coronamaßnahmenkritikern aber völlig egal.

Zu Anfang der Pandemie empfahl ein geschätzter Blog-Kollege, ich solle mir doch einmal die Videos eines coronakritischen Hals-Nasen-Ohren-Arztes ansehen: Ich war entsetzt über den hetzenden Ton, den Unsachverstand des Arztes – und über die Empfehlung des Blog-Kollegen. Eben diesen Arzt sah ich neulich am Rande einer Demo in eine Fernsehkamera sprechen: Die Coronaschutzmaske sei der neue Hitlergruß. Wie bitte? Laufen neuerdings Neonazis mit einer Maske durch die Gegend und glauben, sich gegenseitig daran erkennen zu können? Dann sollte doch mindestens ein Hakenkreuz darauf gemalt sein, oder? Nein, so ist es natürlich nicht gemeint. Der Arzt behauptet, daß Leute die Maske tragen, damit sie ihre Ruhe haben, obwohl sie überzeugt sind, daß sie keine Wirkung hat – wie damals im Dritten Reich, als viele ihren Arm zum Hitlergruß reckten, um sich bei der Gestapo nicht verdächtig zu machen. Daraus folgt: Wer die Maske nicht trägt, ist ein Widerstandskämpfer.

Mal davon abgesehen, daß der HNO-Arzt durch diese Gleichsetzung die Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime verhöhnt, die ihr Leben einsetzten gegen eine Barbarei, wie sie die Welt selten gesehen hat, gegen Folter und KZ und Genozid der Juden, der Sinti und Roma, gegen die Vernichtung von Behinderten und Andersdenkenden – der Vergleich ist so dumm, da fehlen mir fast die Worte. Ein Maskenverweigerer hat mit einer Verwarnung und – bei Nichtbeachtung – mit einem Bußgeld zu rechnen. Dann kann er nach Hause fahren, sich weiterhin den Blödsinn seines Hals-Nasen-Ohren-Helden auf Youtube anhören und sich auf Twitter mit Beschwerden über – wissenschaftlich fundierte – Einschränkungen seiner Grundrechte aufregen, ohne daß ihm irgendwas passiert. Ja, er kann sogar andere Leute anstecken und unter Umständen umbringen, ohne daß das für ihn irgendwelche Konsequenzen hat. Zur Erinnerung: Den Ausdruck „Covidioten“ sollen wir nicht mehr benutzen. Schwer.

Die Studie über die Wirksamkeit von Masken wird hier in deutscher Sprache erklärt, die Originalstudie in Englisch findet ihr hier.

Wir gehen viel spazieren in diesem wundervollen Herbst …

… und essen selbstgebackenen Schokoladenkuchen mit Vanillesoße. Man muß sich zu helfen wissen.

Autumn in Cologne

Herrlicher goldener Oktober heute am Aachener Weiher …

… und im benachbarten Hiroshima-Nagasaki-Park. Der warme Wind wirbelt bunte Blätter über Wege und Wiesen, die Sonne scheint mild und macht die Farben satt. Ein Lied habe ich die ganze Zeit im Ohr …

Gut, Köln ist nicht New York, und das Video ist auch schon ein paar Jahre alt, aber den Song kann man sich gut mal wieder anhören. An einer Stelle singt Billie Holiday „You’ll need no castles in Spain“, und ich habe mich lange Zeit gefragt: Wieso ausgerechnet in Spanien? Durch Zufall fand ich heraus, daß „castles in Spain“ eine idiomatische Wendung ist und „Luftschlösser“ bedeutet.
Auf dem Rückweg komme ich an Café Braun vorbei, magisch zieht es mich hinein, heute muß es mal wieder ein Stück Birne Helene sein … halt, dazu hatte ich doch auch mal einen guten Song:

Da ist er. „Ich habe dich verhext“, scheint der Kuchen zu mir zu sagen – das stimmt, ich kann nicht widerstehen – „… weil du mir gehörst.“ Mooment – das wollen wir doch erstmal sehen, wer hier den Zugriff auf wen hat.

Quod erat demonstrandum.

Herbst

Ich mag die Jahreszeit, wenn sie nicht zu naß ist: Seltene Vögel spreizen ihr Gefieder, um gen Süden zu ziehen.

Auf der Herbstkirmes kann man Karussel fahren … moment, Kirmes? Ist natürlich Quatsch, gibt es nicht in diesem Jahr, so wenig wie Frühlings- und Schützenfeste. Keine Bratwurst, kein Popcorn, kein Backfisch und kein Liebesapfel – ich vermisse das alles nicht, aber für die Schausteller ist es natürlich bitter, ein ganzjähriger Verdienstausfall, wie soll man das überstehen? Das Riesenrad steht schon seit Monaten vorm Schokoladenmuseum, in einer Gondel sitzt man nicht mit Fremden, da besteht keine Ansteckungsgefahr.

Drachensteigenlassen ist auch ein ungefährliches Vergnügen.

Der beißt nicht, der will nur spielen. Aber vorsicht: Manchmal speien sie Feuer. Das habe ich jedenfalls mal irgendwo im Internet gelesen. Das „Irgendwo im Internet“ ist auch die bevorzugte Informationsquelle von Coronakritikexperten, also muß es stimmen, das mit dem Drachenfeuer.

Schön leer ist es hier. Egal, wie es kommt: Spazierengehen geht immer. Und zu Hause backt man sich einen leckeren Kuchen.

Ausflüge in Zeiten von Corona: Düsseldorf (2)

Wir sind in Düsseldorf, um eine Ausstellung zu besuchen, die wir schon im Februar ins Visier genommen hatten: „Peter Lindbergh: Untold Stories“ (für eine große Darstellung rechte Maustaste, auf „Grafik anzeigen“ klicken).

Peter Lindbergh (mit bürgerlichem Namen Peter Brodbeck, in Duisburg aufgewachsen) war der Modefotograf, der das Supermodel-Phänomen aus der Taufe gehoben hat, freilich ohne es vorherzusehen. Anfang der 90er Jahre erzählte er einem Herausgeber einer Modezeitschrift, daß er keine Lust habe, Frauen darzustellen, die mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hätten: Frauen in perfekten luxuriösen häuslichen Umgebungen, perfekt gestylt und mit kostbarem Schmuck behangen. Es entstand ein inzwischen ikonisches Cover-Foto mit Models, deren Namen damals noch unbekannt waren, die aber im folgenden Jahrzehnt zu Superstars wurden, deren Auftritte auf den Laufstegen die Modekleidung, die sie vorzeigen sollten, zeitweise überschatteten. Der Purismus, den Lindbergh da zeigte – kurze Haare, keine Klunker, Straßenszenen, Schwarzweißfotografie – hielt sich nicht lange, aber die Models gaben für zehn Jahre den Ton an, wir kennen heute noch ihre Namen: Cindy Crawford, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington (später kamen noch ein paar andere hinzu).

Der Erfolg der Models machte natürlich auch den Fotografen zu einem Star, der sich in der Folge vor Aufträge weltweit kaum noch retten konnte.

Die Ausstellung wurde von Lindbergh selbst kuratiert, zwei Jahre hat es gedauert, bis er in seiner Pariser Wohnung die 140 Exponate für die Ausstellung ausgesucht hatte. Es sollte keine Retrospektive sein, dafür fühlte er sich noch zu jung – „Untold Stories“, das sollte eine Seite von ihm zeigen, die er mehr gewürdigt wissen wollte. Die letzte Wahl war, wie er sagte, eine Bauchentscheidung.

Völlig überraschend verstarb er 74-jährig im September 2019, kurz nachdem er seine Auswahl getroffen hatte. Ich habe mir ein paar Videos mit ihm angesehen, und ich habe den Eindruck, er war ein cooler, gelassener Typ. Als er 20 Jahre alt war, Mitte der 60er Jahre, trampte er für zwei Jahre durch Frankreich, Spanien und Marokko und lebte von Gelegenheitsjobs, ich vermute, das sagt mehr über ihn aus als so manches, was über ihn geschrieben wurde.

Für die Ausstellung wurden einige Fotos groß auf Plakatpapier, wie man es in der Außenwerbung findet, ‚aufgeblasen‘ und an die Wände geklebt …

… viele andere großformatig in immer gleichen braunen, schmalen Holzrahmen aufgehängt.

Ein sehr ansprechendes Konzept. Links oben sieht man die Schauspielerin Jeanne Moreau. Berühmtheiten auch außerhalb der Modebranche ließen sich gern von ihm fotografieren, so heißt es.

In einem abgedunkeltem Raum sieht man plötzlich die Portraits dieses Mannes: Es sind Filmstills eines Films, den Lindbergh 2013 von dem zum Tode verurteilten Elmer Carroll gemacht hat, kurz vor dessen Hinrichtung durch eine Injektion. Carroll saß seit 1990 in der Todeszelle, weil er ein 10-jähriges Mädchen vergewaltigt und umgebracht hatte. In einem weiteren abgedunkelten Raum kann man sich den Film ansehen: Carroll schaut 30 Minuten lang in einen halbdurchlässigen Spiegel, das heißt, es sieht nur sich selbst, während auf der anderen Seite eine Kamera steht und ihn dabei filmt. Der Betrachter sieht in sein Gesicht – manchmal irren seine Augen ab, einmal ist ein kleines Schmunzeln zu sehen, aber meistens ist der Ausdruck ausdruckslos, so scheint es. Was man sieht, ist ein Mensch, ganz egal, was er getan hat. Schwer auszuhalten, ich konnte es nur für ein paar Minuten. Ein Foto kann ich mir lange anschauen, ein Film ist dann doch ein ganz anderes Medium.

Eine gute, anregende Ausstellung, die noch bis zum 27. September verlängert ist.

Die meisten Fotos, muß ich gestehen, berühren mich nicht sehr: Man sieht, daß sie in Modefotosessions entstanden sind, das ist ganz nett, sich das mal anzuschauen, aber mehr Eindruck hinterlassen sie bei mir nicht. Das soll kein Vorwurf sein, auch hier eine reine Bauchsache: Man fühlt in sich hinein, und wenn da nichts ist, kann man nichts machen.

Was leider stört, ist der Umstand, daß die gerahmten Fotos mit nichtentspiegeltem Glas eingefaßt sind: Wenn man direkt davor steht, wird man zum Teil der Fotografie, ebenso wie die anderen Besucher und die gegenüber hängenden Fotos. Blöd.

Gut gelöst hingegen ist der Umgang mit den Gefahren durch Corona – mit dem Online-Kauf einer Eintrittskarte legt man ein Zeitfenster fest, in dem man in der Ausstellung erscheinen will. So ist geregelt, daß sich nicht zu viele Besucher gleichzeitig in den Räumen aufhalten. Die Gaderobe ist leer, wer seine Tasche und Jacke wegschließen will, findet immer einen leeren Spind.
Ich wünschte, ein solches Besucherkonzept ließe sich für Nach-Coronazeiten aufrechterhalten, das ist doch wirklich sehr angenehm, wenn man sich in Ruhe die Exponate anschauen kann, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten.

Liebe Freunde, morgen fahre ich für zwei Wochen in einen Wanderurlaub. Wünscht mir gutes Wetter und leere Wanderwege, und vor allem: Bleibt gesund!

Ausflüge in Zeiten von Corona: Düsseldorf (1)

Auf dem Weg zum Bahnhof: Eine Schlange vorm Dom. Das habe ich bisher nur einmal gesehen, als eine besondere Veranstaltung in der Kirche stattfand. Vielleicht läuft gerade eine Messe, dann ist der größte Bereich der Kirche für die Touristen abgesperrt und nur ein relativ kleiner Bereich gleich hinter dem Eingang freigegeben, um den Gottesdienst nicht zu stören. Und der ist schnell voll, wenn alle 1,50 m Abstand voneinander halten müssen.

In Düsseldorf finden wir endlich mal einen Platz in dem Biergarten, der sonst immer völlig überfüllt ist. Sehr angenehm.

Zehn Gäste – und nur zwei Stühle? Da kann man nur hoffen, daß alle eine Maske tragen.

A propos Maske – hier hat gerade eine Kundgebung von „Corona-Rebellen“ stattgefunden, die wir leider verpaßt haben. Die Rebellen rebellieren nicht etwa gegen die Pandemie, sondern gegen die Einschränkungen, die damit verbunden sind. Die Meinungen von Befürwortern und Gegnern sind unversöhnlich, Freundschaften gehen entzwei, Familien stehen vor Belastungsproben. Die, die die Einschränkungen skeptisch sehen, sind keine homogene Gruppe, da gibt es solche, die warnen und mahnen vor übertriebenen Eingriffen in unsere Grundrechte, und die, die eine weltweite Verschwörung im Gange sehen, angeführt von Wirtschaftseliten, die die Weltherrschafft übernehmen wollen, und zwischen diesen beiden Polen gibt es noch jede Menge Abstufungen. Allen Gegnern zueigen ist die Methode der Selbstimmunisierung: Sagt man ihnen beispielsweise: Schaut, es gibt neue wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit von Masken belegen, antworten sie darauf: Wer’s glaubt, wird selig. Alles gefaked, Mainstreamwissenschaften, die im Sold der Politik stehen, publiziert durch eine Mainstream-, also Lügenpresse. Wer sich auf wissenschaftliche Studien bezieht, offenbart sich in den Augen der Skeptiker entweder als Naivling, oder er ist sogar aktiver Verbreiter einer Volksverdummung, mit dem Ziel, über den Lockdown die Wirtschaft kaputt zu machen, insbesondere den Mittelstand, zugunsten von … wem auch immer, es gibt verschiedene im Angebot, Amazon, die WHO und die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, alle zusammen mit der Pharmaindustrie, stehen ganz oben auf der Liste. Daß ein weltweiter Zusammenbruch der Wirtschaft  – und damit der Kaufkraft – langfristig niemandem nützt, darauf kommen sie nicht.

Einige „Corona-Rebellen“ wissen sogar ganz genau, wer die eigentlichen Veranlasser und Nutznießer des Lockdowns sind: Neulich sah ich ein Video von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt, den die Rebellen-Bewegung irgendwie nach oben gespült hat. Er behauptete unter anderen Fragwürdigkeiten (gelinde ausgedrückt), daß er schon an einem „hämischen“ Lachen von Bill Gates und seiner Frau sehen könne, daß die ganz offensichtlich Böses im Schilde führen: „Der weiß was und der plant was und der macht was … unglaublich … also unglaublich!“ Weiter wird dazu nichts gesagt. Tja, wirklich unglaublich, was soll man dagegen noch vorbringen, wie soll man dagegen vernünftig argumentieren? Derweil sterben in den USA täglich 1.500 Menschen an Covid 19 – in den Augen der „Corona-Rebellen“ eine völlig normale Grippe.

Fortsetzung folgt.

Spaziergänge in Zeiten von Corona (6)

Ruhig, zuversichtlich und hoffnungsvoll – so sollen wir das Virus stoppen. Zur Sicherheit sollen wir aber 1,50 Meter voneinander Abstand halten, wenn wir dieses Geschäft betreten.

Was für eine Zumutung! – findet man auf dieser Demo letzten Samstag am Aachener Weiher. Ungefähr 30 Leute demonstrieren gegen die Einschränkungen unserer Grundrechte. Vorneweg ein Wagen mit Lautsprechern: „Für Liebe, gegen Gewalt!“ – das kann ich unterschreiben. „Wir fordern einen Coronauntersuchungsausschuß!“ Hm, wer soll da untersucht werden?

„Name, Herkunft, Wohnort, bitte!“ – „Meine Name, Herrr Vorsitzender, ist Corona, manchmal nennt man mich auch Covid 19. Ursprünglich komme ich aus einem chinesischen Wald, aber mein Wohnort ist international.“ – „Ahaa, also obdachlos!“ – „Aber nein, ich wohne überall, ‚wherever I lay my hat, I’m at home‘, hehe.“ – „Sie werden beschuldigt, die ganze Menschheit zu vergiften und den Tod von Hunderttausenden billigend in Kauf zu nehmen.“ – „Aber Herr Vorsitzender, ich bin unschuldig, es geht nur ums Überleben meiner Art. Ich wäre gern im chinesischen Wald geblieben, aber der Mensch hat mich unter seinesgleichen getragen, ohne mich zu fragen, mich trifft keine Schuld …“. – „Ausflüchte! Sie verbreiten sich rücksichtslos, gehen dabei über Leichen, und was haben Sie am Ende gewonnen, wenn kein Opfer mehr übrig bleibt? Sie rotten sich doch selbst aus!“ – „Ja, blöd, das stimmt, Herr Vorsitzender, aber das können Sie mir nicht vorwerfen, der Mensch macht das doch auch …“.

„Schluß mit dem Lockdown!“ – ist eine weiter Forderung der Demonstranten. Welcher Lockdown? Im Park versammeln sich die Leute, als wäre nie was gewesen.

Hier wird getanzt und gegrillt, von „neuer“ Normalität kann nicht die Rede sein. Das ist zwar nicht der Ballermann, aber es gibt Orte in Köln, wo es so ähnlich aussieht, besonders am Wochenende. Selbst, wenn die Polizei Hotspots mit hunderten Feiernden (d.h. Saufenden) auflöst, treffen sie sich kurz darauf an einem anderen Platz. Also ist jemand darauf gekommen, von freitags bis sonntags eine der Ausfallstraßen, die Vogelsanger Str., auf Höhe des Grüngürtelparks für den Verkehr zu sperren, Bierbuden mit Bänken und Tischen aufzustellen und somit Platz für 1.000 Leute zu schaffen, damit sich die Zusammenballungen in der Innenstadt entzerren. Ich bin gespannt, ob das funktioniert. Man hat das schon einmal versucht in der Vergangenheit, wegen Lärmbelästigung, aber da hat es nicht geklappt. Die Leute feiern, wo sie wollen, und ein weiterer Feierort ist eventuell eine zusätzliche Attraktion, die noch mehr Leute anlockt.

Was fällt hier auf? Nein, nicht, daß da keiner sitzt, der Laden ist halt noch geschlossen.

Hier sieht man es besser: Die Tische und Stühle stehen auf der Straße, da, wo normalerweise Parkplätze sind. Die Verwaltung hat den Kneipen und Restaurants erlaubt, ihre Außenbereiche um ein paar Parkplatzflächen zu erweitern, um den Umsatzeinbruch einzudämmen. Die Gäste wollen möglichst draußen sitzen, nicht nur wegen des schönen Wetters – das sowieso – sondern aus Angst vor Ansteckung. Die Angst ist berechtigt: Wie durch Studien inzwischen eindeutig belegt ist, verbreitet sich das Virus besonders gern durch das Aerosol, also durch die normale Atemluft mit all ihren Schwebeteilchen. Wenn man beispielsweise zu zweit für längere Zeit in einem schlechtdurchlüftetem Büroraum sitzt, und einer ist infiziert, wird der andere sich anstecken, völlig egal, ob beide eine Maske tragen oder nicht. In Kneipen und Restaurants ist die Gefahr natürlich noch höher, da sitzen unter Umständen mehr Leute als nur zwei, die dazu alle keine Maske tragen.
Autofahrer, die hier wohnen, haben das Nachsehen.

Am Rhein, auf Altstadthöhe, ist inzwischen wieder soviel los wie schon immer. Am Fuße des Museums Ludwig – ein besonders lukrativer Ort für Straßenkünstler – kann man aber doch sehen, daß die Leute Abstand halten, eine so aufgelockerte ‚Besetzung‘ der Treppen habe ich noch nie gesehen.

Das Café am Wallrafplatz hat auch wieder geöffnet – noch vor ein paar Wochen sah es so aus, als würde es endgültig geschlossen sein.

Die Tierschutzgruppe „Animal Rebellion“ protestiert gegen den profitorientierten Umgang mit Tieren, der uns letztlich die Coronakrise eingetragen habe.

Das Wasser von zwölf Brunnen in der Innenstadt ist rot eingefärbt, „Animals bleed for human greed“ (Tiere bluten für die Gier des Menschen) ist an die Umrandung gesprüht. Die Volksseele schäumt. Leute, beruhigt euch. Das ist doch harmlos, und in der Aussage berechtigt. Wir haben wirklich andere Probleme als gefärbtes Wasser.

Spaziergänge in Zeiten von Corona (5)

Endlich! Endlich kann man wieder Unterwäsche im Kaffeegeschäft kaufen, das wurde aber auch Zeit. Und auch alle anderen Geschäfte, in denen man kaufen kann, was kein Mensch braucht, haben wieder geöffnet, allein: Die Kunden wollen noch nicht wieder so richtig. Entweder, es fehlt ihnen aufgrund der Kurzarbeit das Geld, oder sie haben gemerkt, daß sie den Blödsinn eigentlich gar nicht brauchen, den sie sonst gekauft haben. Oder sie haben Angst und sind noch vorsichtig. Für die Geschäfte und die in ihnen Angestellten ist das natürlich schlecht, schließlich leben sie davon. Die ganze Gesellschaft lebt davon, daß konsumiert wird, egal was, Hauptsache, Umsatz wird gemacht. Irgendwo müssen ja auch die Steuereinnahmen herkommen, mit denen die Drecksschleuder Lufthansa gepampert wird. Arbeitsplätze – und damit wirtschaftliche Existenzen – stehen auf dem Spiel.

Was für ein absurdes System.

Bei mir um die Ecke gibt es eine Pfeffer-Boutique. Wahrscheinlich furchtbar nette Leute, die das betreiben, und wahrscheinlich segeln sie schon immer am Rande der Insolvenz. Jetzt, in Corona-Zeiten, wäre es wahrscheinlich ein Zeichen der Solidarität, wenn ich da Pfefferkörner kaufe, die vielleicht in den Gedärmen von andalusischen Katzen fermentiert wurden, ich stelle mir vor: 5 Gramm für 82,75 Euro. Daß ich überhaupt keinen Wert darauf lege, es vielleicht sogar eher ekelig finde, spielt keine Rolle, ich kann es dann ja wegwerfen, Hauptsache, ich hab’s gekauft, um den Laden zu retten.

Die Damen aus dem Kaffeegeschäft geben übrigens ein schlechtes Beispiel ab: Sie tragen keine Masken.

„Glücklichsein bedeutet das Beste aus allem zu machen“, steht da auf der Tasse, und wenn die Kunden in Not sind, können die Umstände kaum günstiger sein: Zehn Einmal-Papier-Masken für 20 Euro, das ist so, als würde man eine Packung Tempotaschentücher für den selben Preis anbieten. Das war direkt nach Einführung der Maskenpflicht. „Glücklichsein bedeutet das Meiste für sich herauszuholen“ klingt zynisch, ist aber ehrlicher. In einem Laden sah ich Masken für 28 Euro das Stück, da war dann aber auch irgendein Modelabel aufgedruckt. Corona kennt keine Klassenunterschiede? Ha, das wäre doch gelacht!

Das Café mit der schönen Aussicht auf den Rhein ist meist so gut besucht, daß man keinen Platz findet. Inzwischen wird es die Anzahl der Tische halbiert haben, aber da noch keine Touristenscharen das Schokoladenmuseum überschwemmen, wie es normalerweise der Fall ist, hat man vielleicht gute Chancen, einen Platz zu finden.

Diesen Gedanken haben allerdings viele: Neulich saß ich in einer Regionalbahn, die völlig überfüllt war von Leuten mit Fahrrädern, die vermutlich (wie ich) alle dachten: Wer wird denn so blöd sein, sich an Fronleichnam in einen Zug zu setzen – wahrscheinlich sind wir die einzigen Fahrgäste. Tatsächlich waren dann zwei Drittel der Plätze mit den Rädern versperrt, und die Leute saßen so eng zusammen wie zur rush hour.

Umständlich werden hier Plexiglasscheiben installiert, damit mehr als zwei Leute  an einem Tisch sitzen können. Ein paar Meter weiter …

… werden die Tische so ungefähr einsfünfzig voneinander entfernt aufgestellt, und wenn man abends daran vorbei läuft, kann man sehen, daß die Leute so dicht zusammensitzen, als gäbe es keine Pandemie. Freilich sind das alles Feldversuche aus Blödheit, aber bislang scheint es so, als würde es gutgehen.

Neulich wollten meine Begleiterin und ich nach einer längeren Wanderung in einem Außenbereich eines Brauhauses etwas essen. Es war nicht sehr voll, wir hatten die freie Platzwahl – dachten wir. Statt die Tische und Bänke einfach wegzuräumen, klebten Zettel darauf, daß man hier leider nicht sitzen dürfe. Unschlüssig standen wir herum und hatten die Wahl zwischen einem Platz in der prallen Sonne oder dem Weg nach draußen. Der Kellner sah unser Dilemma und setzt uns einfach an einen der gesperrten Tische. Das war zwar eigentlich nicht in Ordnung, aber eine pragmatische Lösung, denn wir saßen weit genug entfernt von anderen Besuchern. Allerdings: Da wir quasi an einem „illegalen“ Tisch saßen, wurden von uns auch keine Kontaktdaten registriert. Wenn wir Infizierte gewesen wären, hätte man das zu uns nicht zurückverfolgen können. Wie gesagt: Riskante Feldversuche.

Frisöre dürfen wieder frisieren, allerdings nur mit vielen Auflagen. Wenn man sich unsicher ist, rennt man schnell nach draußen, guckt auf die Piktogramme – und wundert sich nicht mehr, wieso man eigentlich keinen Kaffee mehr angeboten bekommt. Übrigens: Das habe ich mich noch nie getraut, beim Frisör einen Kaffee zu trinken. Der wird ja nicht vor meinen Augen aus einem Vollautomaten gezogen, sondern aus dubiosen, hinter Vorhängen versteckten Hinterzimmern geholt, wo wahrscheinlich eine Kaffeemaschine steht, wie man sie früher in Imbissen sehen konnte: Eine Glaskanne mit einer schwarzen Flüssigkeit auf einer Warmhalteplatte, die schon seit Stunden darauf wartete, mal wieder berührt zu werden.

Mein Frisör hat den Preis für einen einfachen Herrenschnitt coronabedingt um 20% erhöht. Das haben wir so hinzunehmen, die Kunden müssen Opfer bringen, um den Betrieb zu retten. Unternehmer müssen Gewinn machen, sonst lohnt sich der ganze Aufwand nicht, und wir Sklaven Angestellten hätten keine Mittel, um unseren Vermietern das Geld zu geben für den Ort, an dem wir in Ruhe schlafen können, um ausgeruht genug zu sein, um für unseren Arbeitgeber arbeiten zu können.

Die überflüssigen Elektroroller werden jetzt mit Masken ausgestattet? Das nenn ich Service.

Es gibt auffallend viele Werbetafeln und Litfaßsäulen ohne Werbung. Aber vielleicht ist das auch nur Zufall.

Auf dem Chlodwigplatz, eine Demo gegen Coronaeinschränkungen: Kinder können nicht mehr zur Schule gehen und müssen die ganze Zeit mit ihren Eltern verbringen. Schlimm. Und jetzt kommen auch noch die Sommerferien – wie können wir so grausam sein.

Rassismus ist nicht nur ein Problem der Schwarzen, sondern der ganzen Gesellschaft, will diese verkürzte Formel sagen. Das stimmt.

Vor diesem Sneaker-Geschäft kampieren manchmal junge Leute mehrere Tage lang, um zu den Ersten zu gehören, die sich sündhaft teure Exklusiveditionen eines von einem Hiphop-Star gestalteten Schuhpaares kaufen können, nicht, um sie zu tragen, sondern um sie zu besitzen, also aus Sammlerehrgeiz. Und auch hier möchte man nicht abseits stehen im Kampf für Gerechtigkeit – und hängt sich mutig ein Plakat ins Fenster. Ein solches Verhalten nennt man wohlfeil.

LÜ-GEN-PRE-SSE!!11!!!

Der Ausdruck „Presse“ ist strenggenommen der schreibenden Zunft vorbehalten, schließlich kommt er von „Druckerpresse“. Aber wenn ich in der Diktatur, zu der Deutschland ja inzwischen geworden ist, zu einer Demonstration gegen Hillary Clinton, Barack Obama, George Soros und Bill Gates gehe, die aus dem Blut von in Höhlen gefangenen Kindern ein Verjüngungsserum extrahieren und außerdem in einer Washingtoner Pizzeria einen Kinderpornoring betreiben, wenn ich also da auf dieser Demonstration ein Kamerateam des WDR auf mich zukommen sehe und „LÜ-GEN-MAIN-STREAM-FERN-SEH-SEN-DER“ rufe – dann sind die eventuell an mir vorbeigelaufen, bevor ich das zu Ende ausgesprochen habe, deswegen ist „LÜ-GEN-PRE-SSE“ besser, das skandiert sich einfach flüssiger, und die wissen dann schon, daß sie gemeint sind. Wenn sie nicht ganz doof sind.

Manchmal sind sie es aber doch: Fast wäre ich darauf hereingefallen. Aber nicht mit mir, liebe Freunde! Das Schnappschußfoto von meinem TV-Gerät zeigt angeblich einen Grabfund in der Uckermarck. Ha! Niemals handelt es sich hier um eine archäologische Ausgrabung: Die Cordhose, die die – angeblich – archäologische Figur da trägt, gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert! Und was ist mit der Dot-com-Adresse auf dem T-Shirt?! Der Grabfund, der uns da präsentiert wird, ist doch eine einzige Inszenierung!!! Gut gemacht, das gebe ich zu, zuerst dachte ich, das ist echt. Uckermark, Uckermark … das spricht irgendwie mit mir. Was bezwecken die öffentlich-rechtlichen Mainstreamjournalisten damit, diese Verlautbarer der Bundesregierung? „Cui bono“ und so, ich weiß Bescheid, Corona-Fake, das ist doch offensichtlich. Angela, irgendwie assoziiere ich Angela … ah, ich weiß: Angela Davis, diese alte Kommunistin. Hängt wahrscheinlich mit drin in dem Kreis der bolschewistisch-kapitalistisch-jüdischen Verschwörer auf der Suche nach Verjüngung, genauso wie Lady Gaga und Marina Abramović. Es würde mich nicht wundern, wenn in der Uckermark in Apotheken Pharmazeutika verkauft werden, deren Entwicklung die Bill-Gates-Stiftung unterstützt hat. Wenn das kein Beweis ist … ja dann, dann weiß ich auch nicht.

Towel Day

… oder Handtuchtag ist heute, am 25.05. Er erinnert an die aus fünf Bänden bestehende vierbändige Trilogie „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Was man unbedingt immer dabei haben sollte, wenn man so reist, ist ein Handtuch – könnte man auch heute und hier gut gebrauchen: Wenn man sich unbedingt mal wieder umarmen will, wickelt man sich einfach in sein Handtuch ein, schon ist man geschützt. Gesichtsmaske vergessen, und der Türsteher am Supermarkt läßt einen nicht hinein? Kein Problem, mit einem gezielten Schnalzer haut man dem das Handtuch um die Ohren, daß ihm Hören und Sehen vergeht, und schon hat man freien Zutritt … nein quatsch, macht das besser nicht. Man schlingt sich das Handtuch einfach über die untere Gesichtshälfte – voilà.

Das „Thüringer Kompetenznetzwerk Datenmanagement“ an der Universität Erfurt wirbt an diesem Tag besonders für die Präregistrierung von Forschungsprojekten. Normalerweise ist es in der Wissenschaft so, daß die Projekte dann veröffentlicht werden, wenn Ergebnisse vorliegen. Wenn das Projekt, aus welchen Gründen auch immer, vorher abbricht, sind alle Erkenntnisse, die man bis dahin gesammelt hat, verloren. Ein abschreckendes Beispiel gibt es im „Anhalter“: „42“ war die Antwort eines Supercomputers nach Millionen von Jahren auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Da damit keiner etwas anfangen konnte, gab der Computer den Rat, sich den genauen Wortlaut der Frage anzusehen – daran konnte sich aber niemand mehr erinnern. Also baute man einen neuen Supercomputer, der „Erde“ genannt wurde, um die Frage zu ermitteln. Es vergingen wieder einige Jahre. Fünf Minuten, bevor die Erde das Resultat mitteilen konnte, wurde sie für eine Raumschiffumgehungsstraße gesprengt, der kosmische Bautrupp war einfach nicht unterrichtet. Alle Erkenntnisse und Zwischenergebnisse waren zerstört. Das, so das Erfurter Kompetenznetzwerk, hätte man vermeiden können – durch Präregistrierung: Egal, wie das Projekt endet, eins vergißt man nie: Wie die Frage ganz zu Anfang lautete.