Apostelnstr.

Die Bundeskanzlerin knutscht nicht nur mit der Bankenlobby, sondern biedert sich auch der Occupy-Bewegung an: „Wir müssen sie ernst nehmen. Wir müssen die Sorgen der Menschen verstehen.“, sagt sie wohlfeil und nichtssagend mit Blick auf die Samstagsdemonstranten.

Auch an diesem Wochenende demonstrierten in Köln einige hundert Bürger gegen den verantwortungslosen Umgang der Banker mit dem Geld, das ihnen von den Regierungen zur Verfügung gestellt wird.

„Banken entmachten / Demokratie jetzt“, steht auf dem Banner, eine sinnige Zusammenstellung, haben doch die Verhaltensweisen der Banken mit Demokratie nicht viel zu tun. Wenn die Schulden sozialisiert werden, sollte man dasselbe mit den Banken tun, um sicherzustellen, daß die Banker mittelbar nicht die Demokratie zerstören.

„… das Wort Investmentbanker [ist] nur ein Synonym für den Typus Finanzmanager, der uns alle, fast die ganze Welt, in die Scheiße geritten hat und jetzt schon wieder dabei ist, alles wieder genauso zu machen, wie er es bis zum Jahre 2007 gemacht hat.“, schrieb Altkanzler Helmut Schmidt in der „Zeit“ vom 14.07.11.

Lesenswert: Bericht und Gedanken von Blogfreund Trithemius zu „Occupy Hannover“.

Zeppelinstr.

Da kleben sogar Elefanten als Steighilfe an der Kletterwand. Dabei hat der Olivandenhof nichts mit diesen Tieren zu tun: „ad olivas“ (zu den Oliven) hieß früher das Kloster, das hier stand.

Aber was soll’s, niedliche Elefanten sind viel werbewirksamer als ölige Früchte, jedenfalls für ein Outdoor-Geschäft: Da schwingt schon gleich Safari mit, Steppe, Dschungel, Tarzan und Jane, die mit den neusten Kimaschuhen eine Kletterwand erobern …
Links sieht man das Karstadt-Kaufhaus, der Raum dazwischen ist der überdachte Teil der Zeppelinstr., wer in diesem urgemütlichen Ambiente speisen will, wird also nicht naß, falls es mal regnet. Daß hier der Planer dieser architektonischen Komposition jeden Tag um 12 Uhr öffentlich ausgepeitscht wird, ist wohl nur ein Gerücht.

Museum Ludwig

Als ich gestern auf dem Weg zum Bücherflohmarkt in der Altstadt war, fing es zu regnen an. Was macht man da? Man kann mal kucken, was im Museum so läuft. Und im Museumsbuchladen.

„Ichundichundich: Picasso im Fotoportrait“, heißt die laufende Ausstellung – kaum interessant genug, 10 Euro Eintritt dafür zu zahlen. Das Museum hat kein Geld, um große, aufsehenerregende Ausstellungen zu finanzieren, also nimmt man, was man im Depot hat, leiht noch das ein oder andere dazu, und schon ist der Platz gefüllt. So lockt man allerdings kaum Publikum ins Museum.

Eine ehemalige Kollegin fällt mir ein, 30 Jahre ist das nun schon wieder her, sie erzählte mir, daß sie den älteren Picasso so erotisch fände, daß sie sofort mit ihm ins Bett hüpfen würde. Wie bitte? Meine Kollegin, Anfang 40 und eine Vollblutfeministin der ersten Stunde, ist scharf auf einen fast doppelt so alten Mann, der einer der größten Chauvis des 20. Jahrhunderts war? Tja, die Libido geht seltsame Wege.

Im Museumscafé ist viel los, trotzdem ergattere ich einen Fensterplatz, man muß auch mal Glück haben. Die Asiaten auf dem Heinrich-Böll-Platz ficht der Regen nicht an, Fotos mit Domhintergrund müssen bei jedem Wetter sein, denn morgen ist man wahrscheinlich schon auf dem Eiffelturm oder am Buckingham Palace.

Mir ist das Wetter auch egal. Ich widme mich meiner Beute: Kaffee und Kuchen sind allerdings im Nu verschwunden, haben nichtmal das Foto abgewartet, undankbare Bande. Der Bildband ist aber treu und hat mich sogar nach Hause begleitet, allerdings … es ist nicht ganz klar, wer hier wessen Beute ist, 20 Euro war eigentlich nicht vorgesehen. Aber von 50 Euro heruntergesetzt, also bitte, genau das wollte ich ja eigentlich, billigere Bücher kaufen.

Wenn jetzt noch jemand Klavier gespielt hätte, wäre es perfekt gewesen.

Hauptbahnhof

Bahnhof2

Das Huhn

In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her…
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh’r?
Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte, wo es – „stört“!

Christian Morgenstern

Köln-Marathon

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.

Köln-Marathon. Die Strecke für die Inline-Skater lief glücklicherweise direkt an meinem Haus vorbei, das hieß: Bis in den Nachmittag hinein kein Autoverkehr! Meinetwegen können die das ruhig öfter machen.

Als schon fast alles vorbei war, wagte ich mich auch ein wenig ins Gewühl und erwischte gerade noch die letzten Läufer am Rudolfplatz, kurz darauf kamen die Räumwagen. Keine Ahnung, ob das Kamerateam das Königspaar bis zum Ziel begleitet hat (apropos: Der Adel hat es heutzutage aber auch nicht leicht …).

Kurz vor der Zielgeraden liefen noch ein paar mehr – bei dieser Affenhitze wahrscheinlich kein ganz großes Vergnügen. Aber wahrscheinlich waren die Teilnehmer eh nur guttrainierte Läufer von Außerhalb, denn:

„Hier ist Köln zu Haus“ – im Biergarten auf dem „Alter Markt“.

Brüsseler Platz / Bahnhofsplatz

Sonntag nachmittag im belgischen Viertel – nanu, was ist denn hier los? Ein politischer Agitator ruft die Massen auf, die Straßen zu besetzen, weg mit der menschenfeindlichen Umweltverschmutzung durch Verbrennungsmotoren – die ersten Wagemutigen fangen schon mal an, die Fahrbahn zu blockieren …
Weit gefehlt. Der Wirt hat zu Feier des Tages einen Flachbildschirm nach draußen gestellt, zu sehen gibt es – Fußball. 1. FC Köln gegen Hoffenheim.

Nach dem Spiel kann man einen der Spieler telefonierend auf dem Bahnhofsplatz entdecken. „Mer han jewonn, Mam!“, erzählt er begeistert seiner Mutter.

Da ist noch ein Spieler … moment … kommen die alle aus einer Familie? Oder ist das der Name des Vereins, „1. FC Podolski Köln“? Daß alle Spieler die Nummer 10 tragen, ist natürlich tricky, da blickt selbst der cleverste Schiedsrichter nicht mehr durch.

Ich mausere mich übrigens zum Fußball-Spezialisten: Ich weiß z.B. auch, daß der Trainer von Hoffenheim früher der von St. Pauli war! Tja. Da staunt ihr.

Rudolfplatz

Neulich hatte ich die Gelegenheit, vom Dach dieses Gebäudes fotografieren zu können, blöderweise hat es geregnet. Im Mittelgrund sieht man das Hahnentor, ein Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtmauer, recht verloren zwischen charakterlosen Häusern stehen. Zweierlei sieht man auf diesem Foto: 1. Köln ist zum überwiegenden Teil nicht älter als 60 Jahre, und 2. Köln kann schön sein, aber in der kalten Jahreshälfte ist es häßlich und uselig. Ich glaube, es wird Zeit, in mein Landgut umzuziehen, um da zu überwintern.

World Press Photo im Hauptbahnhof

Wie schon im letzten Jahr wurden wieder die Gewinner des „World Press Photo“-Wettbewerbs im Hauptbahnhof ausgestellt – bei vielen Bildern ist es wahrlich kein Vergnügen, sie sich anzusehen. In der Zeitung wurde eine Verantwortliche zitiert, die Schreckensbilder aus Kriegen und von Unfällen würden „nur“ 25 Prozent ausmachen. Wenn man sie schon zeigen muß, sollte man sie wenigstens so hängen, daß Zufallspassanten sie nicht sehen müssen. Der Hauptbahnhof ist definitv der falsche Ausstellungsort.

Das Bild oben (also der obere Teil) zeigt den 3. Preis in der Kategorie „Portraits“ von dem Fotografen Guillem Valle.

Butoh Tanztheater

Das ist der Butoh-Tänzer Ken Mai. Butoh entwickelte sich in den 60er Jahren in Japan, unter anderem als Protest gegen die Amerikanisierung der japanischen Kultur. Es handelt sich dabei um einen Ausdruckstanz, dessen Formen ihren Ursprung im deutschen Ausdruckstanz der 20er Jahre, im japanischen Nō und Kabuki haben (beides traditionelle japanische Theaterformen). Der Tänzer Ken Mai bewegte sich zur Musik (Bach, elektronische Musik und Björk), meist recht dramatisch, grimassierte und gab schrille Töne von sich, durchschritt den ganzen Raum oder tanzte auf der Stelle, so nah, daß man ihn hätte anfassen können. Fast 30 Minuten hielt er das durch, immer in Bewegung und alle Muskeln angespannt, das muß anstrengend sein. Sehr beeindruckend war es auf jeden Fall, ich habe mich kein Stück gelangweilt.