-12 Grad auf der Domplatte

… und dabei unbeweglich stehen, das ist wirklich kein angenehmer Job. Jedes Mal, wenn barmherzige Passanten Geld in die Dose werfen, stampft er laut auf seinem Kistchen wie Rumpelstilzchen, um sogleich wieder zu erstarren – ich glaube, der macht das nur, um sich wenigstens etwas Bewegung zu verschaffen.

Der Casanova unten hatte etwas mehr Glück: Nicht nur war es wärmer, als ich vor ein paar Wochen das Foto machte, auch die Figur verlangt ja etwas mehr Agilität – viele Touristinnen ließen sich nicht zweimal bitten, sich mit ihm fotografieren zu lassen.

Rathausturm (Town hall tower)

Diese Sockelfigur, die uns da ihr Hinterteil entgegenreckt, nennt man „Kölner Spiegel“ – das soll nicht heißen, daß die Kölner die Bezeichnung „Arschgesicht“ für ein Kompliment halten. Nein, das ist nur die Ansicht, die eine beliebte Figur im Spiegel sehen würde, wenn sie durch ihre Beine guckt: Der „Kallendresser“ (Regenrinnenscheißer), über den ich hier schon mal berichtet habe.

This pedestal figure, which stretches its rear end towards us, is called „Cologne Mirror“ – this does not mean that the Cologne people consider the term „ass face“ as a compliment. No, this is just the view, a popular character would see in the mirror if he looked through his legs: the „Kallendresser“ (= bugger in the rain gutter, Cologne slang), I have already reported on here.

Welcher Zusammenhang zwischen Konrad von Hochstaden (1205-1261) mit dieser Spottfigur besteht, kann man nur mutmaßen: Der Erzbischof führte zwar das Stapelrecht für Köln ein und legte den Grundstein für den Kölner Dom, wurde aber, wie viele Erzbischöfe, in der Stadt eher als feindlicher Machtmensch wahrgenommen, der nicht den geringsten Ehrgeiz hatte, beliebt zu sein.

One can only guess the connection between Konrad von Hochstaden (1205-1261) and this ridicule figure: The archbishop introduced the staple right for Cologne and laid the foundation stone for the Cologne cathedral, but like many archbishops, was perceived in the city as an enemy power man, who had no ambition to be in vogue.

Zu den 124 Rathausfiguren gibt es eine typisch kölsche Geschichte: Als der Turm nach dem 2. Weltkrieg wieder hergestellt war, fehlten noch die Figuren, aber die Stadt hatte kein Geld dafür. Also forderte man in den 80ern die Kölner Bürger auf, dafür zu spenden, eine Figur kostete mindestens 10.000 Euro, und tatsächlich fanden sich viele Firmen und Privatleute, die sich auf diese Art ein Denkmal setzen wollten. Damit die Figuren auch lange der Umweltverschmutzung widerstehen konnten, wurden Spezialisten beauftragt, die die Sandsteinskulpturen in Acrylharz tränkten. Alle freuten sich und waren zufrieden, aber – oh je:

Das Acrylharz zerstörte die Figuren innerhalb von 10 Jahren schneller, als es jede Umweltverschmutzung gekonnt hätte, sie bekamen gefährliche Risse und mußten 2005 demontiert werden. Was tun? Der Turm war wieder nackt, die Spender düpiert. Also widmete man schnell 1,5 Millionen Euro Sponsorengelder für ein anderes Projekt um und gab neue Figuren in Auftrag, die nun seit 2008 wieder den Turm schmücken. Daß dieselben Spezialisten später beim U-Bahnbau beschäftigt wurden, ist ein bloßes Gerücht – für jeden Pfusch gibt es in Köln eigene Fachleute, an denen man hier offensichtlich keinen Mangel hat.

There is a typical Cologne story for the 124 town hall figures: when the tower was restored after World War II, the figures were still missing, but the city had no money for it. So in the 80s Cologne townsfolk were asked to donate for it, one figure cost at least 10,000 euros, and indeed there were many companies and private individuals who wanted to set up a memorial in this way. So that the figures could withstand pollution for a long time, specialists were commissioned to soak the sandstone sculptures in acrylic resin. Everyone was happy and satisfied, but – oh dear:

The acrylic resin destroyed the figures within 10 years faster than any pollution could have done, they got dangerous cracks and had to be dismantled in 2005. What to do? The tower was bare again, the donors duped. So they quickly devoted 1.5 million euros in sponsorship money to another project and commissioned new figures that have been decorating the tower again since 2008. The fact that the same specialists were later employed in the construction of the subway is a mere rumor – for every botched job there are separate experts in Cologne, of whom there is obviously no shortage.

And the winner is …

Kevin!! Wer hätte das gedacht, Kevin ist „Mr. Köln“ und darf nun an dem Wettbewerb zu „Mr. NRW“ teilnehmen. Ich bin, das darf ich in aller Bescheidenheit wohl sagen, nicht ganz unschuldig an diesem sagenhaften Erfolg, habe ich doch in drei Einträgen bereits über Kevin berichtet, als noch keiner an ihn glaubte. Nur schade, daß „dat Schantall“ es nicht geschafft hat, vielleicht beim nächsten Mal.

Hintergrund: Das DuMont-Carré, eine Art Einkaufszentrum in der Innenstadt, hat zusammen mit einer Boulevard-Zeitung im Oktober ein Casting zu Mr. und Miss Köln veranstaltet – eine Aktion, die glücklicherweise vollkommen an mir vorbei gelaufen ist.

Am Neumarkt

Flatsch! – wenn das einem Kind passiert, ist das Geschrei groß. Die 12 Meter hohe Eistüte vom Künstlerpaar Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen ist auf die Neumarktgalerie gefallen, die an einem Ende der Schildergasse steht, der meistbesuchten Einkaufsstraße Europas, das paßt also. Es gibt die Ansicht, das sei eine subtile Konsumkritik – gut, wenn man unbedingt will, kann man das so sehen, ich glaub’s aber nicht. Claes Oldenburg ist einer der bekanntesten Pop-Art-Künstler, seine ins Monumentale ‚aufgeblasenen‘ Alltagsgegenstände irritieren immer mal wieder den Betrachter. In den Anfangstagen dieses Blogs habe ich die Eistüte schon mal aus einer anderen Perspektive gezeigt.

Domspitzen

Ah ja! Finde ich gut, German Wings verzichtet nun auf die krachmachenden Stinker und Umweltverschmutzer und transportiert die Reisenden in einem Ballon, ich hoffe, Lufthansa und die anderen ziehen noch nach. Da ist Reisen nicht nur der Wechsel von Orten, sondern noch richtig unterwegs sein. Und das ist doch spannend, daß man an der Domspitze eine Haltestelle eingerichtet hat, wahrscheinlich muß man die ersten Meter an einer Strickleiter zurücklegen, aber dann ist man ja schon auf dem Domhelm, noch ein bißchen klettern, und schon ist man am Aufzug und zack! – mitten in der Stadt. Wenn das kein Service ist!

Allein die Kreuzblumen, die die Turmspitzen bilden, haben übrigens eine Höhe von über neun Metern, unten steht eine Replik, auf daß man eine ungefähre Vorstellung bekommt:

Cäcilienstr.

Klar kann ich noch fahren! Das bißchen Wein zum Essen ist doch ewig her. Und der Verdauungsschnaps hat sich mit dem Fett aufgehoben, deshalb heißt er ja so. Die paar Kölsch hinterher, das trinkt sich doch wie reines Wasser. Die anschließenden Cocktails? Nun mach dich mal nicht lächerlich, diese Obstlimo! Keine Sorge, ich fahr noch.

Ein Alcohol-Tester an einem Parkhaus ist keine schlechte Idee, seine Benutzung müßte allerdings zwingend vorgeschrieben sein. Und wer über 0,5 Promille hat, über den stülpt sich ein Gitterkorb, aus dem er erst frei kommt, wenn er seinen Autoschlüssel hergegeben hat.

Hanns-Hartmann-Platz

Oh no – schon wieder Weihnachtsmarkt? Nein, tatsächlich immer noch. Bis zum 7.1. kann man hier Glühwein trinken, und deswegen nennt man das auch nicht Weihnachts-, sondern Wintermarkt. Geschickt. Und so ein paar Buden in der Ecke stören auch nicht weiter. Aber ich hoffe, das ist kein Trend, der Tourismuschef hat nämlich schon öffentlich darüber nachgedacht, daß es doch schön wäre, wenn man die Goldesel über die Festtage hinaus in der Stadt halten und melken könnte. Warum kein ganzjähriger Weihnachtsmarkt? Die Lebkuchen für dieses Jahr werden doch wahrscheinlich auch schon wieder gebacken.

Brüderstr.

Schön, daß das „Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie“ soviel Geld übrig hat, um sich in einer Plakatkampagne selbst zu loben, durchsichtig getarnt als Dank an „Deutschland“ – ein „Wir“-Gefühl soll erzeugt werden: „Wir, die Politiker, haben für euch gesorgt, und ihr habt mitgezogen. Wir alle sind gut!“, so die Botschaft. Tatsächlich ist das Plakat dreiste Propaganda, denn die Arbeitslosenstatistik ist so geschönt, daß es so aussieht, als gäbe es „nur“ 2,7 Millionen Arbeitslose. Wer aber z.B. mindestens 58 Jahre alt ist und wenigstens ein Jahr Hartz-IV bezieht, ohne ein bezahltes Arbeitsplatzangebot bekommen zu haben, gilt nicht als arbeitslos, obwohl er oder sie es faktisch ist. Das waren im November 2011 bereits 105.000. Außerdem werden für die Statistik alle die nicht mitgezählt, die gerade an einer sogenannten Maßnahme (Weiterbildung) teilnehmen, Kranke, Arbeitslose ohne Anspruch auf staatliche Hilfe, 1-Euro-Jobber. Bis zu 1,5 Millionen Bürger gelten als versteckt arbeitslos. „Wirtschaft. Wachstum. Wohlstand.“, hat das Bundesministerium in seinem Untertitel stehen – das gilt auf jeden Fall für die Rechenasse, die für die Statistiken verantwortlich sind.

Shoppen

Wer diese Kleider trägt, braucht keine Gesicht, ist die Botschaft. Und wer kein Gesicht hat, kann es auch nicht verlieren, da kann man richtig die Sau rauslassen. Gibt es diese Kollektion auch für Herren? Klar, das ist die Banker-Standardkleidung. Immer mehr Politiker sollen diese Mode jetzt auch tragen – selbst der im höchsten Amt.