Für welchen Horrofilm wird hier geworben? – war mein erster Gedanke, als ich diese Plakate sah.
Zerschnittene Frauengesichter, collagenhaft zusammengesetzt, eine Hand, die aus dem Dunkeln von hinten zugreift, fletschende Zähne am Hals (oder was ist das?) – alles sehr unheimlich, das sieht sehr nach Gewalt und Mißhandlung aus.
Das ist aber gar keine Werbung, sondern der zweite Teil der Aktion „Kunst an Kölner Litfaßsäulen“, über die ich hier schon berichtete, mit dem Titel „Heroines“ der Künstlerin Johanna Reich.
Und das sagt die Künstlerin selbst zu ihrem Werk (ich zitiere von ihrer Homepage):
„Die zentrale These des Kulturanthropologen René Girar lautet, dass der Mensch durch Nachahmung lerne und die Kultur ein einziger Prozess der mimetischen Vermittlung sei. Durch das Begehren eines anderen Menschen wird ein Objekt erst begehrenswert und es entsteht Rivalität. In ihrem Projekt „HEROINES“ fragt Johanna Reich junge Mädchen in bildnerischen Experimenten nach ihrer Identität.
Die Teilnehmerinnen berichten, welche Personen für sie aufgrund von Charakter, Lebenslauf oder einer speziellen Begabung faszinierend finden und wählen ein Bild dieser Persönlichkeit aus. Dieses Bild wird auf das Gesicht der Teilnehmerin projiziert, die selbst ihr Haltung und Gestik auswählt, und als fotografisches Portrait festgehalten. In der Verschmelzung von Projektion und Gesicht entsteht ein neues, eigenständiges Portrait, das seine Energie aus dem Spannungsfeld zwischen ikonenhafter Inszenierung und alltäglicher Gegenwart schöpft; es entsteht eine Heroine, benannt nach den Halbgöttinnen der Antike.“
Tja. Weiter können Intention (der Künstlerin) und Rezeption (durch mich) kaum auseinanderliegen.
