Weihnachtsstimmung in der Innenstadt

Früh wird in der Stadt versucht, weihnachtliche Stimmung zu erzeugen. Geld muß in den Umlauf gebracht werden, damit die Wirtschaft brummt, die Unternehmen denken da in erster Linie natürlich an die Arbeitsplätze, das weiß man ja. Der zugige Roncalliplatz am Dom versucht es diesmal mit dem ganz dicken Kitschhammer.

Die Werbung der französischen Zigarettenfirma wirkt irgendwie deplatziert: Hundert Jahre Freiheit, die darin besteht, oben und unten qualmend auf einem Moped durch die Gegend zu knattern? In der Adventszeit? Bei dieser A…kälte?? Ohne mich, so blöd ist ja nichtmal ein Globaltrottel. Außerdem stell ich mir Freiheit anders vor …

… nämlich so: Diese Herren-Butike weiß, was freie Männer brauchen. Wer hier seinen Anzug samt Seidenschal kauft, ist der 1000-PS-Freiheit schon ein wesentliches Stück näher. Der Mann von Welt trägtfährt heute Maserati! (Ein Moped! – nicht zu fassen)

Wer mir unbedingt was zu Weihnachten schenken will: Ein gutes Buch kommt immer gut an. Aber bitte nicht aus diesem Regal. Sind das eigentlich noch die Nachwehen von Harry Potter, daß Fantasy-Literatur so hoch im Kurs steht? Aber jeder, wie er will, ich finde z.B. die Bücher der Brüder Strugatzki (unten rechts) wirklich gut.

Partyschiff am Rheinufer

An eine Karte für diese Veranstaltung auf dem Partyschiff war leider gar nicht zu denken, wenn man nicht dazu gehörte. Gut, der erste Teil des Abends, das kennt man: Erst spult die Gruppe „Sabbelschnüss & Schliemdresser“ ihr Programm ab, das „Goldene Rollo“ am Band wird vergeben für den höchsten Umsatz und neue Technologie in Form eines sprechenden Sonnenschutzes weist den Weg in eine erfolgreiche Zukunft – neben der Erledigung der üblichen Aufgaben wird man mit ihm die Auswirkungen der kantischen Urteilskraft diskutieren können. Dazu wird Kölsch-Bier und „Himmel un Ääd“ (Blutwurst) gereicht, oder „Halver Hahn“ (Gouda-Käse). Nach Mitternacht beginnt dann endlich, endlich die karibische Nacht. Zu exotischen Longdrinks und heißen Rhythmen zieht die nicht minder heiße dunkelhäutige Tänzerin Coco die Lamellen ihres Jalousiekleides einzeln vom Leib. Von diesem Ereignis wird der Rolladen- und Sonnenschutz-Fachverkäufer noch das ganze Jahr zehren, bis es wieder heißt: „Dagedeeve, Sackjeseechter, Kappesköppe: Willkommen!“

Im Hauptbahnhof

Nach der bahnbrechenden Bezeichnung „WC Center“ im Deutzer Bahnhof kann man im Hauptbahnhof natürlich nicht nachstehen: „McClean“ heißt das stille Örtchen hier, und für 7 Euro kann man sogar duschen. Pinkeln kostet aufgrund der besseren Lage 1 Euro – das kennt man, ein Hamburger bei der anderen Mc-Firma kostet genau so viel. Böse Zungen behaupten, in beiden Geschäften gehe um das selbe Erzeugnis … das ist aber sehr unappetitlich, und außerdem auch ungerecht: In Dung stecken sehr viele wertvolle Mineralien.

Café Stövchen, Ursulakloster

Ich weiß gar nicht, ob das Café Stövchen ein Geheimtipp ist – obwohl nur fünf Geh-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, liegt es etwas versteckt. Ich bin nicht so oft da, weil es nicht in meiner Gegend liegt, aber einen Besuch ist es unbedingt wert.

Kleine hausgemachte Speisen zu günstigen Preisen in einer so gemütlichen Atmosphäre, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe, und damit die Qualität nicht leidet, gibt es neben dem üblichen Kölsch auch richtiges Bier. Allerdings darf geraucht werden, und das ist ja nicht mehr jedermanns Sache. Samstags ist übrigens geschlossen – sage ich nur, damit keiner vor verschlossenen Türen steht.

Das direkt am Dom gelegene Cafè Reichard dagegen hat täglich geöffnet, dafür abends nicht, wenn die Touristen was anderes im Kopf haben als Kaffee und Kuchen – der hier übrigens ausgezeichnet ist, aber erstens ist er recht kostspielig, zweitens bekommt man oft keinen Platz, und drittens ist die Atmosphäre hektisch. Nein, ich geh jetzt öfter mal ins Stövchen.

Filmpalast am Hohenzollernring

Seit über einem halben Jahr ist er nun schon geschlossen, was damit wird, weiß man nicht: Der Ufa-Palast, 1931 nach Plänen des Architekten Riphahn (der auch die Oper und die Messe entworfen hat) erbaut, war lange Zeit das größte Kino Deutschlands. In den 70er Jahren folgte man der Mode und teilte den Innenraum in 13 Säle, die meisten davon Schachtelkinos. Das kleinste hatte gerade 16 Sitze und eine Leinwand von der Größe eines Badetuches – ich habe vermieden, da hin zu gehen, fernsehen kann ich auch zu Hause. Vor acht Jahren hatte die Cinestar-Gruppe den Komplex übernommen und plante, in diesem Jahr zu sanieren, allerdings nur bei einer Mietminderung, von der der Vermieter aber nichts wissen wollte. Durch die Schließung dieses Hauses, nach dem Cinedom das zweitgrößte der Stadt, gibt es nur noch ein Multiplex, in dem Blockbuster gespielt werden. Die sogenannten Arthouse-Kinos sind in der Überzahl – das dürfte in Deutschland einzigartig sein, im Cinedom reibt man sich vermutlich die Hände. Bleibt nur zu hoffen, daß die Arthouse-Kinos nicht in Versuchung kommen, auch Blockbuster anzubieten, das wäre ganz schlecht für die „kleinen“ Filme, denen die Abspielstätten verloren gingen.

PS: Wer wissen will, was gestern in der Karnevalshochburg Köln los war: Der mutige Blogfreund ich-bin-es war da und hat ein paar Eindrücke eingefangen.

Karnevalkomasaufen

Ich glaube, da hat sich einer verschrieben. Oder? Muß es nicht heißen:
„Mehr Spach ohne Glach, Becher icht dach!“?
Da hat wohl jemand zu tief ins Kölschglas geguckt und seine unzerbrechlich wahre Liebe darin gefunden – kein gutes Vorbild, wenn jetzt die Mitarbeiter des Oberbürgermeisteramtes ihre Zuneigung zum Alkohol offenbaren.

Der Hintergrund: In drei Tagen geht das Grauen der Karneval wieder los, und das bedeutet: Am 11.11. und in der Zeit von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag im nächsten Jahr ist in der Altstadt und im Studentenviertel hemmungsloses Saufen angesagt. Und weil dazu zu gehören scheint, daß man die leeren Flaschen und Gläser auf der Straße zerdeppert, herrscht in diesen Gegenden in der Zeit Glasverbot, die Getränke dürfen nur aus Plastikbehältnissen oder Dosen konsumiert werden. Man hat das schon einmal durchgeführt und gute Erfahrungen damit gemacht, die Schnittverletzungen sind stark zurückgegangen, die Schäden an Fahrzeugen sogar völlig. Die Kioskbesitzer, die ihren Hauptjahresumsatz in dieser Zeit machen, sind natürlich nicht begeistert, obwohl sie ausnahmsweise eine Schankerlaubnis erhalten, aber das macht eben mehr Arbeit. Im Moment hat jemand eine einstweilige Verfügung gegen das Verbot erwirkt, man weiß also noch nicht genau, was nun wird. Da habe ich einen guten Vorschlag an die Stadt: Verhindert das alljährlich sich wiederholende öffentliche Massenbesäufnis, dann hat man nicht nur kein Problem mit dem Glas, auch Lärm- und Urinierbelästingungen blieben uns erspart. Wäre das nicht noch becher?

Sehen lernen am Offenbachplatz (und anderswo)

Manchmal, wenn ich moderne Kunst sehe, denke ich: Himmel! – das ist ja wohl an Banalität kaum zu überbieten! So auch bei diesem Holzrahmen, aber zu Unrecht: Das ist gar kein Kunstwerk, sondern Volksbildung: Seit 2008 reisen diese Rahmen durch Städte in Nordrhein-Westfalen, um die Stadtbewohner für ihre Lebensumwelt empfänglich zu machen.

„Die Kampagne will die Öffentlichkeit für die gebaute Umwelt sensibilisieren und die Bevölkerung stärker für die Belange der Baukultur gewinnen.“, steht auf der Homepage von „Sehenlernen“. Die Leute sollen aber nicht nur durch den Rahmen sehen, einen Ausschnitt wahrnehmen und die Supererleuchtung haben, die ihnen ohne Rahmen verwehrt geblieben wäre. Nein, um die jeweilige Ausstellung herum werden Seminare, Vorträge und Stadtführungen organisiert, an denen die Bürger kostenlos teilnehmen können. Das ist gar nicht schlecht gedacht, Aufklärung im besten Sinne. Ob die Leute auch Zeit dafür haben, steht auf einem anderen Blatt.

Auf dem Offenbachplatz zwischen den umstrittenen Theater- und Opernbauten stand das Hauptstück der Installation, es erinnert an eine alte Kamera. Es ist sogar begehbar …

… und im Dunkeln beleuchtet. Wenn man hineingeht, kann man hinausgucken und sich gegenseitig fotografieren. Hübsch.

Dom, innen

Als ich neulich Abend zufällig am Dom vorbeispazierte, waren wider Erwarten alle Türen offen und Rauch schien herauszuquellen, während immer mehr Menschen hineinströmten.

Weihrauch, alles voll! Der Atheist steht und staunt. Ob das gesund ist? Rauchen in Kneipen und anderen öffentlichen Räumen ist ja eigentlich verboten, aber gut, wenn man aus seiner Kneipe einen Club macht, kommen ja nur Clubmitglieder hinein, und die dürfen so viel quarzen, wie sie wollen.

Und der Club-Charakter ist ja bei den Kirchen von vornherein gegeben: Man zahlt ganz ordentlich, dafür hat man Anspruch auf gewisse Dienstleistungen, wie z.B. anscheinend diese Pilger gern mal einen Extra-Gottesdienst im Dom haben wollten. Bitte mit viel Rauch? Kein Problem!

So langsam leert es sich, die Party ist vorbei, ich war zu spät dran und habe kaum etwas mitgekriegt.

Das ist liegengeblieben vom Proviant … leere Flaschen, kennt man ja von anderen Feten, daß die Leute ihren Müll nicht mitnehmen. Und was den Kohlkopf betrifft: „Bring noch was Krautsalat mit, du weißt schon, Weißkohl“, wurde vermutlich einem am Telefon gesagt. Tja. Shit happens.

Am Neumarkt

Erichs Lampenladen am Neumarkt? Könnte man meinen, besonders, wenn man hört, daß es hier ab und zu Bestrebungen gibt, Kapital zu sozialisieren: Gleich zweimal wurde die Hauptstelle der Kreissparkasse Köln in den letzten Monaten überfallen, soviel ich weiß, sind die Täter noch flüchtig.

Der Kölnisch-Wasser-Brunnen im Vordergrund wirkt fast etwas verloren in der 1.800 m² großen Halle.

„Veranschaulicht werden grundlegende Prinzipien der am Wohl der Kölner Region orientierten Tätigkeit der Kreissparkasse Köln. Jung und Alt legen ihr Erspartes in einen Bienenkorb, das traditionelle Sinnbild der Sparsamkeit … Das aus vielen Einzelposten kommende Geld fließt in eine breite Schale, das Kapitalsammelbecken, um von dort die im Sockel des Brunnens dargestellten Berufsgruppen des Handels, des Handwerks, des Gewerbes und der Landwirtschaft, d. h. die Säulen der regionalen Wirtschaft, mit Darlehen und Krediten zu versorgen,“ steht in einer Broschüre.

Die Bank, dein Freund und Helfer. Hier fließt tatsächlich nur Wasser aus dem öffentlichen Netz, ein kleiner Seitenhahn soll Duftwasser geben.