Mindestlohn?

Gewandt, elastisch, gelenkig, geschmeidig, beweglich, wendig, flink, leichtfüßig, behände, agil, biegsam, dehnbar, anpassungsfähig, formbar, empfänglich, undogmatisch, beeinflussbar, nachgiebig, aufnahmefähig – all das soll man sein, wenn man flexibel ist, natürlich rund um die Uhr einsetzbar, Wochenendarbeit kein Problem, 1-tägige Kündigungsfrist, 30 Stunden/Woche auf 400 Euro-Basis/Monat, den Rest stockt Hartz IV auf, wenn es denn unbedingt sein muß. Die Kollegen freuen sich schon auf Sie!

Ihre FDP, die „Partei der Leistungsgerechtigkeit“

Hohe Str.

Rindfleisch ist in letzter Zeit ja arg in Verruf geraten. Das merkt auch die Gastronomie. Die Gäste wollen eben nicht ein Stück noch blutiges Black Beauty auf dem Teller vorfinden, jedenfalls nicht, wenn sie es gar nicht bestellt haben. Also bleiben sie zur Sicherheit weg. Dieses Steakhaus hat sofort reagiert: Noch am Tisch schneiden die Kellner sich die Steaks aus dem Leib, unter notarieller Aufsicht wird es zur Küche getragen und dort zubereitet. Wenn man Glück hat, ist ein Kellner noch während der eigenen Anwesenheit verbraucht, so daß man sich ein Horn als Trophäe mit nach Hause nehmen kann. Und das Trinkgeld hat man dann auch gespart.

Dom

Dom2

In letzter Zeit wird mir unwillkürlich ein wenig blümerant, wenn ich in der Domgegend unterwegs bin, oh je, ist es der Kreislauf, ist es das Alter, geht es jetzt los mit den Gebrechen? Weit gefehlt: Nicht ich bin es, der wankt, es ist der Dom!

Seit Mitte Dezember ist die Ubahn-Linie 5 auf der neuen Strecke in Betrieb, und schon kurze Zeit später stellte man im Dom und Umgebung Vibrationen fest, die da vorher nicht waren. Schnellstens ordnete man eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 statt 30 km/h an, außerdem eine Untersuchung, ob die Tunnelröhre, die schon vor über 40 Jahren gebaut, aber erst jetzt in Betrieb genommen wurde, irgendwie mit dem Fundament der Kirche verbunden ist, und konsultiert die alten Pläne. Die Frage, ob das nicht sowieso ratsam gewesen wäre, nur so, für alle Fälle, bleibt unbeantwortet. Wahrscheinlich fehlte Personal, der Polier war auch krank, der Fahrradkurier hatte einen Platten, was weiß ich.

Dabei hat es schon beim Bau des Tunnels Schwierigkeiten gegeben, wie der „Kölner Stadtanzeiger“ recherchiert hat. Ich zitiere: „Doch schon 1966, im ersten Jahr des Baus, wurde festgestellt, dass der Dom durch die Arbeiten in der offenen Grube zum ‚Zittern‘ gebracht wurde. Im Norden reichte die offene Baugrube bis auf sechs Meter an das Querschiff und bis auf drei Meter an die Sakristei heran. […] Ständige Messungen führten kaum ein Jahr später, im Sommer 1967, zu der Feststellung, dass sich die Nordfront des Doms um zwei Millimeter gehoben hatte. Von der Veränderung zeigten sich die U-Bahn-Bauer überrascht. Sie hatten sie zwar als ‚theoretisch möglich‘ errechnet. ‚Aber dass sie dann wirklich auftrat‘, erläuterte damals ein Verantwortlicher, ‚das hat keiner von uns geglaubt.‘ […] 13 Jahre später sprach die Dombauverwaltung von ’schweren Schädigungen‘ der Sakristei infolge des U-Bahn-Baus. Ein Netz von bis zu drei Zentimetern breiten Rissen bedecke alle verputzten Wandflächen. Durch das Dach dringe Wasser ein, und ‚durch breite Spalten konnte man von unten das Licht sehen‘. Besonders erschreckend: Die Gewölbe waren ‚zerrissen und hielten nur durch die Schwerkraft der Steine zusammen‘. 1979 wurden die Schäden beseitigt.“ (10.01.13)

So so, das hat also keiner von den Spezialisten geglaubt, genau so wenig, wie daran, daß das Stadtarchiv in sich zusammenfallen könnte, wobei zwei Menschen ihr Leben lassen mußten. Der Dom hat im Jahr 6 Millionen Besucher, pro Tag also durchschnittlich 16.438 (Zahlen: Kölner Stadtanzeiger. Dom-Homepage: 3,65 Mio, tägl. 10.000). Wenn der zusammenfällt …

„Et hätt noch immer joot jejangen“, sagt der Kölner gern gemütlich, soll heißen: Wird schon nicht so schlimm werden. Und solange man nicht zu den Betroffenen gehört, stimmt das ja auch.

Auf dem Neumarkt

Da-da-daaa … Gerade sind die einen Festivitäten vorbei, schon sind die guten Vorsätze fürs neue Jahr wieder vergessen, oder aufgschoben: Die Session in diesem Jahr ist kurz, die tollen Tage beginnen schon am 7. Februar, da muß man sich beeilen, sich das richtige Quantum an Bier und Bratwurst einzuverleiben. Nee, was’n Streß!

Alter Markt / Rathaus

Nicht nur wegen der schönen gelben Farbe habe ich hier vorgestern ein Bild des U-Bahnzugangs Appellhofplatz gepostet, sondern auch, um den Gegensatz zur jüngst eröffneten U-Bahnstation auf dem „Alter Markt“ zu zeigen: Erstere wurde 1969 erbaut, die neue in diesem Jahr. Ich vermute, das futuristische Design dient noch einem weiteren Zweck: Der Rettung vor dem Weltuntergang, der ja nun nur noch ein paar Tage entfernt ist.

Wenn wir schon ein Ufo, mit dem wir evt. fliehen können, in der Deckenkostruktion der neuen Haltestelle verbauen, mag man sich im Rathaus gedacht haben, dann muß der Bau auch rechtzeitig fertig werden. Einen anderen sinnvollen Grund für die Eröffnung vor wenigen Tagen gibt es nämlich nicht: Die Strecke zwischen dieser vorübergehenden Endhaltestelle und dem Bahnhof ist genau 525 Meter lang. Wer also am Bahnhof zusteigt, braucht mit Betreten der einen und Verlassen der anderen Station zuzüglich Warte- und Fahrzeit im Schnitt ca. 10 bis 15 Minuten und muß dafür 1,80 bezahlen. Wer die gleiche Strecke oberirdisch in normaler Geschwindigkeit zu Fuß geht, braucht 5 Minuten. Der Betrieb dieses Abschnitts kostet – ein paar Millionen, von genauen Zahlen wird in letzter Zeit nicht mehr öffentlich geredet.

Ein paar Millionen, die hier fehlen: Das ist einer der beiden Ausgänge auf dem „Alter Markt“. Vorher stand hier ein Haus, das man wegen der U-Bahn aber abgerissen hat, eigentlich hatte man vor, ein neues zu bauen, inklusive Treppenaufgang und Fahrstuhl, der die Fahrgäste nicht nur auf den „Alter Markt“ bringt, sondern auch auf die nächst höhere Ebene des Rathausvorplatzes. Daraus wird nun erstmal nichts, kein Geld mehr da. Aber, so heißt es beruhigend, das sei nur ein „Provisorium“ (damit kenn man sich hier aus, schließlich wurde der Dom in seiner über 600jährigen Bauzeit auch provisorisch genutzt), und man verfolgt eine bestimmte Strategie, die ich auch kenne: Wenn ich nur Schulden habe, mir aber etwas kaufen möchte, dann rufe ich das in die Welt hinaus und warte auf einen Investor, der das für mich übernimmt. Gut, bei mir hat sich noch nie jemand gemeldet, aber die Stadt läßt sich nicht beirren und macht das genau so – gerade noch rechtzeitig vor dem Fest, vielleicht hat der Weihnachtsmann ja Interesse.
Oder – die Welt geht unter am nächsten Freitag, dann geht’s sowieso los mit dem verbuddelten Ufo, und dann ist es ganz gut, daß nur eine Holzbaracke darüber steht. Wenn die am Bugarach das wüßten …

Hohenzollernring

Ein Buchladen, aber ein ganz besonderer: Hier werden seit 25 Jahren nur und ausschließlich Kochbücher verkauft, neue und antiquarische. Respekt – daß sich der Laden halten kann über eine so lange Zeit, finde ich bewunderungswürdig. Inzwischen wird zwei Drittel des Umsatzes über das Internet erzielt.

Ich koche nicht so viel, und schon gar keine raffinierten Gerichte, dafür habe ich gar keine Zeit. Aber wenn man hier mal eine viertel Stunde stöbert, läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
Der Internetauftritt ist leicht suchbar, gebt einfach „Buch Gourmet“ ein.

Krebsgasse / Bahnhof

Die Hirsche röhren es von den Dächern …

… und auch im Bahnhof möchte man keinen Zweifel aufkommen lassen: Das 13. Monatsgehalt wird ausgeschüttet, die Leute sollen einkaufen und die Wirtschaft beleben. Der alte Fernseher tut’s aber noch? Macht nichts, der ist doch bestimmt zu klein. Wer sich nicht sofort entscheiden kann: Keine Sorge, vier Wochen Gedudel in allen Geschäften kriegen fast jeden klein.

Pfeilstr.

Was gibt es Schöneres, als sich an einem verregneten, kalten Tag in ein warmes Café zu setzen und aus dem Fenster zu schauen?

Das kann ich euch ganz genau sagen: Wenn es in dem Café auch noch leckeren Kuchen gibt. Das zentral gelegene Café Spitz ist eigentlich nicht ungemütlich, aber Sonntagnachmittag keinen Kuchen im Angebot zu haben, also … aber die Kellnerin empfiehlt Apfelpfannkuchen mit Eis, der ist mit 7,50 Euro zwar „etwas“ teurer, aber gut. Nach gefühlten zwei Minuten ist er schon da: Eine relativ feste Masse klebt an einem heißen Teller fest – frisch aus der Mikrowelle. Dabei haben die eine richtige Küche hier, man kann auch richtige Mahlzeiten bestellen … versteh ich nicht, ein Pfannkuchen ist doch wirklich schnell gemacht. Dafür wurden wir von drei Kellnern bedient, sowas ist auch selten, und in Zukunft werden sie noch mehr Zeit haben – für andere Leute.