Eine gute dreiviertel Stunde muß man mit der S-Bahn fahren, um vom Zentrum Berlins nach Potsdam zu kommen. Vom Hauptbahnhof dort noch zwei Stationen, und man ist am recht weitläufigen Park von Sanssouci.
Im Hintergrund das „Neue Palais“, in dem Friedrich II. seine Gäste untergbracht hat. Man kann es besichtigen, allerdings nicht an einem Dienstag – jetzt ratet, an welchem Wochentag wir da waren.
Macht nichts, eigentlich sind wir sowieso deswegen hier (jedenfalls hauptsächlich): Die Weinterrassen vor dem Schloß Sanscouci und das Schloß selbst. Wenn man die Stufen hinaufläuft, kommt man hier an:
Sieht gar nicht nach Schloß aus, eher nach einer Orangerie, und ist viel weniger repräsentativ als das Palais, aber genau so sollte es sein: Friedrich II. entdeckte den Ort auf einem Ausflug und war so angetan davon, daß er beschloß, hier einmal begraben zu werden. Etwas später dachte er sich, daß es sinnvoller ist, den Ausblick schon zu Lebzeiten zu genießen, also ließ er nur für sich und sein Personal eine Sommerresidenz errichten. Sanssouci, der Begriff ist französisch, „sans souci“ heißt „ohne Sorge“.
Rätselhaft ist die Beschriftung, die auf Veranlassung des Königs so angebracht wurde: „SANS, SOUCI.“ Was machen Komma und Punkt da? Er selbst hat es nicht verraten, daher gibt es inzwischen alle möglichen Interpretationen: Vielleicht ist es eine Geheimschrift? Das Komma soll für Calvinismus stehen (eine besonders strenge Form des Protestantismus), der Punkt für die Vernunftreligion Deismus, also: „Ohne Calvinismus ist man sorgenfreier Deist“. Hm – ein bißchen umständlich, oder?
Eine andere Theorie liest alles auf französisch: „Sans virgule souci point“. Virgule wird übersetzt mit Schrägstrich, Beistrich, Strichlein oder auch (Achtung, jetzt kommt’s:) Stäbchen. Friedrich war (möglicherweise) durch einen operativen Eingriff in der Leistengegend impotent, also frei von sexuellem Verlangen: „Ohne Stäbchen (=Schwänzchen) keine Sorge mehr“. Klar, das würde ja jeder so machen, durch eine Fehloperation wird man impotent und nennt dann ein Schloß danach, oder sein Schiff oder was man sonst so hat. „Schau mal, das ist mein neues Auto, ich nenn‘ es Impotenzia.“
Eine dritte Theorie: Auf Geheiß seines strengen Vaters mußte Friedrich im Alter von 20 Jahren Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern heiraten, obwohl er (vielleicht, wahrscheinlich?) schwul war. Kaum war der Vater verstorben, verbannte er die ungeliebte Frau nach Schloß Schönbrunn und residierte selbst an anderen Orten. Die Kurzform von Elisabeth ist Sissi, oder auch – Susie. „Sans souci“ – „sans Susie“: Ohne Susie, keine Sorgen.
So sieht das Ensemble übrigens zusammen aus.
Der Eingang auf der Rückseite ist umgeben von einem eindrucksvollen Säulenbogen …
… von dessen Mitte aus man auf einen gegenüberliegenden Hügel mit Ruinen schauen kann. Nicht, daß die Ruinen verfallene Häuser sind, sie wurden gleich als Ruinen dort aufgebaut, sowas im Blick zu haben fand man schick im 18. Jahrhundert (fehlt eigentlich nur noch der Schmuckeremit).
Natürlich waren wir auch im Schloß, davon erzähle ich nächstes Mal.
Fortsetzung folgt.

