Halloween

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Halloween kommt von „all hallow’s eve“, übersetzt: Der Abend vor Allerheiligen. Die Leute laufen verkleidet durch die Straßen und feiern in Kneipen und privat bei lauter Musik und gehen allen anderen damit auf die Nerven. Die Kostümmotive speisen sich hauptsächlich aus dem Horrorbereich, blutige Fratzen, Zombies, Vampire. Zu unrühmlicher Bekanntheit hat es der Horrorclown gebracht, ihr habt ja bestimmt davon gehört: Leute in einem Clownskostüm und zähnefletschender Clownsmaske erschrecken ahnunglose Passanten und gehen scheinbar – aber manchmal auch wirklich – mit Baseballschlägern oder Hämmern auf sie los. Es hat schon Verletzte und Tote gegeben – kaum zu fassen, was es für Idioten gibt!

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Eine Kölner Boulevardzeitung macht auch mit – es ist aber nicht ganz sicher, ob die Macher den Horroranteil ihrer Werbung absichtlich eingebracht haben.

Was soll das eigentlich mit dem Horror? Die Psychologen sprechen von Angstlust: Man setzt sich in einem kontrollierbaren Rahmen seinen Ängsten aus, um besser mit ihnen umgehen zu können, und das erzeugt Befriedigung und macht Spaß. Das ist auch der Grund, weshalb Leute in Horrorfilme gehen, oder – ein paar Stufen tiefer – Krimis oder Märchen lesen. Eigentlich ist nichts dagegen zu sagen, wenn die Leute das wollen, meinetwegen – was ich allerdings zum Kotzen finde, daß das ein weiterer Termin ist, an dem die Feiernden glauben, sie könnten die ganze Nacht so viel Krach machen wie sie wollen, und wer das anders sieht, ist ein elender Spießer.

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Da sind mir diese Gespenster lieber – auch unheimlich, sie hausen in einer Unterführung und sind so leise, daß ich fast achtlos an ihnen vorbei gegangen wäre.

Domumgebung

Es ist noch nicht lange her, da sagte die relativ neue Oberbürgermeisterin Reker über die Stadtverwaltung: Es gebe Mitarbeiter, bei denen denke sie, „die kommen nur, um hier Schmerzensgeld zu bekommen“ – soll heißen: Die tun nichts, sind nur da, und das mit schmerzverzerrtem Gesicht, weil sie nicht zu Hause bleiben dürfen. Ich vermute, das ist gut angekommen bei den 17.000 Mitarbeitern der Verwaltung. Ganz besonders motivierend waren diese Worte offensichtlich für die Kollegen des Ordnungsamtes.

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In einigen großen Städten gibt es zentrale Orte, wo sich immer viele Leute aufhalten, Einheimische und Touristen, die ihrerseits Kleinkünstler anlocken, die darauf hoffen, für ihre Darbietungen ein wenig Kleingeld zu bekommen: Jongleure und andere Artisten, Living Dolls, Pflastermaler, die mit Kreide 2×3-Meter große Gemälde aufs Pflaster malen, Musiker aller Art: Streichquartette, Flötisten, Gitarristen, gemischte Ensembles, sogar einen Flügel habe ich schon gesehen und gehört. All das macht die Plätze quirlig und lebendig (wobei man sich natürlich immer vor Taschendieben hüten sollte) und verschafft der ganzen Stadt ein gutes Image.

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Auch Köln hat so einen Platz, oder besser, so eine Gegend: Es ist die Domumgebung, also die große Freitreppe, die zum Bahnhof führt, der Domvorplatz mit dem angrenzenden Walraffplatz, der Roncalliplatz im Süden und im Osten der Durchgang vorbei am Museum Ludwig hin zum Heinrich-Böll-Platz. Wenige Tage, nachdem das Ordnungsamt mit einem Auftrittsverbot der Seifenblasenkünstler auf sich aufmerksam gemacht hat, landen seine Mitarbeiter nun einen neuen Coup:

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(Google Earth)

Auf genau diesen Plätzen, die ich aufgezählt habe (rot eingekreist), soll jegliche Aktivität von Künstlern ganzjährig und komplett verboten werden, damit Gottesdienste und Kirchenveranstaltungen nicht gestört werden. 10.000 Menschen besuchen täglich den Kölner Dom – gern gesehene Gäste, besonders wenn sie ein wenig Geld dalassen, für eine Kerze oder im Opferstock. Die sind natürlich alle immer mucksmäuschenstill, man könnte eine Stecknadel fallen hören – wenn da nicht die lauten Klickgeräusche der Touristenkameras wären, die auf dem Vorplatz ein Living Doll fotografieren, oder der Geiger, der auf dem Walraffplatz einen Walzer fidelt, und da die Kirchenwände aus Pappe sind … während des Gottesdienstes dröhnt die Orgel, oder alle singen lauthals, oder der Mann im Kleid vorn an der Kanzel schwingt Reden über die Lautsprecheranlage, so daß man ihn sogar hört, wenn man draußen steht, aber das soll natürlich nicht verboten werden.

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Von dem Verbot auch ausgeschlossen sind selbstverständlich der Weihnachtsmarkt und andere kulturelle Großereignisse am Dom – solche Veranstaltungen spülen Millionen in die Stadtkasse.
Vielleicht, liebe Frau Oberbürgermeisterin, sollten wir wieder zurückkehren zu der jahrzehntelangen Übung, den Verwaltungsmitarbeitern ein Schmerzensgeld fürs bloße Dasein zu zahlen? Dann denken sie sich wenigsten nicht einen solchen Schwachsinn aus.

Rheinpromenade

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In Köln ist Umweltverschmutzung  ab sofort verboten, vom Ordnungsamt. In der Stadt dürfen nur noch Elektroautos fahren, alle Hausbesitzer sind verpflichtet, auf erneuerbare Energien umzusteigen, die unfallanfällige chemische Fabrik in Leverkusen wird geschlossen und südlich von Köln, in Wesseling, wird die große Erdölraffinerie, die durch marode Leitungen einen riesigen unterirdischen Ölsee erzeugt hat, zur Verantwortung gezogen, die Fabrik wird abgebaut.

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Und außerdem werden natürlich die Seifenblasenkünstler verboten, also das, was sie machen, bei Zuwiderhandlung droht eine Buße von 510 Euro – daß die benutzte Seifenlauge biologisch abbaubar ist, spielt keine Rolle.

Was glaubt ihr, welche von den Aussagen ist geflunkert, und welche ist wahr?

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Nicht nur die Kinder, alle Zuschauer sind wütend über das Spektakel, man sieht es in ihren Gesichtern, und Pegida überlegt, ein deutschlandweites Seifenblasenverbot in ihren Forderungskatalog aufzunehmen. Ein Glück, daß das Amt endlich für Recht und Ordnung sorgt! Köln – eine Stadtverwaltung ist Avantgarde!

Demonstration gegen TTip und CETA

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Die Demo letzten Samstag gegen TTIP und CETA war friedlich und bunt. Es sollte eigentlich um 12 Uhr losgehen, aber …

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… die Polzei wollte sie nicht starten lassen, bevor diese Greenpeace-Aktivisten ihre Aktion beendet und das Transparent wieder entfernt hatten. Die dachten gar nicht daran, und so gab die Polizei (meine Begleiterin ermahnte mich, ich solle nicht andauernd „Bullen“ sagen) nach anderthalb Stunden auf.

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40.000 bis 55.000 Menschen sollen sich beteiligt haben, je nachdem, wen man fragt, die Polizei oder die Veranstalter.

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Von ganz Jungen (die natürlich von ihren Eltern mitgenommen wurden) bis zu Leuten im Rentenalter waren alle Generationen vertreten.

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Hauptsächlich waren Gruppierungen vertreten, die eher dem linken Spektrum zuzuordnen sind – sogar von den Grünen habe ich eine Flagge gesehen (da kann man sich ja nicht mehr so sicher sein). Von der SPD war sichtbar niemand da, was einen nicht verwundern muß, ersten ist SPD-Chef Gabriel für CETA, zweitens hat sich die Partei schon lange von ihren ursprünglich sozial ausgerichteten Inhalten und Programmen verabschiedet.

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Dabei sind alle die, die hier demonstrieren – deutschlandweit 320.000 – potentielle SPD-Wähler: Früher war die SPD das kleinere Übel, das war der Grund, weshalb sie nach Willy Brand überhaupt nochmal einen Kanzler stellen konnte. Damit ist es nun vorbei.

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Ab und zu gab es Musik am Wegesrand …

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… oder von einer Sambatruppe.

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„Bürger, laßt das Shoppen sein, kommt herüber, reiht euch ein!“, skandierten tatsächlich einige. Nerviger waren die Demonstranten, die glaubten, ihre Meinung mit Lautstärke vertreten zu müssen: Trillerpfeifen oder andere schrille Blasinstrumente, die einem fast das Trommelfell platzen lassen. Gut, überall gibt es Idioten.

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Gerade lese ich, Gabriel hat seine Genossen auf dem kleinen Parteitag auf Spur gebracht, die SPD ist nun insgesamt für CETA. Ich bin gespannt auf die nächsten Wahlen.

Rudolfplatz

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Nur Cognac aus der Stadt Cognac darf sich so nennen, alle anderen Getränke dieser Art sind Weinbrand. Ähnlich verhält es sich mit Bordeaux-Weinen und Champagner. Sowas haben wir nun auch: Nur Blutwurst aus Köln darf sich Flönz nennen (mit kurzem „ö“ ausgesprochen). Flönz nannte man früher Wurstzipfel – Wegwerfware, die arme Leute beim Metzger für wenig Geld kaufen konnten. Als die Wurstzipfel überwiegend aus der besonders billigen Blutwurst bestanden, ging die Bezeichnung auf die ganze Wurst über, und nun ist sie eine von der Europäischen Union geschützte Herkunftsangabe. Flönz, das ist eine gekochte oder leicht geräucherte Blutwurst, die sich besonders durch die kleinen weißen Speckstückchen auszeichnet. Ungefähr zeitgleich hat die EU eine Aachener Spezialität durch den Herkunftsschutz geadelt: Öcher Puttes, eine gekochte oder leicht geräucherte Blutwurst, die sich besonders durch die kleinen weißen Speckstückchen auszeichnet. Hm – da kommt man ins Grübeln … manchmal wäre es vielleicht ganz schön, ein Franzose zu sein.

Flönz ist Bestandteil eines Gerichts, das die Hiesigen „Kölscher Kaviar“ nennen: Die Blutwurst liegt zusammen mit Zwiebelringen auf einem Röggelchen, das ist ein mit Zuckercouleur dunkel gefärbtes Auszugsmehlbrötchen mit Roggenanteil. Soviel zur Kölner Eßkultur.

Rheinufer / Brüsseler Str.

Hochwasser im Sommer, das gibt es auch nicht so oft.

Freie Plätze vor den gemütlichen Cafés – gut, das kann auch daran liegen, daß hier kein Fernsehgerät steht, in dem Ballspiele stattfinden.

Ab morgen bin ich für drei Wochen in Urlaub – Wanderurlaub. Drückt mir die Daumen. Der Schirm ist eingepackt.

Bürgerstr.

Da hat jemand sein Herz verloren. Vielleicht hat er es auf der Zunge getragen und eine Windböe hat es erfaßt, oder es ist ihm in die Hose gerutscht und durchgefallen. Kann beides passieren, hier vorm Rathaus, wo das Aufkommen von Frischvermählten überdurchnittlich hoch ist. Da liegt es nun im Dreck und wird naß. Immerhin, gebrochen scheint es nicht zu sein.

In Herzensdingen unberührt bleiben die, die sich auf keinerlei Werbung einlassen. Dafür gibt’s dann irgendwann auch keine Blumen mehr. Auch keine Lösung.

Rosige Zeiten …

… für die einen, für die anderen eher nicht: Die „obersten“ 10% der deutschen Haushalte besitzen 51,9% des Nettovermögens, die „untere“ Hälfte der Bevölkerung besitzt davon zusammen gerade 1%. Im Jahr 1998 betrug das Verhältnis noch 45,1% zu 2,9% – auch schon skandalös, aber das, was man ruhig Kapitalismus nennen kann, kennt keine Moral und arbeitet ständig weiter an diesem unanständigen Verhältnis: Reichtum wächst nur für wenige, Armut und Armutsgefahr wachsen auch, aber für viele. Besonders schlecht sind die Aussichten für die Rentner der nächsten Jahrzehnte: Bereits in den letzten elf Jahren ist die Armut hier um das zehnfache im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung gestiegen. Schon als die letzte Rentenreform beschlossen wurde, die realitätsfremd stark auf freiwillige private Vorsorge setzte, war abzusehen, daß dieses Modell zu einer massenhaften Altersarmut führen wird, um das zu sehen, brauchte man wirklich kein Wirtschaftsspezialist zu sein: Wer sowieso schon wenig hat, kann kein Geld erübrigen für eine private Vorsorge, und viele derer, die es sich leisten könnten, brauchen sie gerade deswegen nicht. Angeblich hat man das nun inzwischen in allen Parteien erkannt, aber ich würde mich wundern, wenn sich irgendetwas in absehbarer Zeit änderte.
Da oben rechts vor dem Schaufenster ist noch ein Platz frei …

PS: Die 62 reichsten Geschäftsleute auf der Erde besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, das sind immerhin 3.500.000.000 Menschen. Wer kann da wirklich behaupten, wir hätten ein gut funktionierendes Wirtschaftssystem?