Urlaub in Polen: Wroclaw (Breslau), Universität und Dominsel

Gleich im Anschluß an den Ring erstreckt sich das Studentenviertel mit vielen kleinen Kneipen und Bars in engen Gassen bis hin zur an der Oder gelegenen Universität Breslau.

Auch die Universität hat eine riesige Kirche, hier sieht man eine der wenigen originalgetreuen Duplikate der Pietà von Michelangelo.

Berühmter ist allerding die „Aula Leopoldina“, einer der größten Barocksäle Europas. Er wurde nach dem Stifter der Universität benannt, dem Habsburger Kaiser Leopold I. Stellt sich die Frage: Was hat ein Österreicher mit der polnischen Universität zu tun?

Das hängt natürlich mit der wechselvollen Geschichte Schlesiens und seiner Hauptstadt Breslau zusammen: Seit ca. dem Jahr 1000 wird das Land von Polen regiert, dann 1335 bis 1525 untersteht es Böhmen und Ungarn, ab 1526 bis 1741 übernehmen die Habsburger die Macht. In diese Zeit fällt die Gründung der Universität, genauer gesagt: 1702. 1741 erobern die Preußen das Gebiet, bis 1945 entwickelt sich Breslau zu einer der größten Städte Deutschlands. Nach dem 2. Weltkrieg gehört Schlesien wieder zu Polen (wer Genaueres erfahren möchte, lese bitte bei Wikipedia nach).

Diese Figur verkörpert die Dummheit – zu schade, daß man die Dummen nicht tatsächlich an langen Ohren erkennen kann, viele TV-Sendungen könnte man sonst wahrscheinlich für reine Eselställe halten.

Allein das Treppenhaus ist schon imposant, es führt zu anderen beeindruckenden Sälen …

… ob die allerdings exemplarisch sind für die aktuellen Studienbedingungen, darf wohl bezweifelt werden …

… dieses Gebäude z.B. steht gleich nebenan.

Genug – auf geht’s zur Dominsel.

Das ist jetzt noch nicht der Dom, sondern bloß die Markthalle, hat aber auch was Sakrales, oder?

Zur Dominsel überquert man zwei kleine Brücken …

… und auch hier hat man schon von den Liebesschlössern gehört. Komisch, wie sich sowas herumspricht.

Gotisch, wie man sieht, 1244 bis 1341 erbaut, 98 Meter hoch. Der Kölner Dom ist ca. 50 Meter höher, hat dafür aber auch 650 Jahre länger gebraucht … gut, dafür ist er auch sonst größer. Und wir sind ja hier nicht in einem Wettbewerb.

Schön kühl ist es hier.

Die Kanzel wird grade restauriert. Das stört die Besucher aber nicht beim Beten.

Am Fuß der Kirche liegt ein großer botanischer Garten, sehr schön: Ruhe.

Fortsetzung folgt.

Urlaub in Polen: Wroclaw (Breslau)

Der zentrale Platz in Breslau – nach dem in Krakau der zweitgrößte Europas – wird „Ring“ genannt, da seine Mitte mit Rathaus und einem durch Passagen durchbrochenen Häuserblock bebaut ist.

Das gotische Rathaus hat den Kampf um Breslau im 2. WK unbeschadet überstanden, was man vom Rest allerdings nicht sagen kann.

Aber ganz offensichtlich hat man sich viel Mühe gegeben, das alte Gesicht des Platzes wieder herzustellen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, daß die Häuser früher auch so bunt angemalt waren.

Als wir da waren, wurde gerade irgendetwas gefeiert – auf der Bühne gab es ein ambitioniertes Jazz-Musik-Programm, überall standen Bierbuden mit Biersorten aus ganz Europa (puuh – kaum zu schaffen), tagsüber wurden auch regionaler Käse und andere Spezialitäten angeboten.

Auf großen Tafeln wurde dokumentiert, wie sehr Breslau sich in den letzten 20 Jahren verändert hat – vielleicht wurde ja die neue Freiheit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gefeiert?

Dieser bedeutende Herr mit einer Schreibfeder in der Hand trägt jedenfalls eine Schmetterlings-Fliege, die ein Emblem für irgendetwas ist, denn man sieht das Zeichen überall – was es nur sein kann?

Ringsherum befindet sich eine Gaststätte neben der anderen – alle relativ gut besucht, die meisten glücklicherweise mit dreisprachigen Speisekarten. Deutsch wird hier noch viel gesprochen. Man kann man sich ruhig das teuerste Lokal aussuchen, denn Polen ist für deutsche Urlauber recht günstig.

Wo die Konkurrenz groß ist, muß man zu auffälligen Mitteln greifen, um auf sich aufmerksam zu machen. Mir tut nur der gute Mann leid, der bei knapp 30 Grad in diesem Kostüm herumlaufen muß.

Abends gibt’s Live-Musik von kleinen mobilen Kapellen, die von Terrasse zu Terrasse gehen, um ein paar Stücke zu spielen, und auch Feuerschlucker versuchen ihr Glück.

Eine riesige Brunnenanlage aus Glas, Stein und Stahl ziert den Platz – abends sieht es ganz hübsch aus.

Fortsetzung folgt.

Auf dem Weg nach Polen: Dresden

Dresden, wie es jeder kennt – jedenfall, wer in Dresden wohnt.

Wenn man erstmal durch das großstädtische Einerlei marschiert ist (hier halt östlich geprägt durch die Plattenbauten) …

… landet man da, wodurch Dresden überregional bekannt ist: Jede Menge Barockbauten.

Wirklich sehr eindrucksvoll, besonders, wenn man bedenkt, daß die Innenstadt in einem Umkreis von 15 qkm nach 1945 total zerstört war.

Bekanntlich hatten es die DDR-Bonzen ja nicht so mit dem Tourismus, was sich aber nach der Wende stark geändert hat, weshalb es auch Geld gibt, um immer noch weiter zu bauen an dem alten Stadtbild.

Und es lohnt sich: Obwohl wir in der Vorsaison hier sind, ist jede Menge Volk zu Besuch …

… das natürlich ausgerechnet Wurstwaren aus einem anderen Bundesland verdrücken muß – typisch!

Nicht weit von der Innenstadt gibt es einen riesigen Park …

… dessen Kentauren intime Einblicke gewähren.

Hauptattraktion der Stadt scheint jedoch im Moment die Frauenkirche zu sein, die – im 2. WK fast komplett zerstört – erst nach der Wende wiederaufgebaut wurde, was zu fast zwei Drittel durch Spenden finanziert wurde.

Und als hätte sie das übermütig gemacht, haben die Dresdener mit dem Elbtal ihren tourismusfördernden Status als Weltkulturerbe dem Straßenverkehr geopfert.

Dresden im Spannungsbogen zwischen Ostsandmännchen und Andrew-Lloyd-Webber-Musical – das Bild leuchtet mir sofort ein.

Ein Tag ist natürlich viel zu kurz, aber wenn ich mal wieder in der Nähe bin, schau ich nochmal rein. Adieu!

Fortsetzung folgt.

Auf dem Weg nach Polen: Rühstädt

Auf zur nächsten Reiseetappe, nach Rühstädt, einem kleinen Elb-Dorf in der Prignitz in Brandenburg.

Ca. 240 Einwohner leben an diesem Ort, trotzdem kommen pro Saison ca. 60.000 Besucher hierher: Rühstädt ist das storchenreichste Dorf Deutschlands, jedes Jahr brüten hier bis zu 40 Storchenpaare.

Das professionell geführte Hotel in der Ortsmitte hat gutes Essen und ein ausgezeichnetes Frühstücksbuffet. Der Aufenthalt hier ist Erholung pur:

Die Ruhe, die weite Elblandschaft …

… gut ausgebaute und gepflegte Fuß- und Radwanderwege …

… und freundliche Bewohner, die auf angenehme Art die Ruhe weg haben (wenn man sie sieht).

Wir haben uns Fahrräder geliehen und sind an der Elbe entlang und durch ein paar Dörfer gefahren – und wenn es nur ein paar Häuser sind ohne Geschäft, eine eigene Kirche muß natürlich sein.

Nach dem Abendessen noch ein Spaziergang – aah, ist das schön!
(An das Tourismusbüro Rühstädt: meine Kontonummer habt ihr, oder?)

Hier war ich ganz bestimmt nicht das letzte Mal … vielleicht sollte ich mal einen kleinen Abschnitt auf dem Elberadweg zurücklegen?

Fortsetzung folgt.

Auf dem Weg nach Polen: Magdeburg

„Laut einer Studie aus dem ersten Quartal 2007 hat Magdeburg unter den 50 größten deutschen Städten hinter Hannover den zweitgrößten Anteil an öffentlichen Grünflächen im Stadtgebiet.“ (Zitat Wikipedia)
Um das bestätigen zu können, muß man wohl länger da sein als nur einen Tag. Unser erster Eindruck: Viele breite Autostraßen und das typisch östliche Gemisch von Architektur: Mittelalterliche Mauer im Ensemble mit modernen Skulpturen vor Plattenbauten, das ist beispielhaft.

Die sogenannte „Grüne Zitadelle“ im Zentrum ist in Wirklichkeit hauptsächlich rosafarben – das Grün bezieht sich auf die Bepflanzung dieses Hauses, angeblich das größte, das je nach Plänen des Künstlers Friedensreich Hundertwasser im Jahre 2005 gebaut wurde.

Der farbenfrohe Spielwarenstil ist ja nicht bei jedem beliebt, aber wer bunte Regenschirme mag, wird sich auch hier wohlfühlen.

In den Innenhöfen gibt es ein paar kleine Läden …

… und auch Gastronomie ist vorhanden. Im Turm befindet sich ein Hotel, aber wer dauerhaft bleiben will: Es sind noch Wohnungen frei, für 90 qm muß man knapp 1000,00 Euro im Monat zahlen. Für Kölner Verhältnisse klingt das erstmal nicht viel, allerdings gibt es in Magdeburg einen Wohnraumüberschuß, der Mietspiegel wird vermutlich viel niedriger sein.

Das architektonische Gesamtensemble ist natürlich katastrophal, aber man kann nicht alles haben mit so einer Geschichte, und angesichts der Tatsache, daß ca. 86 % der Bevölkerung konfessionslos ist, gibt man sich mit dem Dom viel Mühe.

Der Magdeburger Dom ist das älteste gotische Bauwerk in Deutschland (nee, nicht der Kölner Dom, der ist doch erst 1880 fertig geworden).

Auch innen sehr eindrucksvoll.

Och – eigentlich ganz nett, die Stadt, trotz der häßlichen und verkehrsreichen Ecken. Hier könnte ich noch ein paar Tage aussteigen, sollte ich mal wieder vorbeikommen.

Fortsetzung folgt.

Auf dem Weg nach Polen: Loburg

Wenn einer eine Reise macht … dann ist er unterwegs und sieht merkwürdige Sachen: „Treffpunkt Zukunft“. Nur der Bahnhof, oder die ganze Stadt? Und was soll das heißen? „Hier ist noch nix. Was hier sein soll, ist noch Zukunft. Wenn Sie sich jetzt schon mit jemandem treffen wollen, gehen Sie besser woanders hin.“ Okay … danke für die Warnung, wir sind eh nur auf der Durchreise …

… nach Loburg, einem 2000-Einwohner-Kaff 30 km östlich von Magdeburg. Ganz schon plattes Land hier.

Und das ist der Grund für die Fahrt in diese Einöde: Meine Begleiterin ist „Patentante“ (kann man das so sagen?) eines Storchs, der von dem hier ansässigen Storchenhof betreut wird.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Storchenhofes Loburg kümmern sich sehr engagiert um verletzte Tiere, besonders natürlich um Störche. Von den Eltern nicht angenommene Jungtiere werden per Hand hochgepäppelt und später ausgewildert.

Oder sie dürfen hier ihre Alterszeit verbringen, wie diese beiden flugunfähigen Exemplare.
Störche stehen ganz oben auf der Liste der Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, nicht so sehr wegen der gefährlichen alljährlichen Flüge nach Afrika und zurück, sondern weil wir ihnen durch die zunehmende Versiegelung der Erdfläche den Nahrungsraum nehmen.

A propos Versiegelung: Bis zur Wende gab es hier nur Kopfsteinpflaster, das machte das Leben angemessen langsam. Wenn jetzt Verkehr ist, ist er auch schnell wieder weg – junge Leute, aus deren aufgpimpten Karren trotz geschlossener Fenster Tekknomusik dröhnt. Die Asphaltierung der Straßen war natürlich ein tolles Geschäft – für die, denen die entsprechenden Firmen gehören. Und man bedenke auch die Folgekosten, das ist gut für die Wirtschaft, wenn Geld in Umlauf kommt: Durch die Versiegelung der Straßen wurde ein neues kompliziertes und teueres Abwassersystem notwendig, für das die Anwohner ganz direkt aufkommen mußten – man spricht in der Bevölkerung auch heute noch gern von den „Abwasserverbrechern“.

DAS Highlight der Jugendbespaßung – jedenfalls vor 50 Jahren. Jetzt ist es leider geschlossen. Wie sich hier überhaupt ein Laden halten kann (vom zentralen Supermarkt mal abgesehen), ist mir völlig schleierhaft, aber ein paar Geschäfte gibt es: Einen Bäcker, einen Eisenwaren- und einen Neckermannladen und eine Kneipe habe ich gesehen. Aber daneben stehen in vielen Häusern „Zu verkaufen“-Schilder in den Fenstern.

Auch wenn der Ort einen todlangweiligen Eindruck macht, wohnen die Menschen, die schon immer hier sind, wahrscheinlich gern hier mit ihren großen bewirtschafteten Gärten und ihren Tieren. Aber ist es ein Zufall, daß wir überraschend viele Jugendliche gesehen haben, die Springerstiefel und „Lonsdale“-Jacken trugen?

Fortsetzung folgt.