An St. Agatha

Nanu? Wie kommt bloß ein Poster eines Bildes vom Bauhaus-Künstler Oskar Schlemmer hierher? Untypisch für ein …

… indisches Restaurant: Wir befinden uns im „Taj Mahal“. Ich glaube, ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so unmotiviert bedient worden wie in diesem Restaurant: Der Kellner sagte zweimal bitte und einmal danke und sonst nichts, ließ es zu keinem Blickkontakt kommen und glänzte überwiegend durch Abwesenheit. Wenn man mal von Außerhalb einen Tagestrip nach Köln macht, nicht viel Geld ausgeben will, aber was anderes essen möchte als Fritten oder ein Fischbrötchen, kann man hier gut einkehren, vor allem, weil sich das Restaurant in einer kleinen Nebenstraße der Fußgängerzone befindet und damit sehr zentral liegt. Die Portionen sind mittelgroß, mittelschmackhaft, aber dafür recht günstig – wer gut indisch essen gehen will, ist hier falsch, aber richtig schlecht schmeckt es auch nicht.

Und daß die Aussicht auch nicht gut ist, dafür kann ja der Laden nichts.

Bankenkrise

„Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon“ – in Köln gilt das natürlich nicht nur für den 11.11. Wenn in der Kölner Tageszeitung von einer „Bankenkrise“ die Rede ist, bedeutet das nicht etwa, daß ein Geldinstitut in Zahlungsnot gerät, sondern es handelt sich um einen Streit um Bänke, Straßenbänke, genau gesagt.

Seit über fünf Jahren gibt es in der Innenstadt an einigen markanten Stellen keine Bänke mehr, was besonders in der Schildergasse auffällt, eine der höchstfrequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Man hatte sie für den Rosenmontagszug abgeschraubt und sollte sie eigentlich wieder anschrauben, aber weil andauernd Rosenmontag ist, war man es leid, immer diese lästige Schrauberei, wieviel Arbeit das macht, also warf man sie kurzerhand weg.

Nach einem Jahr fiel das jemandem aus der Bezirksverwaltung Innenstadt auf, und man beschloß, neue Bänke aufzustellen. Zwei weitere Jahre dauerte es, vier Probebänke nebeneinander aufzustellen, damit die damit befaßten Damen und Herren Sitzvergleiche machen konnten. Man einigte sich halbherzig, und der Verwaltungsmensch sagte eine schnelle Umsetzung zu – und wechselte seinen Arbeitsplatz. Wenn in der Stadtverwaltung Aufgaben verwaisen, kommen sie erstmal in ein Aufgabenwaisenhaus, wo schon ganz viele andere sind. Der neue Mitarbeiter wird natürlich eingestellt mit der Erwartung, sich engagiert neuen Aufgaben zu stellen – mit der Betonung auf „neuen“.

Irgendwann fragt dann doch mal jemand nach. Es zeigt sich, daß dem Baudezernenten das ausgewählte Modell nicht mehr gefällt, er hat ein anderes im Blick, von dem flugs zwei Exemplare zur Probe aufgestellt werden (s.o.). Der Gestaltungsbeirat (der nichts zu sagen hat und nur Empfehlungen aussprechen darf) stimmt dem Dezernenten zu. Die Bezirksvertretung fühlt sich düpiert und ist empört: Ist das etwa Demokratie? Jetzt erst recht! „Wir bleiben bei unserer Wahl, auch um uns als politisches Gremium zu legitimieren,“ heißt es aus Bezirksvertretungskreisen – mit anderen Worten: Selbst wenn andere Modelle besser sind, hier geht’s jetzt ums Prinzip!

Inzwischen sind über fünf Jahre vergangen. Nun stellt die Stadtverwaltung fest, daß das von der Bezirksvertretung favorisierte Modell „Urbanis“, im Gegensatz zum vom Dezernenten bevorzugten Modell „Landi“, einbetoniert werden muß. Das heißt: Man kann die Bänke auf der Schildergasse zu Rosenmontag nicht abmontieren, und dann kommen die Karnevalswagen nicht mehr durch. Macht nichts, sagt man in der Bezirksvertretung, dann stellen wir sie eben in den Nebenstraßen auf!

Ich fasse zusammen: Die Bänke, die man in der Schildergasse so nötig braucht, damit die Passanten auch mal ausruhen können, ohne dafür gleich einen Kaffee bestellen zu müssen, werden nach einer Planungsphase von über fünf Jahren endlich installiert – allerdings nicht in der Schildergasse, sondern versteckt in Nebenstraßen.

Diese Stadt erstaunt mich immer wieder.

(„Dummheit kennt keine Grenzen *summ summ* Dummheit kennt kein Pardon“)

Am Rhein

Was für ein Glückstag gestern für die Gastronomie in den Touristenrestaurants an der Rheinpromenade der Altstadt: Der warme Novembertag ließ den Umsatz unerwartet in die Höhe schnellen.

Auch die Piraten machten einen Tag Pause und genossen das schöne Wetter – könnte man denken, stimmt aber nicht: Auch auf der Herbstkirmis klatschten die Budenbetreiber vermutlich vor Freude in die Hände angesichts der vielen Besucher, von Pause in der geschäftlichen „Piraterie“ konnte also keine Rede sein.

Dem Rhein dagegen bekommt das milde Klima gar nicht gut, es fehlt ihm der Regen, er führt Niedrigwasser, was wiederum schlecht für die Frachtschifffahrt ist: Die Kähne dürfen nicht so voll beladen werden, da sie sonst auf Grund laufen.

Meditation in der Abendsonne.

Die Deutzer Rheinaue war nun schon lange nicht mehr überschwemmt, ist also trocken und genau richtig …

… zum Drachensteigenlassen.

Im Hauptbahnhof

Das ist eine sogenannte Vital-Box: Gekochte und angebratene Spaghetti mit Gemüse, und darauf nochmal eine Extraportion Gemüse (wahlweise steht auch Reis und/oder Hühnerfleisch zur Verfügung), dazu Soja- oder Erdnußsoße, das Ganze für fünf Euro: Lecker! – eine volle Mahlzeit.
Viele, die jeden Tag arbeiten müssen, kennen das: Der Kantinenfraß ist vielleicht nicht ungenießbar, aber öde, fad oder überwürzt, zum Abgewöhnen. Also nimmt man sich Brot mit, die gute alte Stulle, aber wenn man das eine Weile gemacht hat, bekommt man Lust auf was anderes, und da abends oft Zeit und Lust fehlen, sich was zu kochen, holt man sich irgendwas auf die Hand. Wie oft habe ich schon mit Heißhunger Pizza und Pommes gegessen, allerdings meistens mit einem unguten Gefühl und dem Wissen: Gesund ist das nicht. Deshalb ist mir diese Nudelbox eine willkommene Abwechslung: Kaum Fett, frisches, noch bißfestes Gemüse, eine ansehnliche Portion, was will ich mehr.

Es gibt in der Stadt inzwischen einige Asia-Imbisse, die meisten habe ich ausprobiert: Sie sind schlecht. Viel Nudeln, kaum Gemüse/Fleisch, mir ist vollkommen schleierhaft, wieso man da öfter als ein Mal hingehen sollte. Ganz anders im „Asiagourmet“ im – oh Wunder – Hauptbahnhof. Der Umsatz hier ist hoch, deshalb kann man immer davon ausgehen, daß alle Speisen frisch zubereitet sind. Wer keine Lust hat, mit einer Plastikgabel aus einer Pappschachtel zu essen: Alle Gerichte gibt es auch auf Porzellan. Wenn man im Imbiß ißt, sind die Speisen allerdings etwas teuerer.

Schildergasse

Rechtzeitig zur Weihnachtszeit hat ein großes Kaufhaus einen Sonderverkauf in der Sonderverkaufszone gestartet: Schokolade in allen möglichen Variationen, angeblich zum Schnäppchenpreis. Zur Kaufanimation läuft eine schokoladenfarben gebräunte Schokoladenfachverkäuferin in einem Schokoladenkleid herum und bietet Schokoladenkostproben auf einem Schokolquatsch … Tablett an. Da kann man ihr nur wünschen, daß ihr nicht zu warm wird, sonst steht sie bald im Unterhemd da.

Bahnhofsvorplatz

Im Jahr 2014 haben 3.330.546 Gäste in einem der vielen Kölner Hotels eingecheckt. Von denen sind wahrscheinlich sehr viele mit der Bahn gekommen, mit schwerem Gepäck und erstmal keiner Ahnung, wo es lang geht. Was liegt da näher, als in ein Taxi zu steigen und sich schnell bringen zu lassen? Glücklicherweise gibt es am Hauptbahnhof und drei weiteren kleineren Bahnhöfen insgesamt 50 Taxistellplätze, die die Bahn für bislang 6.000 Euro pro Jahr an die Taxifirmen verpachtet hat. 50 Plätze, das hört sich nicht viel an für über 1.200 Taxis, aber das geht recht schnell, ich habe das neulich mal zufällig beobachtet, wie in einem Karussell kommen die Wagen nach und werden recht schnell geordert. Zum Februar nun ist die Pacht abgelaufen, und die Bahn macht den Taxiunternehmen ein neues Angebot – man ahnt schon: Das wird eine Erhöhung der Pacht mit sich bringen.

Und so ist es auch: Die Bahn verlangt nun 160.000 Euro pro Jahr. Nein, ich habe mich nicht verschrieben: Von 6.000 Euro erhöht die Bahn die Pacht auf 160.000 Euro. Zum Vergleich: Eine Flasche Bier kostet 89 Cent; nach einer Erhöhung, wie sie der Bahn vorschwebt, müßte man dann 23,73 Euro dafür bezahlen. Weil das keiner begreift, macht die Bahn ein zweites Angebot: 100.000 Euro plus einer jährlichen Steigerung um 2 Prozent. Sollte die Bahn dabei bleiben, überlegen die Taxiunternehmen nun, wo sie in Zukunft parken können – auf jeden Fall weiter weg, zu Lasten der Gäste, die erstmal eine Strecke mit Sack und Pack zu Fuß zurücklegen müssen, bevor sie ein Taxi finden. Und wenn man mit dem Taxi zum Bahnhof fährt, weil man den Zug erreichen muß, sollte man auch genug Zeit für den zusätzlichen Fußweg einplanen.
Im Moment benutzen die Taxis den Platz ungeregelt und nur geduldet. Bei der Bahn sitzen die Strategen hinter verschlossenen Türen und beraten weitere Einnahmefelder, während die Eurozeichen in den Augen rotieren. Kann man z.B. nicht die Bahnsteiggebühr wieder einführen für Leute, die Zugreisende abholen wollen? 20 Euro ist da doch nicht zu viel verlangt!

CityLeaks

Wie wahrscheinlich viele von euch wissen, bin ich ein Freund der Graffiti-Kunst, schon seit Anfang der 90er Jahre fotografiere ich sie, wenn ich sie sehe, und manchmal mache ich mich sogar auf die Pirsch, durchstreife Straßen und Viertel und schaue in jeden Winkel, um neue „Beute“ zu machen.

Immer öfter darf man den Blick aber nicht zu sehr in die Winkel fallen lassen, sondern sollte den Kopf heben, damit einem solche Meisterwerke nicht entgehen. „Murals“ nennt der Fachmann solche großen, wandüberspannenden Bilder. Alle zwei Jahre findet in Köln das sogenannte CityLeaks-Festival statt, nun schon zum dritten Mal, zu dem weltweit Streetart-Künstler eingeladen werden. Es wird ein Kongreß abgehalten, es werden Aktionen durchgeführt, und vor allem: Es entstehen viele neue Murals. Das Bild oben ist von 2013, wenn man heute zu der Stelle geht, offenbart sich leider eine Eigenheit vieler Graffiti-Kunstwerke …

… sie sind vergänglich. Manchmal sorgen die Künstler allerdings auch selbst dafür, daß ihr Werk verschwindet:

Wahrscheinlich wollte der Künstler genau diese Vergänglichkeit thematisieren, als er erst dieses Bild sprayte …

… und es kurz darauf von einem anderen Künstler mit diesem QR-Code übermalen ließ. Wenn man den Code nun mit seinem Smartphone und einer entsprechenden App einscannt, erscheint auf dem Bildschirm wieder das Originalbild. Letzteres wußte ich gar nicht, ich habe ja kein Smartphone, aber neulich erzählte eine begeisterte Moderatorin im Fernsehen so aufgeregt davon, daß ich schon dachte, sie näßt sich gleich ein. Ich hoffe nur, das macht keine Schule (also jetzt nicht das Einnässen), denkbar ist ja, daß in den Museen demnächst nur noch QR-Codes hängen, die man dann einscannen muß, um sich die Originale auf dem Handy ansehen zu können.

Ich werde also in der nächsten Zeit zeigen, was es für neue Kunstwerke gibt in der Stadt, und zwar auf meinem Streetart-Blog, der nun ebenfalls bei WordPress zu finden ist:
https://koelnstreetart.wordpress.com/
Wer sich das nicht merken will: Oben in der rechten Spalte unter „Neuste Einträge im Blog: Streetart“ werden automatisch immer die letzten fünf Einträge verlinkt, ein Klick genügt.

Altstadtfest

Seit Samstagabend regnet es nun schon, ununterbrochen. Man kann nicht immer Glück haben, die Schausteller auf dem Altstadtfest haben gestern zumindest kein gutes Geschäft gemacht. Wieso überhaupt „Atstadtfest“? Die Buden stehen ausschließlich auf dem Heumarkt, die Altstadt ist viel größer.

Wenn man das erste „S“ auch noch wegnimmt, hat man eine ungeschönte Beschreibung dessen, worum es sich genau handelt.

Musik gibt’s auch: Der Sänger war so freundlich, uns mit nur mittelmäßiger Stimme unter Begleitung von Computersoundsystemklängen nicht allzusehr zu amüsieren …

… sodaß wir uns bald ins Trockene retteten. Der Milchkaffee war okay, aber von Kuchen im Café des Wallraf-Richartz-Museums kann ich nur abraten, der war richtig mies. Wie das Stück geschmeckt hat, daß beim Kaffee lag, weiß ich allerdings nicht.

Deutzer Brücke

Letzten Sonntag war ich in der Deutzer Brücke, die den Rhein überspannt – richtig gelesen, in, nicht auf der Brücke, sie ist nämlich hohl. Am Brückenkopf mußte man durch diese kleine Luke kriechen und hörte eine Klanginstallation des Künstlers Bernd Schurer, auf einer Länge von 180 Metern und 7 Meter Breite. Die Geräusche sind zufallsgesteuert und seien auch von der Temperatur abhängig, sagt der Künstler. So hört es sich auch an, ich habe einen kleinen Film zusammengeschnitten, es sind nur knapp zwei Minuten, also keine Sorge:


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Schön, schön – auch, wenn man wieder ins Tageslicht kommt.