Wandern auf dem Salzalpensteig (5): Ruhpolding – Inzell – Bad Reichenhall

Ah! – das nenn ich einen vernünftigen Wanderweg.

Eine kleine Kapelle mitten im Wald. Schön, schön – eine Kaffeebude wäre mir lieber.

Ein E-Bike am Wegesrand im Nirgendwo, gegen Diebstahl an den Baum gekettet, aber weit und breit kein Mensch zu sehen.

Vielleicht ist der Fahrer gestürzt und liegt im Krankenhaus, spekulieren wir … aber hier, auf diesem abschüssigen Weg mit fußballgroßen Steinen werden doch keine Fahrradfahrer unterwegs sein, wer ist denn so verrückt. Tatsächlich – alte Fährtenleser, die wir sind – entdecken wir Reifenspuren.

Diese ist eine sehr schöne Etappe. Gut, klar, Berge und Wald usw., das hatten wir alles auch – hier gibt es Kaffee und Kuchen, serviert von einer Kellnerin im Dirndl. Im Hintergrund läuft die Schwulenhymne „Relax“ von „Frankie Goes to Hollywood“.

Schon nach ungefähr vier Stunden erreichen wir Inzell, ein kleines Kaff, über das es kaum weiteres zu erzählen gibt.

Immer mal wieder sieht man an den Häusern bayrische Streetart. Ob der Dorfkramer all das hatte, was man in Norddeutschland beim Kolonialwarenhändler bekam?

Am nächsten Tag, kaum losgelaufen, versperrt diese Barke unseren Wanderweg. Da geht’s nach Lebensgefahr – ich hatte eigentlich gehofft, das liegt hinter uns. Brav gehen wir die Ausweichroute …

… doch schon an der ersten Gabelung werden wir alleingelassen: Kein Schild, keine Wegmarkierung, gar nichts. Solange die ungefähre Richtung stimmt, ist es uns egal, denn heute müssen wir uns parallel bewegen zur berühmten …

… Alpenstraße. Ich schwöre, daß ich eine Postkarte gesehen habe, auf der mehrere Fotos verschiedene Abschnitte dieser Straße zeigen. Ja, es gab mal eine Zeit, da brauste man mit seinem Automobil ohne Verdeck über die Alpenstraße und fühlte sich herrlich an der frischen Luft und in der ursprünglichen Natur, ein ganz außerordentliches Urlaubserlebnis, an dem Tante Erna in Buxtehude auch teilnehmen konnte, wenn sie auf der Postkarte die einzelnen Asphaltabschnitte bewunderte.

Also, Leute – das ist doch nicht schön: Der Salzalpensteig geht geradeaus, der grüne Pfeil aber zeigt nach rechts – was denn jetzt? Und von welcher Waldbahn ist da die Rede? Oder heißt die Gegend so?

Wir irren ein bißchen herum. Bayronman scheint gerade anderweitig beschäftigt zu sein.

Lustige Installation am Wegesrand (das Kunstwerk heißt „1,7 Promille, kurz vorm Ziel“).

Und da sind wir auch schon wieder an der Alpenstraße, das muß der Ortsausgang von Weißbach sein. Die berühmten Weißbachfälle haben wir nun nicht gesehen, dafür …

… haben wir hier die Möglichkeit, uns mit heimischen Holz(schnitz?)produkten einzudecken, zum Beispiel die berühmten holländischen Windmühlen — Freunde aus Bayern, bitte klärt mich auf, was machen die hier?! Gut, in Kölner Souveniergeschäften kann man auch Kuckucksuhren kaufen, und der reisende Chinese denkt wahrscheinlich, die Niederlande gehören zum Voralpenland.

Etagenbetten sind ja nicht so mein Ding, aber es gibt Leute, die kommen gut damit zurecht.

Die berühmte Weißbachschlucht ist nicht gesperrt, aber sie birgt „alpine Gefahren“, nur bei Sturm, Gewitter und Starkregen ist das Begehen verboten. Während meine Begleiterin den Anfang des Weges erkundet, komme ich mit einem schon älteren Paar ins Gespräch, die ihn gerade gegangen sind, von der anderen Seite her. „Doch, ist nicht ungefährlich, aber Sie schaffen das, Sie haben ja gute Schuhe“, sagt der Mann. Die Frau ergänzt: „Das macht man einmal in seinem Leben … und dann nie wieder.“ Alles klar, ich weiß Bescheid.

Schon in unseren Unterlagen steht, daß die Strecke verlegt wurde. „Höllenbachsteig“ klingt aber auch nicht besonders verlockend.

Vor dem Aufstieg kommen wir am Mauthäusl vorbei …

… das eine Terrasse mit einer herrlichen Aussicht hat. Ja, so schön können die Alpen sein.

Der Aufstieg ist weniger schlimm, als ich befürchtete. „Noch hundert Meter, dann beginnt der Abstieg“, steht in unseren Unterlagen. Pah, das ist doch ein Klacks, denke ich. Gemeint sind allerdings hundert Höhenmeter.

Sehr fortschrittlich, es gibt hier schon Plumpsklos für drei Geschlechter: „Buam“ und „Madln“ und „Pisser“ – echte Kerle, die nur im Stehen pinkeln. Oder was steht da?

Achtung! Beim Laufen immer schön den Blick auf den Weg halten, wer in die Runde gucken will, erst stehenbleiben und irgendwo festhalten.

Nach ordentlichen 22 Kilometern erreichen wir Bad Reichenhall, wo das Salz erfunden wurde. Im nächsten Teil erzähle ich euch, warum der Salzalpensteig so heißt.

Fortsetzung folgt.

31 Gedanken zu “Wandern auf dem Salzalpensteig (5): Ruhpolding – Inzell – Bad Reichenhall

  1. Wieder einmal eine sehr amüsante Beschreibung Deiner – Luis-Trenker-Gedächtnistour! 😉
    Vor vielen Jahren schleppte mich einmal meine alte Tante in die Salzminen von Bad Reichenhall. Frag nicht… 🙄
    Das einzig entspannende war damals die Einfahrt in das „Höllenloch“. Auf einer kleinen, ratternden Eisenbahn. 😆

    Liebe Grüße,
    Werner

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        1. Nein, leider nicht, das schafft man auf einer solchen Wanderung nicht. Wir kamen am späten Nachmittag an, dann wollten wir nur noch duschen, ausruhen, essen und ein bißchen durch die Stadt bummeln. Und am nächsten Morgen um 9 Uhr ging’s schon wieder weiter, eine Pause ist nicht drin, weil das nächste Hotel ja schon gebucht ist. Aber ich war schon mal in einer Salzmine, schau hier:
          https://koelnfotos.com/2010/07/07/urlaub-polen-salzbergwerk-wieliczka-8929686/

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  2. Ich habs genossen. Vielen Dank! Und von den Gefahren, die überall angedroht wurden, war nichts zu sehen. Da seid ihr geschickt ausgewichen. Hab bislang gedacht, die Alpen könnt man meinetwegen abtragen. Aber deine Fotos belehren mich eines Besseren.

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  3. OMG: Über Bayronman komme ich nicht hinweg. Da latscht frau x HöLLenmeter und findet dann das vor. Also liebe Begleiterin von Videbitis: Das nächste Mal auch den dicken schwarzen Edding nicht vergessen.
    Obwohl zur Not gehen auch zwei, drei Kuhfladen um das Schild etwas umzugestalten. Da kann man dann auch gleich seiner Wut über die Beschilderung und die Um/Falschwege Luft machen.

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    1. Da Bobbe=Bayronman scheint ein lokal ganz beliebter „Kabarettist“ (Selbstbezeichnung) zu sein. Ich habe gerade mal auf youtube geguckt: Ich hoffe, er bleibt es, also lokal.
      Ich glaube, ein Edding ist doch etwas leichter zu transportieren, als zwei, drei Kuhfladen.;-)

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      1. Oha, der sich nach einer jiddischen Oma benennende Blau-weiße Riese, der sich sein Gemächt am Maibaum schubbert und dabei mal eben sein Madl zum Reihern über die Berge hält…pffft…Personen, die die Welt nicht braucht.Und du bist ja vor nix fies, den auch noch auszuchecken, was. Aber klar, wer Karneval in der Heimat hat, der hat ein dickes Fell. ;))

        Das ist wohl wahr. Und vor allem deutlich hygienischer. Der Bergbäche sind vermutlich nicht so sehr viele und wenn dann eiskalt.

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    1. Danke!
      Freut mich – ich hatte Sorge, daß der Witz vielleicht zu blöd ist.:-)
      Ja, die Windmühlen sind wirklich merkwürdig, und wenn Du als Bayerin auch keine Erklärung dafür hast, vermute ich, daß sie eigentlich nicht hierhin gehören. Ob die mal eine verkaufen? Da wäre ich wirklich neugierig.

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  4. Servus!

    Dort in der Gegend bin ich auch schon herum marschiert,
    allerdings mit dem Auto angefahren und wieder heimgefahren..;-)
    Ist eine schöne Umgebung, um sich an einem sonnigen Tag ein
    lauschiges Felsplätzchen zu suchen und bei Weitblick
    eine Hanfblütenzigarette zu genießen..:-)
    Übrigens: „A gschtandens, bayrisches Mannsbuidl“ bieselt dort
    an einen Baum oder einen Felsabhang hinab!
    (Ich bin überzeugter Stehpinkler und werde mich nicht von
    irgendwelchen „Muttchen“ umerziehen lassen! Der liebe Gott hat
    uns so geschaffen, dass wir uns beim Urinieren eben NICHT hin-
    setzen müssen. Daher gibt es nachwievor zweckmäßige Pissoirs.
    (Auch für Frauen. Siehe hier: https://tinyurl.com/yxtojvr3)
    Recherchierbar ist ebenso, dass vorwiegend Frauen öffentliche
    Toiletten einschmutzen, besudeln, weil sie sich vor „fremden“
    Toilettenbrillen ekeln, sich nicht draufsetzen, sondern mehr
    in Halbhocke strullern und dabei nicht immer treffsicher sind.
    (Beim großen Geschäftchen die selbe Prozedur.)
    Das belegen Interviews mit Toiletten-Reinigungspersonal.
    Hättest du dich etwa im abgebildeten Bedürfnishäuschen auf
    so ein Plumpsklo gesetzt, umgeben von surrenden Scheisshausfliegen,
    nur um zu pinkeln? Für mich wäre nur das Pissoir in Frage gekommen.
    (Ansonsten Baum oder Felswand..;-)

    Weshalb dort ausgerechnet Windmühlen (Wahrscheinlich China-Import)
    verhökert werden, kann ich dir schon erklären:
    Es hat etwas mit der Redewendung „Gegen Windmühlen kämpfen“
    zu tun. Das schwarztriefende, konservative CSU-Pack hält eisern
    fest an Tradition und Konvention.

    Ich habe noch einen passenden, aktiven Picosong zur Gegend:
    … 🎶 https://tinyurl.com/y4sazmlu 🎶…
    (Übermorgen sind leider alle Uploadlinks tot.)

    Na dann. Schau ma mal, wies weitergeht..:-)

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    1. Den Felsabhang hinab? Igitt!! Ich hatte mich schon gefragt, wieso es manchmal nur so kurz regnet …;-)
      Aber daß der bayrische Mann überhaupt Toiletten von innen kennt – ich dachte immer, er läßt einfach laufen, das imprägniert die Lederhosen und erspart die Mühe, das Biertrinken durch lästige Klosuche zu unterbrechen.
      Ich bin überzeugter Sitzpinkler, spätestens, seitdem ich meine Toilette selbst putzen muß. Männlicher Besuch wird dringend gebeten, sich auch hinzusetzen (schön, daß ich durch Dich mal die Gelegenheit habe, das mal öffentlich einzufordern)! Gut, wenn ein Pissoir vorhanden ist, dann ist das natürlich was anderes.

      Gibt’s keinen Ersatz für Picosong? Oder machen die Sharer jetzt alle dicht, weil es ihnen zu gefährlich wird?

      Gefällt 1 Person

      1. Bonjour Monsieur!

        Merci für die Korrekturen.

        Vielleicht habe ich es ja „regnen“ lassen. Wer weiß..;-D
        „…spätestens seitdem ich meine Toilette selbst putzen muss…“
        Das heisst dann wohl im Umkehrschluss, dass du davor auch
        Stehpinkler warst..;-)
        Um es einfach „laufen“ zu lassen, brauchts keine Lederhose.
        Es gibt doch diese „Always Discreet Höschen“ für Frauen.
        Siehe hier: … https://tinyurl.com/y6zdd5ht
        Warum sollte nicht auch Mann so ein Höschen heimlich drunter
        tragen. Sieht ja keiner und praktisch ist es auch.. Aber Psssst!..;-)

        Übrigens hab ich mich mit September und Oktober vertan,
        was den Shutdown von Picosong betrifft. Ergo noch 4 Wochen.
        Es gibt schon ein paar weitere Dienste, jedoch konzeptionell
        ausgerichtet (z.B. für unbekannte Musiker, die ihren Sound
        öffentlich zugänglich machen wollen.) Dort verhindern auch
        Uploadfilter (wie bei Youtube) das Hochladen bzw. wird
        urheberrechtlich geschütztes Material relativ schnell gelöscht.
        Naja. Die Welt geht deswegen nicht unter..;-)

        Heute hier, morgen dort.
        … 🎶 https://tinyurl.com/y2f4zn9u 🎶 …
        (Und irgendwann für immer fort..:-)

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  5. beim lesen sind die bein in gedanken mit gewandert.
    wunderschöne aussichten zeigst du uns, lieben dank.
    wenn ich an bayern denke und die burschen, kommt nur negatives hoch.

    herzlichen glückwunsch zum sitzpinkeln, videbitis.
    das schont ungemein eine paarbeziehung in gemeinsamer wohnung.
    awtchen kommt sowieso in die hölle, egal ob er im stehen pieselt oder nicht.

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    1. Danke!
      Ein paar Einträge über Bayern kommen noch, das kann ich Dir leider nicht ersparen, aber Vergangenes ist ja glücklicherweise vergangen, und man kann zuversichtlich nach vorn schauen – auch negative Erfahrungen sind ein Gewinn im Verlauf des Lebens.
      Ich wohne ja allein, und das AWTchen auch, wenn ich recht informiert bin, also können wir beide uns benehmen, wie wir wollen.;-)

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    1. danke für den link. herrn valentin und frau karstadt fand ich schon immer toll.
      wer in bayern wohnt der befindet sich sicher schon in der hölle, deshalb wirst du recht haben.
      wenn männer aber gegen den wind strahlen, gibt es den windtripper.
      ist dir schonmal passiert?

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      1. Ich schmunzle immer noch darüber.
        Ist richtig gruselig geworden. Edgar Wallace lässt grüßen..;-D
        (Dazu brauchts eine ordentliche Portion Popcorn,
        um das Furchteinflößende quasi wegzufuttern..;-)

        Übrigens finde ich die Kurzform „Vid“ originell.
        (Touch von einem coolen Vornamen.)
        Werd dich künftig so nennen..:-)

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