Urlaub in der Schweiz – Jakobshorn und Therme Vals

In so eine Gondel, die direkt von Davos auf das Jakobshorn fährt, passen 50 Personen hinein – die Sorge, ob die Seile das auch halten, ist klein, wir sind ja inzwischen schon alte Hasen – ha!.

Der Blick ist überwältigend, aber die Aussicht auf eine Gratwanderung in ihrer ursprünglichen Bedeutung erzeugt doch Beklommenheit: Sollen wir da wirklich entlang laufen?

Alles halb so schlimm: Natürlich muß man darauf achten, wohin man seine Füße setzt, aber der Weg ist ein festgetrampelter Pfad, der einen sicher durchs Gelände führt.

Nanu, was erscheint da? Ein Paraglider auf gleicher Höhe.

Nach ca. anderthalb Stunden schon kann man auf der Zwischenstation einen Milchkaffee schlürfen, dann geht’s nochmal so lange runter zur Stadt – mit Verpflegung vom Wegesrand.

Die ganze Zeit bergab zu laufen geht übrigens ziemlich auf die Kniegelenke, und ich hatte noch drei Tage Muskelkater – bei jeder Treppe, die ich betrat, dachte ich sehnsüchtig an einen Treppenlift.

Soviel Mühe schreit ja geradezu nach Erholung (seit meinem letzten Geburtstag bin ich schließlich superalt … jedenfalls nach meiner eigenen Definition von vor 35 Jahren), also liehen wir uns ein Auto und fuhren mal eben schnell ins 2 Stunden (=100 km) entfernte Vals, um dort die Therme des berühmten Architekten Peter Zumthor zu besuchen (ich habe hier und hier bereits mal über ihn berichtet).

Wie nötig wir das haben werden, ahnten wir schon vor Monaten, denn man muß den Eintritt zum stolzen Preis von ca. 27 Euro pro Person mit Angabe des Datums und der Uhrzeit übers Internet buchen, sonst kommt man nicht hinein.

Die Architektur ist imposant, sehenswert. 60.000 schmale Steinplatten aus einem Steinbruch aus der Gegend sind aufeinandergeschichtet, enge Gänge, dezente Umkleidekabinen und Duschen und kleine Dampfbadräume geben einem das Gefühl, in einer Höhle zu sein.

Als Bad ist das Ganze eine Enttäuschung, aber ich hatte wohl auch die falsche Erwartung: An Bahnenschwimmen war gar nicht zu denken. Zwei mittelgroße Becken (jeweils eins innen und außen) mit 35 Grad warmem Wasser, an deren Rändern Leute halb im Wasser standen und gelangweilt in der Gegend herumguckten – jedenfalls ging es mir so innerhalb kürzester Zeit. Die Liegen waren alle belegt oder mit Handtüchern „markiert“ („Das Markierungsverhalten des Homo Sapiens zu Beginn des 21. Jahrhunderts“, dieser Dissertation stelle ich meine Feldforschung gern zur Verfügung) und im übrigen viel zu wenige, mehr würden wahrscheinlich die ausgefuchste Ästhetik stören, die der eigentliche Sinn des Gebäudes zu sein scheint. Es wirkt elitär – und dadurch ein wenig abstoßend. Vielleicht sollte man das Baden hier ganz einstellen und einfach Führungen für Architekturinteressierte veranstalten, dem Architekten würde das wahrscheinlich sehr gefallen.

Macht nix – haben wir das auch mal gesehen, schön.

Fortsetzung folgt.

13 Antworten zu “Urlaub in der Schweiz – Jakobshorn und Therme Vals

  1. Saluti!

    Also mir hat die Therme sehr fasziniert, dass ist keine Lanweile sondern Faszination pur:

    Die einzige Thermalquelle Graubündens enthält Kalzium, Sulfat, Hydrogen, Karbonat und Eisen.

    Innenbad 32° C
    Aussenbad im Winter 36° C
    Aussenbad im Sommer 30° C
    Feuerbad 42° C
    Eisbad 14° C
    Trinkstein mit Quellwasser – quellwarm und eisenhaltig 29.8° C
    Blütenbad 33° C
    Klangbad und Resonanzraum 35° C
    Klangbad – Resonanzraum 35° C
    Schwitz- und Dampfstein Luftfeuchtigkeit 85-100%
    Klangstein – Komposition von Fritz Hauser
    Massageraum
    Ruheräume
    60’000 Steinplatten, Valser Quarzit

    GZ!

    Like

  2. Ist ja komisch, das habe ich teilweise gar nicht gesehen, Feuer-, Eis- und Blütenbad. Die beiden Ruheräume, in denen ich war, hatten zusammen fünf Liegen, die unbesetzt waren, denn, obwohl es draußen 30 Grad im Schatten heiß war, es war dort eiskalt und roch nicht gut. Das Klangbad ist ein dunkler, enger Kamin mit schmalem Einlaß, in dem sich gelichzeitig ca. fünf Leute aufhalten können, um einem Klang zu lauschen. Auch das Schwitzbad ist sehr klein, man fühlt sich schnell beengt.

    Liebe Grüße

    Like

  3. soso schon wieder urlaub 🙂 sowohl die krachbunte bergwelt als auch der finstere zumthortempel machen neidisch, auch wenn letzterer offenbar wieder mal so eine selbstzweckgeschichte ist — architektur? im dienste des menschen? schnöde! – naja, wobei, das letzte bild macht schon lust auf den thermenbesuch. das finde ich wunderbar, in einem ruheraum zu liegen und ins unverstellte grün rausschauen

    Like

  4. Einige Stunden in der Therme Vals zu verbringen, das würde mich auch reizen. Vermutlich stand bei der Architektur eher die Funktionalität im Vordergrund. Natürlich kann man den kalten, schnörkellosen, massiven Betonwänden auch einiges abgewinnen: Schlichtheit, Leere als Formprinzip. Ich bin etwas an die logisch stringente Architektur erinnert, in der Ludwig Wittgenstein das Haus für seine Schwester Margarethe entwarf – oder auch an leblose Bunkerwände.

    Like

  5. Keine Betonwände, alles geschichtete Steinplatten, aber trotzdem schlicht und relativ schnörkellos, da hast Du recht. Das ist jetzt das dritte Gebäude, das ich von Zumthor kenne, offensichtlich macht er immer was für das große Gefühl: Großzügige Räume, durchgestylte Lichtführung, andächtige Atmosphäre, in der alles andere leicht zuviel wirkt, darum sind die Kunstwerke im Kölner Diözesanmuseum wahrscheinlich auch so großzügig – also viel Platz lassend – gehängt. Und der Faktor, der in der Therme schnell störend wirkt, ist der Mensch. Architektonisch am eindruckvollsten ist es dort wahrscheinlich, wenn nicht mehr Besucher gleichzeitig anwesend sind, wie es Liegen gibt, also ungefähr 20.
    An das Wittgensteinhaus kann ich mich erinnern (von Fotos): Wenn ein Mensch da seinen Mantel irgendwo ablegt oder gar eine Einkaufstüte, dann stört schon was, oder?

    Like

  6. Mit Thermenbesuchen kann man mich verjagen und vergrämen. Aber die Architektonik hätte mich interessiert.

    Wie war denn die Akustik?
    Wenn in österr. Thermen vier Leute im warmen Wasser die harte Haut auf den Fußsohlen aufweichen lassen, dabei plaudern, die Arme wie ein Flieger ausstrecken und so komische Hüpfbewegungen machen, dann muss man sich Ohropax in die Ohren stopfen, weil es elendslaut wird.
    Daher sind Thermen für mich ein rotes Tuch!

    Like

  7. Laß mich überlegen … die meisten Leute waren wegen der Mordshitze am Außenbecken, an der Akustik innen ist mir nichts besonderes aufgefallen. Aber die Leute hingen da genau so am Rand, wie Du es beschreibst, es ist mir schleierhaft, wieso man länger als eine halbe Stunde oder so macht. Langweilig.

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s