Urlaub Hermannsweg: 7. Etappe – Leopoldstal

Da ist er endlich, der Namensgeber des Wanderweges.

Um zu ihm zu gelangen, müssen wir die steilste Steigung der ganzen Wanderung bewältigen – uff!

Von hinten …

… und von vorn. Äh … pardon, falsches Foto …

… nochmal: Und von vorn. Für 3 Euro kann man den Sockel besteigen. Auch die Figur hat innen eine Treppe, aber die ist nicht mehr öffentlich zugänglich, seitdem einmal ein Tourist aus einem der Nasenlöcher gefallen sei, wird augenzwinkernd behauptet.

Könnte stimmen, der Kopf allein hat eine Höhe von 4,50 m.

Der Grund für seine Verehrung: Hermann/Arminius einte die untereinander feindlichen Germanenstämme, dezimierte so die römischen Besatzer erheblich und drängte sie zurück bis an den Rhein – und gab so ein Beispiel für die Kraft eines geeinten Volkes, dessen man sich im 19. Jahrhundert nur zu gern erinnerte: Große Teile des heutigen Deutschlands bestanden aus Kleinstaaten, mit jeweils eigener adliger Führung, eigener Wirschaft, eigenem Heer usw. Das war nicht nur in Kriegszeiten ineffektiv, auch wirtschaftlich warf es nur wenig Gewinn ab, wenn man z.B. Waren vom Süden in den Norden transportierte, mußte man x-mal Zoll bezahlen. Außerdem fühlte man sich den anderen „großen“ Nationen gegenüber minderwertig. Um die Einheit voranzutreiben und der Sehnsucht danach Nahrung zu geben, beschwor man „deutsche“ Großtaten und „deutsche“ Größen, was langfristig in einen chauvinistischen Nationalismus führte, der 1945 endete, jedenfalls vorerst. Die Bundesregierung im Verein mit Bundespräsident Gauck macht gerade den Versuch, die militärische Rolle Deutschlands neu zu definieren – es scheint ihnen nicht klar zu sein, daß wir vor dem Hintergrund unserer Geschichte allen Grund haben, uns zurückzuhalten. Oder es ist ihnen egal.

Weitere Beispiele für die Beschwörung und Feier des Deutschtums sind übrigens die Walhalla bei Regensburg und auch – die Vollendung des Kölner Doms.

Ernst von Bandel hieß der Bildhauer, der ein paar Jahre in einer Hütte auf der Baustelle gelebt hat. Woher der Name „Hermann“ für Arminius herkam, weiß man nicht mehr genau, nur, daß er ungefähr um 1500 zum ersten Mal auftauchte. Heer und Mann – das schafft Respekt, Arminius hingegen klingt nach kraftlosem Schriftgelehrten aus Italien, ausgerechnet!

Die Italiener, die verhacken wir zu Wurst, hoho! Varus, der römische Verlierer der Schlacht 9 nach Chr., kann hier in kleinen Dosen mit nach Hause genommen werden.

Nicht mehr weit, und wir erreichen die Externsteine. Der Wanderführer möchte uns noch ein paar Kilometer weiterschicken, auf den Velmerstot, aber da waren wir schon, ihr erinnert euch vielleicht: Der Eggeweg beginnt hier bei den Externsteinen, wir sind ihn vor zwei Jahren bereits gegangen (wer will, liest hier weiter).

Wir kürzen ab. In Leopoldstal, einem Ortsteil von Horn-Bad Meinberg, steht die Pension „Alte Schule„, die schönste Unterkunft unserer Wanderung. Hier könnte man glatt eine Woche logieren, als Station für kleine Ausflüge in die Umgebung.

Das war’s – eine empfehlenswerte Wanderung, auch anstrengend, aber mit der richtigen lustigen Begleitung ein Vergnügen. Hm – wo wandern wir als nächstes hin?

Ende.

0 Gedanken zu “Urlaub Hermannsweg: 7. Etappe – Leopoldstal

  1. Müßte man wahrscheinlich, neuere Forschungen weisen ja darauf hin, daß die Varusschlacht da stattgefunden hat. Aber warst Du mal in Bramsche? Ich bin da schon ein paarmal mit dem Zug durchgefahren – ich denke, wir drücken mal ein Auge zu und lassen Hermann da, wo er ist. 😉

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  2. Vielen Dank fürs Mitnehmen und die vielen Impressionen und Informationen vom Wegesrand! So ist das Wandern bequem und lehrreich.
    Aber sag, hat der Hermann auf der Detailaufnahme eine Friedenstaube unterm Fuß?

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  3. Meine Begleiterin und ich frozelten: Warum zertritt der einen Papagei? Es ist der römische Adler, der als Wappentier oben auf einer Stange angebracht ist, die als militärisches Feldzeichen diente, man nannte es Aquila (lat. „Adler“). Wikipedia weiß: „Besondere Bedeutung kam der Aquila als Legitimations- und Identifikationssymbol zu. So wurde die aktive Dienstzeit des Legionärs als Dienst sub aquila („unter dem Adler“) bezeichnet und der Gründungstag der Legion als dies natalis aquilae („Geburtstag des Adlers“) begangen. Den Adler im Gefecht zu beschützen, stellte wahrscheinlich für die Legionäre eine bedeutende Motivation dar. So beschreibt Caesar, wie bei der Landung in Britannien der Aquilifer der Legio X Gemina zuerst von Bord sprang und so die zögernden Legionäre zum Vorrücken auf den Feind brachte.“ Fahnenträger hatten ja später eine ähnlich hervorgehobene Position.
    Übrigens, weil der Adler für die Römer so bedeutend war, zierte er auch oft ihre Grabstätten, die an den Rändern der großen Heerstraßen entstanden. Und so erhielt in Köln durch eine Lautverschiebung von Aquila nach Eigel die Straße „Eigelstein“ ihren Namen:
    http://koelnbilder.blog.de/search/Eigelstein/AND/

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  4. Danke! Meine Kamera hat einen Filter, der heißt „Drama“, immer, wenn Wolken am Himmel sind, kann man schauerliche Effekte erzeugen. Eigentlich bin ich kein Freund von verfremdenden Filtern, aber dieser ist spaßig.

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