Im Hauptbahnhof

„Das Shopping-Erlebnis Bahnhof liegt im Trend.“, heißt es auf der Seite der Deutschen Bundesbahn, und da Ostern naht und weil es dem Geschäft zuträglich ist, wird auch hier versucht, festliche frühlingshafte Stimmung zu erzeugen. Zwischen den Narzissen rammelt der Rammler versteckt der Hase bunte Eier für die Kleinen, und die Großen können sich schon mal ausmalen, welches Stück Festtagsbraten auf dem Tisch kommt: Eisbein, zartes Filet oder durchwachsenes Kotlett zum Grillen?

Chaos bricht aus

Man flieht aus den Büros und den Fabriken.
Wohin, ist gleich! Die Erde ist ja rund!
Dort, wo die Gräser wie Bekannte nicken
und wo die Spinnen seidne Strümpfe stricken,
wird man gesund.

Erich Kästner

Es ist mal wieder soweit, ich fliehe vor dem bösen Kölner Karneval (keine Ärmchen und Beinchen, aber eine Tröte an der Seite … „und wenn d’r Zoch kütt, bläst du ganz kräftig hinein – hähä!“ Fies!). Das Gute am Schlechten: Ich habe Urlaub und fahre für eine Woche nach Berlin. Mal sehen, ob da die Gräser schon nicken.

Weißenburgstr./Dürener Str.

Im „hillijen“ Köln nicht anders als im ganzen katholischen Rheinland ist es beliebt, sein Haus unter das Patronat eines oder einer Heiligen zu stellen. Besonders gern wird diese Frau mit Kind genommen, das Gründungspersonal eines ‚Global Players‘, wie man heute sagt, die zu dem Zeitpunkt vor gut 2000 Jahren noch nicht wußten, wozu man ihren Namen mißbrauchen würde. Der vermeintliche Schutz eines Hauses ist ja aber eine eher harmlose Nutzung.

Es geht auch anders: Wer sagt, daß es immer Heilige sein müssen?

Kerpener Str.

Was ist wichtiger, Gesundheit oder Krankheit? Blöde Frage, weiß doch jeder, deshalb wird ja auch alles dafür getan, die Gesundheit zu erhalten, also eine gesundheitsfördernde Lebenswelt zu errichten und zu erhalten. Das Merkwürdige allerdings ist, daß man mit Krankheit viel mehr Geld umsetzen kann – das optisch umweltzerstörende fabrikähnliche Gebäude oben ist z.B. das Hauptgebäude der Kölner Klinik.

Wie sehr der Klinikverwaltung die Gesundung ihrer Patienten am Herzen liegt, zeigt diese Baugrube, an deren Stelle sich bis Anfang des Jahres noch ein Patientengarten mit 120 Bäumen befand, die zum Teil bereits über 100 jahre hier standen, gespendet von ehemaligen Patienten und Kölner Unternehmen. Von einer „Grünen Oase gegen das Leiden“ wurde anläßlich der Wiedereröffnung 1997 von offizieller Seite gesprochen. Nun hat sich der Wind gedreht, Natur wird zum Luxusgut, das man sich nicht leisten will. Da müssen Gebäude hin, Labors, da muß gewinnbringend geforscht werden, da müssen Umsätze gemacht werden, da muß die Kasse klingen! Gegen den Willen von Politik und Bürgern hat die Verwaltung mit Verfahrenstricks ein weiteres Stück Natur in der Stadt vernichtet, Lebens- und in diesem Fall auch Genesungsraum mutwillig zerstört (wenn es interessiert: „Der Tod des Patientengartens„).

Und dieses mitleiderregende Stückchen Natur – wenigstens etwas Grün zwischen all den Krankheitsfabrikgebäuden – ist auch schon wieder verplant, auch hier soll noch ein Gebäude hin. „Mit dem Herzen sehen“ steht auf der Skulptur – die Klinikbetreiber scheinen keins zu haben, anders ist das nicht zu erklären. Hier wird nur mit dem Portemonnaie gedacht. Sollte ich mal ernsthaft krank werden, bitte bringt mich nicht an diesen Ort.

Café Bonnen in der Dürener Str.

Mit einer Vanillecreme, Schlagsahne und einem Brandteig (was immer das ist) – sehr lecker und leicht.

Das Café Bonnen ist ein typisches Oma-Café, jedenfalls haben wir diese Art Café früher immer so genannt: Vorn ist eine Konditorei mit ihren verführerischen Auslagen, nach hinten erstreckt sich ein von künstlichem Licht erhellter langer Raum, in dem alte Leute sitzen und schwatzen. Heutzutage sitzen aber auch immer mehr junge Leute in diesen Cafés – erstens sind die jungen Leute von einst inzwischen selbst Großeltern, zweitens ist der Kuchen ganz ausgezeichnet.

Kleingärten im Grüngürtel

Manchmal phantasieren eine Freundin und ich darüber, daß es doch ganz schön wäre, einen Kleingarten zu haben: Das eigene Obst wächst an den Bäumen, man erntet seinen Salat, die Zucchini und Tomaten selbst, nur der kühle italienische Wein und die Spaghetti müssen aus dem Supermarkt mitgebracht werden. Man sitzt im Schatten seiner Apfelbäume und liest nebenbei in einem Buch, während die Freundin im Garten werkelt … aber dann fällt mir die Kleingartenverordnung ein, die sich liest wie ein Gesetzestext, der Anteil der Beete zum Rasen ist ebenso geregelt wie die Höhe der Zäune etc. Ab und zu muß man an grauenhaften Kleingartenbesitzerversammlungen teilnehmen, und der Nachbar zieht unter den Klängen der Nationalhymne die Deutschlandfahne auf die Stange – ich glaube, ich werde auch in Zukunft auf mein Rad springen, am Kiosk eine Flasche Bier kaufen und mich an den Rhein setzen, wenn mir nach Natur ist. Und bei welchem Italiener man gut Spaghetti Bolognese essen kann, weiß ich inzwischen auch.

St. Albertus Magnus

Dieser Wetterhahn ist gar keiner, sondern ein Posaunenengel (oder auch Tubaengel), hat in diesem Fall aber die selbe Funktion. Der durchdringende Klang der Posaune wird mit der Stimme Gottes assoziiert (*trööööööt*), der, zur Zeit des Jüngsten Gerichts, sogar die Toten wecken kann (hat man denn nirgends seine Ruhe?). Die Kirche St. Albertus Magnus wurde 1950/51 gebaut, ihre Außenhülle besteht aus Trümmerziegeln.

Äußerer Grüngürtel

Ein welkes Blatt

Ein welkes Blatt – und jedermann weiß: Herbst.
Fröstelnd klirren die Fenster zur Nacht.
O grüne Welt, wie grell du dich verfärbst!
Schon raschelt der Winter im Laube.
Und die Vögel haben, husch, sich aus dem Staube
gemacht.
Wie letzte Früchte fielen ihre Lieder vom Baum.
Nun haust der Wind in den Zweigen.
Die Alten im Park, sie neigen
das Haupt noch tiefer. Und auch die Liebenden
schweigen.
Bald sind alle Boote im Hafen.
Die Schwäne am Weiher schlafen
im Nebellicht.
Sommer – entflogener Traum!
Und Frühling – welch sagenhaft fernes Gerücht!
Ein welkes Blatt treibt still im weiten Raum,
und alle wissen: Herbst.

Mascha Kaléko (1912 – 1975)

Stadtwald

Schön schön – noch nie so viele Narzissen wie in diesem Jahr im Stadtwald, tausende, wirklich schön anzusehen im Sonnenschein. Aber wer hat die alle gepflanzt? 1-Euro-Jobber? Also Angehörige des staatlich verordneten Arbeitsdienstes? Manchmal bin ich aber auch sowas von unromantisch!