Kälte und Regen – Schal und Winterklamotten werden richtig stark beansprucht dieses Jahr. Aber was hilft alles Jammern – machen wir das Beste daraus: Schnell nach Hause, Heizung an, Ostfriesentee aufgießen und gemütlich im Sessel Radio hören. Der WDR sendet immer.
Schlagwort: Altstadt Nord
Liebesschlösser 2
Vor fast genau einem Jahr berichtete ich hier von den Vorhängeschlössern, die zur Besiegelung einer Liebe an die Gitter der Hohenzollernbrücke angebracht werden. Der Schlüssel wird – als Symbol für die beabsichtigte Dauerhaftigkeit der Liebe – in den Rhein geworfen. Waren es vor einem Jahr noch ein paar hundert von solchen „Lucchetti dell’amore“, sind es inzwischen ein paar tausend. Mich würde interessieren, wieviele von den Paaren wohl noch zusammen sind. Ich finde, man sollte zur Auflage machen, daß eine Trennung nur dann erfolgen kann, wenn die Ex-Liebenden im Rhein nach dem Schlüssel tauchen, um das Schloß wieder aufzuschließen, und wenn er nicht gefunden wird, müssen sie eben zusammen bleiben. Wenn schon, denn schon.
Wallrafplatz (Ausschnitt)
„Nie war er so wertvoll wie heute“, und das jeden Tag immer wieder – kein Wunder bei 79% Alkohol. Klosterfrau Melissengeist, ein Heilwasser aus den Ölen von dreizehn Kräutern und – wie gesagt – viel Alkohol, wurde 1825 von der Nonne Maria Clementine Martin in Köln erfunden und vermarktet. Erfunden ist vielleicht zuviel gesagt: Die Nonne hatte weitreichende Erfahrungen in der Naturheilheilkunde, und so soll dieses Produkt auf Rezepte des Karmeliterordens zurückgehen. Der Markt für kölnische Heilwässer war zu der Zeit sehr umkämpft, was Erfolg hatte, wurde sofort kopiert (4711 z.B. war ursprünglich auch so ein Plagiat), 64 verschiedene Marken kämpften um die Gunst der Käufer. Aber die Nonne hat sich durchgesetzt, der heutige Konzern hat einen Umsatz von 650 Millionen Euro im Jahr (2006). Na dann: Prost, auf die Gesundheit!
Rechts im Hintergrund sieht man den WDR strahlen, der ist aber noch nicht ganz so alt.
Ludwig im Bahnhof
Gut, muß das wirklich sein, daß die Supermärkte an den Ringstraßen nun alle (außer sonntags) bis 24 Uhr geöffnet haben? Ich gebe zu, ich war auch schon mal um 23 Uhr da, aber notwendig ist das nicht. Was ich aber sehr schön finde, ist, daß es die Buchhandlung Ludwig gibt, in der man nicht nur in der Woche, sondern auch am Sonntag bis 22 Uhr herumstöbern kann: Die Bahnhofsbuchhandlung hat nicht nur jede Menge Presseerzeugnisse, sondern auf zwei Etagen auch ein gutes Sortiment an Büchern.
Einkaufsparadies Schildergasse
Frühling kommt, der Sommer ist nicht mehr weit. Das Hartz-IV-Prekariat packt Schmalzstulle und Thermoskanne in den neuen Ranzen, zupft ein bißchen am Spitzentuch, das aus der Tasche lugt, und begibt sich zur neu verordneten Tätigkeit, der spätrömischen Dekadenz. Es soll keiner sagen, man habe sich nicht bemüht, auch wenn es tatsächlich mühsam ist. Die grüne Brille hat man auf die Schnelle nicht gefunden, jedenfalls kann man das am neuen Arbeitsplatz einfach behaupten, das schwarze Nadelstreifensacko über rosa Hemd ist schlimm genug, aber gut, es geht ja auch bloß zum Wasserskilaufen. Anstrengend, die Römer haben das bestimmt nicht gemacht, hoffentlich dauert es nicht so lange, man muß ja auch noch Toast und Haferflocken einkaufen, damit man die nächsten Tage was zu Essen hat.
Grinköpfe
Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, hier nun die Lösung des Rätsels der Fratzengesichter, auch „Grinköpfe“ genannt, die man immer mal wieder in der Kölner Altstadt findet … das heißt, drei Lösungen:
Mann nennt diese Skulpturen auch „Annoköpfe“ nach dem Erzbischof Anno im 11. Jahrhundert, der hart aber gerecht gewesen sein soll. Er ließ die Fratzen als Warnung für die Bürgerschaft an die Häuser von sieben überführten und geblendeten Betrügern anbringen, die eine arme Witwe ausgenommen hatten. Sowas macht man ja auch nicht.
Nächste Lösung: Erzbischof Anno II. war ein intriganter Machtpolitiker, der es sogar schaffte, durch die Entführung des damaligen jungen Kaisers Heinrich IV. und seiner Mutter die Regentschaft des Deutschen Reiches an sich zu reißen. Da er entsprechend rücksichtslos mit den Kölnern umging, hatten die bald genug von ihm, probten den Aufstand und verjagten ihn. Das ließ der sich natürlich nicht gefallen, rekrutierte ein Heer und belagerte „seine“ Stadt. Die Kölner sahen nur die Massen an Söldnern – und gaben kampflos auf. Die Anführer wurden geblendet, an ihre Häuser wurden zur Abschreckung Fratzen angebracht, und über 600 Kaufleute verließen fluchtartig die Stadt. Kein Wunder, daß die Kölner ein gewisses Mißtrauen gegenüber ihrem Erzbischof bis heute nicht verloren haben.
Die dritte Lösung des Rätsels ist die wahrscheinlichste: Die Gassen waren so eng, daß die Kaufleute ihre Waren nur mühsam in die Lager bringen konnten. Darum stellten sie Hebebalken über das Kellerloch, an denen sie Flaschenzüge anbrachten, um die Säcke und Fässer leichter hinablassen zu können. Um die Balken zu stabilisieren, wurde ein Loch in die Hauswand geschlagen, worüber sowohl als zusätzlicher Halt als auch als Zierde solche Grinköpfe angebracht wurden. Tja – die ersten Erklärungen sind irgendwie spannender.
Brigittengässchen
„Unsere Gäste sind der Meinung bei uns gibts die besten Schnitzel! Überzeugen Sie sich selbst! […] Wir halten auch andere Leckereien sowie Kaffee und Kuchen für Sie bereit. Sie können auch private Feiern bei uns abhalten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.“, steht auf der Tafel.
Sollten Sie dennoch Grund zur Beschwerde haben, steht unser Restaurantchef jederzeit für Sie zur Verfügung.
Breite Str.
Ah ja, der Frühling ist da – jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Gastronomie geht. Trotz der Decken ist die Kundschaft noch anderer Meinung, auch wenn die Außentische der Sehnsucht nach Sonne und Wärme Nahrung geben. Die umweltschädigenden Heizpilze werden aber glücklicherweise nicht mehr so häufig eingesetzt.
Neumarkt
Der Neumarkt, von dem man hier ungefähr ein Drittel sieht, ist das „Herz“ von Köln. Es gibt ihn ungefähr seit 1000 Jahren, er ist immer noch der größte Platz der Stadt. Die Ost-West- und Nord-Süd-Ubahnen kreuzen sich hier, an einer Ecke beginnt die weitläufige Fußgängerzone, die sich bis zum Dom hinzieht. Früher war er Viehmarkt, Aufmarsch- und Schützenplatz, heute dient er verschiedenen Märkten: Bier-, Wein-, Trödel- und Weihnachtsmarkt finden hier regelmäßig statt, im Sommer gastiert hier oft der Zirkus Roncalli, und ab und zu wird mal eine Musikbühne aufgebaut.
Vor ein paar Jahren hat der Architekt Albert Speer (Junior) für die Kölner Innenstadt einen Masterplan zur Verbesserung der Stadtarchitektur vorgelegt. Der Masterplan sieht vor, den bis jetzt verkehrsumtosten Neumarkt an einer Seite zu schließen und so der Fußgängerzone anzugliedern, dafür müssen aber auf der anderen Seite die Fahrbahnen ausgebaut werden – was jedoch bedeutet, daß zig von den alten Platanen gefällt werden müssen. Keine schöne Vorstellung, die Atmosphäre des Platzes wäre für lange Zeit vollständig zerstört. Glücklicherweise hat man die Durchführung des Plans erstmal auf die lange Bank geschoben, ich vermute mal, man hat einfach kein Geld dafür.
Im Doppeldeckerbus kann man Karten für irgendwelche saisonalen Veranstaltungen kaufen, ich habe vergessen, für welche.
