Spaziergänge (und Rosenmontag) in Zeiten von Corona (16)

Seit ungefähr 25 Jahren fliehe ich zur Karnevalszeit aus Köln, und das hätte ich auch in diesem Jahr getan, wenn es nicht noch im Dezember gehießen hätte, daß alle Festivitäten auch in der diesjährigen Session wegen Corona ausfallen würden. Und nun finde ich mich mitten in der „Brauchtumszone“ und muß sechs Tage Feierei überstehen. Gut, es gibt Schlimmeres, viel Schlimmeres, man braucht ja nur den Fernseher anzumachen, also will ich nicht meckern. Der Rosenmontagszug sollte ja erst, wie ich bereits erzählt habe, durch das Müngersdorfer Stadion ziehen, wurde dann aber wegen des Ukraine-Krieges abgesagt. Stattdessen fand heute eine Antikriegsdemonstration statt, teilweise auf dem ursprünglich geplanten Zugweg durch die Stadt, 250.000 Menschen sollen mitgemacht haben. Ich war in der Stadt und habe ein paar Eindrücke gesammelt.

Oben auf dem Schild steht übrigens „Make FasteLOVEend not war“ – Fastelovend ist kölsch und bedeutet Fastnacht.

Eine Auswahl der Mottowagen, die normalerweise im Rosenmontagszug durch die Gegend gezogen werden – oben drauf stehen dann enthemmte Karnevalisten und schmeißen harte Gegenstände in die Menge – , stehen über die Innenstadt verteilt auf Plätzen. Gar nicht schlecht, ich habe sie mir gern angesehen. So sollten sie das immer machen, und wenn sie dann noch, wie in diesem Jahr, auf die elende Karnevalsmusik verzichten … aber damit ist kaum zu rechnen.

„Zick eröm“ heißt: Die Zeit ist um. Die Uniform ist abgelegt, die Personalie ist neu besetzt und übt noch.

Die selbe Partei – anderes Personal. Der arme Armin, an dessen Untergang …

… dieser Herr aus dem süddeutschen Freistaat nicht ganz unschuldig ist.

Der zur Zeit meistgehaßte Politiker versucht mit Gewalt, die Welt nach eigenen Vorstellungen zusammenzuzimmern. Die Darstellung ist ein wenig verharmlosend, die Figur müßte mit Blut besudelt sein.

Apropos Putin: Wer sich über die geschichtlichen Hintergründe seiner Politik informieren will, sollte sich die französische Dokumentation „Putin – Die Rückkehr des russischen Bären“ von 2021 in der ARTE-Mediathek ansehen, es lohnt sich.

Rote Funken, so heißt eine Karnevalsgesellschaft, hier habe ich schon mal eine lustige Geschichte über sie erzählt.

Wer plötzlich Hunger kriegt – die Mästlokale sind nicht weit, hinten rechts.

Fußballweltmeisterschaft im Winter, weil die FIFA sich von dem autoritären Regime in Katar hat schmieren lassen, wie es heißt.

Es gibt einen schönen Pokal zu gewinnen.

„Zeit der Aufklärung“ lautet hier das Motto. Der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner führte einen Aktenordner mit der Beschriftung „Brüder im Nebel“, in dem er die Akten mit den ihm gemeldeten Mißbrauchsfällen versteckte. Sein Nachfolger Kardinal Woelki versprach eine lückenlose Aufklärung …

… gab dann aber ein Gutachten, das er selbst beauftragt hatte, nicht frei. Der Fall wurde von zwei aus Rom geschickten „Visitatoren“ untersucht, und zur Strafe wegen seiner Verwicklungen wurde Woelki für fünf Monate in Urlaub geschickt. Können die mich vielleicht auch mal bestrafen? Aschermittwoch soll er wieder zurückkommen, allerdings will ihn hier keiner mehr haben, nichtmal seine eigenen Kollegen und Mitarbeiter.

Arm her!

Die wirtschaftliche Weltmacht, die nur darauf wartet, Putin unter die Arme greifen zu können – um ihn dadurch von sich abhängig zu machen.

Kölner Lokalpolitik. Allerdings sind die Verwaltungen in anderen Großstädten vermutlich auch nicht besser.

Lukaschenko mit Putin im Nacken, der die Strippen zieht – bereits überholt, Putin hat sich inzwischen unverblümt als Täter gezeigt, die „Zeitbombe“ ist schon hochgegangen.

Zum Schluß mal etwas Positives. Meine Begleiterin fragte neulich: Wenn die Leute mehr kiffen und weniger saufen, ob die Feierei dann wohl leiser wird? Also weniger Gegröhle, weniger Dreck in den Straßen, mehr Besinnlichkeit? Kann sein, die Blase entlastet diese Droge auf jeden Fall.

12 Gedanken zu “Spaziergänge (und Rosenmontag) in Zeiten von Corona (16)

  1. Da Kiffen auch Heißhunger verursacht, sollte jeder Freßbudenbesitzer dem Legalize it sofort zustimmen.
    Das beste an Meck-Pomm ist, daß man hier immer vergessen kann, daß die Karnevals-Kacke überhaupt gerade dran ist.
    Nun gut, statt Umzug Friedensdemo, das geht in Ordnung. Aber ich bin dankbar, daß du zu den Bildern nicht auch noch Ton geliefert hast.

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    1. Ja, ich erinnere mich, die einschlägigen Coffee Shops in Holland hatten neben ihrer Drogenauswahl auch vielfach ein Süßigkeitenangebot.
      Musik war glücklicherweise kaum zu hören, manchmal schallte es aus einer Kneipe heraus, und ein paar Trommelgruppen waren unterwegs. Das war ganz angenehm. Im Fernsehen wurde gesagt, daß auch weniger Alkohol getrunken wurde – das kann ich nicht bestätigen, Alkohol-Zombies habe ich während der ganzen Zeit durch die Gegend wanken sehen. Gut, ich weis natürlich nicht, was in normalen Jahren los ist, ich bin ja nie da.

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    1. Ja, da wird man qua Verordnung zu einem „Zonenbewohner“, erinnert irgendwie an die Nachkriegszeit und an einen Karnevalsschlager: „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien, hei-di-tschimmela-tschimmela-tschimmela-tschimmela-bumm! Wir sind zwar keine Menschenfresser, doch wir küssen um so besser. Hei-di-tschimmela-…usw.“ Alte Volksweisen aus dem Land der Dichter und Denker.
      Und natürlich gibt es kaum verantwortungsvollere Menschen als Karnevalssäufer nach dem 20. Kölsch, die Kölner Stadtdirektorin, gebürtig aus Bielefeld, hat das wahrscheinlich irgendwo gelesen, deswegen weiß die das ganz genau.

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  2. Ich werde nie begreifen, wie einigermaßen intelligente, erwachsene Menschen sich freiwillig in solche Kostüme und lächerliche Uniformen zwängen können – und das, obwohl ich in Köln geboren bin. Dies Amusement ging immer völlig an mir vorbei: wie Du floh ich früher über die tollen Tage, es war und ist einfach nur dämlich ! 🙄

    P.S. ich bin absolut überzeugt, dass Kiffen einen friedlicheren Verlauf begünstigen würde. Vielleicht sollte man angesichts von 10.000 Alkoholtoten jedes Jahr, einfach den Alkohol verbieten und Cannabis verordnen, das wär doch mal was… 😉 (ganz zu schweigen von anderen Folgeschäden, wie Verkehrsunfällen, Schlägereien, Vergewaltigungen usw. usf)

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    1. Ich kann mich noch erinnern: Mit den Kiffern konnte man auf den Feten, die ich in meiner Jugend besuchte, nichts anfangen, entweder sie waren eingeschlafen oder waren kurz davor. Das werden ruhige Karnevalsveranstaltungen, wenn alle statt einem Kölschglas einen Joint in den Händen halten. Wolln wir ihn reinlasse!? – Och nö.;-)

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    1. Corona-Versuchslabor auf offener Straße. Unglaublich, was hier los ist. Ich wohne am Rand des Studentenviertels, die Leute benehmen sich, als ob es kein Morgen gäbe. Die Ambulanzen fahren im Minutentakt vorbei und müssen aufpassen, nicht noch zusätzlich betrunkene Karnevalisten zu überfahren, die kopflos durch die Straßen torkeln. Mit diesen Leuten werden wir die Probleme der Welt nicht bewältigen können – und das sind richtig viele!

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      1. Demnächst soll sogar die Plicht zur Isolation, wenn man erkrankt ist, aufgehoben werden. Man kann es nicht glauben…

        Nein, unsere Gesellschaft geht gerade irgendwie den Bach runter – ich bin bloß froh, dass wir wenigstens noch eine gute Zeit hatten, speziell wenn ich an meine Jugend denke…. 😉

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        1. Komplett idiotisch. Die Bazis wieder.

          Geht mir genau so. Heute habe ich mir die Feiermeile von gestern angesehen. Die Vermüllung der Parks und Straßen ist so groß, wie ich es noch nie gesehen habe. Mit einer solchen Jugend haben wir keine Chance. Genau wie Du habe ich mittlerweile das Gefühl, in einer Ausnahmezeit gelebt zu haben, und ich bin zunehmend dankbar dafür.

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