Wandern auf dem Salzalpensteig (2): Marquartstein – Bergen

Der Blick morgens aus dem Hotel verspricht einen schönen, klaren Tag – aber was interessiert den Rest des Tages, was der Morgen für Versprechungen macht. 

Marquartstein ist ein ganz hübsches, kleines Städtchen. Der Hund beißt nicht und bellt nicht und kackt auch nirgendwo hin. Brav. Auf dem Schild wird das Angebot des Tages angepriesen: „Sonnen-Müsli-Brot mit Chiasamen und Chinoa / Himbeersahne“ – topaktuelles Superfood! Gut, über die Zusammenstellung mit der Sahne müssen wir uns nochmal unterhalten … 

Ach – hier lebte für ein paar Jahre der berühmte Komponist Richard Strauss. Er war einer der Lieblingskomponisten von Hitler – gut, seine Fans kann man sich nicht aussuchen, aber daß Strauss dem „Schlächter von Polen“ Hans Frank, dessen Wirken Hunderttausende (wenn nicht Millionen) das Leben gekostet hat, im Jahr 1943 ein von ihm komponiertes und verfaßtes Lied gewidmet hat, ist kaum zu entschuldigen. 

An wen erinnert mich dieses Gesicht? Fängt mit P an. 

Fünf Kilometer Aufstieg bis zur Schnappenkirche, dann, so heißt es in unseren Unterlagen, „bietet sich von oben ein schöner Blick über das Alpenvorland und den Chiemsee“. 

Ach was!

Aber wir sind nicht eingeschnappt, wieso sollen wir vermissen, was wir nicht kennen, und außerdem hat die in Nebel eingehüllte Landschaft einen ganz eigenen Reiz, den die nicht erleben können, die an anderen Tagen die Aussicht genießen. 

Weiter geht’s. Ist doch ganz märchenhaft. 

Bald kommen wir zur ersten von drei Almen, der Staudacher Alm, mit Einkehrmöglichkeit. „Einkehr“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn man muß draußen sitzen. Kaffee gibt es leider nicht, aber man bekommt Saftschorle und Nußkuchen, immerhin. 

Der Ausblick durch den Dramafilter (wie gesagt: aufs Bild klicken zur Vergrößerung). 

„Der Herr Bürgermeister gibt bekannt, daß am Mittwoch Bier gebraut wird, und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf.“ Gut zu wissen. 

Und wissen die Kühe das auch? Unglaublich, was die für riesige Tretminen verlegen. 

Wo geht es lang? Man muß ein bißchen suchen. 

Es regnet, aber wir haben es nicht mehr weit bis … 

… zu einem Parkplatz mit allerlei Schautafeln, wo wir von unserem nächsten Gastgeber mit dem Auto abgeholt werden, zum Hotel sind es noch vier Kilometer an einer kurvenreichen Straße entlang, das will man uns nicht zumuten, wofür ich sehr dankbar bin. 

Der Wetterbericht für den nächsten Tag (die Temperaturen sind für die Morgenstunden), zeigt Sonne in fast ganz Deutschland, ein bißchen Regen in Ostfriesland und eine einzige schwarze Wolke … jetzt ratet, wo wir sind. 

Egal, denn am nächsten Morgen sollen wir mit einer Gondel auf den Berg Hochfelln fahren, die praktischerweise gleich neben unserem Hotel startet. Da können wir die schönste Aussicht genießen, die man sich überhaupt vorstellen kann – der Berg ist mit 1.674 Metern höher als alle anderen in der Gegend –  und dabei auf der Terrasse des Restaurants einen Kaffee genießen, bevor wir uns an den Abstieg zum nächsten Hotel machen. So ist es jedenfalls geplant. Klingt easy. Man macht Pläne, und dann kommt alles ganz anders … 

Das Atomzeitalter habe ich mir auch anders vorgestellt. Der Mensch irrt, wo er geht und steht.

Fortsetzung folgt.

13 Gedanken zu “Wandern auf dem Salzalpensteig (2): Marquartstein – Bergen

  1. Seltsam (oder auch nicht), des Schneemannes angesichtig, las ich Semmelplatz. Atomic Snowman deluxe, in hornhautumbra, wie Otto Waalkes gesagt hätte.
    Oder hat sich in der Ahnentafel des winterlichen Herrn etwa ein Lebkuchen verirrt?! Anyway, was nutzt einem der beste Atomski, wenn es Sommer sein soll, aber regnet. Das ist dann Pech. Da bringen es auch Chiasamen nicht mehr. Und auch HImbeersahne ist da nur ein schwacher Trost.

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    1. Salpetersteig klingt auch nicht schlecht. Wir haben das andauernd gemacht, wenn wir uns Ortsnamen nicht merken konnten, haben wir etwas phonetisch Ähnliches genommen und wußten beide, was gemeint war, Mordaualm wurde so (naheliegend) zur Mörderalm, Fahrriesbodenkapelle zu Ferris-macht-blau.
      Was es mit dem Begriff Salzalpensteig auf sich hat, erkläre ich noch.

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  2. Bonsoir!

    Du hättest zumindest deinen „Fußabdruck“ im Kuhfladen
    hinterlassen können!..;-D
    Hab mir heute mal die Streckenführung angesehn.
    Da seid ihr ja quasi auf bajuwarischen „Folklorejodlerpfade“ gewandelt!
    Hast du dich zumindest mit Kniebundhose und Lodenjanker gekleidet?!..;-)

    Wenn jetzt Picosong noch funktionieren würde, hätte ich dir ein
    ein Lied aus dem Konzepktalbum von Ambros/Tauchen/Prokopetz serviert.
    (Der Watzmann ’74)

    „Groß und mächtig, schicksalsträchtig,
    um seinen Gipfel jagen, Nebelschwaden
    A Donnern schickt er oft ins Tal
    und dann schauderts alle auf amal…“

    Die Gedanken wandern stetig..:-)

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    1. Ich bin ganz froh, daß mir das nicht passiert ist. Kuhfladen kenne ich natürlich auch aus meiner alten Heimat, der norddeutschen Provinz. Das am Schuh hängen zu haben, ist kein Vergnügen.;-)
      Folklorejodlerpfad? Habe ich nichts von gemerkt, kein Mensch hat gejodelt – haben sie wohl nicht mehr nötig, inzwischen haben ja alle Smartphones. Jaja – der Untergang der Kultur, der Untergang des Abendlandes.

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      1. Es ist eben eine Tourismusregion und da trifft
        man eben auch oft auf Edelweisskitsch etc..;-)

        Ich hätte übrigens den Kuhfladen wahrscheinlich mit
        einem Stöckchen verziert. Yin&Yang bietet sich angedeutet an.
        Siehe hier:

        Quasi spontane Aktionskunst..;-D

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        1. Auf dem Wanderweg sieht man wenig davon. Später in Schönau und Berchtesgarden gibt es ein reichhaltiges Angebot an „Gewandl“ und anderen Mitbringseln, da hast Du recht.
          Du hast leicht reden: Am Computer kann man olfaktorisch unbelastet leicht in der Kacke herumrühren. Auf der Alm ist das was anderes. Aber ein gut gewähltes Ornament: Es gibt keine gute Ying-Yang-Balance ohne eine gute Verdauung, das weiß ich aus eigener Anschauung.;-)

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  3. der tag im nebel erinnert an die krimis von edgar wallace.
    ist dir bekannt?
    der hexer, neues vom hexer, die toten augen von london, der halstuchmörder, der zinker etc??

    meine oma wohnte mal auf dem land und hat kuhfladen gesammelt, um damit ihre blumen in haus zu düngen.
    da ich oma nicht regelmäßig besuchte, kann ich nicht sagen ob die blumen davon besser wuchsen.
    aber moos war im blumentopf als oberste schicht zu sehen. ob das am kuhfladen lag… wer weiß. und champignons haben wir auf kuhwiesen gesammelt, die haben gut gemundet.

    wenn ich ehrlich bin, muß ich gestehen, dass mich doch etwas neid wegen eurer wanderung plagt.
    gern würde ich auch in begleitung in bayern auf wandertour gehen. *schnief*

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