Breite Str.

Zu keiner Zeit sieht man die deutsche Nationalflagge so oft wie zur Zeit einer Fußballweltmeisterschaft. Ich habe schon Autos gesehen, die waren dermaßen damit verziert, mit sechs Wimpeln an den Scheiben und an den Außenspiegeln und den Stoßstangen mit entsprechenden Überziehern geschmückt, daß ich erwartete, daß nun mindestens der Bundepräsident im Fond des Wagens sitzt und huldvoll winkt. Ich schlage also vor, daß man die Flagge in „Fußballnationalflagge“ umbenennt. Der Bundespräsident muß sich dann natürlich entsprechend anpassen und sich Fußballpräsident nennen, das käme bestimmt sehr vielen Leuten entgegen. Steinmeier – ein ehrenwerter Mann – ist dann freilich nicht mehr die richtige Personalie. Ich schlage Toni Schumacher vor: Nein, nicht, weil er aus Köln kommt, sondern weil er immer genau das sagt, was er gerade denkt, das spricht doch wirklich für ihn, vom Inhalt mal ganz abgesehen. Die Fußballnation mag das, weshalb er zur Zeit oft in Talkshows auftritt und viel beklatscht wird. Was ein Bundespräsident sonst so von sich gibt, ist sowieso ohne Belang. Und der Toni würde sich garantiert über Pfeffer- und Salzstreuer in den Bundesfarben freuen, auch wenn das bedeutet, daß er sich sein Essen aus sechs verschiedenen Mühlen würzen muß – jedenfalls, wenn gerade Weltmeisterschaft ist und alle Leute zugucken. Sonst natürlich nicht, so blöd ist der nun auch wieder nicht.

Was macht eigentlich der allseits beliebte Jogi Löw nach dem frühen Ausscheiden der Nationalmannschaft, heute Abend? Die Pfeffer- und Salzmühlen sind nicht personengebunden … gut, man weiß nicht genau, wo der gerade wieder seine Hände gehabt hat.

24 Gedanken zu “Breite Str.

  1. Das ist eine sehrsehr gute Idee. Und Toni Schumacher ist eine gute Wahl, obwohl die Bayern natürlich Oliver Kahn zum Gegenkandidaten machen werden. Die Bundesversammlung entscheidet die Wahl durch Elfmeterschießen.

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    1. Oliver Kahn – der Verfasser einer Autobiographie mit dem Titel „Ich“ (besser kann er sein ganzes Leben kaum ausdrücken, ich weiß gar nicht, ob da sonst noch Wörter drinstehen) – ist ein würdiger Gegenkandidat, ganz auf Augenhöhe mit den Politikern aus seinem Bundesland. Ich plädiere allerdings von vornherein für die rote Karte für einen, der gern bei solchen Gelegenheiten auf sich aufmerksam macht: Lothar „Wäre-Wäre-Fahrradkette“ Matthäus.

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  2. der toni schumacher war früher torwart, oder?
    in zeiten von fußball em und wm dürfen die deutschen ohne not ihren patriotismus für deutschland ausleben, es sei ihnen gegönnt.
    das dazugehörige farbenspiel ist zwar dämlich aber was solls. wers braucht…
    hauptsache die dt. mannschaft muß nach hause fahren damit mein gedicht wahr wird. 😉

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    1. Ja, genau, in Köln und in der Fußballnationalmannschaft. Als er dann ein Buch veröffentlichte und über Interna plauderte, haben sie ihn aus beiden Mannschaften rausgeschmissen. Heute ist er immerhin sogar Vizepräsident seines Heimatvereins.

      Der Einzelhandel macht ein Riesengeschäft mit dem Wimpeln und Trikots. Und darum geht es ja eigentlich auch: Um den großen Reibach. Die Beteiligten verdienen – und wir zahlen. So soll es sein, alles gut.

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        1. Und da ist es doch auch schön. Muttern macht eine kräftige Suppe, dann wird das schon wieder. Und den ganzen Deutschlandfarbenmüll kann man für vier Jahre aufbewahren, wenn es heißt: Auf nach Katar (falls es das dann noch gibt, die Saudis rasseln gerade stark mit den Säbeln) in den heißen Wüstensand!

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  3. In meiner Kindheit gab es ein Eis, das Balla-balla hieß, was damals der Ausdruck für gaga war. Vielleicht könnte man das wieder einführen, in Vanille, Erdbeer, Schokolade, da haben wir dann auch die Farben zusammen. So bringt man dann eigentlich alles von dem Thema zusammen, ohne große Worte. Und bei DEM Sommer ist Eis doch einfach ein Muß.

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    1. Gute Idee! Aber was, wenn die Fans dann vor lauter Begeisterung mit den Eishörnchen um sich werfen? Das gibt eine schöne Sauerei. Gut, kann uns egal sein, wenn sie sich nur gegenseitig treffen.

      Da fällt mir ein Song aus den 60ern von den „Rainbows“ein, der sich durch seinen differenzierten Text sehr gut als Fußballhymne eignet:

      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      Ooh balla balla.

      Balla balla balla balla balla
      Balla balla balla balla balla
      Balla balla balla balla balla
      Balla balla balla balla balla
      Balla balla balla balla balla
      Balla balla balla balla balla
      Aaahh

      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      Ooh balla balla.

      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      My baby baby, balla balla
      Ooh

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    1. Hmm – möchten wir Bundekanzlerin und Heimatminister wirklich im Trikot sehen? Mit kurzen Hosen? Unwillkürlich presse ich bei der Vorstellung die Zähne zusammen – das ist nicht gut für den Kiefer, besonders, wenn sich das in der Nacht fortsetzt. Also abgelehnt. Aber alles andere ist super. Ballverlust ist Hochverrat und wird mit einer roten Karte für den Rest der Legislaturperiode geahndet. Da ich jetzt schon weiß, wer den Ball kaum halten kann (geschweige denn einen klaren Gedanken), fange ich schon mal an, die roten Karten zu beschriften. Alexander Dobri…

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  4. AWTchen

    Im Handel sind tatsächlich auch WM-Präservative in den
    Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold erhältlich.
    Für was auch immer…
    (Da müsste man die WM-Fieber-Deppen fragen..;-)

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    1. Dildos auch? Das wäre eine Erklärung: Wenn die zum Einsatz kommen satt der Präservative, dann könnte man diese immerhin noch zu Luftballons umfunktionieren und vor den laufenden Fernsehern hin und her schwenken (in der wahnsinnigen Annahme, die Spieler könnten das sehen und würden sich darüber freuen, aber gut, das ist ein anderes Thema).

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      1. Das Nationalkommerztrara hat sich nunmehr erledigt.
        Der Testosteronspiegel ist im Keller.
        Die Nationalfähnchen werden eingemottet.
        Kein Autokorsogehupe, keine WM-Grillwürstchenschwaden,
        kein Deppengegröle mehr. Welch‘ ein Freudentag!..;-)

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        1. Tja, so schnell kann eine WM zu Ende sein. Die Besitzer von Kneipen und Biergärten beißen sich vor lauter Enttäuschung in den Allerwertesten. Ich frage mich, wann wohl der erste auf den Gedanken kommt, die „Jungs“ wegen Verdienstausfall zu verklagen.

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    1. Eine Schale Sauerkraut, eine Schale koreanisches Kimchi, dann habe ich mir die Augen verbunden und die Schalen so lange herumgeschoben, bis ich nicht mehr wußte, was wo ist. Dann bin ich, immer noch mit verbundenen Augen, 5 Minuten und mit zunehmend schmerzenden Schienbeinen durch meine Wohnung gestolpert und landete schließlich wo? Genau, beim Kimchi. Ich bin besser als Bären, Pinguine, Schildkröten oder was es sonst noch für Orakel gibt.;-)

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