Konrad-Adenauer-Ufer

Am Wochenende fand in Köln die 20. Bierbörse statt. „Bierbörse“ – das hat mit einem Börsengeschehen soviel zu tun wie ein Wochenmarkt, nämlich gar nichts. Aber als in den 80er Jahren die erste Bierbörse in Leverkusen veranstaltet wurde, fand man das wohl schick, und inzwischen ist der Begriff sogar patentrechtlich geschützt.

Bierbörsen gibt es zur Zeit in über 20 Städten, allerdings nicht innerhalb einer Art Tournee, sondern als Franchise-Modell, es kann also durchaus vorkommen, daß mehrere Bierbörsen von verschiedenen Veranstaltern gleichzeitig stattfinden. Die Kölner Bierbörse fand in diesem Jahr direkt am Rhein statt – für uns ein Grund, sofort hinzugehen.

Angeboten werden hauptsächlich Biere von kleineren Brauereien aus dem In- und Ausland: Neben Klosterbrauereien gibt es Produkte aus dem Craft-Beer-Bereich, oder Biere, die eher lokal erfolgreich sind, wie das hervorragende Störtebeker-Bier aus Stralsund an der Ostsee. Belgische Biere sind stark vertreten – ich halte es ja für leicht pervers, aber es gibt Leute, die sowas gern trinken: Kirschbier, Schokoladenbier, Himbeerbier usw. Zum ersten Mal dabei war in diesem Jahr ein Stand der irischen Guinness-Brauerei – das mag ich zwar auch nicht, aber wo es das gibt, gibt es meist auch das nicht ganz so dunkle, sehr süffige und würzige Kilkenny. Sehr lecker!

Wirklich herrlich, hier zu sitzen – an dem einen Ende, zum Dom hin, war es so voll wie auf einem Jahrmarkt, zum anderen leerte es sich zusehends, mir völlig unverständlich, weshalb die Leute sich nicht mehr verteilen, aber sei’s drum, um so besser für uns. Auf der anderen Rheinseite sieht man übrigens den „Sitz des Blöden“ – nein nein, nicht das Weiße Haus …

… sondern die Freunde von Känguruhoden und anderen Unappetitlichkeiten.

Die großen Brauereien haben offenbar kein Interesse, sich an einem solchen Markt zu beteiligen, und das ist auch ganz gut so. Kölsch bekam man auch nicht – ich habe es nicht vermißt. Der Sänger der Heavy-Metal-Band „Iron Maiden“ sagte neulich, er habe einige seiner schlimmsten Katertage „dieser Plörre“ zu verdanken. Ich finde das ungerecht. Kölsch ist nicht gleich Kölsch – unter den vielen Marken fallen mir zumindest drei ein, die man recht gut trinken kann (wenn man kein Pils bekommt). Der Sänger weiter: „Die Hölle ist ein Ort, an dem es nur Männer gibt, die Kölsch trinken und wo am Ende eines spannenden Fußballspiels immer die Deutschen gewinnen.“ Nun – zumindest über Letzeres braucht er sich seit gestern keine Sorgen mehr zu machen.

35 Gedanken zu “Konrad-Adenauer-Ufer

    1. Danke!
      Nachdem es RTL in Köln-Weiden zu eng geworden war, hatte man ihnen bereits gebaute Räume und Hallen in Ossendorf angeboten, da wollten die aber nicht hin, zu unattraktiv – wenn Köln kein besseres Angebot habe, tja, dann müßten sie wohl leider leider woandershin gehen. Die Stadt fürchtete um die Steuereinnahmen und bot ihnen das Beste, was sie hatten: Die alten Messehallen, frisch aufbereitet. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde komplett ausgehöhlt, nur die Fassaden blieben stehen. In den so entstandenen Raum baute man das neue Gebäude für RTL, das heißt, die alten Fassaden haben gar keine Funktion mehr, sie ummanteln das Gebäude nur.
      Die jahrzehntealte 4711-Werbung war aber schon einige Zeit vorher verschwunden. Schade, für viele war sie ein weiteres Kölner Wahrzeichen – wenn man im Dunkeln mit dem Zug ankam und sah das Zeichen, wußte man: Man war zu Haus.

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  1. In der Kneipe meiner Jugend trank man Kölsch. Um uns abzugrenzen tranken meine Freunde und ich PIls. Heute, da ich in Niedersachsen in der Emigration lebe, ist Kölsch für mich der Geschmack der Heimat. Mir doch egal, ob sich der Sänger von „Iron Maiden“ mit Kölsch besäuft und anschließend einen Kater hat. Das kommt davon, hehe.
    Zum denkmalgeschützten Deutzer Messeturm fällt mir auf, dass Rudolf Arnheims gestalttheoretisches Prinzip „Paarung wirkt auf die Partner“ auch recht einseitig wirken kann. Der Turm sieht mit dem RTL-Logo einfach billig aus.

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    1. Ich glaube, der verwechselt da was: Das helle Bier in den englischen Pubs ist dem Kölsch nicht unähnlich: Auch obergärig gebraut, eine schnell schmilzende Blume, nicht sehr hopfig im Geschmack, hat aber bloß 3%, läßt sich also schnell und in größeren Mengen trinken. Kölsch hat ja aber wie alle anderen deutschen Biere 5% – das kann dann schon mal ein böses Erwachen geben.

      Ja, sehr bedauerlich, daß die alte 4711-Reklame abgebaut wurde und nun diese bunten Buchstaben da hängen. „Billig“ paßt immerhin zum gesamten Charakter der Sendeanstalt.

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        1. Billig – damit ist nicht die Höhe der eingesetzten finanziellen Mittel gemeint, sondern die Einfallslosigkeit der Massenunterhaltung. Aus kulturanthropologischer Sicht aber nicht uninteressant, daß so ein Hagestolz wie Ingolf Lück den Wettbewerb gewinnt.;-)
          Natürlich ist der Sog, den eine solche Sendung erzeugen kann, auch mir nicht unbekannt (wie Du weißt).

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  2. Daß die Hölle ein Ort ist, an dem tumbe Toren mit Känguruhoden Bier saufen und Fubbes gucken, glaube ich unbesehen.
    Noch mehr aber sind es wohl Sangria-Eimer, die für mich in die Kategorie hell is round the corner gehören.
    Ich sage nur: drink no evil und halte dich fern von 3 Buchstaben, wie R und T und L, das kann nix Gutes heißen, vielleicht Richtige Tünnese lachen oder so was…

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    1. Rasend Toll Leiden? Rolling To Lunacy? Röhrend Triebhafte Lust? Reiernde Trinker im Lilerium? Man weiß es nicht …
      Lieber ein/zwei Kölsch bei einem langweiligem Fußballspiel, bei dem man schön ablästern kann, wenn man zu zweit ist („was machen Flasche Özil? Özil ist halb leer“), als 5 Minuten in einem Iron-Maiden-Konzert – das wäre doch eine viel größere Strafe.

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      1. Vermutlich war der Ausgangspunkt des Senderkürzels mal Riesige *piep* locken. Jedenfalls wenn man an Tuttifrutti und ähnliche Formate denkt. Das Männermagazin usw.
        Lieber Iron Maiden als Sangria-Eimer. Aber mir fallen noch ein paar schöne höllische Dinge ein, etwa Schützenverein oder Karnevalsumzüch…*schüttel*

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        1. Stimmt! – wie konnte ich das vergessen. Sendungen, so erotisch wie ein Toast mit einem eingebrannten Jesuskopf. Apropos Jesus – Bibel-TV rund um die Uhr, steht ganz weit vorn auf der Liste für Höllenqualen (im Vergleich zu Iron Maiden gewinnt die Band auch hier an Akzeptanz). Da merkt man die Christennähe der Institution Hölle.
          Fußball, Bier- und Sangriasaufen, Männermagazine, Schützen- und Karnevalsvereine, Kirche – alles überwiegend männerbündisch. Gibt es eigentlich auch frauentypische Höllenabteilungen?

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          1. Oh ja: Frauengruppen. Du glaubst gar nicht, wie widerlich manche Frauen zu anderen Frauen sind. Abgründe tun sich auf…
            Und letztendlich sind es auch viele Frauen, die über Witze wie „Suche Mann mit Pferdeschwanz, Frisur egal“ lachen und sich das gegenseitig aufs Handy schicken. :((
            Und da wir bei Röchelnd Triefend Lallend sind: lief da nicht auch so was wie „Frauentausch“? Das ist ein herrliches Höllenbeispiel. Frauen, die sich gegenseitig beschimpfen, wer die größere Schlampe ist und wer wann wie wo welche Hausarbeiten nicht sauber genug ausgeführt hat etc.. Ekel pur.

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            1. Stimmt – Frauentausch gibt’s immer noch. Grauenhaft. Was mir noch eingefallen ist: Jungesellinnenabschiede, die im ICE schon mal vorglühen und allen Mitreisenden auf den Keks gehen. Das einmal mitgemacht, und es werden einem 20.000 Jahre im Fegefeuer erlassen.

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              1. Owei da sagst Du was. Wir hatten das „Vergnügen“ vor ein paar Jahren bei einer Fahrt im Sonderzug zu Kölner Weihnachtsmärkten. Zu trinken gab es neben Glühwein auch Kölsch. Dreimal darst du raten, auf was ich nach der süßen Plörre ganz schnell umgestiegen bin.

                Das übelste war dieser „Damen“-Club, der sich vorm WC aufgebaut hat und es lustig fand, Nummern zu vergeben für die, die aufs Klo wollten. Mich haben sie ganz fürchterlich angepampt, dabei wollte ich nur die nächste Runde Kölsch holen. darauf hin hat mein Mann die Tussis in den Senkel gestellt.

                PS: Da muss aber Herr Dickinson das Bier literweise weggebechert haben – das sind doch nur kleine Abfüllungen (0.2 l), die für jemanden wie mich ideal sind.

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                1. Diese 0.2-Kölschstangen sind manchmal fatal – dreimal geschluckt, schon ist das Glas leer, also her mit dem nächsten. Da verliert man schnell den Überblick, das ist mir auch schon passiert.

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                    1. Schöppchen, wie niedlich. Da fällt mir ein: Früher gab es in Kölner Kneipen Gläser für die Damen, da paßte nur 0,1 Bier heinein, man nannte sie „Stößchen“.

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  3. hat der sänger von iron maiden zum bier vielleicht geraucht?
    was er geraucht haben könnte will ich gar nicht wissen, weiß aber, das ein alkoholkater nicht nur von zuviel alk kommen kann, sondern auch davon beim trinken zu viel zu qualem.
    böse erfahrungen gemacht. 😉

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    1. Aus Erfahrungen lernt man. Wenn aber der Sänger die Folgen seines Alkoholmißbrauchs dem Getränk anlastet, zieht er vermutlich die falschen Schlüsse. Gut – wir wissen nicht genau, welche Sorte Kölsch er getrunken hat, es soll auch ziemlich mieses geben.;-)

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  4. Bonjour Monsieur!

    Ich gönne dir den Bier-Umtrunk – aber:
    Die Hinweistafel im ersten Foto spricht quasi Bände.
    Vordergründig geht es nicht um verschiedene Hopfengetränke
    sondern um… naaa? – ALKOHOL.
    Trinken – Saufen – Besaufen.
    Würden sich da auch vorwiegend Männer scharen, wenn Bier
    a priori alkoholfrei wäre?

    Man sieht sie aktuell wieder in Scharen. Männer mit Shorts und
    Gamaschen bzw. Plastiksandalen, die Bierträger aus dem Getränkemarkt
    in blankgeschleckte PKWs mit Deutschlandwimpel verstauen.
    Zuhause wird dann auf der Terrasse „Public Viewing“ zelebriert.
    In den gemähten Rasenflächen stecken Deutschlandfähnchen.
    Auf dem Grill qualmen vorgewürzte „Aldi-Lappen“. (Grillfleisch)
    Leider hat ja neulich Deutschland das Spiel gegen Mexiko verloren,
    so dass die Autokorso-Hupen-Brüllerei ausfallen musste. Welch‘ Drama.
    Die Enttäuschung wurde mit Extrabieren weggespült.
    (Eventuell auch mit Iron Maiden.)

    Bildnis des Grauens:
    https://tinyurl.com/y98h94em

    Nichtsdestotrotz:
    Lass es dir gut gehn..;-)

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    1. Klar – wenn es einen guten Grund gibt, sich zu besaufen, dann ist es eine Fußball-WM, egal, ob Sieg oder Niederlage. Wie gut, daß ich mit Fußball nichts am Hut habe, ich kann mich völlig anlaßlos volllaufen lassen;-). Nee, quatsch, mach ich natürlich nicht, ein kleiner Schwips reicht mir vollkommen.

      Auf dem Bierfest ging es gesittet zu, was vermutlich auch daran lag, daß die Getränke relativ teuer waren (1/2 Liter 5 Euro) – wer trinkt, um sich zu besaufen, kauft im Supermarkt oder am Kiosk.

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      1. Münchner Oktoberfestbier kostet mehr als 10 Euro je Liter
        und trotzdem findet jedes Jahr ein öffentliches Massenbesäufnis statt.
        (Mehr als etwa 6 Millionen Liter Abverkauf jährlich)
        Hiermit wurde dein Argument entkräftet..;-)

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        1. Entkräftet als allgemein und damit auch für München gültige Aussage, nicht jedoch bezogen auf die Kölner Bierbörse – vielleicht auch deswegen, weil die Kölner keine Lederhosen tragen, in denen man den Harn gleich am Tisch abschlagen kann.;-)

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      1. me too, und was mir noch eingefallen ist: Habt ihr jetzt gar keine 4711-Leuchtreklame mehr? Ich war das letzte Mal 2015 in Köln, und da habe ich noch eine in der Nähe des Doms gesehen, die ich hübsch fand.

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        1. Die 4711-Reklame war oben auf dem Messeturm, wo nun RTL steht. Das alte Messegebäude ist ja größtenteils in RTL-Hand, der Sender hatte gedroht, woanders hinzuziehen, und da er einer der größten Steuerzahler der Stadt ist, hat man ihm kurzerhand einen der attraktivsten Standorte – die alten Messehallen – angeboten, entkernt und innen neu aufgebaut mit allen Schikanen, versteht sich. Viele Bürger haben damals der liebgewonnen 4711-Reklame nachgetrauert, aber was soll man machen.

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