Heumarkt

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Neulich stand in der Zeitung, daß der Zulauf zu Fitnessstudios zu Anfang des Jahres besonders groß ist: Voller guter Vorsätze schließen viele Leute einen Vertrag mit einer einjährigen Kündigungsfrist ab, damit aus dem schwabbelbäuchigen Körper eine athletische Figur wird. Da wird dann gestrampelt und gestemmt, geschwitzt und gekeucht wie niemals zuvor – nach ungefähr sechs Wochen kommen plötzlich „wichtige“ Termine dazwischen, und so ein kleines Bäuchlein ist doch auch ganz gemütlich, und überhaupt, sind wir Sklaven der Styling-Industrie? Nicht mehr ins Fitnessstudio zu gehen wird fast zu einem Akt aufklärerischer Rebellion! Die Muckibudenbetreiber freut’s: Viele neue Kunden, aber trotzdem nicht mehr Leute im Laden.

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Das kann mir nicht passieren, zumindest nicht in diesem Jahr: Mein Großneffe, gerade ein Jahr alt, hat mir zu Weihnachten ein Programm geschenkt, mit dem man spielend innerhalb von nur vier Tagen zwei bis drei Kilo abnehmen kann. Gleich am ersten Weihnachtstag ging es los, das Programm startet automatisch: Als erstes müssen Truthahn, Rotkohl und Eis mit heißen Himbeeren den Magen auf dem Weg wieder verlassen, auf dem sie hineingekommen sind – das garantiert die Vermeidung der Aufnahme von auch nur einer Kalorie.

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Überflüssigerweise sieht der Programmablauf eine mehrmalige Magenentleerung in der folgende Nacht vor, obwohl gar nichts mehr drin ist, aber sicher ist sicher. In den darauf folgenden vier Tagen hat der Körper automatisch auf nichts Appetit, läßt höchstens trockenen Zwieback und Kamillentee zu, am vierten Tag vielleicht eine klare Brühe – voilà! – drei Kilo schlanker geworden, und jede Menge Geld gespart. Für die Fitness kann ich ja auch spazieren gehen.

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Euch allen ein frohes neues Jahr – aus ganz persönlicher Sicht glaube ich: Es kann nur besser werden.

PS: Die originelle und praktische Papierkrippe (zum Aufbewahren fürs nächste Jahr braucht man nur einen großen Umschlag) wurde von der Künstlerin Petra Ellert gestaltet.

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13 Antworten zu “Heumarkt

  1. Dein Beitrag ließ mich staunen, erst über den „Großneffen“ (ist ein Großneffe der Sohn von Nichte oder Neffe?), dann darüber, wie so ein kleiner, pardon, Scheißer dazu kommt, ausgefuchsten Verschlankungsprogramme zu verteilen. Ist das der so oft beworbene „Schock für die Abnehm-Industrie“? Nein, du hast nur eine hübsche Umschreibung eines unangenehmen Sachverhalts gefunden, von dem einer meiner Söhne mir unlängst mitteilte, dass er in Leipzig grassiere. Frag mich jetzt, was dein Großneffe in Leipzig verloren hatte. Dir gute Besserung und ein frohes neues Jahr!
    P.S.: Das Krippchen ist hübsche pseudosakrale Kunst.

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    • Danke!
      Stimmt, der Sohn einer Nichte ist mein Großneffe, er macht mich ungefragt zum Großonkel, ein Titel, der leider nicht mit einer Apanage oder anderen finanziellen Unterstützung verbunden ist, schade eigentlich. Er ist ein echter Demokrat und hat sein Geschenk an alle Familienmitglieder weitergeben, die in seine Nähe kamen. Und so bescheiden, der Kleine: Auf ein „Na vielen Dank!“ antwortet er nur mit einem Blick, als wolle er sagen: „Nicht dafür, Alter, habe ich gern gemacht.“

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    • 🙂 Fürchtet euch nicht; siehe, ich verkünde euch große Freude, welche dem ganzen Volk widerfahren wird: Ein Norovirus wird umgehen und euch von allem Ballast befreien. So ihr entleeret und innerlich gereinigt seid am 5. Tage … usw.

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  2. ein gesundes neues jahr, lieber videbitis.
    mir wurde vor 4 jahren ein großneffe beschert und genau wie du hast das keine finanziellen auswirkungen.

    bei uns im norden grassiert der norovirus.
    vielleicht hat er auch schon köln erreicht.
    aber du bist ja wieder fit und gesund.
    bleib so!

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    • Danke, das wünsche ich Dir auch. Ja, vielleicht war es der Norovirus, hochansteckend, ich hoffe, ich habe ihn nicht weitergegeben an irgendjemanden, der mir während der Zugfahrt zufällig nahe kam.

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  3. Bonjour Monsieur!

    Kann es nicht sein, dass die Champagner-Häppchen im Pascha
    eventuell verunreinigt waren und für das „Malheur“ sorgten?..;-D

    Na ja. Wie man sieht, läufst du ja schon wieder rund –
    zumindest annähernd. Neues Jahr, neues Glück..;-)

    Gruß aus der guten Stube!

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    • Aber zur Silvesterfeier im Pascha war ich doch schon längst wieder gesund … also nicht, daß ich jetzt da gewesen wäre, da läuft man Gefahr, auf unangenehme Leute zu trffen, katholische Pfaffen, oder Karnevalsprinzen und andere Politiker. 😉

      Dir auch alles Gute!

      Gruß in die gute Stube

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  4. Dein Norovirusdings ist auf dem Weg nach Hamburg zum Vogelgrippenvirus mutiert worauf hier die mittlere Panik ausbrach (Aktionismus der Behörden mit Jagd auf freilaufende Biohühner derweil freilaufende Verbrecherbanden Privatwohnungen plünderten…) Hauptsache du bist ihn wieder los…wünsche also ein gesundes und gutes Jahr 2017 mit vielen Geschichten aus Köln !
    Beste Grüsse von Jürgen

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    • Dir auch ein frohes neues Jahr! Meine Begleiterin bezeichnet mich manchmal als Vogel, da bin ich froh, nur den Noro- und nicht den Vogelgrippenvirus eingefangen zu haben. Einen Verbrecherbandenvirus gibt es wohl leider noch nicht, was?;-)
      Viele Grüße nach Hamburg

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