Fluchtpunkt Berlin (8) – dies & das (2)

Gute Nachricht an alle Paare, in deren Beziehungen Schwierigkeiten auftauchen – die Lösung kann oft so einfach sein.

Konsumtempel am Alexanderplatz, dabei brauchten wir nur einen Pingpongball (von dem die Katze dann nichts wissen wollte).

Konsumtempel KaDeWe, oberstes Stockwerk, in der Süßigkeitenabteilung soll es laut Aussage meiner Begleiterin die weltbesten belgischen Pralinen geben – da verweigert man als charmanter Begleiter nicht die Begleitung.

Durch Köpenick kann man auch mal schlendern, da ist viel Wasser drumherum …

… auf einem Platz stehen gegossene Pferde …

… die vielleicht zu Wilhelm Voigt gehören? Ich weiß es nicht. Wilhelm Voigt kennt übrigens fast jeder: Er war der Hauptman von Köpenick. Eigentlich war er ein arbeitsloser Schuhmacher, der sich 1906 als Hauptmann verkleidete, ein paar Soldaten auf der Straße unter sein Kommando stellte und dann den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse beschlagnahmte. Das Theaterstück nach diesem wahren Ereignis von Carl Zuckmayr wurde mehrfach verfilmt.

Ein Restaurant wirbt mit adretter Bedienung – also hier mal nicht die sonst überall übliche Schnodderigkeit? Oder was soll das heißen?

Apropos Schwindelei: Diese 3 Meter hohe Skulptur auf dem Mittelstreifen der „Straße des 17. Juni“ ist ein Nachguß einer Skulptur von Gerhard Marcks (den wir hier schon öfter hatten), finanziert von einer Stiftung von einigen Banken und dem Axel-Springer-Verlag zum 100. Geburtstag des Künstlers. Wenn man etwas sieht, woran der Springer-Verlag beteiligt ist, müssen alle Warnlampen angehen, was die da wieder vermurkst haben, und so auch hier wieder zu Recht: „Der Rufer“, so die Bezeichnung der Skulptur, steht an der Stelle, an der der damalige US-Präsident Ronald Reagen Gorbatschow aufforderte, die Berliner Mauer einzureißen. Als ob das an Bedeutung nicht ausreichte, setzte man noch eine drauf: Die Skulptur soll nun laut einer angebrachten Tafel der italienische Dichter Petrarca sein, der da nach Osten den Satz „Ich gehe durch die Welt und rufe Friede Friede Friede“ ruft.

Tatsächlich hat Marcks den Rufer 1966 im Auftrag von Radio Bremen modelliert. Die Figur ist angelehnt an den Soldaten Stentor in der „Ilias“ von Homer, der eine Stimme hatte so laut wie die von 50 seiner Kameraden zusammen (wenn einer eine laute, kräftige Stimme hat, sagt man ja auch noch heute: Mit Stentorstimme) – als Allegorie für eine Radiostation passend gewählt. Daß Bankenstiftung und Springer-Verlag die Skulptur für Propagandazwecke künstlich-kitschig aufpimpen, zeigt nicht nur eine Verfälschung der Absichten des Künstlers, sondern spricht auch von wenig Sachverstand in künstlerischen Dingen.

Wenn man über die Oberbaumbrücke geht (sollte man immer eine Kaputze aufhaben oder einen Schirm aufspannen: Zweimal haben mir Tauben auf den Kopf geschissen – beim zweiten Mal wurde ich unfreiwillig an die Grenzen meines Humors geführt), am S-Bahnhof Warschauer Str. vorbei …

… kommt man rechter Hand zum Cassiopeia-Gelände, auf dem es immer wieder neue Graffiti zu bewundern gibt.

Am Wochenende findet hier regelmäßig ein Flohmarkt statt – eine nette Alternative, wenn einem der Andrang auf dem nahen Boxhagener Platz zu groß ist. Der rote Umhang scheint allerdings ein Ladenhüter zu sein.

Ein merkwürdiges und befremdliches Phänomen: Überall stehen solche Paßbildautomaten für Bilder in Schwarzweiß. Kann mir jemand sagen, was das soll, zu einer Zeit, in der jeder pausenlos Selfies mit seinem Handy weltweit bekannt machen kann? Hat das vielleicht irgendeine übersinnliche Bedeutung?

Zeichen, die das Universum einem sendet – hier ist ja klar, was der Butterrest bei einem Caféfrühstück uns sagen will: Leute, so langsam wird es Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Adieu Berlin, bis zum nächsten Mal!

Ende.

0 Gedanken zu “Fluchtpunkt Berlin (8) – dies & das (2)

  1. … die Photoautomaten scheinen sehr beliebt, ich seh da immer Trauben von jungen Menschen drumrumspringen, die sehr viel Spaß mit den Teilen zu haben scheinen … 🙂

    liebe Grüsse
    Karen

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  2. Der Photoautomat sieht aber aus, als wäre er nicht mehr funktionstüchtig. Der Phantasie sind natürlich keine Grenzen gesetzt, was man sonst damit/darin anfangen könnte. Das erinnert mich an einen Vorsicht-Kamera-Gag, den ich wirklich lustig fand.

    Ich sollte auch mal wieder nach Köpenick fahren. Deine Reisereportagen waren wieder sehr anregend. Danke!

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  3. Hi Videbitis,

    irgendwie habe ich immer das Gefühl, das man nicht in Berlin Kunst findet, sondern das Berlin KUNST IST.
    Überall wohin man schaut… Wahnsinn, echt.
    Egal ob Graffiti, Skulpturen, gemachte Kunst… Berlin ist echt voll davon, wenn man sich drauf einlässt.
    Ich finde das bemerkenswert und einfach spitze. Bin da ein bisschen neidisch.

    Und, naja… diese Automaten…vielleicht sollen sie dran erinnern, wie es einmal war?! ;D
    Oder man kann in ihnen Zeitreisen antreten… ;D

    Danke, für Deinen so umfangreichen Bericht und die zauberhaften Fotos!!!

    LG mosi

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  4. Partnerverständnis per Hörgerät, ansonsten klingt das Beil… 😉

    Marcks macht Murx, ach nee, das war Marie damals an der Kusthochschule, die sicher was dagegen hätte, wenn ihr Onkel nun vom Springerverlag…aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden…

    Zu dem Trödel MUSS ich wirklich auch mal hin. Da war ich nämlich noch nie.
    In Köpenick war ich hingegen mal, wirklich sehr schön dort am Wasser. Ich war da mit nem Blogfreund und wir ließen die Hunde laufen und niemand regte sich auf.

    Photomaton ist Kult! Man könnte auch fragen, warum es noch Schallplatten gibt. (Aber defacto hab ich mir genau die gleiche Frage auch gestellt, erinnerst du dich?)

    Schließlich das Butterorakel: Eindeutig Hasenohren, du sollst zu Ostern wiederkommen. 🙂

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  5. In der Gegend habe ich allein drei von diesen Automaten gesehen, die schienen alle funktionstüchtig zu sein. Ich vermute, die Leute machen Spaßfotos damit, für Ausweise kann man sie ja nicht gebrauchen.

    Gern, hat Spaß gemacht.

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  6. Ja, aber wenn ich mich nicht irre, sind das Paßbildautomaten mit Farbfotos, die entsprechend kosten. Einen reinen Spaßbildautomaten mit 4 S/W-Fotos für 2 Euro habe ich hier noch nicht gesehen.

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  7. Gern, hat Spaß gemacht.
    Neulich habe ich gelesen, daß es Leute gibt, die sich über die vielen Skulpturen in Berlin aufregen. Tze – wahrscheinlich Autofahrer auf der Suche nach Parkraum.

    Zeitreisen? Hey, das probiere ich nächstes Mal aus. Wo reise ich denn mal hin … vielleicht zum Janis-Joplin-Auftritt nach Woodstock?

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  8. Butterorakel mit Hasenohren? :)) Stimmt, könnte sein. Die leere Eierschale deutet ja auch auf Ostern.

    Kult klingt plausibel. Mich wundert, daß der hier noch nicht angekommen ist (ich kann mich nicht erinnern … das Alter, ohje).

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  9. Genau das Problem hatte ich früher auch. 😦
    Heute glücklicherweise nicht mehr, obwohl ich zuweilen gerne näher dran wäre. 2 Stunden sind auch nicht mal eben so. Gut ist nur, daß es von hier aus nach HH genauso weit ist und so haben wir die beiden schönsten Großstädte Deutschlands in doch relativer Nähe.

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  10. Ja, und ich eben nicht… 😦
    Das ärgert mich sehr.
    Nach Hamburg zieht es mich auch sooo sehr. Ich weiß nicht mal warum.
    Vielleicht schaffen wir es dieses Jahr mal.
    Vorgenommen haben wir uns ROM im Herbst… :))

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  11. D. mag HH lieber als Berlin, ich nicht, weil es mir noch fremd ist, aber ich habe mir fest vorgenommen, das alsbald zu ändern. Theoretisch könnte ich mindestens 1x die Woche mitfahren. D. ist so oft dort. Heute z.B. schon den dritten Tag in der Woche.

    Rom! Interessant. Bucht ihr was bei Airbnb? Soll ich euch beim suchen helfen?

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  12. Ich KENNE beide Städte ja noch nicht wirklich.
    Ja, mach das mal und berichte… 😉

    Ähhm… puhh… ich weiss es nich nicht.
    Das werden wir spontan entscheiden, weil zur Zeit eh kein Geld für irgendwas da ist.
    Aber wenn, werde ich auf Dich zu kommen, wenn ich dann darf!?! 😀

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