Lindenstr.

An dieser Ampel habe ich schon oft gestanden, aber eine Umarmung hat mir hier noch niemand angeboten, weder „free“ noch gegen Bezahlung. Ehrlich gesagt: Ich bin auch gar nicht scharf darauf, mich von wildfremden Menschen umarmen zu lassen, zumal man dabei nicht selten ausgeraubt wird: Beim sogenannten Antanztrick wird man von scheinbar gutgelaunten jungen Männern angetanzt, mit viel Gelächter umarmt – und dann ist man seine Portemonnaie oder sein Handy los. Und wenn man sich dagegen wehrt, wird man unter Umständen zusammengeschlagen. Bei angebotenen „free hugs“ sollte man also schnell das Weite suchen, den Leuten ist (leider) nicht zu trauen. Mich aber im Geiste umarmt zu fühlen, das lasse ich mir gern gefallen.

0 Gedanken zu “Lindenstr.

  1. Das ist doch wieder typisch du, dieser Eintrag! Das habe ich noch nie gehört und auch per google nix gefunden.
    Der einzige Raub ist der des Ostberliner Ampelmännchens durch die Kölner. :))
    Du bist schon nen oller Misanthrop, das weißt du, oder? 😉

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  2. Vom Temperament her ein Philanthrop, durch Erfahrung immer misanthropischer. Das ist keine schlechte Mischung. 😉 Aber die wahllose Umarmerei mochte ich noch nie.

    Du glaubst also tatsächlich, ich erzähle hier Seemannsgarn? Dabei flunkere ich nie … schriftlich, das ist einfach zu gefährlich, da kann man hinterher so schlecht behaupten, so habe man das doch gar nicht gemeint. Schau hier:

    Und hier:

    http://www.ksta.de/koeln/-kriminalitaet-taschendiebe-bitten-zum-tanz,15187530,26583598.html

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  3. Aber das hat doch mit der Free Hugs Bewegung nichts zu tun!

    Bei mir ist es übrigens genau anders herum. Von Natur aus zurückhaltend und ängstlich, auch dazu erzogen niemandem zu trauen, habe ich festgestellt, daß die meisten Menschen voller Liebe und Hilfsbereitschaft sind, vor allem wenn man selber sein Herz öffnet.

    Die Sichtweise entscheidet, die Welt ist das, was du glaubst, was sie ist.

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  4. Liebe Frau Lawendeltreppe!..:-)

    Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!
    Vorsicht ist besser als Nachsicht!
    Eine Selbstverständlichkeit ist es für mich, mir nahestehende
    Menschen zu umarmen. Das hat was mit Vertrautheit zu tun.
    Von wildfremden Leuten lasse ich mich hingegen nicht umarmen
    und ich selbst würde es ebenso nicht tun.
    Auch eine „Free Hugs Kampagne“ wird mich nicht dazu bringen.
    (Wobei ich solche Kampagnen eher als „Free Shit“ betrachte.)
    Dass die Welt das ist, was man glaubt, ist richtig. Die Welt ist
    aber auch das, was man weiß. (Fundiertes Wissen – Selbsterfahrung)
    Gäbe es morgen weder Ethik, Moral, gesetzliche Ordnung, würdest du
    deine Feststellung, dass die meisten Menschen voller Liebe und
    Hilfsbereitschaft sind, ganz schnell revidieren. Mit Sicherheit!

    „Lass deine Haustüre sperrangelweit offen und andere Mitmenschen
    werden mit Liebe die Wohnung ausräumen.“
    (Laut Kriminalstatistik: 2013 / 150.000 Wohnungseinbrüche – Deutschland)

    Ich glaube an das Gute und Böse im Menschen..;-)

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  5. Versuchst du mich davon zu überzeugen, daß ich die Welt mit anderen Augen sehen sollte? *lach*
    Ich bleibe bei meiner Ansicht.
    Ich leugne nicht das Böse, aber ich trinke im Leben eben lieber aus halb vollen Gläsern- prost!

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  6. Eine ausgewogene Portion Optimismus ist schon in Ordnung. Na sdorowje!..;-)
    Ich versuche mich seit vielen Jahren aus diesem „Entweder-Oder-Schema“
    zu lösen und die Welt als „Sowohl-als-auch“ zu begreifen.
    (Liest sich vielleicht wie esoterischer Quatsch – ist es jedoch nicht.)
    „Sowohl-als-auch“ zeigt sich im Kleinen wie im Großen.
    Ein winziges Photon kann zugleich Welle und Partikel sein.
    Es ist nicht entweder Welle oder Partikel, sondern ZUGLEICH Welle und Partikel.
    Dies lässt sich auch auf die „Halb-voll-Halb-leer“-Metapher übertragen.
    Das Glas ist nicht entweder halb voll oder halb leer, sondern beides zugleich.
    Sowohl-als-auch.
    Nicht entweder Pessimist oder Optimist sein, sondern sowohl Optimist
    als auch Pessimist sein. Du verstehst doch, was ich damit meine..;-)

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  7. Ja, aber mir ist das zu schwammig. Natürlich besteht alles nebeneinander.
    Dennoch ist meine Erfahrung, wenn ich mich dazu entscheide alles mit liebenden Augen zu sehen, sind meine Erfahrungen plötzlich andere, als wenn ich mit Fäusten in Taschen rumlaufe.

    Um nochmal ein Sprichwort zu bemühen: Wie man in den Wald ruft…

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  8. …so schallt es zurück. Ich weiß..;-)

    Was ist denn da schwammig dran, wenn man zugleich optimistisch und
    pessimistisch die Welt betrachtet?
    Nicht nebeneinander, sondern ineinander/miteinander!
    In einer Tasche die offene Hand, in der anderen Tasche die geballte Faust.
    Was meinst du mit „alles mit liebenden Augen zu sehen“?
    Damit assoziiere ich dieses unsinnige „Denke-positiv-Mantra“, das gerne
    in Frauen-Gazetten zwischen Beauty und Klatsch propagiert wird.
    Die Welt ist nun mal Schwarz UND Weiss zugleich.
    Dich möchte ich mal sehen, wenn dir die Hauskatz‘ eine Laufmasche in
    die nagelneue Strumpfhose zieht. Lächelst du dann mit Liebe??..;-D

    Jetzt darfst du das folgende Sprichwort ergänzen..;-)
    Alles hat ein Ende, nur…

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  9. Um das mal ein wenig zu erklären. Ich lebe an einem Ort, wo ich tagelang keine Menschen sehe, nur meine Familie (Ehemann & Tochter), die meiste Zeit des Tages bin ich alleine (freischaffende Künstlerin). Wenn ich dann in der Stadt bin, da wo Menschen sind, freue ich mich daran, Menschen zu sehen und nehme sie sehr bewußt wahr. Zudem fotografiere ich gerne. Das heißt ich sehe oft die besondere Schönheit in Menschen und Dingen, nehme Details wahr. (siehe Serie „The Londoners“ in meinem Blog)
    Bin ich in der Stadt, erlebe ich viele Menschen als gestresst, überfordert, traurig, hungernd (nach Ruhe, Ausruhen, Natur, Menschlichkeit etc.), einsam, bedürftig. Da ich den Abstand dazu habe, kann ich das besser wahrnehmen als Menschen die immer mittendrin sind.
    Also machte ich es mir irgendwann zur Aufgabe, wann immer ich unter Menschen war die Stimmung ein wenig anzuheben, den Alltag der Menschen ein wenig schöner zu machen. Das einfachste Mittel dazu ist Freundlichkeit, Offenheit, eine positive Ausstrahlung. Das fängt bei winzigen Dingen an, z.B. wenn ich an einem Schalter bin, um meine Fahrkarte zu kaufen, sitzt da oft eine Person, die von niemandem besonders wahrgenommen wird. Das ist kein angenehmer Job, den man gerne macht, zumal viele Deutsche ja irgendwas zu meckern haben. Die meisten Leute an Schaltern sind nicht besonders freundlich oder offen. Ich ignoriere das einfach und sage was Nettes, etwa „Oh, das Tagesticket ist günstiger als ich dachte!“ (Die meisten Menschen freut es, wenn man die Produkte, die sie verkaufen lobt oder für preiswert hält.) Oder ich sage: „Das ist ein sehr schöner Anhänger, den sie da tragen.“
    Das sage ich natürlich nur, wenn ich das auch empfinde. Hinzu kommt, daß ich der Typ Frau bin, der sehr gut mit Leuten quatschen kann. Ich komme einfach immer und überall mit jedem ins Gespräch.
    Aber so ein Moment der Freundlichkeit erhellt alles. Ich kann mit meinem Verhalten zuweilen über einen ganzen Tag entscheiden, wenn die Verkäuferin Bilanz zieht und mal wieder alle mufflig waren, ach ja, bis auf die eine, die was Nettes über meinen Anhänger gesagt hatte und danach hatten wir ein kurzes, persönliches Gespräch.
    Und das führt dazu, daß sich mir viele Türen öffnen. Ich habe überall freundliche kleine smalltalks, ich werde andauernd angelächelt und lächle zurück, man vertraut mir Gepäck, Hunde oder Babies an und weil ich Zeit habe, kann ich oft helfen. Und mir wird ebenfalls oft geholfen.
    Ich mache es mir eben auch immer und überall zur Aufgabe, einen Blick auf meine Mitmenschen zu haben und aufmerksam zu sein. Durch diese „Smartphone“-Kultur wird ja alles immer unaufmerksamer.
    Und mein Leben wird dadurch um vieles leichter, das sind meistens Kleinigkeiten wie etwas im Laden dazu bekommen, einen besseren Platz bekommen, etwas in Erfahrung bringen, das ich sonst niemals erfahren hätte. Aber auch große Dinge, wie „meine“ Londoner Wohnung, für die ich mittlerweile zahlen darf, was immer ich möchte.
    Menschen sind viel großzügiger und hilfsbereiter als man denken mag. Erlebe ich was Negatives (was nicht oft vorkommt), nehme ich das nur selten persönlich und außerdem wiegen die vielen kleinen positiven Begegnungen das auf. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal irgendwas Negatives erlebt habe, betrogen, abgezogen oder unfreundlich behandelt worden bin. Das war ganz anders, als ich diese Maxime noch nicht verfolgt habe.
    Das meine ich eben mit die Welt mit den Augen der Liebe sehen. Das ist für mich keine abgedroschene Eso-Floskel, das ist meine Art zu leben und ich genieße es.

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  10. Dann bist du nicht so der KüsschenrechctsKüsschenlinks-Typ?

    Mein süddeutscher Mann bekommt schier den Koller, wenn ich meine (westfälische) Freundin mit Handschlag begrüße 😉 😉

    Wegen der Kürze unserer Freundschaft hier, nehme ich mir nicht die Freiheit mich der virtuellen Umarmung hier anzuschließen

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  11. Bonjour Madame LaWendeltreppe!

    Merci für die ausführliche Stellungnahme..:-)
    Kann dir versichern, dass ich ebenso ein friedlicher, zuvorkommender
    Zeitgenosse bin, der Menschen gern ohne Anlässe mit Freude beglückt.
    Glücklich und zumal auch zornig. Menschliche Gefühle eben.
    Kein seriöser Psychologe wird „Denke-nur-positiv“ gutheissen.
    Wer Zorn, Wut nicht zulässt, verdrängt, in sich hineinfrisst,
    staut an. („Positives Transformieren“ ist Trugschluss)
    Sinnbildlich denke man an einen Dampfkessel mit geschlossenem Ventil.
    Es ist daher ratsam, der Verkäuferin am Schalter auch mal zu sagen,
    wie hässlich doch ihr Anhänger ist. Druck ablassen..;-D (Metapher)

    Klar, wer freundlich zu anderen ist, wird auch (in der Regel)
    Freundlichkeit ernten. Menschen sind so.
    Bin mir sicher, dass es sich mit dir wunderbar plauschen lässt.
    (Eventuell mit handgebrühtem Bohnenkaffee und Biohanfzigarettchen..;-)

    Wünsche angenehmen Sonntag!

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  12. Gern doch.

    Oh ja, das denke ich auch, alles was fake ist, ist mit Vorsicht zu genießen.
    Ich kann sehr ungemütlich werden. Bei Ungerechtigkeit zum Beispiel. Aber auch bei Dussligkeit ist meine Toleranzgrenze nicht so sehr hoch.
    Wütend machen mich natürlich auch diese süßlichen Dauergrinser. Darum geht es nicht, aber eben um ein permanentes Gegensteuern gegen die allgemeine deutsche Muffeligkeit.
    Da ich dazu die Zeit und die Veranlagung habe, mache ich es, wann immer ich kann.
    Ich bilde mir ein, das wird weitergetragen. Es ist so einfach, kostet nix, ist effektiv.
    Und ich liebe hugs! 🙂

    Druck ablassen nicht bei der Verkäuferin, die nix dafür kann („häßlicher Anhänger“ kann man denken, braucht man aber nicht äußern), sondern immer an der richtigen Adresse oder ansonsten Sandsack im Zimmer.
    Aber ich bin nicht mehr oft wütend. Vermutlich die Altersmilde. Höhö.

    Bohnenkaffee eher nicht so (bin Teetrinkerin), Biohanf klingt schon eher gut…

    Ebenfalls angenehmen Sonntag!

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  13. Okay!
    Dann ’nen kräftigen Yogi-Tee mit Hanfextrakt..;-D

    Die „christlich-ideologischen Dauergrinser“ hatte ich ganz vergessen
    zu erwähnen. (Aufgesetzte Freundlichkeit) Besonders die Konsorten, die
    sich mit pseudo-modernen Sprüchen an Jugendliche wenden. „Jesus ist obercool!“
    Da drehts mir die Zehennägl nach oben. (Aber Pssst!..;-)

    Hab dir noch einen klangvolle Musikalie (feinsinniger Text) online abgelegt.
    … 🎶 http://www.tinyurl.com/lfh5228 🎶 … Indie-Gruppe aus Nürnberg.
    (Kannst bei Bedarf auch abgreifen. (Grüner „Download“-Button)
    Na dann..;-)

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  14. An die Free-Hugs-Bewegung habe ich gar nicht gedacht. Wenn man das mag, finde ich das vollkommen okay, aber man muß das auch nicht mögen dürfen. Ich bin ein Fan von einem Mindestabstand von einem Meter zwischen Menschen – das ist der Hauptgrund, weshalb ich so ungern mit der Straßenbahn fahre.

    Ich weiß, was Du meinst, habe auch Deine Kommentare unten gelesen und finde das klasse. Das Absenken von Schwellenangst ist in meinem Job so wichtig wie die Infos, die ich weitergebe, und das erreiche ich durch Freundlichkeit, die dann meistens zurückkommt, da hast Du völlig recht. Aber es gibt auch böse Menschen, die das Vertrauen der anderen mißbrauchen: 10.000 Menschen sind in diesem Fall seit 2011 reingefallen auf vorgetäuschte Freundlichkeit, da sollte man schon vorsichtig sein.

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  15. Gut geraten!
    Handschlag, wo auch ein „Hallo!“ ausreicht? Wieso? 😉

    Das nenne ich ausgesuchte Freundlichkeit: Sich zu überlegen, ob der andere das wohl mag, was man an Nähe ausdrücken möchte, und im Zweifelsfall darauf zu verzichten. Virtuell wärst Du mir allerdings nicht auf die Füße getreten. 🙂

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  16. Moment mal, dein Eintrag bezog sich doch auf ein Free Hugs Graffiti, also ist das doch der Ausgangspunkt.
    Ich sag dir eins, fahr nie nach London, da kannst du deinen Mindestabstand vergessen und zwar day, noon and night. Peter Gabriel: I have the touch.
    (ich mag das)
    Mein Fazit nach 1 Monat London:
    – Nur wenige Menschen haben eine wirklich unerträgliche Aura um sich herum.
    – Die vielen Gerüche sind interessant. (Manchmal dachte ich: Olfaktorisch ist London eine Offenbarung!)
    – Schon allein das fehlende Siezen und die Bezeichnung Love, Darling, Dear und Sweetheart, whenever possible läßt diese endlose Distanz verschwinden.

    Was die „Antanzmasche“ angeht, das ist gemein und hinterhältig. Aber sich von Besoffenen umarmen zu lassen ist mir auch grundzuwider. Ich hätte da eine Antenne, glaube ich und würde schon vorher die Straßenseite wechseln.

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