Verkehrskonzept

Ach, wie nett: Wir Urlaubsheimkehrer werden mit einem kleinen Musikfestival begrüßt. Allerdings hat man noch 335.000 Gäste von außerhalb dazu eingeladen, die sich aber hauptsächlich auf der „Gamescom“, der weltweit größten Computerspielmesse, aufhalten. Oder irgendwo sonst in der Stadt verloren gehen:

Köln hat seit ein paar Monaten einen Baustellenkoordinator. Ich weiß nicht, ob er schon dafür verantwortlich ist, aber wenn, dann hat er ganze Arbeit geleistet. Von den insgesamt 40 Straßenbaustellen, die am letzten Wochenende für eine Verkehrsberuhigung sorgten, waren die wichtigsten direkt in der City. Wenn die Besucher der „Gamescom“ mit dem Auto zum Musikfest wollten, mußten sie über die Deutzer Brücke, die vorsorglich schon mal einspurig verengt wurde.

Ca. 1 Kilometer vor dem Ziel wurde die Straße dann komplett gesperrt und der Verkehr in große Staus nach links abgeleitet – der Anfang einer umfangreichen Stadtrundfahrt, die von den jeweiligen Navigationsgeräten vermutlich mit der Aufforderung „Wenden bei der nächsten Gelegenheit“ begleitet wurde.

Da man diese Dienstleistung den Benutzern des öffentlichen Nahverkehrs natürlich nicht vorenthalten wollte, sperrte man auf der gleichen Strecke die Straßenbahngleise, für eine Station sollten die Reisenden auf den sogenannnten Schienenersatzverkehr umsteigen – Ortsunkundige, die nur „Aussteigen“ mitbekamen, landeten dann auf dem Kölner Altstadtfest (=Weihnachtsmarkt ohne Weihnachtsartikel) statt auf dem Musikfestival. Es gibt Leute, die behaupten, daß sei auch so beabsichtigt gewesen, schunkeln statt rocken, aber das ist nur eine böse Unterstellung. Jedenfalls: Tausende Leute irrten durch Köln, suchten ihre Wege und lernten so die Stadt und ihre Geschäfte kennen. Ein voller Erfolg vom Amt für Tourismus.

0 Antworten zu “Verkehrskonzept

  1. Ich hätte noch länger wegbleiben können, Urlaub ist doch immer zu kurz. Das Phänomen kennst Du ja wahrscheinlich auch. Aber dann ist es auch wieder schön, zu Hause in seinem eigenen Bett zu schlafen. 🙂

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  2. Das vermute ich auch. Ich hatte schon die Hoffnung, daß sich sowas bald gar nicht mehr lohnt, aber das ist unrealistisch, in einer Karnevalshochburg. Ich – äh … war ja nur aus dokumentarischen Gründen da, und daß ich dann sehr leckeren Flammlachs gegessen habe, zeigt nur, mit welch perfiden Methoden die kapitalistischen Aasgeier vorgehen, die da die Stände betreiben.

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