Willy-Millowitsch-Platz, der neue

Na – das ging ja schneller als erwartet: Dieser kleine Platz zwischen Gertruden-, Aposteln-, Ehren- und Breite Straße ist nun tatsächlich, wie im Dezember 2012 vom Rat beschlossen, der neue Willy-Millowitsch-Platz. Den alten Platz konnte man kaum als solchen bezeichnen, ein Stück Rasen vor einem Hotel, ich weiß nicht, welchen Namen der jetzt bekommt. Am besten gar keinen, denn ehren kann man damit niemanden.

In Köln klappen die Dinge ja meist nie so ganz: Während der Eröffnungsfeierlichkeiten (was man so nennt – ein paar Politker hielten Reden, keine Ahnung, ob es wenigstens Sekt gab) fehlten durch irgendeine Schusseligkeit die Straßenschilder, daß der Platz nun den Namen des Volksschauspielers tragen sollte, war eine reine Behauptung, lesen konnte man das nirgends.

Als die Beschilderung dann endlich da war, fehlte einige Zeit noch die Umsetzung eines anderen Beschlusses: Die Umquartierung der Skulptur vom Eisenmarkt. Nun ist sie also da (habe ich schon gesagt, daß sie künstlerisch mißlungen ist?), der Stadtrat kann sich beruhigt zurücklehen und sich zufrieden die Hände reiben: Wieder ordentlich was abgearbeitet, sehr schön.

Willy Millowitsch verkörperte für mich als norddeutsches Kind übrigens die erste Vorstellung von Köln: Sie war abschreckend, niemals wollte ich in eine Stadt, die solche Menschen hervorbringt: Laut, mit sich überschlagender Stimme, dumm-clever mit grimmassierendem Humor, die unglaubwürdige Übertreibung pur, selbst dann, wenn er nett sein wollte. Grauenhaft.

0 Antworten zu “Willy-Millowitsch-Platz, der neue

  1. Für mich ist Willy Millowitsch in erster Linie Fernseh-Urgestein, genau wie Heidi Kabel, Firma Hesselbach, Peter Frankenfeld, … Werden wollte ich wie Catharina Valente oder so ähnlich.

    Gehe ich recht in der Annahme, dass Du dich nicht zu ihm auf die Bank setzt? Dabei lädt er doch dazu ein. Ich musste immer auf den Schoß des Lieblingsdenkmals meiner Kindheit klettern, der Trümmerfrau, die damals noch auf der Rixdorfer Höhe stand und nicht, wie jetzt, unten im Park.

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  2. Ja, Fernseh-Urgestein, aber mir war Henry Vahl lieber.

    Die Trümmerfrau (ich habe sie mir gerade bei Wikipedia angesehen) hat aber auch was Mütterliches, der Millowitsch dagegen war mir schon immer etwas unheimlich. Die Einladung, sich auf die Bank zusetzen, quasi in die Umarmung des Schauspielers, ist natürlich vom Hersteller-Künstler der Skulptur gewollt, als Fotomotiv, das Ganze ist eigentlich nicht so sehr Kunstwerk als vielmehr ein touristisches Angebot. Da setzte ich mich natürlich nicht hin, auf keinen Fall. 😉

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  3. ich fand den auch immer gruselig. und genau wie bei dir, hat er mein negatives bild von köln maßgeblich geprägt. dann war er tot und für eine kleine weile trieb sein sohn unwesen im tv. aber auch das ist ja nun vorbei. was die menschheit an dem allerding so toll fand, weiß ich bis heut nicht…

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  4. Hi Videbitis,

    aaaah, okay… DAS ist also aus dem „Stück Rasen“ geworden.
    Interessant und spannend, dass es nun doch so schnell ging.
    Ist ja auch nicht normal… 😉

    Scheint ja nicht alles glatt gelaufen zu sein, bei der Eröffnung.

    ABER, ich finde, die Skulptur ist i.O. und auch W.Millowitsch selber fand ich nicht schlecht. Er war/ist einfach ein Kölner Urgestein.

    LG mosi

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  5. 2003 habe ich in Köln eine Stadtführung mitgemacht. Ich meine mich an den auf der Bank sitzenden Millowitsch zu erinnern, bin mir aber nicht sicher.

    Ich schätze Willy Millowitsch war auch eine tragische Figur. Er hatte ja gar keine
    Chance etwas anderes als die von dir beschriebene Rolle der „rheinischen Frohnatur“
    zu spielen. Er hat es ansatzweise probiert und am Bonner Theater einen Totengräber
    im Hamlet gespielt. Als das Publikum seiner ansichtig wurde brach- unpassenderweise –
    grosse Heiterkeit aus.

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  6. Vielleicht muß man hier aus der Gegend stammen, um ihn urig zu finden. Ich fand es z.B. auch sehr befremdlich, als er plötzlich auf dem ersten Arsch-huh-Konzert 1992 auf dem Chlodwigplatz ein Lied zum besten gab, aber die Leute jubelten.

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  7. Stimmt, wenn man einmal festgelegt ist … wenn Hape Kerkeling plötzlich ernsthaft den Hamlet geben würde, müßte ich wohl auch lachen, ich könnte mich gar nicht dagegen wehren. Millowitsch hat aber in seinen späten Jahren die Kurve noch gekriegt, ich erinnere mich an eine erfolgreiche Krimireihe, wo er in der Hauptrolle einen Kommissar gespielt hat.

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