Die Tuschkastensiedlung heißt offiziell „Gartenstadt Falkenberg“, wird aber wegen ihrer bunten Häuser so genannt. Heutzutage werden ja viele Häuser ohne Ansehen der Umgebung in allen nur erdenkbaren Farben angemalt, damals allerdings, in den 10er und 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, war das ein kleiner Skandal.
Die Gartenstadt gehört zu den ersten Beispielen eines sozialen Wohnungsbaus in Berlin: Man wollte die Arbeiter herausholen aus den engen, unwürdigen Mietskasernen und Hinterhofwohnungen der Stadt und ihnen ein preiswertes Wohnen mit viel Natur in Stadtrandlage bieten.
Natur, damit waren große Gärten gemeint, die die Anwohner selbst bewirtschaften konnten.
Natürlich durften die Häuser auch in ihrer Herstellung keine hohen Kosten verursachen. So entstand eine Architektur, die man heute das „Neue Bauen“ nennt: Schlichte, funktionale Gebäude, kaum Verzierungen oder anderer Schnickschnack, das Wohnen steht im Vordergrund, nicht das Repräsentieren, wie es bei den Gründerzeitbauten noch der Fall war. Hier sieht man sehr schön Reihenhauselemente, die man sich in England agbgeguckt hat, glücklicherweise nicht in der Monotonie, wie man sie dann später baute.
Gerade, weil die Bauweise aus Kostengründen eine gewisse Uniformität aufwies, war es den Gründern umso wichtiger, Möglichkeiten der Individualisierung zu schaffen, z.B. durch die Farbgebung.
Zusammen mit fünf anderen Vierteln in Berlin, die dem Programm des „Neuen Bauens“ (ca. 1910 bis 1930er Jahre) folgten, steht die Tuschkastensiedlung heute auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.
Und so sieht die „Schöne neue Welt“ der Neuen Gartenstadt Falkenberg aus.
Durchaus in der Tradition des Neuen Bauens, also sachlich und schlicht, hat man hier (bislang) auf Individuelles verzichtet.
Wie ich finde, ein schönes Beispiel dafür, wie man aus einer ursprünglich guten Idee etwas macht, um größtmöglichen ökonomischen Nutzen daraus zu ziehen, hier allerdings schon wieder in der abgeschwächten Form. Wir alle kennen ja die Beispiele des angeblich „sozialen Wohnungsbaus“, Gropiusstadt in Berlin oder Chorweiler in Köln – Brutstätten sozialer Verelendung. Im neuen Falkenberg versucht man gegenzusteuern: Zwischen 11 und 12 Euro soll man pro m² zahlen, wenn man hier zur Miete wohnen will. Das zahlt wohl keine Arbeitsagentur.
Wo Du Dich so herumgetrieben hast! Falkenberg. Da war ich – glaube ich, noch nie. Der Fluch des Wessi-Seins. Vielleicht schaust Du Dir bei Deinem nächsten Berlin-Besuch zum Vergleich Bruno Tauts Papageiensiedlung an: http://www.papageiensiedlung.de/index.php?article_id=13 – westlicher geht kaum, weil Zehlendorf und somit ehemals amerikanischer Sektor. Übrigens nicht weit vom AlliiertenMuseum entfernt. Du siehst, ich organisiere bereits Deinen nächsten Trip und sollte für meine Bemühungen um den Tourismus mindestens das Bundesverdienstkreuz bekommen.
Soll Dein in Kommata gesetztes „bislang“ andeuten, dass die Bewohner der neuen Häuser irgendwann zum Farbeimer greifen dürfen?
Ganz spontan fiel mir ein Spielhaus aus weißem Karton ein, das ich beim Pleitekandidaten Strauss Innovations vor Weihnachten gesehen hatte. Das war natürlich auch zum Selbstbemalen vorgesehen. Leider wäre mein Urenkel Paul mit noch nicht zwei Jahren damit noch etwas überfordert gewesen (oder die lieben Eltern mit dem anschließenden Renovieren der Wohnung).
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Bruno Taut war auch hier federführend, das muß ein interessanter Mann gewesen sein. Allerdings hat man die Bebauung neueren Vorstellungen angepaßt, wieviel wirklich noch von Taut ist, weiß ich nicht. Danke für Deine Tipps, da kann man ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Zum Farbeimer sicher nicht, aber vielleicht wird es noch etwas grün zwischen den Häusern. Der Arschitekt hat sich bei dem Wort „Tuschkasten“ wahrscheinlich an sein Kinderzimmer erinnert und sich davon inspirieren lassen: Bauklötze! Ich verstehe allerdings nicht, warum man nicht gleich Container hingestellt hat, das wäre doch noch billiger gewesen.
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Hi Videbitis,
mir gefällt ersteres besser.
Finde eh die Bauten heutzutage vertragen gut und gerne mehr Farbe und Formen.
Dieses ewige grau in grau ist mir zu trist.
LG mosi
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Schade, dass sich ein Begriff wie Gartenstadt nicht schützen ließ, als es noch die Gartenstadt als solche gab. Ich selbst bin in der Gartenstadt Reform aufgewachsen und finde es mindestens euphemistisch, bei den oben gezeigten Fotos der Wohnsiedlung in Falkenberg von einer Gartenstadt zu sprechen.
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Ganz weiße Häuser mag ich auch, vielleicht mit ein paar Farbtupfern. Aber solche Kästen, die Aussehen wie Hühnerställe – nichts für mich.
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(Bei blog.de ist wieder mal der Wurm drin, mal sehen, ob der Kommentar klappt.)
In Magdeburg? Du bist zu beneiden. Ich habe gerade mal gegoogelt. Allerdings gibt es dort auch einen häßlichen, neueren Bereich, wenn ich das richtig sehe, oder?
Ich war völlig geplättet, als ich die Kästen sah, und wie sie die neue Siedlung bezeichnen.
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Mir gefällt das Bunte sehr gut :yes:
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Ja, mir auch. Nach hinten muß jedes Haus noch einen großen Garten haben, finde ich auch gut, da kann man schön sitzen und Bier trinken, während die Dame des Hauses Gemüse erntet. 😉
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