Und noch ein Gedicht, diesmal von einer Plakatwand. Kann man schlecht lesen, oder? Hier nochmal in Reinschrift:
1.
Sauber
das ist ein Wort
Erst Teilchengrätsche
Epithel
dann Haar dann
Hirn, gekettet.
Menschsein gar
zwischenvernommen
Klang und klangvoll dunkelbar –
und Samt
rieselt ihm ein.
(Glaubst du denn Sonnen
sie bleiben, glaubst du
die Erde
verliert nicht an Gewicht?)
2.
Mensch von vielen Dingen, dein –
sauber das Ich, sauber das Du
und auch das Meer
voll Alg und Makro.
Vielleicht noch Großes
Traumdichzu
vielleicht gestofflicht Untertan:
Salz
die Stunden graben
polykontraktiv
Salz die Stunden graben
blauvergraut
den Stein
ins Stirnweich.
(Glaubst du die Höhlen
sie wussten, glaubst du
das Bald
birgt dir Erkenntnis?)
3.
Und am Anfang: Ideal!
Und am Ende Umverteilung.
:
Gestreiftes
wie sauber
fleischt es dir zu
Mensch
schlag auf
Weltfang um Weltfang
getreu, verendlicht
und Stirnboten schweigen
und alles ist Bote
und Samt rieselt dir ein.
Dennis Freischlad für CitiyLeaks 2013
Ich wünschte ja immer, es würde nicht eines Events wie CityLeaks als Vorwand bedürfen, um Kunst da zu zeigen, wo sich die Gelegenheit doch geradezu aufdrängt – siehe unvermietete Plakatwände, leere Schaukästen. Aber das habe ich schon mehrmals bedauernd angemerkt, dass da dann in ermüdenden Wiederholungen Werbung für die Werbung gemacht wird, statt mal ein bisschen Poesie zu sponsern.
Dein Foto gefällt mir mal wieder gut. 🙂
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„…
Gestreiftes
wie sauber
fleischt es dir zu
…“
…gute Idee…aber was steht da? …kann man es nicht einfacher und schöner sagen?
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Das ist aber kunstvoll gedengelt. Ich kann wenig anfangen mit angestrengter Vermeidung bekannter Satzbaupläne und gegen den Sinn gebürstete Sprache. Etwas will sie doch aussagen und dabei unbedingt Kunst sein. Das konnten die Dadaisten besser.
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Hi Videbitis,
nochmal… ich finde, sowas darf es ruhig öfter geben… :yes:
LG mosi
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Das ist garantiert eine google-Übersetzung.
Oder einfach nur gaga. 🙂
Des Kaisers Neue Kleider, „ah wenn es öffentlich ist, muß es Literatur sein!“ oder auch einfach nur „Der Habicht erkennt die Gegenwart, das Lamm, es sagt Hurz!“ („Maybe we could repeat the first phrase with the chorus…“)
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Ja, das finde ich auch. Und nebenbei wäre das ja auch eine Art Werbung für die Werbeflächen, allerdings eine, die man sich gern ansieht.
Danke!
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Ich glaube, das wollte der Dichter gar nicht, er hat versucht, im Dada-Stil zu schreiben, wie Kurt Schitters (hier ein Beispiel). Na jaa … aber die Idee finde ich auch prima.
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Insgesamt etwas angestrengt, finde ich. Er hat sich Mühe gegeben, und das merkt man leider.
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Ganz meine Meinung. Jede Woche ein neues Gedicht auf großer Plakatwand – da würde ich sogar extra hinfahren, um es mir durchzulesen.
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Ich glaube, es soll dada sein. Leider berührt es mich überhaupt nicht, aber das macht ja nix, einen Versuch war es wert, das darf er ruhig wiederholen, vorher ein paar Lockerungsübungen, dann wird es vielleicht noch. 🙂
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Hm. Nee, nee, so geht das nicht. Einfach nur Nonsense hinschreiben ist nicht dada.
Da find ich: „Ein Lurch lugt hervor- hurz“ mehr dada.
Als Werbung für einen besseren Übersetzer als Google-Translate lasse ich es durchgehen! 😉
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