Urlaub, Wanderung Panoramaweg Taubertal, 4. Etappe

30 Kilometer sollen wir heute wandern – an einem Tag! Da schauen wir doch erstmal, was im Wanderbriefkasten ist: Ein kleines Büchlein, wo man alles mögliche reinschreiben kann, wie weh einem die Füße tun, wie schön der Weg trotzdem ist und andere wichtige Sachen. Einer schrieb: „Das Bier ist billig.“ Ah ja.

Hier haben sie sich wirklich Mühe gegeben, die Wanderrichtung eindeutig zu kennzeichnen. Je nachdem, von wo man kommt, sollte man in die entgegengesetzte Richtung weitergehen, das muß man natürlich schon wissen.

Sonnenblumen, soweit das Auge reicht. Schön!

Das ist ein geschichtsträchtiger Ort: Hier fand eine der großen Schlachten des Bauernkrieges 1525 statt, die die Bauern leider verloren, zu groß war die gut ausgerüstete adelig-klerikale Übermacht. Ein paar Jahre später kam Napoleon hier durch – ob er selbst, weiß man in Wirklichkeit gar nicht, aber seine Truppen. „Napoleon“ – allein der Name macht natürlich mehr her als irgendwelche französischen Soldaten.

„Wenn du Wert auf deine Finger legst, faß hier besser nichts an“, scheint dieser Blumenständer zu sagen.

Schwuppdiwupp – sind wir in Tauberbischofsheim, so schnell geht das. Um ehrlich zu sein: Die letzten 10 Kilometer sind wir mit der Bahn gefahren. Es ist unerträglich heiß, dann haben wir uns auch noch verlaufen und sind einen großen überflüssigen Bogen entlanggewandert, und dann taucht da dieser Bahnhof auf …

Tauberbischofsheim – der Name ist mir ein Begriff, obwohl ich noch nie hier war – hat es geschafft, drei Viertel seines Marktplatzes als Parkplatz zu bestimmen, was nutzt das schmucke Aussehen, wenn man nicht weiß, wo man die Karren lassen soll, wenn man im Rathaus zur Arbeit geht.

Und tatsächlich scheint das das Vernünftigste zu sein: Toter als tot geht ja nicht. Hier ist wirklich gar nichts los, vielleicht liegt es am Samstagnachmittag.

In einem Nebenaltar einer Kirche eine kleine Sensation: Ein Bild von Matthias Grünewald, dem Schöpfer des unvergleichlichen Isenheimer Altars. Das hier ist nur eine Kopie, das ursprünglich hier hängende Original hat sich die Kunsthalle Karlsruhe unter den Nagel gerissen.

Unser Wirt möchte anscheinend die Lethargie des Ortes durch seine Mitteilungsbereitschaft wieder wettmachen: Diese seine Katze ist die einzige überlebende eines wildlebenden Clans, der einem Mähdrescher zum Opfer gefallen ist. Auf meine Frage, ob sie sterilisiert sei, antwortet er, die Katze sei das einzige deutsche Exemplar, das schon in Venedig gewesen ist … ich sollte solch intimen Fragen nicht stellen, aber ich war noch nie gut in Smalltalk. Wie auch immer: Bald fährt sie mit nach Tirol, wo nur 11 Leute leben, und da … etc.

Aha! Jetzt wissen wir, wo die ganzen Leute sind: Zu Hause und bereiten sich auf den großen Abend im Schatten der Burg vor. Der Rotary-Club veranstaltet ein Kino-Open-Air, „Life of Pi“ wird gegeben, der Eintritt ist für einen guten Zweck. Allerdings fängt der Film erst bei Einbruch der Dunkelheit an und geht dann über zwei Stunden, da liegen wir schon längst im Bett.

Wir gehen lieber noch ein Bier trinken. Herbsthäuser heißt die hiesige Marke, echt sehr lecker, das alkoholfreie Weizen schmeckt fast wie richtiges Bier.

Fortsetzung folgt.

0 Antworten zu “Urlaub, Wanderung Panoramaweg Taubertal, 4. Etappe

  1. schöne tour; durchs taubertalbin ich das letzte mal vor etwa zwanzig jahren gewandert. auch damals machte tauberbischofsheim einen irgendwie verschlafenen eindruck. vielleicht schaffen es die touristen nicht immer bis hierher, weil sie in rothenburg hängen bleiben und die einwohner gucken sich ihr städtchen wohl nicht jeden tag an. aber alkoholfreies weißbier gab es damals noch nicht.
    prost, mein lieber…

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  2. Prost! Erst in letzter Zeit bin ich auf den Geschmack gekommen. Es gibt leider viel zu viele alkoholfreie Biere, die gar nicht gut schmecken, Erdinger Weizen ist lecker, und Bitburger 0,0 schmeckt mir auch. Aber der Rest – najaaaa.

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  3. Und hat das Gästebuch Wort gehalten: „Das Bier ist billig“?

    Vielleicht ist das mit dem Schuh gar nicht der Wanderweg, sondern ein Hinweis für den Prinzen bei Aschenputtel 2.0, sie trägt nun Wanderschuh, so winzig, der paßt niemandem sonst. Früher in alten Zeiten (als das Wünschen noch geholfen hat), fand der Prinz den Weg alleine, heute braucht er ein wenig Nachhilfe.

    Und auch wenn es menschenleer ist (was für mich eher ein Geschenk wäre), begegnet man doch allerlei aufregender Kunst, wie z.B. einem hölzernen Hund! Ein Boxer mit Geranien im Rücken, das sieht man nicht alle Tage.
    Und dann der Flashmob der Monoblockstühle! Grandios! Wie die das hingekriegt haben!
    Schließlich die rollige Katze mit dem Venedig-Siegel, die von Außerheimischen immer für sterilisiert gehalten wird.
    Und da echte Kunst jeder kann, hängt dort zur Freude aller ne echt coole Kopie.
    Das ist dann schon mal 30 km Schweiß und Blasen wert. Die schmale Stadtkasse bessert man sich dort mit Wetten auf, man läßt geschickt einen Bahnhof auftauchen und jeder Bürger kann einen Tipp abgeben, wer die Abkürzung von 10 km wählen wird. (Das Areal davor wird mit Kameras überwacht) Der Gewinner kriegt ein Bier, der Verlierer wird 5 Euro los. Für’n guten Zweck, versteht sich. Vielleicht kann man ja noch ne Kopie erstehen. Von irgendwat.

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  4. *lach* grandios.
    Das Bier ist nicht ganz so teuer wie in der Großstadt, aber billig … wahrscheinlich war’s ein Schwede, der das geschrieben hat.
    Ich guck schon immer, ob in irgendeinem Heimatblog von dem Verrückten erzählt wird, der bei 40° mit einem geöffneten Regenschirm in den Zug nach Tauberbischofsheim gestiegen ist, aber ich finde nichts – wahrscheinlich findet man es dort für viel verrückter, bei dem Wetter durch die Landschaft zu laufen.

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  5. Diese Briefkästen an Wanderstrecken scheinen eine süddeutsche Spezialität zu sein. Ich erinnere mich an eine Wanderung in den 70er Jahren auf der schwäbischen Alb. Da fand ich in einem solchen Kasten alllerdings ein pietistisch angehauchtes Erbauungstraktat. Es begann (sinngemäss): „Wanderer! Die nächsten Minuten können darüber entscheiden ob du die ewige Seeligkeit gewinnst oder die ewige Verdammnis dein Schicksal ist…“ Es folgte dann das übliche – Erlösungstat Christi etc. Die schwäbischen Protestanten sind wohl sehr speziell. Ihre Nachbarn an der Tauber sind aber wohl Franken ?

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  6. Ja, Franken, überall wurde fränkischer Wein angeboten, den ich überhaupt nicht kenne. An die ewige Verdammnis mußten wir manchmal denken, wenn wir in der prallen Sonne kilometerlang einen Berg hochkraxeln mußten. Na gut, einen Hügel. Aber so könnte die Hölle auch aussehen.

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  7. Hi Videbitis,

    endlich kann ich den Beitrag lesen… 🙄
    Hier ging und geht ja in letzter Zeit einiges schief!!!

    Wieder so schöne Fotos…*wow*… 😀
    Das Sonnenblumenfeld ist echt der Knaller!!!

    LG mosi

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