Man stelle sich vor, man hätte sich (verzinst) vor ein paar Jahren 43 Euro geliehen, braucht nun aber unbedingt 2,32 Euro dazu – ein Knauser, wer einem das nicht geben wollte, oder? Und wenn man dann noch Ausgaben von geplanten 22 Cent auf 36 Cent erhöht, macht das doch den Kohl auch nicht fett, das ist doch lächerlich! So denkt man jedenfalls in Köln, nur daß hier ein paar Nullen hinzukommen (und was sind schon Nullen – pah!): Die Stadt ist mit 4,3 Milliarden Euro verschuldet, die zusätzliche Neuverschuldung beträgt 232 Millionen Euro.
Nun wird das Gebäude in der Flora saniert – na ja, saniert, der Begriff ist vielleicht nicht ganz richtig, denn das alte Gebäude, so wie es seit dem 2. WK dort stand, wurde fast komplett abgerissen.
2014 ist die Flora 150 Jahre alt, der Botanische Garten 100 Jahre, das will man dann natürlich schön feiern, die Honoratioren der Stadt schwelgen wahrscheinlich schon in der Vorstellung, wie man mit Champagner und Lachsschnittchen in dem neuen Gebäude steht und sich darüber freut, wie wunderwunderbar alles aussieht.
© Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
So sah das Gebäude seit den 50er Jahren aus – unansehnlich, das erkennt man auf den ersten Blick, pfui, darum brauchte man sich nicht zu kümmern, schadete also nichts, es langsam verrotten zu lassen. Bis heute, wo es heißt: Nicht kleckern, sondern klotzen, was bedeutet schon Geld, die Banker machen das doch vor, daß man, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, das Geld, das einem nicht gehört, mit vollen Händen ausgeben kann.
Und deshalb soll das Gebäude wieder so imposant aussehen wie zu der Zeit, als Köln noch vom preußischen König regiert wurde. Daß die Kosten inzwischen von den geplanten 22 Millionen Euro auf 36 Millionen geklettert sind – gut, das muß man natürlich irgendwo einsparen, vielleicht in der freien Kulturszene, oder beim sozialen Wohnungsbau. Und wenn man die ganzen Nullen wegstreicht, ist das ja nur eine Erhöhung von 14 Cent.
Ich war auch neulich dort unterwegs und mir tat der Anblick regelrecht weh!
Von vorne war es ja schon scheußlich an zu sehen. Aber ich zum rückwärtigem Teil des ehemaligen Gebäudes kam hatte ich echt Tränen in den Augen stehen!
„Sanieren“ ist für mich der Fehlbegriff des Jahres. Von dem Gebäunde steht ja gerade mal noch Front! Das kann man nicht mal mehr „entkernen“ nennen!
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Tja, typische Denkmalpflege auf kölsch: Erst jahrelang alles verfallen lassen, und dann kommt der große Hammer.
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Das ist traurig Köln, so geht man nicht mit Kulturdenkmälern um!!!!!!
Leere Kassen hin leere Kassen her!!!
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ach lieber freund, das ist wohl überall das gleiche.
diese nullen, die solches entscheiden, kann man leider nicht einfach streichen.
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(oder eine U-Bahn!)
Ebenfalls typisch für Köln: Immer von den günstigsten Baukosten ausgehen (wo auch immer die ihre Zahlen her nehmen oder frisieren lassen!), und sich hinterher wundern daß die Kosten explodieren.
Allerdings scheint das langsam Schule zu machen.
Bergisch Gladbach gibt sich gerade redlich Mühe, dem großem Kölner Vorbild nach zu eifern! 😦
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Ja, die machen das überall, man denke nur an die Elbphilharmonie in Hamburg, auch so ein Faß ohne Boden.
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Man sollte meinen, daß Verwaltung und Stadtrat das auch wissen, aber es entsteht eher der Eindruck, daß denen das völlig Wurscht ist.
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Leider – dabei hätten die es am ehesten verdient.
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Ja, wie im richtigen, also virtuellen Leben: es geht immer um Nullen und Einsen. Nullen, denen alles eins ist. Oder Einsen, die Nullen streichen würden, wenn sie nur könnten.
Guter Seitenhieb! Leider wird dein Blog nicht von den zuständigen Nullen gelesen. Oder? (Die werden sich kaum melden…)
(Die Rechnung, die du da aufstellst, ist die nun kevinmäßig oder pisperesk? Ich schwanke noch, jedenfalls köstlich…)
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Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß die Leute hier im Stadtrat und in der Verwaltung alle Kevin heißen – oder jedenfalls so heißen müßten.
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