Erftstadt

350,- Euro im Schnitt läßt jeder Übernachtungsgast während der Vorweihnachtszeit in Köln, erzählte der Tourismus-Chef der Stadt der hiesigen Zeitung, und ich stelle mir vor, wie er dabei grinsend seine Hände reibt und denkt: Diese Vollidioten. Ist es nicht Betrug, wenn jedes Jahr zig Tausende in die Stadt kommen und ihnen mit so minderwertiger Ware wie Glühwein aus dem Tetrapack das Geld aus der Tasche gezogen wird? Nun, ethisch betrachtet ist das nicht nur fragwürdig, sondern absolut verwerflich. Wirtschaftlich betrachtet ist das jedoch vollkommen legitim: Wenn jemand für eine Sache über den eigentlichen Wert dieser Sache hinaus etwas bezahlt, so bildet dieses Zuviel den Gewinn des Anbieters. Unser ganzes Wirtschaftsystem fußt darauf. Und wenn die Gäste auf den Weihnachtsmärkten sogar bereit sind, ein Vielfaches von dem zu bezahlen, was ihnen sonst schon abgezockt wird: Das hier ist ein freies Land, sie müssen ja nichts kaufen.

Wenn die Massen in die Stadt strömen, muß es woanders eigentlich leer sein. Tatsächlich, eine Viertelstunde mit dem Nahverkehr nach Erftstadt – kein Mensch zu sehen. Gute Luft, Stille. Und matschige Wege – oh no, diese Natur!

Familie Schwan nimmt die Umstände gelassen, und wir natürlich auch. Besonders, weil wir wissen, was uns noch erwartet:

Mit Einsetzen der Dunkelheit gibt es im Waldbiergarten ein offenes Feuer. Sehr schön!

Und für die riesige Portion von hausgemachtem Rahmkraut, das es hier gibt, würde ich jeden Preis bezahlen.

0 Gedanken zu “Erftstadt

  1. hast du wunderbar beschrieben!
    aber eine leise ahnung sagt mir, dass du bisschen geschummelt hast:
    du hast ein komma vergessen! es können nämlich nur maximal 3,50 € sein, die jeder vorweihnachts-köln-gast in der stadt lässt… wir europäer haben schließlich nun schon seit drei jahren eine finanzkrise, die tag für tag weitere kreise zieht!
    also…

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  2. Für 3,50 kriegst Du nicht mal einen Glühwein, weil Du das Pfand für die Tasse nicht bezahlen kannst. Von der Krise lassen sich viele nicht beeindrucken, jedenfalls noch nicht, und wozu auch: Die Regierungen halten den Standard künstlich durch Staatsverschuldung und Stützung der maroden, aber „systemrelevanten“ Banken hoch, und solange die Leute kaufen, kaufen, kaufen, bleibt der Kreislauf einigermaßen im Gleichgewicht. Jedenfalls vorerst, irgendwann bricht natürlich alles in sich zusammen. Und bis dahin: Hoch die Tassen!

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  3. Ja, das stimmt, obwohl das nicht heißt, daß das den gleichen Verlauf nehmen muß. Ich könnte mir vorstellen, daß die momentanen griechischen Verhältnisse so langsam auf alle europäischen Länder übergreifen, und was dann passiert, steht in den Sternen.

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  4. das mit den griechischen Verhältnissen:
    du gehst davon aus, dass jeder weiß was damit gemeint ist, und jeder nimmt an, wissen zu müssen, was damit gemeint ist, aber in der wirklichkeit weiß ich nur sehr wenig, etwa, dass die griechen mit 55 in rente gehen konnten. aber so richtig lustig wäre es, wenn alle diese schönen zustände auch hier in deutschland gelten würden, nur dass die deutschen, wegen mehr vermögens, es sich leisten könnten, und nun die deutschen, obwohl gleich gut gestellt, über die griechen hetzen würden. das stelle ich mir witzig vor. im grunde, was ich seit meinem ersten kommentar sage, ist doch gar keine krise zu spüren. sag mal ehrlich, was hat sich finanziell bei dir verschlechtert in den letzten drei jahren. bei mir nichts, außer dass ich keine aufträge von leuten bekomme, die meinen es wegen der krise nicht riskieren zu können, geld auszugeben, obwohl sie gar keinen nachteil haben. dieses kopfkrisenspiel ist ein wahres trauerspiel und es zeigt den wahren geistigen zustand der welt an!

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  5. Stimmt, die Krise ist zumindest im deutschen Mittelstand, der breitesten Bevölkerungsschicht, noch nicht angekommen – im griechischen schon (was in Griechenland los war in diesem Jahr, kann man in diesem lesenswerten Artikel nachlesen:
    http://trithemius.de/2011/11/19/demokratie-in-griechenland-zwischen-ende-und-wiedergeburt/ ).

    Aber auch unsere Schulden wachsen, auch wenn wir erstmal nichts davon merken, schau hier, jeder von uns Deutschen ist bereits ca. 25 Tsd. Euro in den Miesen:

    Klicke, um auf Prokopfverschuldung_per__28.09.2011.pdf zuzugreifen

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  6. wundervoll, diese feuertöpfe. du hast nur noch nicht den wahren mehrwert eines weihnachtsmarkts verstanden: du zahlst dafür, dass alle anderen auch dort sind — ich kapiere es übrigens auch noch nicht —

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