Richmodstr.

Karl hatte es gereicht! Gut, er hatte selbst geschrieben, daß jede Theorie immer wieder kritisch hinterfragt werden muß, da auch Ökonomen und Philosophen immer nur die Kinder ihrer Zeit sind, aber das, was diese größenwahnsinnigen Despoten dann daraus gemacht hatten – das war einfach völlig widersinnig! Also lieh er sich von seinem Freund Friedrich etwas Geld und eröffnete in seiner Heimatstadt, in der er auch schon mal eine Tageszeitung herausgegeben hatte, eine Weinstube. Alte Weggefährten warfen ihm Verrat vor, Flucht in die Bürgerlichkeit („Phhh – als wenn ich jemals schon woanders gewesen wäre“, dachte er), aber genug ist genug, jetzt sollten die anderen mal ‚ran – er würde nur noch gemütlich in seinem Lokal sitzen, Weine verkosten und in seinem Lichtenberg lesen.

Tatsächlich gibt es den Namen „Marx“ überdurchschnittlich oft – er belegt den 140. Platz der häufigsten Namen, ca. 34.550 Einwohner Deutschlands tragen ihn. Der Erzbischof von München heißt auch Marx, Reinhard Marx, und sein Namensvetter Karl würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüßte, daß der sich nicht entblödet hat, auch ein Buch mit dem Titel „Das Kapital“ zu schreiben.

Wer wissen möchte, wie häufig sein Nachname in Deutschland vorkommt und in welcher Gegend besonders oft, kann hier nachschlagen.

0 Gedanken zu “Richmodstr.

  1. Das ist wirklich selten. Bei mir sind es hochgerechnet 344. Häufiger ist die Variante mit einem ‚h‘ hintendran: 522, was eine durcschnittlich normale Verbreitung sein soll. Jetzt weiß ich auch, warum die Leute mich immer fragen, ob ich mit oder ohne ‚h‘ geschrieben werde.

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  2. spricht mir aus der seele, das lichtenberg-zitat. na, und die geschichte, die du dir da über karl und seinen alten kumpel friedrich ausgedacht hast, ist sehr hübsch. ist das schild mit dem logo dahinter auch noch teil der bar — ah, jetzt erkenne ich’s, lichtenberg, ach so, deshalb der schwenk. ich fände wittgensstein buddelstube auch noch ganz gut, von dem will ich schon eweig mal was lesen, aber es kommt immer was dazwischen.

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  3. „Attraktive Junggesellen mit seltenen Namen gesucht – Reichtum kein Hinderungsgrund, gern über 90 Jahre alt.“ Da kann man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. 😉

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  4. Wittgensteins Buddelstube? Eine reine Männerkneipe, nichts für Frauen: „Worüber man nicht reden kann, darüber muß man schweigen.“ (Tractatus logico-philosophicus). 😉
    Im Ernst – keine leichte Lektüre, ohne Sekundärliteratur kaum zu bewältigen.

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  5. Als der Standesbeamte mich fragte, ob ich bei der Heirat meinen Namen behalten oder den des GöGa annehmen wolle, schrie ich spontan: Um Himmels Willen, den des GöGa, damit beim Arzt nicht immer noch drei andere mit auf stehen! :))

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