Über 100 Konzerte wurden letzten Samstag während der Kölner Musiknacht an 25 Orten der Stadt aufgeführt. Die jeweiligen Musiker traten im stündlichen Wechsel auf und musizierten ca. eine dreiviertel Stunde. Man bezahlte einmal 15 Euro, teilte sie durch hundert und konnte alle Konzerte besuchen. So gesehen war es recht günstig.
Los ging es um 18 Uhr in der kleinen Eingangshalle des „Tenri“, der japanisch-deutschen Kulturwerkstatt. Ein Pianist spielte auf dem Cembalo „9 Kontrapunkte aus der Kunst der Fuge“ von Bach – ob die Bilder, die dort hängen, einen weiteren Kontrast geben sollten?
Meine Freunde und ich haben es ruhig angehen lassen und waren bei vier Konzerten, das letzte lief in der Philharmonie.
Die Philharmonie ist ein Teil des Gebäudekomplexes, der in den 80er Jahren neben dem Dom errichtet wurde und auch das Museum Ludwig beherbergt.
Leider ist im Saal das Fotografieren verboten, so daß ich nur ein leicht unscharfes Foto machen konnte, bevor ich freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen wurde. Der Raum hat trotz seiner Ausmaße eine sehr gute Akustik, das ist hier allerdings Segen und Fluch zugleich: Die Decke des Saals ist, von der Außenseite betrachtet, der viel frequentierte Heinrich-Böll-Platz, auf dem gern Skater ihrem Sport nachgehen, Kinder ausgelassen rennen, und den jeder Tourist, der den Dom besucht, mindestens einmal betritt, weil es von hier aus direkt zur Rheinpromenade hinuntergeht. Das verursacht so viel Lärm, daß die Konzerte gestört werden, weshalb der Platz oft weiträumig abgesperrt ist, nur an den Rändern kann man sich vorbei quetschen. Ich habe leider kein gutes Foto vom Heinrich-Böll-Platz, vielleicht tausche ich das untere mal bei Gelegenheit gegen ein besseres aus. Der Platz (und damit das Dach der Philharmonie) ist die Fläche zwischen den Sheddachhäusern (=Museum-Ludwig).
Die Situation in Konzertsälen, in denen man ein Foto machen möchte, es zwar nicht darf (warum eigentlich nicht?), dann aber schließlich trotzdem tut, ist mir gut bekannt.
Die fehlende Ruhe bei solchen Gelegenheiten bewirkt, dass wenig Zeit für eine optimale Kamera-Einstellung bleibt, was dann wohl den Farbstich so mancher Innenraum-Aufnahmen erklärt.
In Korea habe ich einmal einige Fotos der bekannten Sopranistin Sumi Jo gemacht; meine Banknachbarn sahen dies aber gar nicht gerne (obwohl ich nicht blitzte). Selbst ein dezentes, schnelles und unauffälliges Knipsen beim Applaus führte zu herber Kritik.
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Du hast recht, die Bilder aus der Philharmonie sind blind aus der Hüfte geknipst. Bei der Bearbeitung habe ich versucht, die Farbwerte zu korrigieren, aber das war alles nichts. S/W war eine kleine Überraschung: Die Formen und Linien sehen aus wie auf einem 60er-Jahre-Bild, ein Ort piefiger Eleganz, der die Landbevölkerung, festlich gekleidet in Abendgarderobe, auf die kulturell hochwertige Samstagabenunterhaltung einstimmt. Und zur Belohnung gibt’s ein Pikkolöchen.
Aber ich habe die Bilder dann doch so gelassen, sie geben die Stimmung trotz des Gelbtichs recht gut wieder.
Fotografieren sei immer auch ein Akt der Aggression, habe ich gerade in einem der Essays von Susan Sontag gelesen. Man tritt, wenn man Leute fotografiert, zu ihnen in Beziehung, hält sie aber durch die Kamera gleichzeitig auf Distanz. Nur der Fotograf beherrscht diese Situation, übt Macht aus über den/die Fotografierten, die dem ganzen ausgeliefert sind. Da ist was dran.
Und in der Philharmonie kommt sicher noch dazu, daß man Sorge hat, daß irgendwelche Rüpel auch während des Konzert andauernd herumblitzen oder es gar mitschneiden.
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