Ist das vielleicht ein Kampf „David gegen Goliath“? Die Buchhandlung im Hintergrund mit dem M gehört zu einer Kette, die in NRW 45 Läden hat. Allein in Köln gibt es zwei Buchpaläste über meherere Etagen in der Innenstadt, die beide dazugehören. Hier versucht der Buchhandelsriese, in einem der umliegenden Viertel den kleinen Buchhändlern das Geschäft zu versauen, ich hoffe, das ist kein Pilotprojekt. Die kleine rote Box im Vordergrund kann dagegen gar nichts ausrichten, aber sympathischer ist sie natürlich trotzdem: Sie ist eine Buchtausch-Station. Wer will, kann ein Buch heraus und mit nach Hause nehmen, sollte dafür aber ein anderes wieder hineinlegen. Oder mehrere.
Schlagwort: Sülz
Äußerer Grün – …, nein, Weißgürtel
Aus dem Minigolfen wurde nichts gestern, Daisy hatte was dagegen, auch wenn sie sich in Köln sehr zurück gehalten hat.
Einen solchen Auftrieb habe ich hier noch nie gesehen, aber die Kinder wollen rodeln, und von Kölner Alpen hat man noch nie gehört, oder?
Auf dem nahegelegenen Weiher können es ein paar Todesmutige nicht lassen und spielen Eishockey – so lange ich da war, hielt das Eis …
Berrenrather Str.
Und was, bitte, ist das? Eine Skulptur? Ein Gebäude? Gut geraten – es ist beides: Eine Kirche, in den 60ern des letzten Jahrhunderts entworfen vom Bildhauer Josef Rikus. Der Stil ist angelehnt am Betonstil der damaligen Zeit und sollte durch das Material mit den Neubauten der nahen Universität korrespondieren, denn die „Kirche Johannes XXIII.“ gehört zur katholischen Hochschulgemeinde.
Das verschachtelte Gebäude erinnerst an den frühen Kubismus 50 Jahre zuvor und wirkt deplaziert zwischen all den Zweckbauten, jedesmal wenn ich daran vorbeifahre, denke ich: Oh Gott! – und vielleicht ist ja genau das beabsichtigt. Schön finde ich es nicht, aber interessant.
Im Netz habe ich folgendes Zitat gefunden vom damaligen Hochschulpfarrer und Professor Wilhelm Nyssen: „Bau als Zeichen der Andersheit gegenüber den alltäglichen Lebensvorgängen ist zugleich Zeichen der Zwecklosigkeit des reinen Spiels. Dieser Gedanke alarmiert die Künste und läßt sie bis zum Äußersten an Strenge und Eindeutigkeit, eben an Umsetzung ins Zeichen gewinnen. Aber „Ort der Andersheit“ bezeichnet keinen willkürlichen Akt des Menschen, etwa einen vom Alltag reservierten Bau, der nur für Gebete und geistliche Konzerte bestimmt ist. Ort der Andersheit heißt Ort, an dem die Feier der Mysterien, der Auftrag Jesu vollzogen wird, durch dessen Erfüllung sich erst Kirche in allem Wandel der Verhältnisse konstituiert.“ Mit anderen Worten: Mir gefällt’s auch nicht, aber egal, Hauptsache Jesus und das ganze Pipapo.
Im Park am Decksteiner Weiher
Manchmal ist es schon so warm, da schleppt man sich mühsam in den Schatten und läßt sich schlapp fallen, alle Viere von sich gestreckt. Aber kaum will man sich daran gewöhnen, die Jacke bleibt schon mal zu Haus: Wolken! Auch schön, aber wie wär’s, wenn die mal Urlaub machen? Meinetwegen können sie in den Süden fliegen …
Landgericht Luxemburger Str.
„Das Schloß, dessen Umrisse sich schon aufzulösen begannen, lag still wie immer, niemals noch hatte K. dort das geringste Zeichen von Leben gesehen, vielleicht war es gar nicht möglich, aus dieser Ferne etwas zu erkennen, und doch verlangten es die Augen und wollten die Stille nicht dulden. Wenn K. das Schloß ansah, so war es ihm manchmal, als beobachtete er jemanden, der ruhig dasitze und vor sich hinsehe, nicht etwa in Gedanken verloren und dadurch gegen alles abgeschlossen, sondern frei und unbekümmert, so, als sei er allein und niemand beobachte ihn, und doch mußte er merken, daß er beobachtet wurde, aber es rührte nicht im geringsten an seiner Ruhe, und wirklich – man wußte nicht, war es Ursache oder Folge -, die Blicke des Beobachters konnten sich nicht festhalten und glitten ab.“
„Zwar heißt es, daß wir alle zum Schloß gehören und gar kein Abstand besteht und nichts zu überbrücken ist, und das stimmt auch vielleicht für gewöhnlich, aber wir haben leider Gelegenheit gehabt zu sehen, daß es, gerade, wenn es darauf ankommt, gar nicht stimmt.“
Decksteiner Weiher
„Wat den einen sin Uhl is den andern sin Nachtigal.“ Während es mich doch einige Überwindung kostet, mich kältegerecht einzupacken und zu einem Spaziergang aufzubrechen, nutzen andere die Minustemperaturen und treiben Sport, Spiel und Spaß. Immerhin, die Schwäne und Enten wissen vermutlich, was ich meine. Daß sie allerdings ihre Füße in das kleine Fleckchen Wasser hängen müssen, das noch nicht zugefroren ist, erregt nicht nur mein Mitleid: Jeder dritte Passant hat Brot in der Tüte, soviel haben die noch nie zu essen bekommen. Das Füttern ist eigentlich verboten, aber ich denke, sie werden es überleben.
Kerpener Str.
Jahrelang bin ich auf dem Weg zur Arbeit an diesem Kunstwerk vorbei gefahren und habe mich immer bedauernd gefragt, wieso das eigentlich niemand repariert, irgendwie erschien es mir falsch, diese eingebeulten Stahllinsen, wie sie da verschoben im Netz durchhängen. Um so überraschter war ich, als ich erfuhr, das alles seine Richtigkeit hat. „Doppelkörper in flexiblem Stahlnetz“ heißt es und ist von dem Kölner Künstler Ansgar Nierhoff 1971 geschaffen worden. Das Verlagshaus Wienand hat es 1985 gekauft und zwischen die beiden Brandmauern gehängt. Man kann davon halten, was man will: Irritierend ist es auf jeden Fall.
Zülpicher Str.
Vitamine, Vitamine – jeder weiß, wie wichtig die gerade in der Winterzeit sind: Schöne Gurken, reife Tomaten, Birnen, Mandarinen, Pfirsiche, ein wunderschöner Fliegenpilz …
… Moment – ein Fliegenpilz? Ach soo, hier des Rätsels Lösung: Ein Marzipan-Paradies, deswegen steht auch nicht „Früchte“, sondern „Bäckerei“ auf der Markise (ich Dussel).
Luxemburger Str., Uni-Center
Ich könnte wetten, da ist ein Alien auf dem Balkon. Wenn ich als Außerirdischer einen fremden Planeten erkunden wollte, würde ich mir jedenfalls ein solches Haus aussuchen: Die ca. 2000 Bewohner können bequem in Tiefschlaf versetzt und im Raumschiff zwischengelagert werden, so daß meine Alien-Kollegen und ich genug Platz und Ruhe hätten, um dann von hier aus die fremde Kultur zu erkunden. Von den 954 Wohnungen sind 378 kleine Studentenzimmer zwischen 14 und 24 qm mit Gemeinschaftsküchen. Eine Freundin von mir hat mal hier gewohnt, unten sitzt (heute von den Aliens natürlich hypnotisiertes) Sicherheitspersonal und läßt einen nur nach telefonischer Rücksprache hinein.
Das dreiflügelige Gebäude in Universitätsnähe wurde 1973 fertiggestellt und ist eins der größten Wohnhäuser Europas, den genauen Mietpreis eines 14qm-Zimmers habe ich leider vergessen, kann mich aber an meine Empörung erinnern, als mir kürzlich jemand davon erzählte: Es ist sehr teuer.
Inzwischen soll es keine mehr geben, aber die Freundin ist nach kurzer Zeit wegen Kakerlaken-Befalls ausgezogen (hat jemand „Men in Black I“ gesehen?).
Äußerer Grüngürtel
Der Decksteiner Weiher ist ein langgezogener künstlicher See im äußeren Grüngürtel, wenn man ihn einmal umrundet hat, kann man, im Bewußtsein, einen anständigen Spaziergang gemacht zu haben, getrost wieder nach Hause gehen. Zwischendurch stärkt man sich mit einem wirklich leckeren Eis von einem Italiener, der hier am Wochenende freundlicherweise immer steht, auch wenn nicht viel los ist.