Roncalliplatz

Vor fast genau einem Jahr hatte ich hier über ein Bauvorhaben neben dem Dom berichtet, jetzt ist es fertig: Der neue Zugang zum Südturm, zu saubereren Toiletten und zum unterirdischen Parkhaus. Und ich habe recht behalten: Die Neubauten sind zurückhaltend und beeinträchtigen die gotische Architektur nicht. Man geht ein paar Stufen nach unten, durchquert den neu gebohrten Gang durch das zwölf Meter dicke Fundament des Südturms und kann in einem geräumigen Kassenraum die Eintrittskarte kaufen.

Neuerdings kann man nun auch von hier aus die Grabungsarbeiten unter dem Dom besichtigen.
Dann geht’s wieder hoch bis zur Wendeltreppe, die 509 Stufen führen zu einem Plattformring in 100 Meter Höhe.

Sieben Millionen Menschen besuchen jedes Jahr den Dom, davon besteigen 600.000 den Turm – ich würde sagen, das Abfallkonzept für diese erwarteten Massen ist noch nicht ganz ausgereift.

Als wir unten waren, ertönte plötzlich eine laute Sirene, ein aufgeregte junge Frau beichtete dem Kassierer, daß sie versehentlich einen Alarmknopf gedrückt habe – keine fünf Minuten später standen sieben Feuerwehrzüge auf dem Roncalliplatz (ich hatte leichte Sorge wegen der U-Bahnröhren, die in der Tiefe kreuzen). Auch daran kann man sicher noch arbeiten.

Lübecker Str.

1451 Restaurants soll es in Köln geben, bei 1 Millionen Einwohner erscheint mir das nicht viel. Es ist für jeden was dabei: Ausländische Leckereien aller Nationalitäten, trendige In-Restaurants, günstige und gute Studententröge, gutbürgerliche Küche ebenso wie die etwas gehobenere, wo man vorzugsweise „fein gemacht“ hineingeht – wie hier.

Lapidarium am Eigelstein

So leer wie auf dem Foto ist es hier in der Kneipe „Lapidarium“ nicht immer, ich war an einem Sonntag dort. Die ganze Einrichtung wirkt provisorisch und zusammengestückelt, die Atmosphäre ist dadurch aber ungezwungen, man lümmelt sich auf eine Bank und fühlt sich ebenso. Das Bier kommt schnell, und die Snacks sind günstig und einfach (nichts besonderes, eine Suppe oder Toast mit Käse). Zwei Riesenbildschirme, das muß ja wohl sein, hängen unter der Decke und zeigen Musikvideos, aber die Lautstärke ist angenehm. Ab und zu sollen in diesem verhältnismäßig kleinen Raum auch kölsche Gruppen spielen, Bläck Föös etc. – das ist dann wahrscheinlich „kultig“ und sehr voll, also nichts für mich. Die Kneipe rühmt sich übrigens damit, keine Schnäpse auszuschenken – aha, soso, mir egal, ich trinke sowieso keine, aber was daran besonders sein soll, ist mir schleierhaft.

Kolpingplatz

Ein Schuhmacher aus Kerpen, da weiß natürlich jeder sofort, wer gemeint ist: Adolf Kolping (1813 – 1865), der diesen Beruf in jungen Jahren ausgeübt hatte und aus erster Hand miterlebte, wie schlecht es Arbeitern und Handwerksgesellen im 19. Jahrhundert ging. Er studierte Theologie und wurde als Pfarrer ab 1845 in Wuppertal eingesetzt, wo es einen Gesellenverein gab, der sich besonders um die sozialen Belange von Wandergesellen kümmerte. Kolping baute diese Idee aus, gründete ein entsprechendes Haus in Köln, dem bald viele weitere in Deutschland und schließlich weltweit folgten. Das Kolpingwerk hat heute 450.000 Mitglieder. Allein in Deutschland gibt es 250 Kolpinghäuser und 200 Einrichtungen des Kolping-Bildungswerks. Es gibt Hotels, Wohnhäuser, Veranstaltungsorte, Workcamps, organisierte Ferienreisen, eine eigene Zeitschrift mit einer Auflage von 186.000 – ein riesiges Sozialwerk mit christlich-katholischem Missionsanspruch.
1991 wurde Kolping vom Papst selig gesprochen, die Heiligsprechung läuft noch – man darf gespannt sein, welche Wunder er bewirkt haben soll, denn ein Märtyrer war er definitv nicht (eine von zwei Voraussetzungen, Mätyrer oder Wundertätiger, muß für eine Heiligsprechung gegeben sein; das Verfahren der Heiligsprechung kostet nach Wikipedia übrigens 250.000 Euro (im Jahr 1997), die an den Vatikan zu entrichten sind! Na, halleluja!).

Das überlebensgroße Denkmal wurde 1903 von Johann Baptist Schreiner (1866 – 1935) erschaffen: Der „Gesellenvater“ verabschiedet (oder begrüßt?) einen Gesellen.

Stollwerck-Haus, Stollwerck-Villa

LillY fagte kürzlich nach der Villa der Schokoladenfabrikanten Stollwerck sowie nach ihrem Bürogebäude in der Hohe Str./Ecke Wallraf-Platz.

Das Büro- und Geschäftsgebäude „Stollwerck-Haus“, 1907 vom Architekten Carl Moritz fertiggestellt, sah früher so aus:

Stollwerck-Haus am Wallraffplatz, Wallrafplatz, 50667 Köln

Wie nicht anders zu erwarten, hat das Gebäude genau wie 90 % der anderen Bebauung der Innenstadt die Bombadierung des 2. WK nicht überstanden. Der Neubau macht nicht einen ganz so prächtigen Eindruck, aber immerhin, wie man an den Nachbargebäuden sehen kann, hätte man es auch schlechter machen können:

Die Stollwerck-Passage, die gern wegen des Klangs und als Schutz gegen die Kälte von Straßenmusikern genutzt wird, wurde an die selbe Stelle gesetzt, wo sie vorher auch war.




Die Stollwerck-Villa wurde auch um die Jahrhundertwende gebaut, an den Rand eines neu erschlossenen Gebiets, wo die Unternehmer und Fabrikanten unter sich blieben: Marienburg ist selbst heute noch eine äußerst exklusive Wohngegend. Gewerbe und Berufsausübung war für dieses Viertel verboten, selbst Rechtsanwälte und Ärzte durften hier bis nach dem 2. WK keine Praxen eröffnen.

Bismarck-Denkmal an der Villa Stollwerck, Gustav-Heinemann-Ufer, 50968 Köln

Die Villa gibt es nicht mehr – im Gegensatz zur potthäßlichen Bismarck-Säule links im Bild, deren Bau 1902 hauptsächlich von Carl Stollwerck finanziert wurde.

Die Säule ist ca. 30 Meter hoch und kann theoretisch über eine innere Treppe bestiegen werden, ganz oben kann in einer Schale ein Gasfeuer entzündet werden, um den zweifelhaften Ruhm Bismarcks weithin sichtbar zu machen. Die Renovierung war der Stadt im Jahr 2001 130000 Euro wert – meine Herren! Da steht man automatisch stramm.

PS: Die beiden Postkarten durfte ich mit freundlicher Genehmigung von BilderbuchKöln verlinken (ganz vielen Dank!) – eine tolle Seite übrigens, die viele sehenswerte Fotos der Stadt versammelt.

Im Kaufhaus

Es ist wieder soweit: Das Grauen hält Einzug im Rheinland. Besonders die Musik, die einen überall berieselt, ist eine Tortur. Aber was soll’s, wer es mag … Und das scheinen viele zu sein, denn es lohnt sich für die Kaufhäuser, riesige Flächen leerzuräumen, Platz zu machen für Karnevalsartikel. Wie wär’s mit der Indianerperücke? Es gibt auch das passende Kleid dazu:

Oder vielleicht eine andere Perücke? Für einen ähnlich derangierten Ausdruck muß man aber schon selbst sorgen – viel saufen und sich ins Getümmel stürzen, dann kommt das ganz von allein.

Touristen können es sich einfach machen: So einen Hut auf, rote Nase malen, dümmlich grinsen, fertig.

Diese Hüte scheinen aber nicht der Renner zu sein, also Finger weg, wenn man nicht blöd auffallen will.

Ein Gutes hat es auch für mich: Der Urlaub ist gebucht, ich bin zu der Zeit dann mal weg.

Appellhofplatz, U-Bahnhof

Oh no! – diese Unordnung! Was sollen die Touristen von uns denken! Überall an öffentlichen Plätzen diese Schmierereien! Poolizeiiiii!!
Ganz falsch gedacht: Die Mittelpfeiler in der U-Bahn-Haltestelle Appellhofplatz wurden für Künstler freigegeben, damit sie dort „berühmte“ Kölner Köpfe verewigen können. Einen habe ich erkannt, aber das war’s auch schon.

Schildergasse

Manche Leute sind hart im Nehmen: Schön in der Fußgängerzone draußen sitzen, Käffchen trinken, Kuchen essen, vielleicht noch einen kleinen Schnaps dabei, das will man sich von so unwesentlichen Kleinigkeiten wie Minustemperaturen nicht nehmen lassen. Wozu hat man Heizstrahler und Wärmepilze, hoch die Tassen, scheiß auf die Umwelt.