Münster – „Skulptur.Projekte“ 2017 (3)

Da ist mal was Nettes: 5 Kronleuchter in einer Unterführung. Jeder Kronleuchter …

… ist eine Mischung aus alter und neuer Technologie: Im unteren Lampenbereich brennt ein Teelicht, dessen Wärme in elektrische Energie umgewandelt wird und LEDs zum Leuchten bringt. Schön! Der Künstler heißt Aram Bartholl.

Dieses Kunstwerk von Justin Matherly heißt „Nietzsche’s rock“, also Nietzsches Stein oder Felsen. Es ist eine Nachbildung des Felsen am See von Silvaplana im Oberengadin. Als der Philosoph diesen Felsen passierte, kam ihm just in dem Moment die Idee der Theorie der ewigen Wiederkunft, und das hat ihn wohl so umgehauen, daß er sich den Platz unbedingt merken mußte. Die in Beton gegossene Nachbildung ist kein Vollguß, sondern einzelne Platten, die von innen zusammengehalten werden und auf – Achtung! – medizinischen Gehhilfen, also Rollatoren und ähnliches, stehen. Der untere Rand schwebt mit Absicht.

Wir wissen nicht, wie und warum Künstler auf ihre Ideen kommen. Aber soviel läßt sich sagen: Die Idee von der ewigen Wiederkunft des immer Gleichen ist der größte Blödsinn, den die Philosophiegeschichte je hervorgebracht hat (jeder Moment, jedes Leben eines jeden einzelnen Menschen wiederholt sich wieder und wieder, nimmt Nietzsche an – leider gibt es dafür nicht die Spur eines Beweises, nicht mal einer Wahrscheinlichkeit). Ob der Künstler den Fels vielleicht deshalb auf so wackelige Füße gestellt hat?

Und das sagt der Katalog dazu: „Wiederholtes Formen und Abformen, ausgehend von Fotografien des Felsens, prägten den dreiteiligen Entstehungsprozess der Skulptur Matherleys. ‚Ich spalte Formen in andere Formen auf‘, so der Künstler. ‚Nichts hört jemals wirklich auf.‘ Keine Kopien von originalen Vorbildern entstehen so, sondern der Status quo einer sich als Objekt gestaltenden Interpretation. Matherly befragt über das Medium der Skulptur die Aktualität unserer philosophischen und ästhetischen Vergangenheit. Statt wie am Silvaplana fest mit dem Untergrund verbunden zu sein, wird das Schwergewicht in Matherlys Arbeit getragen von Stützen, die eigentlich Schwäche und den Verlust von Mobilität und Selbständigkeit symbolisieren.“ (Katalog Skulptur.Projekte Münster 2017, 1. Aufl., S. 221)

Und das ist ein Kunstwerk von 1969, „YZI“ von Olle Baertling, der bereits 1981 gestorben ist. Und was macht das dann hier? Es ist Teil eines anderen Kunstwerks, das aber so doof ist, weshalb ich keine Lust habe, davon zu erzählen. Aber diese Stangen sind ein reizvolles Fotomotiv.

Fortsetzung folgt.

 

7 Gedanken zu “Münster – „Skulptur.Projekte“ 2017 (3)

  1. Eins ist schön und macht Sinn.
    Zwei gibt mir persönlich gar nix, außer Belustigung über den Schwachsinn, der dazu geschrieben wird.
    Drei empfinde ich als unangenehm. Ich mußte dabei an die Geschichte von Takete und Maluma denken. Drei ist ganz eindeutig Takete.

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    1. Ja, „der Status quo einer sich als Objekt gestaltenden Interpretation“ ist doch herrlicher Quatsch, oder? Der Status ante einer sich als Subjekt dekonstruierenden Inkongruenz, um nicht zu sagen: Divergenz! – davon ist noch gar nicht geredet worden!

      Sieh an, Takete und Maluma war mir völlig neu. Mir gefällt das Werk, die Striche durchschneiden den Raum wie Kubismus in 3D. Aber eindeutig Takete, da hast Du Recht.

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  2. die lichter erinnern an den ehemaligen „lampenladen“ von erich.

    zu der „ewigen wiederkunft“ habe ich mich kurz schlau gelesen und kann dir zustimmen, weil ereignisse sich eben nicht immer wiederholen.
    wer meint etwas schon einmal gesehen zu haben, so genannte deja vu, kann probleme mit seiner psychischen gesundheit haben.
    so habe ich das in einem bericht eines psychologen gelesen.
    aber nitzsche empfahl ja auch die peitsche, wenn mann zum weibe geht…

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    1. Wenn Nietzsche es wenigsten so meinte, als würde sich jeder Tag gleich anfühlen, wäre ich geneigt, ihm zuzustimmen – jedenfalls unter den Bedingungen der Lohnarbeit. Aber er meint, die Jahrhunderte und Jahrtausende, so wie wir sie kennen, würden immer wieder so ablaufen, wie wir sie kennen, bis ins kleinste Detail. Ich glaube nicht nur, sondern hoffe es natürlich auch, daß das großer Quatsch ist.

      Der arme Nietzsche, was will er denn mit der Peitsche bei dem Weibe? Sich eine Tracht Prügel abholen? Der kleine Wicht …;-)

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  3. Vielen Dank für die interessanten Bilder und die noch interessanteren Kommentare. Am besten gefällt mir das letzte Kunstwerk – in der Kategorie Fotografie !
    Von den Skulpturen spricht mich auch die erste am meisten an, eine schöne Verbindung von Alt und Neu. Und ästhetisch ansprechend.
    Bemerkenswert erscheint mir, dass das zweite Kunstwerk die intensivste Diskussion ausgelöst hat. Vielleicht liegt das ja nur an dem Namen „Nietzsche“, den der Künstler, wie ich finde, ein wenig für seine Zwecke instrumentalisiert hat.
    (Kann es sein, dass bei den „Gehilfen“ ein „h“ fehlt – ich war ja zunächst fix+fertig, als ich mir die Gehilfen im Inneren vorstellte, die die Metallplatten auf ihren Rücken tragen müssen; bei dem Stichwort „Rollator“ hat sich mein inneres Bild dann geändert.)
    „Takete und Maluma“ war mir auch neu – vielen Dank auch für diesen Hinweis.
    Weiterhin schöne und spannende Entdeckungen wünscht
    Elisabeth

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    1. Danke! Das freut mich sehr, daß Dir das Foto gefällt, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich es gar nicht wegen des Kunstwerks gepostet, sondern weil auch ich das Foto so gut gelungen finde.
      An Nietzsche scheiden sich die Geister – ich halte ich für sehr überschätzt, auch wenn er bis zu seiner Krankheit natürlich ein heller Kopf war. Aber man weiß nicht genau, wann der Wahnsinn bei ihm angefangen hat.
      Die armen Gehilfen – müssen da 100 Tage unter dem Beton verharren. 🙂 Aber Du hast natürlich recht, danke für den Hinweis.

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