Bahnhofsbuchhandlung

Nee, was ist das schön: Sonntags erst spazierengehen, vielleicht ein bißchen am Rhein entlang, dann einen kleinen Abstecher in die Bahnhofsbuchhandlung Ludwig, um auf zwei Etagen gemütlich zu schauen, was es auf dem Buchmarkt Neues gibt. Oben gibt es sogar Stühle, auf denen man ohne jede Eile in die Bücher hineinlesen kann. Allerdings wahrscheinlich nicht mehr lange: Der Mietvertrag läuft Ende 2018 aus, und es hat sich jetzt schon ein anderer Interessent für die Räume gemeldt: Die Bundespolizei befindet ihre Räume als zu klein und möchte sich nun gerne hier breitmachen. Zur Zeit wird geprüft, ob es im Bahnhofsbereich noch weitere Räumlichkeiten gibt, wohin die Buchhandlung umziehen kann, aber ich bin nicht sehr zuversichtlich.

Der Berliner Gerhard Ludwig betrieb die Buchhandlung bereits seit 1946. Als er 1988 in den Ruhestand ging, verkaufte er sie an die „Unernehmensgruppe Dr. Eckert“, die ca. 200 Bahnhofsläden in Deutschland betreibt. In Köln arbeiten 25 kompetente Mitarbeiter, die bei einer Schließung ihren Job verlieren würden. Nicht nur deswegen täte es mir sehr Leid um den Laden. Ich finde, ein so großer Bahnhof braucht einfach eine Buchhandlung.

16 Gedanken zu “Bahnhofsbuchhandlung

    1. Ja, unbedingt. Schlimm genug, daß immer mehr kleine Buchhandlungen schließen müssen, weil sie gegen die Internetkonkurrenz nicht ankommen. Nun haben wir hier mal eine Buchhandlung, die gut läuft, und – für mich als Arbeitnehmer sehr angenehm – sogar sonntags geöffnet hat, und dann sowas.

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  1. Wenn ich im Kölner Hauptbahnhof verweile, gehe ich gerne in die Buchhandlung Ludwig, auch wenn es nur 10 Minuten sind. Auf dem ersten Stock gibt es u.a. gut sortierte Regale mit politischen, psychologischen, soziologischen und psychologischen Themen – ach ja, auch die Esoterik kommt nicht zu kurz.

    Ich kann mich noch gut an Besuche in früheren Jahren erinnern. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann die jetzigen Geschäftsräume bezogen wurden, vielleicht irgendwann in den neunziger Jahren oder zum Jahrhundertwechsel? Um diese Zeit, auch schon in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, ging ich gerne in die Buchhandlung, die sich damals an der linken Seite des Haupteingangs zum Bahnhof (vom Dom aus gesehen) befand. Der Ausstellungsplatz war wesentlich kleiner als heute. Beim Gang in die unterste Etage war es so als ging man in eine andere abgeschlossene, etwas enge Welt; unten waren oft die Bücher gestapelt, und so weit ich mich noch erinnern kann, waren, aufgrund des Platzmangels, die Regale mehrlagig und verschiebbar – also wie Schiebetüren eingehängt.
    Während Besuche bei den großen Buchhandlungen oft ergebnislos blieben, fand ich hier oft schnell, was ich wollte. Mein Eindruck war, dass es dort wenig Bestseller gab, sondern Literatur und Bücher von bleibendem Wert.

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    1. Stimmt! Genau, jetzt wo Du es sagst, erinnere ich mich auch, da, wo heute der „Body Shop“ ist, war die Buchhandlung früher, und an ihrem heutigen Standort befand sich eine Postfiliale. Im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofs zu einer Shopping- und Freßmeile (die Bahn selbst spricht von einem „Einkaufsbahnhof“) in den späten 90ern erhielt auch Ludwig die neuen Räume.

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  2. in hannover gab es jahrzehnte lang eine buchhandlung in familienbesitz.
    bis zum bahnhif nur 3 minuten zu fuß, wenn überhaupt so lang.
    nach dem tod des inhabers konnte kein nachfolger aus der familie gefunden werden. so wurde die buchhandlung verkauft.
    an hugendubel. die sind eine große kette, die sich in deutschland breit macht im buchhandel.
    beim vorgänger habe ich immer wieder ein buch erstanden.
    ,man konnte auch dort in der oberen etage sitzen und sich in ein buch der wahl einlesen.
    meines erachtens ist es schade, wenn familienbetrieb nicht weitergeführt werden können und an große handelsketten verkauft werden.

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    1. Bei den großen Ketten geht es leider nicht mehr um das Buch als Kulturgut, sondern ausschließlich um das Buch als Ware. Natürlich wollen kleine Buchhandlungen auch verkaufen, aber man merkt den Unterschied, wenn man die Läden betritt.

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  3. Ach ja, stöbern in Buchgeschäften ist sooo schön, egal ob im Bahnhof oder anderswo. Im Stadtteil haben wir hier eine sehr engagierte Buchhandlung, ich wünsche ihr ein langes Leben!!!
    Grad im Kölner Bahnhof ist Ausweitung der Polizei vermutlich ein Thema fast ohne Opposition….

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    1. Zu den Anfangszeiten von Amazon habe ich da auch Bücher bestellt, ohne mir groß Gedanken darüber zu machen – bis die ersten Buchläden schließen mußten. Dabei hat es überhaupt keinen Vorteil, die Bücher da zu bestellen, wenn man eine Buchhandlung in der Nähe hat, wo man ja inzwischen auch übers Internet seine Bestellung absetzen und die Bücher am nächsten Tag abholen kann. Wenn man Pech hat, dauert das bei Amazon sogar noch länger, und biliger ist es auch nicht.
      Ich befürchte auch, die Sache ist gelaufen, obwohl sich Widerstand regt – ich habe auch schon per Unterschrift gegen eine Schließung protestiert.

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  4. Das ist ja dystopisch: Die alteingesesssene Bahnhofsbuchhandlung verschwindet, um der Bundespolizei Platz zu machen? Der erste Schritt zum Polizeistaat, in dem es keine Buchhandlungen mehr gibt, aber an allen Ecken Polizeistationen.

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    1. Ja, das wurde auch von einigen Mitarbeitern der Buchhandlung angeprangert, daß hier ein vermeintlich höheres Sicherheitsbedürfnis gegen Kultur ausgespielt wird, also haben sie eine Unterschriftenaktion begonnen, von der sich die Unternehmengruppe Dr. Eckert aber eindrücklich distanzieren möchte (feige Bande).

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  5. Vor dem Neubau des Empfangsgebäudes des Bahnhofs in Münster gab es da auch zwei oder drei Buchhandlungen. Ich bin schon gespannt, wer es im Sommer dann in den Neubau schafft. Gerade der Wühltisch hat sich für mich gelohnt, das schnelle Buch to go.

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    1. Stimmt, ich erinnere mich, als ich das letzte Mal in Münster war, sah man von Bahnhof nichts mehr, stattdessen war da nur eine riesige Großbaustelle, die man einmal halb umkeisen mußte, wenn man zum Zug wollte – nichts für Trödler! Im Sommer soll das neue Gebäude fertig sein? Ich bin gespannt, zur Skulpturenausstellung werden wir Münster wieder ein paar Tage besuchen.

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      1. Ja, die Eröffnung soll passend zur Skulpturenausstellung stattfinden. Inzwischen sieht es schon nach Bahnhof aus, ich bin es auch Leid, auf kalten und zugigen Bahnsteigen auf verspätete Züge zu warten. Da wäre eine Bahnhofsbuchhandlung schon schön (die ist aktuell in einem Container draußen).

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