Weiter geht’s, 22 km liegen heute vor uns. Glücklicherweise ist es nicht mehr ganz so heiß wie die letzten Tage. Und wie schön: Da hat uns jemand einen Blütenkranz geflochten.
Kleines Bilderrätsel am Wiesenrand: Bitte im … laufen. Wer es nicht lösen kann, hat eine durchschnittlich niedrigere Lebenserwartung als Rätselfüchse: Es sterben jährlich mehr Menschen durch Kuh- als durch Haiangriffe, kein Scherz.
Im beschaulichen Dörfchen Döllnitz pflegt man noch die gute alte christliche Sitte der Hexenverbrennung – oder besser, man übt sie, man weiß ja nie, was da noch kommt.
Überhaupt ist man hier nicht zimperlich. Aber wir kommen unbeschadet durch …
… aber ob man im nächsten Dorf lustiger ist, werden wir nicht erfahren, denn wir biegen rechts ab, Richtung …
… Trausnitz, wo es eine Burg gibt. Friedrich der Schöne (es gibt leider kein zeitgenössisches Portrait) wurde hier drei Jahre lang gefangen gehalten: Er hatte sich 1314 um die Königswürden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beworben, doch die Kurfürsten wählten seinen Cousin und Freund Ludwig von Bayern, was Friedrich aber gar nicht einsah: Kurz nachdem Ludwig in Aachen gekrönt worden war, ließ Friedrich sich auch krönen, in Bonn, und erklärte sich zum einzig wahren König. Es folgte ein mehrjähriger Bürgerkrieg, bis die Truppen Friedrichs schließlich in der letzten Ritterschlacht auf deutschem Boden 1322 geschlagen wurden. Nach drei Jahren vertrugen sich die beiden wieder und wurden beste Kumpel, ja, sie teilten sich sogar die Macht und wollten das Reich zusammen regieren. Über die vielen Menschen, die dieser Quatsch das Leben gekostet hat, redet freilich keiner mehr.
Wenn man eine Burg hat, kann man auch Ritterspiele veranstalten. Das Schild sieht allerdings schon recht alt aus.
Wir wagen einen kleinen Abstecher: Am Pfreimdstausee gibt es einen riesigen Campingplatz, auf dem auch ein Gastronomiebetrieb sein soll. Wir rechnen fest mit einem Ruhetag …
… und täuschen uns, hurra! An den Nebentischen wird bereits Bier und Wein getrunken und Schnitzel gegessen, aber was geht uns das an. Wir wundern uns bloß.
Wir bleiben nüchtern, und das ist auch gut so, denn solche Wege gibt es auch. Da es in den letzten beiden Nächten geregnet hat, sind die Steine tückisch, man muß sehr aufpassen, daß man nicht abrutscht.
Ein Kalvarienberg: Oben steht das Kreuz mit den – in diesem Fall – schön glänzenden Figuren (die Marienfigur hat allerdings nur eine Vorderseite, von hinten ist sie hohl – man spart, wo man kann), und …
… von unten führt ein Weg herauf, an dessen Rand (hier rechts im Bild) eine Reihe von Steinstelen stehen, in die Szenen der „Passion Christi“, also aus seinem Leidensweg, eingemeißelt sind. Der Gläubige soll nun unten anfangen und vor jeder Stele Andacht halten oder beten, was weiß ich, und oben angekommen … tja, weiß auch nicht, nochmal beten. Nach dem Bewuchs zu urteilen wird der Weg aber nicht viel benutzt.
Bevor wir in Tännisberg ankommen, schickt uns unser Wanderführer schweißtreibend einen Berg hinauf, wo noch Überreste einer Burg stehen – ich wäre den Weg nicht mehr gegangen und hätte eine Abkürzung genommen, aber meine Begleiterin ist gnadenlos. Dafür werden wir mit dieser Aussicht belohnt.
Von der Burgruine ist nicht mehr viel zu sehen, aber man kann eine Gruft betreten …
… und wenn man weiter hineingeht, liegt da tatsächlich einer – unheimlich. Ohne Blitz hätte man ihn freilich nicht erkannt.
Tännisberg macht einen herausgeputzen Eindruck, nur Menschen sieht man nicht, es bellt nichtmal ein Hund. Die Glocken läuten ständig, aber das kennen wir ja schon.
Das Lebensmittelgeschäft ist einer Boutike gewichen – die Leute, die hier wohnen, erledigen ihre Wocheneinkäufe vermutlich in irgendeinem Einkaufszentrum, wo man mit dem Auto anfährt.
Der Lederer gibt sich malerisch, aber ich glaube nicht, daß hier noch einem Handwerk nachgegangen wird.
Im Hotelrestaurant sitzen noch zwei andere Gäste und verputzen Schnitzel. Die Speisekarte ist riesig – sowas macht mich immer mißtrauisch, also bestelle ich was Frisches: Bratkartoffeln mit Ei, auch Bauernschmaus genannt. Gibt es leider nicht, wird uns gesagt, denn heute sei Ruhetag, man könne leider nur auf die Schnelle usw. Nein nein nein! – ich will kein Schnitzel mehr essen! Wir bestellen Nudeln und Salat. Mich beschleicht der Verdacht, daß die Ruhetage in dieser Gegend recht willkürlich gelegt werden, je nachdem, wieviel Gäste gerade da sind.
Schöne Idee, Ruhetage, die spontan ausgerufen werden.
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Genau, wenn absehbar ist, daß nicht viel los sein wird, schickt man das Küchenpersonal nach Hause und läßt den Ofen aus, und hat viel Geld gespart. In dem Kaff, in dem ich aufgewachsen bin, gab es eine Kneipe, die hatten ein Schild im Fenster: „Heute geschlossen“ – und das war nicht gelogen. Allerdings hing das Schild da jeden Tag.
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Servus!
Ihr habt euch ja in der tiefsten Provinz herumgetrieben.
Hab eben mal Google Earth bemüht um zu ermitteln, von wo aus du
den Kirchturm abgelichtet hast. http://tinyurl.com/gqk233d
Nahe Hotel Wurzer hast du ausgelöst..;-)
Ob in der Hotelküche tatsächlich FRISCHE Bratkartoffeln in der Pfanne
angebraten, oder dann doch wie sonst üblich bevorratete
Gastro-Bratkartoffeln http://tinyurl.com/h2xhzq3 kurz geschwenkt werden,
entzieht sich meiner Erkenntnis.
(Glauben sollte man aber nur in der Kirche, Monsieur Videbitis..;-)
Du könntest doch deine nächste Wanderung live per Streaming App
(Periscope etc.) ins Netz übertragen und wir gucken dabei entspannt
aufm Sofa zu und knabbern Salzbrezeln..;-D
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Genau, Hotel Wurzer – steht auch dran an dem Haus, oben auf dem Bild, da hätte es Google-Earth nicht gebraucht.;-)
Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht, solche Bratkartoffeln habe ich mal in einem Kölner Brauhaus vorgesetzt bekommen, da waren noch nicht mal Zwiebeln dran. HIer war jetzt allerdings genau das das Argument, den Bauernschmaus nicht zubereiten zu können: Man habe keine Kartoffeln vorgekocht. Sollte ich also jemals wieder in Tännisberg essen gehen wollen, kann ich ganz beruhigt davon ausgehen, daß die Bratkartoffeln frisch sind.;-)
Eine Wanderung als Big-Brother-Event? Zu langweilig, glaub mir, das will keiner sehen.
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Salve!
Ich hätte wirklich den Schriftzug am Gebäude beachten sollen..;-)
Sei dir da nicht so sicher. Speisenangebote können sich ändern. Heute hui, morgen pfui..;-)
Du verwechselt da etwas. Das Big Brother Format beruht darauf, gewissermaßen unbemerkt zu beobachten. (Beobachtet zu werden) Live-Streaming hat damit nichts zu tun. Du! bestimmst, was die Kamera einfangen soll. Live-Sendung.
Ich jedenfalls würde – wenn möglich – zu/mitgucken! (Vorausgesetzt, du unterbrichst nicht mit Maggi-Reklame..;-D
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Maggi-Reklame …. hey, vielleicht könnte ich mir den Urlaub sponsorn lassen: Wie zufällig halte ich immer mal wieder Produkte in die Kamera und sage Sache wie: „Haben wir eigentlich noch ein Raider/Twix/Mars/Snickers/Bounty im Rucksack? Die gabs doch so billig bei …“
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Man sollte solche Ideen nicht in die Welt posaunen.
Jetzt wissen wir quasi, wie der Hase laufen könnte..;-)
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die vielen kreuze mit jesus und die marienbilder haben mich damals in bayern doch etwas verstört, aber was solls.
nur die bigotterie machte mich wütend, auch heute noch.
doch eure wanderung ist bestimmt sehr schön gewesen und schnitzel mag ich auch nicht dauerd essen wollen.
mit den bratzkartoffeln könnte awtchen recht haben.. pfui.
nudeln und salat sind dann schon die bessere wahl.
wieviel von den 2000 fotos kommen noch? 😉
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Hm, laß mich überlegen … 1500 hatten wir schon, kommen also noch ungefähr 500.;-) Für die vielen Kirchenfotos könnte ich ein eigenes Blog aufmachen.
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